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Gestrandet in Alaska

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An einem See im Norden Alaskas,Mitte September

Obwohl Valerie so fror, registrierte sie, dass er nicht nur sehr lange, sondern auch gerade und gut trainierte Beine hatte. Die Kehrseite, die er nun aus einer schwarzen Baumwollshort befreite, war allerdings ein bisschen zu flach für Valeries Geschmack. Sie musste fast über sich selbst lachen: Gestrandet auf einem See in Alaska, keine Ahnung, wie und wann sie da wieder wegkommen würde – und sie interessierte sich für den Popo eines fremden Herrn! Aber ihr war nach Blödsinn und trotz der Kälte nach Lachen und Blödeln. Sie hatte es geschafft, die Seastar zu landen und sie lebte! Und das mit der Rettung würde schon gut gehen!

Bill hatte erzählt, dass er drei Stationen anzufliegen hatte: Benedikts Forschungscamp, die Lodge, in der er Titus hatte abliefern sollen und das Fischercamp, für das die Vorräte bestimmt waren. Sobald man dort merken würde, dass das Flugzeug nicht kam, würde eine Meldung nach Fort Yukon gehen und von dort aus wahrscheinlich in die nächste größere Stadt und dann würde eine Rettungsaktion einsetzen. Natürlich, dass Wetter war für eine solche nicht ideal. Der Himmel hatte sich jetzt vollends zugezogen, es schien sich vollends eingeregnet zu haben und der Wind war stärker geworden. Er zog und schüttelte immer wieder an der Seastar.

»Wie geht's jetzt weiter?« Titus hatte eine Army-Wolldecke um sich gewickelt, aber seine Reisetasche zu sich gezogen und fand gerade einen trockenen Pullover.

»Ja, ich denke, es wird eine Weile dauern, bis man es findet«, antwortete Valerie. »Wir werden warten müssen.«

»Über Nacht?« fragte Titus.

»Ziemlich wahrscheinlich«, meinte Valerie. »Bis die Rettungsaktion anläuft, ist es dunkel. Und bei dem Regen und Wind kriegen wir kein großes Signalfeuer hin. Und selbst, wenn man uns finden würde – ich glaub' nicht, dass irgendjemand dann auf dem See landen wollte.«

Titus zog sich einen dunkelroten Pullover über den Kopf. »Okay«, sagte er. »Dann werden wir hier schlafen müssen.«

»Genau damit habe ich ein Problem!« gestand Valerie ein. »Wie ich schon sagte: Ich weiß nicht, ob der Rumpf noch dicht ist. Und ich traue unserer Verankerung nicht. Ich möchte eigentlich mitten in der Nacht halb im Wasser und mit einem abtreibenden Flugzeug aufwachen.«

»Hmm.« Titus wuschelte sich mit einer Hand durch seine kurzen Haare. »Was schlagen Sie vor?«

»Ein Lager an Land«, antwortete Valerie.

»Oh, wie gemütlich!« Titus schielte zum Fenster hinaus. »Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir die Maschine besser sichern? Oder vielleicht könnten wir sie sogar an Land ziehen?«

»Das dürfte uns schwer werden«, antwortete Valerie. »Das Ding wiegt ja nun doch ein bisschen was. Ich denke, mit einem Lager sind wir da besser und schneller bedient. So viel ich informiert bin, muss in Alaska jedes Flugzeug eine komplette Notfallausrüstung – Zelt, Gewehr, Schlafsäcke, Proviant – dabei haben. Doch selbst wenn nicht – wir haben jede Menge Planen, wir haben Seile, wir haben zwei Decken, ich habe eine Notfall-Decke im Rucksack und hier ist ganz sicher auch eine in der Erste-Hilfe-Ausrüstung. Damit müssten wir gut durch eine Nacht kommen.«

»Das klingt für meinen Geschmack sehr abenteuerlich!« Titus war alles andere als begeistert und das hörte man deutlich.

Valerie stand auf und ging zu ihrem Rucksack, den Titus hinter den Sitz gestellt hatte. Sie angelte trockene Cargo-Jeans, Socken und einen Fleece Pullover heraus, dazu ihren wasserdichten Anorak und ein Paar gelbe Gummistiefel. Anziehen war durch die Schulter etwas mühsam, aber sie schaffte es und begann, sich im Flieger umzusehen. Dabei war ihr die Sicht durch die Ladung verstellt, aber sie drückte sich seitlich daran vorbei und meldete: »Bingo!« An der hinteren Wand der Kabine waren zwei graue Kunststoffcontainer mit Expandern befestigt. Auf einem prangte ein rotes Kreuz, der andere, noch größere, hatte die Aufschrift »SAR".

Valerie öffnete erst einmal den Erste-Hilfe-Koffer und fand eine reichhaltige Ausstattung inklusive eines sorgfältig in Styropor verpackten Satzes Ampullen. Sie überprüfte die Aufschriften und freute sich. »Na, wer sagt's denn? Ein Lokal-Anästhetikum – genau das habe ich gebraucht. Jetzt brauche ich nur noch ein gescheites Muskel-Relaxans ...«

»Wie bitte?« Titus war aufgestanden, lehnte an der Ladung und schaute ihr zu.

Valerie grinste ihn an. »Haben Sie schon einmal eine Schulter eingerenkt?«

»Äh – wie bitte?«

»Sie müssen mir die Schulter einrenken!« erklärte Valerie. »Abgesehen davon, dass sie so ziemlich weh tut, kann ich den Arm so für nichts verwenden. Das ist ziemlich Kokolores, ergo sollten wir versuchten, das Gelenk wieder funktional zu bekommen, in dem Sie es einrenken.«

»Sonst noch was?« Titus zog eine Augenbraue hoch. »Nur zu Ihrer Information: Ich habe zwar in meiner wilden Jugend überlegt, ob ich Medizin studieren sollte, habe mich dann aber für Musik entschieden.«

»Na, sowas!« feixte Valerie. »Bei mir war's gerade andersrum: Ich habe mir überlegt, ob ich Musik studieren soll und mich dann für Medizin entschieden. Und mit meiner Anleitung werden Sie es schon schaffen, meine Schulter zu behandeln!« Sie nahm zwei Ampullen aus dem Pack, außerdem zwei Einweg-Injektionsspritzen mit Nadeln, Alkoholpads, Dreieckstücher und elastische Binden. »Wir werden eine Schultergelenks-Reposition nach Hippokrates durchführen – das ist eine schön bewährte, sehr alte Methode und meine Schulter ist geradezu ein Paradefall für ihre Anwendung.«

Sie krabbelte über die gelagerten Güter wieder nach vorne und schaute sich um. »Bisschen wenig Platz hier, aber wir kriegen das hin. Ich lege mich auf den Doppelsitz, Sie setzen sich auf meinen Rucksack davor.«

Titus war ihr nachgekommen. »Ihren Optimismus möchte ich haben!« stellte er fest.

»Na, rumsitzen und jaulen würde uns auch nicht weiterbringen!« Valerie versuchte, die Spritzen aufzuziehen, was einhändig nicht ganz einfach war.

Titus nahm sie ihr ab. »Spritzen aufziehen kann ich. Ich hatte während meiner Studienzeit einen Freund, der Diabetiker war und mit seinen Spritzen nicht klar kam. Wie viel soll ich aufziehen?«

»Moment, ich rechne noch. Ich brauche ungefähr ein Sechstel von dem, was ich einem Pferd spritzen würde. Bei mir ...« Sie überlegte noch einmal, dann sagte sie: »Acht hinten und sechs Einheiten vorne müssten reichen. Dann noch das Relaxans – schätzungsweise fünf Milligramm. Damit müsste es gehen.«

»Sind Sie sicher, dass Sie nicht warten wollen, bis uns jemand einsammelt und Ihnen ein Kollege helfen kann?« Titus wirkte sehr skeptisch.

»Ja, ich bin sicher, dass ich nicht so lange warten will.« Valerie zog ihren Pullover wieder aus. »Wenn Sie sich den Rucksack schnappen würden? Sie müssen erst mal spritzen ...«

»Toll!« Titus zog ihren Rucksack nach vorne neben den Doppelsitz und ließ sich darauf nieder. Er hielt die beiden gefüllten Spritzen in die Höhe. »Wo und wie hätten Sie's denn gern?«

Valerie deutete auf die Spritze mit der wasserklaren Flüssigkeit. »Die Hälfte davon bitte hier!« Sie bezeichnete eine Stelle vorne an ihrer Schulter. »Und dann auf der anderen Seite – auch so ungefähr in diesem Bereich. Und wenn wir damit fertig sind, vielleicht von oben«, sie tippte auf die Schulter, »das gelbliche Zeug!«

Titus legte die Spritze mit dem Muskelrelaxans vorsichtig auf seinen Sitz, dann kam er zurück. »Muss ich das irgendwie desinfizieren?« fragte er.

Valerie hatte einen Alkoholpad geöffnet. »Das mache ich!« Sie säuberte die Einstichstelle. »Also los – Nummer Eins.«

»Puuh – ich hoffe, ich tue Ihnen nicht zu sehr weh.« Titus setzte die Nadel vorsichtig an, gab dann einen leichten Druck darauf, beobachtete Valerie, die sich auf die Unterlippe biss und drückte langsam ab.

»Uuuh ...« Valerie musste sich einen Aufschrei verbeißen. Die Injektion brannte und sie hatte das Gefühl, dass ihre Schulter jetzt endgültig zu viel bekam. »Bitte gleich die zweite!« bat sie schwach.

»Sicher?«

»Ganz sicher!« Valerie desinfizierte eine Stelle hinten an der Schulter und drehte sich, damit er daran kommen konnte.

»Also gut ...« Er stach noch einmal ein und drückte langsam die Flüssigkeit in ihren Körper. »Tief atmen, Valerie! Ganz ruhig ...«

Sie hatte tatsächlich nach Luft geschnappt und musste sich nun bemühen, sich wieder zu beruhigen. »Es fühlt sich gerade an, als ob etwas in meiner Schulter explodiert wäre.«

»Ich beneide Sie nicht drum!« zeigte Titus Empathie. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Möchten Sie etwas trinken? Oder essen? Sie sind sehr blass ums Näschen!«

»Könnten Sie die dritte Injektion reinhauen?« bat Valerie. Sie wusste, dass es nichts nützte, die Sache hinauszuziehen.

»Gut, wenn Sie meinen. Wohin?«

Valerie hatte ein neues Alkoholpad ausgepackt und rieb oben über die Schulter. »Bitte hier flach einstechen – da kommt gleich Knochen!«

»Und da kann nichts schiefgehen?« fragte Titus.

»Nein, Sie machen das schon.« Valerie wollte ihm nicht erzählen, was alles daneben gehen konnte. Stattdessen schloss sie die Augen und biss die Zähne zusammen.

Titus setzte sorgfältig die dritte Spritze, zog sie langsam wieder heraus und atmete hörbar aus. »Puuh – und jetzt?« Er lehnte sich gegen die Wand.

»Abwarten, bis es wirkt – 10 Minuten oder so ...« Valerie spürte schon, wie sich das Betäubungsmittel ausbreitete und der Schmerz langsam versurrte. Doch nun merkte sie, wie angespannt sie gewesen war. Jetzt, wo der Flugzeug unten war, machte sich Erschöpfung breit. Sie hätte sich am liebsten in die Fleecedecke gerollt, die Augen geschlossen und wäre eingeschlafen.

»Valerie, bleiben Sie bei mir!« Titus legte seine Hand an ihre Wange. »Nicht einschlafen – wir müssen erst Ihre Schulter in Ordnung bringen. Und dann müssen wir an Land und ein Lager bauen und dann dürfen Sie schlafen.«

»Hmm ...« Es war schön, dass der Schmerz in der Schulter jetzt nachließ!

»Erzählen Sie mir – wie machen wir das mit dem Lager?« fragte Titus.

»Ich denke, hinten in der SAR Kiste sind die Utensilien dafür – Zelt, Schlafsäcke. Wir bauen das Zelt auf, packen uns in die Schlafsäcke ...«

»Zelt aufbauen – haben Sie das schon mal gemacht?«

Valerie musste trotz ihrer Müdigkeit grinsen. Der Dirigent sah aus als, ob sie ihm eben mitgeteilt hätte, dass er in der nächsten Stunde anfangen sollte, eine Lokomotive zu bauen. »Das ist kein großes Problem. Ich hoffe, dass es ein modernes Zelt und nicht gerade eine Dackelgarage ist ...«

»Eine was?« Titus schien den Ausdruck noch nie gehört zu haben.

»Sie waren nicht bei der Bundeswehr?«

»Viel zu viel!« erwiderte er. "Ich bin der Sohn eines Bundeswehr-Offiziers. Darum habe ich auch Zivildienst gemacht «, gab Titus Auskunft.

»Die Dackelgarage ist das alte Bundeswehrstandard-Zelt für zwei Mann. Es besteht aus zwei Planen, die oben zusammengeknöpft werden. Funktioniert ganz gut, ist aber ein wenig mühsam im Aufbau. Und natürlich ist es nicht so wasser- und windfest als ein modernes Expeditionszelt«, erklärte Valerie.

»Ich scheine mit Ihnen ausgesprochen Glück gehabt zu haben!« fand Titus. »Sie können fliegen, Sie haben Ahnung von Zelten – woher?« erkundigte er sich.

»Mein bester Freund – der, den ich besuchen will – ist Wildtierbiologe«, erklärte Valerie. »Der hat mich während des Studiums dauernd in die Wälder und Auen verschleppt. Wir haben fast jedes Wochenende in der Rax bei Wien das Liebesleben der Bachforelle studiert.«

»Spannend!« Titus grinste, pfiff ein paar Takte vom Forellenquintett und sagte dann: »Wilde Leidenschaft in kaltem Bachwasser. Sind die Viecher monogam oder pflegen Sie interessantere Beziehungsformen?«

»Die huldigen der ganz freien Liebe!« feixte Valerie. »Salma trutta fario – die Bachforelle – fächelt sich Laichgruben, in die die Weibchen dann ungefähr 1000 bis 1500 Eier legen. Der Bachforellerich befruchtet sie und das war's dann. Die Herrschaften verdrücken sich, die lieben Eierchen wachsen heran – so sie nicht gefressen werden – und nach zwei bis vier Monaten schlüpfen die Fischlarven.«

»Das klingt irgendwie nicht nach einem wirklich aufregenden Liebesleben!« fand Titus.

Valerie grinste ihn an. »Ihres ist sicher spannender!« rutschte ihr heraus.

Er verdrehte die Augen. »Wenn man der Boulevard-Presse Glauben schenkt ...« Er seufzte. »Die verdächtigt mich aber immer schon, eine ausgewachsene Affäre zu haben, wenn ich nur die Zähne in Richtung eines weiblichen Wesens blecke! Dabei habe ich wirklich noch was anderes zu tun als hinter den Damen herzusteigen.«

»Sorry, es geht mich nichts an. Ist mir nur gerade so rausgerutscht.« Valerie wollte ihm nicht zu nahe treten. Andererseits schien er durchaus davon überzeugt zu sein, dass er Schlag bei Frauen hatte. Valerie musterte ihn noch einmal unter gesenkten Wimpern. Gut, er war ein attraktiver Mann, aber ihr Typ war er definitiv nicht. Sie war mit einem sehr gewandten, smarten Mann verheiratet gewesen. Gutaussehend und charmant war er obendrauf gewesen und obwohl Valerie sich um Toleranz bemüht hatte – irgendwann war ihr das Augenzudrücken doch zu viel geworden und sie hatte Sandro in die Freiheit entlassen. Nun lebte er mit einer Stewardesse zusammen, die sich tatsächlich einbildete, dass er ihr treu wäre. Valerie zweifelte daran. Sie kannte ihren Ex-Pappenheimer und war überzeugt, dass er sich höchstens in einem Punkt geändert hätte: Er war vermutlich geschickter darin geworden, seine Eskapaden vor der Dame seines Herzens zu verbergen.

»Wie geht es Ihrer Schulter?« fragte Titus.

»Fast schmerzfrei. Ich denke, wir können daran gehen, sie einzurenken.«

»Gut. Was habe ich zu tun?«

Valerie rutschte ein wenig auf dem Sitz nach unten, so dass ihr Oberkörper mit der Schulter ihm zugewandt lag. »Sie stellen Ihren Fuß in meine Achselhöhle. Er bildet das Widerlager für den Zug, den sie mit ihrem Arm und der Hand ausüben. Sie müssen sich vorstellen, dass die Gelenkkugel«, sie ballte die Faust, um zu illustrieren, was sie meinte, »gerade halb neben der Gelenkpfanne hängt und sich da verkantet hat. Sie müssen sie also weit genug herausziehen, dass sie sich löst und ins Gelenk zurückschnappen kann.«

»Und dabei kann ich nichts kaputtmachen?« fragte er besorgt.

Valerie schüttelte den Kopf. »Die Muskeln und Bänder sind recht widerstandsfähig. Sie werden gleich merken, wie viel Widerstand die Ihnen entgegen setzen.«

»Ja, wenn Sie meinen. Also noch mal: Ich setze meinen Fuß in Ihre Achselhöhle. Dann nehme ich mit beiden Händen ihren Arm und ziehe. Was muss ich dabei beachten?«

»Dass Sie den Arm möglichst nicht verdrehen, sondern gerade aus dem Gelenk ziehen«, erklärte Valerie.

»Na, dann ...« Titus wischte sich die Hände an seiner Hose ab, dann nahm er Valeries linken Arm, holte noch einmal tief Luft und hob das Bein, um den Fuß in ihre Achselhöhle zu stellen. »Können wir?«

»Ziehen Sie!« Valerie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, wild entschlossen, keinen Mucks von sich zu geben. Und dann zog Titus an. Sie spürte seine Hände, weich und doch erstaunlich kräftig, die ihren Unterarm festhielten, sie spürte, wie sich die Muskeln und Bänder dehnten. Es schmerzte, aber nicht so sehr, wie sie erwartet hatte – die lokale Betäubung wirkte gut. Und dann war da ein Geräusch – ein »Klick' – und sie spürte, wie die Gelenkkugel in die –pfanne geschnappt war.

Titus hatte das Geräusch auch gehört, dazu hatte er ihre Schulter beobachtet. Nun ließ er langsam los. »Okay?«

»Ich glaub' schon. Danke.« Valerie schloss die Augen und ruhte sich einen Moment aus. »Wir müssen nur noch verbinden. Im Moment sind natürlich alle Bänder überdehnt und es dürfte außerdem einen Bluterguss im Gelenk gegeben haben. Also muss man die Schulter ruhigstellen.«

»Fein. Haben Sie genug Material?«

Valerie reichte ihm das Verbandszeug und setzte sich auf, mit der Seite zu ihm. »Wir fangen mit den elastischen Binden an. Bitte um die Schulter, über die Brust zur anderen Seite und zurück – die Schulter soll möglichst fixiert werden.«

Titus begann sorgfältig zu wickeln. Als er mit der ersten Binde fertig war, befestigte er sie mit einem Leukoplast. »Ich denke, wir brauchen mindestens noch eine oder zwei ...«

»Sie sind geschickt!« lobte Valerie.

Er schlang die Binde unter ihrem linken Arm durch, zog sie gerade, wickelte wieder über die Brust, dann lächelte er sie an. »Ein Freund von mir pflegt zu behaupten, ich sei zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen, doch so ganz stimmt das dann wohl doch nicht. Ich kann wenigstens mit meinen Händen was anfangen.«

»Sogar eine ganze Menge!« Er hatte jetzt die drei elastischen Binden verbraucht und betrachtete sein Werk. »So – das sieht schon mal nicht schlecht aus.«

»Jetzt fixieren wir den Arm.« Valerie reichte ihm ein Dreieckstuch. »Wenn Sie bitte oben einen Knoten machen würden.«

»Hier, bitte!«

Sie legte das Tuch um den Hals, legte den angewinkelten linken Arm hinein und lächelte Titus an. »So – jetzt bitte das zweite Dreieckstuch über die rechte Schulter darüber, so dass der Arm auch einigermaßen fest ist.«

Titus war fertig und half ihr, den Pullover über den Kopf und den rechten Arm zu ziehen. »Wie fühlen Sie sich?« fragte er.

»Besser als vorher – wobei im Moment natürlich auch die Betäubung noch wirkt. Danke! Sie haben das toll gemacht.«

»Sie waren sehr tapfer!« Er schaute nach der Kiste, die neben ihr stand. »Ob's da wohl noch einen Kaffee gibt? Ich glaube, Sie könnten auch ein bisschen Koffein verkraften, bevor wir überlegen, wie wir jetzt weitermachen.«

Der Absturz

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