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Reisevorbereitungen

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Mein Bru­der Jo­seph ist jetzt den gan­zen Tag draußen und hackt Brenn­holz klein für den Win­ter. »Das Haus muss mit Werg ab­ge­dich­tet wer­den. Der Wind pfeift durch al­le Rit­zen«, meint mei­ne Mut­ter.

Mein Va­ter schüt­telt den Kopf: »Das lohnt sich kaum mehr«.

Er hat unser Haus vor kur­zem an Mr. Bot­hell ver­kauft. Es dau­ert nun nicht mehr lan­ge, bis wir fort­ge­hen.

Ich be­lau­sche ein Ge­spräch mei­ner El­tern und er­fah­re, dass mein Va­ter zu­frie­den ist mit dem Ver­kauf. Er will die 280 Pfund, die er für unser Haus ge­kriegt hat, in eine Ge­sell­schaft in­ves­tie­ren, die von einer Grup­pe von Kauf­leu­ten ge­grün­det wur­de. Die Mer­chant Com­pa­ny fi­nan­ziert unse­re Rei­se.

Ich weiß nicht ge­nau, wo wir hin­ge­hen und auch Jo­seph, mein jün­ge­rer Bru­der hat kei­ne Ah­nung. Wir ha­ben nur er­fah­ren, dass es ein Land ist, das sehr weit von Eng­land ent­fernt liegt. Wir sind bei­de neu­gie­rig und auch ein we­nig ängst­lich, weil wir nicht wis­sen, was uns dort er­war­tet.

Mein Va­ter nimmt Jo­seph mit auf den Markt, wo er zwei Zie­gen und sechs Hüh­ner kauft. Von unse­ren Schwei­nen hat er fast al­le ver­kauft, nur vier jun­ge Säue be­hal­ten wir. »Wir neh­men die Tie­re mit, wenn wir auf­bre­chen«, sagt er.

Es wird unser letz­ter Win­ter in Dor­king sein. Im nächs­ten Früh­ling fah­ren wir. Mei­ne Mut­ter ist be­schäf­tigt mit Pa­cken. Wir müs­sen Werk­zeu­ge, Klei­dung und Haus­rat mit­neh­men. »Dort, wo wir hin­ge­hen, gibt es kei­nen Markt auf dem wir et­was kau­fen kön­nen«, sagt sie.

Ich schaue sie un­gläu­big an.

Jo­seph hat von mei­nem Va­ter er­fah­ren, wo­hin unse­re Rei­se geht. »Wir se­geln mit einem gro­ßen Schiff in die Ko­lo­nien, der Neu­en Welt. Dort le­ben noch nicht vie­le Men­schen und nie­mand stört sich an unse­rem Glau­ben«, er­zählt er mir auf­ge­regt. Ich bin be­geis­tert, dass sich mein Wunsch auf einem Schiff in fer­ne Län­der zu se­geln, nun doch er­fül­len wird.

»Wie ist wohl das Le­ben in den Ko­lo­nien?«, fra­ge ich Jo­seph. Er weiß es nicht und fragt mei­nen Va­ter da­nach. Mein Bru­der er­fährt, dass wir uns erst ein Haus bau­en müs­sen und dass mein Va­ter ja­gen und fi­schen wird, da­mit wir zu es­sen ha­ben. Wir neh­men auch Saat­gut mit, so­dass wir Ge­trei­de an­pflan­zen kön­nen.

Ich ha­be tau­send Fra­gen, be­herr­sche mich aber. Mei­ne Mut­ter be­merkt mei­ne Neu­gier­de. »Mach dir nicht so vie­le Ge­dan­ken, da­von be­kommst du Kopf­weh. Ver­trau lie­ber auf Gott den Herrn«, ruft sie mich zur Ord­nung.

An einem Sonn­tag, nach dem Got­tes­dienst hö­re ich wie Re­ve­rend Tho­mas sich mit mei­nem Va­ter und einem groß­ge­wach­se­nen Mann mitt­le­ren Al­ters unter­hält. Er heißt Christ­oper Mar­tin und ist einer unse­rer Rei­se­ge­fähr­ten.

Er spricht sehr von oben he­rab mit mei­nem Va­ter und ich fin­de ihn nicht sehr sym­pa­thisch. Mein Va­ter scheint sich an sei­ner Ar­ro­ganz aber nicht wei­ter zu stö­ren und ich be­hal­te mei­ne Ge­dan­ken für mich.

»Mr. Mul­lins, ihr müsst end­lich Mr. Wes­ton ken­nen­ler­nen. Er hat so viel für unser Unter­neh­men ge­tan. Kommt doch mit nach Lon­don, wenn wir uns dort nächs­te Wo­che mit Ro­bert Cush­man und John Car­ver tref­fen«, lädt er mei­nen Va­ter ein.

Mr. Cush­man und Mr. Car­ver sind die Ver­tre­ter einer pu­ri­ta­ni­schen Ge­mein­schaft aus Lei­den in Hol­land, die sich uns an­schlie­ßen wird.

Lang­sam däm­mert es mir, dass wir eine gro­ße Grup­pe von Leu­ten sein wer­den, die auf zwei Schif­fen in die Neue Welt se­geln. Ich fin­de es be­ru­hi­gend, dass die Pu­ri­ta­ner aus Lei­den, den glei­chen Glau­ben ha­ben, wie wir. Ich hof­fe, dass wir uns gut ver­ste­hen und uns gegen­sei­tig hel­fen wer­den.

Na­tür­lich bin ich neu­gie­rig mehr über sie zu er­fah­ren. So­bald mein Va­ter aus Lon­don zu­rück­kehrt, lau­schen Jo­seph und ich an der Tür, als er mei­ner Mut­ter von ih­nen be­rich­tet. »Stell dir vor Ali­ce, es sind Se­pa­ra­tis­ten. Wir den­ken, wir sind ver­mes­sen, weil wir ver­schie­de­ne In­hal­te unse­rer Kir­che ab­leh­nen. Aber die­se Leu­te, die im Exil in Lei­den le­ben, sind noch dras­ti­scher in ihren An­sich­ten. Sie wol­len die Kir­che Eng­lands ver­las­sen, wol­len gar nicht zu einer zent­ra­len Kir­che ge­hö­ren, son­dern je­de Ge­mein­de soll eine Kir­che für sich sein. Sie den­ken, wir ha­ben al­le die glei­chen Rech­te und kei­ner steht über dem An­de­ren. Sie nen­nen sich selbst Saints, da­zu aus­erwählt, Gro­ßes zu voll­brin­gen im Na­men Got­tes.«

Die Ant­wort mei­ner Mut­ter ist zu lei­se, als dass ich sie ver­ste­hen kann. Ich ha­be fürs Ers­te ge­nug ge­hört.

Dun­kel er­in­ne­re ich mich da­ran, dass die Se­pa­ra­tis­ten­be­we­gung von Re­ve­rend Brown vor gut 40 Jah­ren ge­grün­det wur­de. Da­mals herrsch­te über Eng­land noch King James Vor­gän­ge­rin die gro­ße Kö­ni­gin Eli­za­beth, die eine li­be­ra­le Pro­tes­tan­tin war. Doch die Leh­ren von Brown wa­ren auch ihr zu ra­di­kal.

Die Se­pa­ra­tis­ten leh­nen nicht nur Weih­nach­ten, Os­tern und al­le Hei­li­gen­ta­ge ab, son­dern stel­len die ge­sam­te Kir­chen­hie­rar­chie ein­schließ­lich al­ler Ri­ten außer Abend­mahl und Psal­men in­fra­ge. Selbst das »Va­ter unser« wol­len sie nicht als bi­bel­treu gel­ten las­sen.

Ihr Schick­sal war schließ­lich be­sie­gelt, als sie auch noch die Au­to­ri­tät der Kö­ni­gin als Kir­chen­ober­haupt an­zwei­fel­ten. Queen Eli­za­beth ließ Brown und sei­ne An­hän­ger, Bar­row, Green­wood und Pen­ry ver­haf­ten und we­gen Hoch­ver­rats hin­rich­ten.

Ich bin be­un­ru­higt zu hö­ren, dass unse­re neu­en Rei­se­ge­fähr­ten die­ser ext­re­mis­ti­schen Leh­re an­hän­gen, und ma­che mir Sor­gen, wie wir mit ih­nen aus­kom­men wer­den. Aber ich be­hal­te mei­ne Ge­dan­ken für mich. Mei­ne Mut­ter hält Sor­gen für über­flüs­si­gen Bal­last, der unse­ren Geist ver­wirrt. »Die We­ge des Herrn sind un­ab­än­der­lich. Wir müs­sen uns sei­ner Füh­rung beu­gen wie ein Blatt im Wind, sonst wer­den wir zer­schmet­tert.«

Ei­ni­ge Wo­chen spä­ter be­glei­ten wir mei­nen Va­ter, als er sich wie­der nach Lon­don auf­macht und ich ler­ne Mr. Car­ver und Mr. Cush­man ken­nen. Bei­de er­schei­nen mir freund­lich und höf­lich und ich kann in ihrem Auf­tre­ten nichts Fa­na­ti­sches er­ken­nen, was mich ein­deu­tig be­ru­higt. Die Ge­sprä­che füh­ren die Män­ner an­schlie­ßend al­lei­ne, wäh­rend mei­ne Mut­ter und ich Na­deln und Wol­le in einem La­den am Ha­fen kau­fen.

Auf der Rück­fahrt von Lon­don wirkt mein Va­ter nach­denk­lich. Es hat da­mit zu tun, dass es Neu­ig­kei­ten we­gen unse­res Land­pa­ten­tes gibt: »Das Pa­tent wur­de er­teilt, gilt aber nur für das Ge­biet an der Mün­dung des Hud­son Ri­ver.« Mei­nem Va­ter scheint nicht zu ge­fal­len, dass unser Pa­tent nur für eine be­grenz­te Re­gion in der Neu­en Welt gilt.

Schon im ver­gan­ge­nen Ju­ni ha­ben Mr. Cush­man und Mr. Car­ver ver­sucht von der Lon­don Com­pa­ny, die über Land in der Ko­lo­nie Vir­gi­nia ver­fügt, ein Pa­tent mit der Er­laub­nis zu er­hal­ten, dort zu sie­deln. Aber die Be­mü­hun­gen sind ge­schei­tert und ei­ni­ge Hol­län­der ha­ben den bei­den Agen­ten das An­ge­bot ge­macht, die Rei­se zu unter­stüt­zen. Da­von hat wie­de­rum die Lon­don Com­pa­ny er­fah­ren und Tho­mas Wes­ton ins Spiel ge­bracht.

Wes­ton ist ein aal­glat­ter Eisen­händ­ler aus Lon­don, der nur sei­nen Pro­fit im Sinn hat. Er wit­tert die Ge­le­gen­heit auf ein gu­tes Ge­schäft und ver­spricht, sich bei der Lon­don Com­pa­ny da­für ein­zu­set­zen, dass doch noch die Ur­kun­de so aus­ge­stellt wird, dass wir in ganz Neu­eng­land sie­deln kön­nen. Zu­dem hat er an­ge­bo­ten, pri­va­te In­ves­to­ren für das Unter­neh­men zu ge­win­nen, und so ist es zur Grün­dung der Ge­sell­schaft der Kauf­leu­te ge­kom­men, die jetzt unse­re Rei­se fi­nan­ziert.


Als der Früh­ling da ist, steigt in mir die Auf­re­gung we­gen der be­vor­ste­hen­den Rei­se. Eines Nach­mit­tags kommt Mr. Mar­tin mit Tho­mas Wes­ton zu uns. Mei­ne Mut­ter und ich dür­fen blei­ben und hö­ren was die Män­ner mit mei­nem Va­ter be­spre­chen. Mr. Wes­ton ist sehr auf­ge­bracht. Of­fen­bar gibt es Schwie­rig­kei­ten we­gen des Ver­tra­ges mit den Kauf­leu­ten.

»Mr. Mul­lins, es ist ein Jam­mer. Ich war bei der Lon­don Com­pa­ny und konn­te er­wir­ken, dass ein wei­te­rer Punkt in das Land­pa­tent ein­ge­fügt wird, so­dass unse­re Sied­lungs­er­laub­nis für ganz Neu­eng­land gilt. Ich arbei­te noch da­ran, dass die Re­gie­rung die­ser Re­ge­lung zu­stimmt. Ich den­ke, wir krie­gen es durch. Aber es gibt Prob­le­me mit den Geld­ge­bern der Mer­chant Com­pa­ny. Sie mur­ren weil sich die Kos­ten der Rei­se bis­her auf fast 7000 Pfund be­lau­fen. We­gen der ho­hen Sum­me, die das Unter­neh­men ver­schlingt, woll­ten ei­ni­ge schon ab­sprin­gen. Ich muss­te Zu­ge­ständ­nis­se ma­chen, da­mit sie wei­ter­hin ihr Ka­pi­tal in die Rei­se ste­cken. Es gibt jetzt eine Be­din­gung die ver­langt, dass al­le Sied­ler bis zur Be­glei­chung der Schul­den täg­lich arbei­ten müs­sen, um die In­ves­ti­tion mit Pro­fit zu­rück­zu­zah­len. Die ur­sprüng­li­che Be­din­gung, dass an zwei Ta­gen der Wo­che für eige­ne Er­trä­ge ge­wirt­schaf­tet wer­den kann, wur­de aus dem Ver­trag ge­stri­chen. Wie soll ich das den Leu­ten aus Lei­den bei­brin­gen? Sie wer­den da­mit nicht ein­ver­stan­den sein«, klagt Mr. Wes­ton.

Mir er­scheint die neue Klau­sel un­an­nehm­bar. Es be­deu­tet, dass wir uns al­le jah­re­lang ab­schuf­ten müs­sen, um unse­re Schul­den bei den Kauf­leu­ten zu be­glei­chen und kein eige­nes Ver­mö­gen auf­bau­en kön­nen. Mein Va­ter wirkt ge­nau­so ir­ri­tiert wie ich. »Ver­zeiht mir Mr. Wes­ton, aber auch ich fin­de, dass die ge­än­der­ten Be­din­gun­gen eine Zu­mu­tung sind. Ich wer­de so auch nicht unter­schrei­ben.«

Mr. Wes­ton kriegt einen hoch­ro­ten Kopf und ich se­he, wie ihm eine Ader an der Stirn an­schwillt vor Zorn. »Macht es bes­ser Mr. Mul­lins, wenn ihr könnt. Ich bin nicht im­stan­de die Geld­ge­ber um­zu­stim­men. Sie blei­ben bei ihren For­de­run­gen.«

Ich he­ge heim­lich den Ver­dacht, dass Tho­mas Wes­ton die neu­en Be­din­gun­gen gut heißt. Im­mer­hin hat er selbst sein Ka­pi­tal in die Unter­neh­mung ge­steckt und ist einer der füh­ren­den Per­so­nen der Ge­sell­schaft der Kauf­leu­te.

Mein Va­ter setzt zu einer schar­fen Er­wi­de­rung an, doch Mr. Mar­tin be­eilt sich zu be­schwich­ti­gen: »Aber bit­te mei­ne Her­ren! Wir sind doch Gent­le­men. Ge­wiss wer­den wir eine Lö­sung fin­den, die uns al­le zu­frie­den­stellt.«

Sie fin­den sie nicht und ei­ni­gen sich schließ­lich da­rauf, vor­erst die ge­än­der­ten Be­din­gun­gen für sich zu be­hal­ten und Mr. Car­ver und Mr. Cush­man da­von nichts zu er­zäh­len.

Ich ma­che mir Sor­gen, dass das Unter­fan­gen gänz­lich schei­tert. Mein Va­ter hat all sein Geld in das Unter­neh­men ge­steckt. Mr. Mar­tin, hat dop­pelt so viel, wie wir zu ver­lie­ren, da er noch viel mehr in­ves­tiert hat.


Im Ap­ril sol­len wir ab­rei­sen. Mr. Bot­hell rech­net da­mit, dass wir unser Haus, das jetzt ihm ge­hört bis da­hin ver­las­sen. Mein Va­ter kommt nach einer wei­te­ren Unter­re­dung mit Mr. Wes­ton be­sorgt nach Hau­se. Er wei­gert sich, Ein­zel­hei­ten zu er­zäh­len, weil er uns nicht noch mehr be­un­ru­hi­gen will, aber es ist klar, dass sich unse­re Ab­rei­se wie­der ver­zö­gern wird.

Mr. Bot­hell ist nicht er­freut, ver­län­gert aber die Frist, die wir noch im Haus blei­ben kön­nen.

Mei­ne äl­tere Schwes­ter Sa­rah und mein Bru­der Wil­liam, aus der Ehe mei­nes Va­ters mit sei­ner ers­ten Frau, kom­men uns be­su­chen. Es ist ein schmerz­li­cher Tag, denn kei­ner weiß, ob wir uns je wie­der­se­hen. Mein Va­ter ist be­drückt und ich wei­ne heim­lich im Stall in das Fell einer Zie­ge. Sie hält ganz still und ich füh­le mich et­was ge­trös­tet.


Der Som­mer steht nun vor der Tür und wir sind im­mer noch da. Mr. Bot­hell´s Ge­duld wird dünn und er setzt uns eine letz­te Frist, zu der wir das Haus ver­las­sen müs­sen.

Mein Va­ter ist sehr an­ge­spannt und mei­ne Mut­ter wird im­mer stil­ler. Mr. Cus­ham, kommt er­neut mit Mr. Car­ver aus Hol­land, um die Rei­se­vor­be­rei­tun­gen für die Lei­de­ner Grup­pe ab­zu­wi­ckeln. Mitt­ler­wei­le wis­sen die bei­den Agen­ten der Lei­de­ner Grup­pe von dem ge­än­der­ten Ver­trag und wei­gern sich wie er­war­tet, ihn zu unter­schrei­ben. Sie ver­su­chen, Mr. Wes­ton und die Lon­do­ner Kauf­leu­ten um­zu­stim­men, aber die Ver­hand­lun­gen schei­tern.

An­fang Ju­li er­fah­ren wir von Mr. Mar­tin, dass es nun doch los­geht, ob­wohl es noch im­mer kei­ne Ei­ni­gung we­gen des Ver­tra­ges gibt. Wir sind er­leich­tert und hof­fen, dass nun die Ab­rei­se wirk­lich be­vor­steht.

Mein Va­ter fährt vo­raus nach Lon­don, mit mei­nem Bru­der Jo­seph und Ro­bert Car­ter. Ro­bert ist der Lehr­ling mei­nes Va­ters und wird uns in die Neue Welt be­glei­ten. Ich kann ihn nicht be­son­ders gut lei­den, weil er mir gegen­über im­mer ziem­lich schnip­pisch ist. So­bald mein Va­ter je­doch in der Nä­he ist, be­han­delt er mich mit heuch­le­ri­scher Freund­lich­keit.

Mit zwei Fuhr­wer­ken bringt mein Va­ter unser ge­sam­tes Fracht­gut nach Lon­don zu dem Schiff. Das zwei­te Fuhr­werk fährt Ro­bert Car­ter.

Mei­ne Mut­ter und ich fol­gen ei­ni­ge Ta­ge spä­ter nach. Ein Cou­sin von mir, Pe­ter Brow­ne, den ich bis da­hin nicht ken­nen­ge­lernt ha­be, wird uns eben­falls auf unse­rer Rei­se be­glei­ten. Er bringt sei­ne rie­si­ge Mas­tiff-Hün­din Bir­die mit. Sie leckt mir die Hand und lässt sich von mir strei­cheln.

Pe­ter lacht. »Nun klei­ne Cou­si­ne, Bir­die scheint dich zu mö­gen«. Er um­armt mich herz­lich, was ihm einen stra­fen­den Blick mei­ner Mut­ter ein­trägt.

Pe­ter ist We­ber von Be­ruf und nur ein paar Jah­re äl­ter als ich. Er will, so­bald er ein Haus und einen Stall hat, Scha­fe aus Eng­land in die Ko­lo­nien brin­gen. »Du wirst se­hen Pri­scil­la, wir wer­den die bes­te Wol­le aus ihren Fel­len ma­chen, und wun­der­bar wei­che Stof­fe da­raus we­ben«, ver­traut er mir an. Sei­ne brau­nen Au­gen zwin­kern mir leb­haft zu. Ich mag ihn so­fort.

Wir ha­ben noch im­mer eine Men­ge Ge­päck, es sind unse­re per­sön­li­chen Sa­chen, die wir wäh­rend der Rei­se brau­chen und Pe­ter hilft uns, sie im Wa­gen zu ver­stau­en.

Als der Wa­gen los­fährt, schaue ich mich noch ein­mal um. Ich muss blin­zeln, da­mit ich nicht wei­ne, als ich das letz­te Mal das Haus se­he, in dem ich auf­ge­wach­sen bin.

Mei­ne Mut­ter stupst mich in die Sei­te und sieht mich vor­wurfs­voll an. Sie hat kein Ver­ständ­nis für Rühr­se­lig­kei­ten und fin­det sie un­an­ge­bracht.

Ich schlu­cke, ho­le tief Luft und wen­de mei­nen Blick nach vor­ne. Ich bin 17 Jah­re alt, als ich im Ju­li 1620 Eng­land ver­las­se.

Wir kamen mit der Mayflower

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