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Wie baue ich eine Pyramide?

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14232134 SIGNALMAN BARKER H.C., GESCHWADER 330

1. KP., 9 AFS, M(IDDLE) E(AST) F(ORCES)

17. Dezember 1943

Liebe Bessie,

Gestern habe ich Deinen Brief per Landpost vom 20. Oktober bekommen. Ich habe ihn verschlungen, als käme er von einem alten Kumpel – und festgestellt, dass, obwohl die Zeit weitergezockelt ist, Dein Stil noch ziemlich genau derselbe ist wie damals, als wir diese unglaublich intensive und wunderbar aufrichtige Korrespondenz über den Sozialismus und all so was hatten – ganz anders als jetzt, wo ich schelmischer alter Heuchler das »all so was« unendlich viel reizvoller finde. Danke für den Brief, altes Haus, diesen hier schicke ich per Luftpost, weil genug langweiliges Zeug drin stehen wird, um ein Handelsschiff sinken zu lassen.

Ja, ich erinnere mich an unsere Diskussionen über »Bekannte« und meine Ansichten sind immer noch genauso dafür, wie Deine weiterhin dagegen sind. Ich habe vielleicht 100 Bekannte (an 50 schreibe ich), aber meine Freunde könnte ich an einer Hand abzählen. Das Wörterbuch sagt:

Bekannte(r): eine Person, die man kennt.

Freund(in): ein Mensch, der an einen anderen durch Zuneigung und Achtung gebunden ist.

Du bist mir »bekannt«, und sicher spüre ich »Zuneigung« für Dich, aber bis zum Gebundensein reicht das nicht. Du hast Dich »in Freundschaft« an mich drangehängt, sagst Du?

Tut mir leid, dass Nick und Du »Verflossene« seid, wie Du es ausdrückst, und dass Du so viel Zeit verschwendet hast, weil ihm der Mut fehlte. Du musst echt was durchgemacht haben und das tut mir aufrichtig leid – aber schreibst Du das auch an den richtigen Typ? Und ob! Joan hat mir vor zwei Monaten »die Papiere gegeben«, obwohl ich die schon seit April kommen sah, als ich meine ersten Briefe bekam.

Ich glaube, Du schreibst mir am besten etwas mehr über Deine Ansichten zu Gefühlen. Du sagst, wenn man die ausklammern könnte, wäre der Aufbau der Neuen Weltordnung leichter. Das bestreite ich. Das kommt uns nur so vor, wenn einer mit unseren Gefühlen rumgepfuscht und -gespielt hat.

Deine Einschätzung, dass der Soldat auf London-Urlaub die Stadt in ihren schönen Stunden noch verschönert, glaube ich gern. Man kann verstehen, wenn Kerls, die drei, vier Tage Urlaub haben, ehe ein Feldzug losgeht, »die Stadt auf den Kopf stellen«, aber leider hat eine ganze Menge von denen, die in bequemen Etappenjobs stecken, ihre festen unappetitlichen Gewohnheiten. Als ich in der Etappe war, stand auf unseren Urlaubsscheinen der Vermerk: »Bordelle sind Sperrbezirk. Umgang mit Prostituierten verboten.« Da, wo wir die Scheine abholten, hing ein großes Schild: »Geh kein Risiko ein, frag den Sanitäter nach einem – Dingsbums.« Das ganze Gewicht der Propaganda in der Armee liegt auf »Pass auf«, sogar der schäbige Kaplan in Thirsk, als er ein paar Abschiedsworte sagte, hat bloß gesagt, dass die meisten Ausländerfrauen verseucht wären und wir aufpassen sollten.

[Bei den Pyramiden] habe ich ein Präservativ an der Stelle gefunden, wo ich mich hinsetzen wollte, und ich dachte, das ist eine hübsche Mischung aus alt und neu! Wer auch immer Dir erzählt hat, dass man von den Pyramiden die Zeit ablesen kann, hat Dich reingelegt. Kein Eisen oder Stahl wurde verwendet, keine Kräne und Flaschenzüge. Nur Seile und Hebel. Ihre Errichtung verdankt sich perfekter Organisation, Fleisch und Blut, Hauruck und allen anderen Zutaten menschlicher Anstrengungen.

Ich fürchte, dieser Brief ist nicht ganz, was er sein sollte, aber ich zweifle kaum, dass Du ihn annehmbar findest. Welche Zeitung liest Du inzwischen?

Zum Glück habe ich mir ein Bett gesichert, eine große Hilfe, wenn man an die vielen Krabbeltiere denkt. Die Fliegen sind so zahlreich, da wird einem schlecht, und die Flöhe ekelhaft fleißig. (Zwei habe ich mir vorhin vom linken Bein gepflückt, während ich dies schrieb. Du schaffst es nicht oft, welche zu töten.) Waschen ist ein Problem, Benzinkanister sind unsere Badewannen. Drück einen Lappen über der Schulter aus, dann läuft das Wasser mit Zutaten zur Wiederverwendung nach unten. Die Mäuse sind eine Plage, überall scharrt es. Der allgegenwärtige, praktische Benzinkanister wird in diesem Fall zur Falle, man legt einen anständigen Köder rein und erwischt eine Zeit lang drei oder vier pro Tag. Sie krabbeln in den Kanister, der auf der Seite liegt, dann kommt ein Deckel runter und sie sitzen fest. Sie hinterher zu töten ist eine hässliche Angelegenheit, erst betäuben und ersäufen, dann vergraben. Bisher habe ich das vermieden. Viel Regen in letzter Zeit hat einen hübschen Teich aus der weiten Fläche gemacht; aber es gibt jetzt Gras hier und ein paar winzige Blumen, wo vorher bloß Sand war. Ein paar von den Blumen habe ich in eine besondere Ecke verpflanzt, aus der wir einen Garten gemacht haben. Bert [Chris’ Bruder, A. d. Ü.] und ich spielen in der Freizeit meistens Schach, mit Figuren, die wir aus Draht und einem Besenstiel gemacht haben. Ein paar Hunde laufen ums Lager, das weit ab von allem liegt. Keine Zivilisten. Wir haben zwei Schweine, die wir für Weihnachten mästen, die armen Schweine, obwohl ich glaube, das diensteifrige Männchen hat der Sau die Hoffnung auf Strafaufschub verpasst.

Ich hoffe, Du hörst regelmäßig von Deinem Bruder, und dass Dein Dad und Du bei guter Gesundheit seid.

Alles Gute

Chris

1 Plin. epist. 7,5 übs. Kasten (A. d. Ü.)

2 Epist. 6,7 (A. d. Ü.)

3 Epist. 6,4 (A. d. Ü.)

4 Fronto, An Marcus Caesar und umgekehrt. 1,7,3 p. 15 ed. van den Hout². Die Übersetzung lehnt sich der vom Autor übernommenen Interpretation Amy Richlins an. (A. d. Ü.)

5 Marcus an Fronto; ad M. Caes. 5,74 p. 85 van den Hout² (A. d. Ü.)

6 Historia Calamitatum S. 19 übs. Brost (A. d. Ü.)

7 Es hat eine akademische Debatte darüber gegeben, ob der ungenannte Korrespondent, an den Abaelard sein Bekenntnis schrieb, vielleicht eine Fiktion des Autors war, ein Mittel, um die Aufmerksamkeit zu bündeln und einiges an Mitgefühl zu erlangen. Eine weitere Theorie unterstellt, dass der gesamte Briefwechsel zwischen den Liebenden in Gemeinschaftsarbeit der zwei fabriziert oder gar später von einem dritten Autor erfunden wurde, aber zumindest die Authentizität der frühen Briefe wird allgemein anerkannt.

8 Heloïsa, epist. 2. (A. d. Ü.)

9 Epist. 2.

10 S. 132 übs. Brost (A. d. Ü.)

11 S. 133f. übs. Brost

12 Brieffälschungen waren zu dieser Zeit nicht unbekannt; die berühmteste ist ein Brief, der vorgibt, vom Priesterkönig Johannes aus dem Jahr 1165 zu stammen, und in dem er sich als mythischer König beschreibt und fantastische Wesen in Zentralasien aufzählt. Das Motiv hinter einer möglichen Fiktion der Briefe von Abaelard und Heloïse bleibt jedoch unklar, sieht man von bloßer Pikanterie ab oder dem Wunsch, Heuchelei und Skandale innerhalb der Kirche zum wiederholten Mal anzuprangern.

13 calam. S. 19 übs. Brost

14 Mews und sein Kollege Neville Chiavaroli bleiben bei der von Ewald Könsgen eingeführten Praxis, die Korrespondenten nur als männlich und weiblich zu kennzeichnen statt mit Eigennamen.

15 Epistolae familiares, prologus, S. 75f. übs. Eppelsheimer (A. d. Ü.)

16 S. 83 übs. Eppelsheimer

17 4.6.1374; S. 195f. übs. Eppelsheimer

18 4.6.1374; S. 196f. übs. Eppelsheimer

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