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Kapitel 6

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Als man sich auf Lancroft Abbey zu Tisch begab, hatte sich auch die dritte Schwester im Bunde eingefunden. Mr Grittleton konnte nur staunen. Drei so hübsche Mädchen in einer Familie! Und jede sah vollkommen anders aus. Die Jüngste hieß Vivian, wie man ihm gesagt hatte, und war ungefähr fünfzehn Jahre alt. Auch sie hatte dunkle Haare, doch ähnelten sie denen ihrer älteren Schwester kaum, da sie einen deutlichen Stich ins Kupferfarbene aufwiesen. Dass sie ein rothaariger Typ war, zeigte sich auch in der besonders hellen Haut mit einzelnen Sommersprossen rund um die Nase. Vivian schien ein fröhliches, offenes Wesen zu haben, und er erschrak darüber, mit welcher Vehemenz sie gegen die Pläne ihrer Mutter protestierte.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein, Mama! Wie schrecklich für Freddy! Die jüngere Schwester debütiert vor der älteren! Was für eine Schmach!“

Mit diesem Argument hatte sie bei ihrer energischen Mutter den wunden Punkt getroffen. Für einen kurzen Augenblick wusste Lady Panswick nicht, was sie darauf erwidern sollte.

„Ist schon gut, Vivian!“, versuchte Frederica ihre Schwester zu beruhigen. Doch dieser Versuch, so tapfer er auch war, klang halbherzig und verfehlte vollkommen seine Wirkung.

„Nichts ist gut!“, fuhr ihre Schwester auf. „Du hast dich doch schon so lange auf dein Debüt gefreut! Du bist die klügste und fleißigste von uns Schwestern, du hast dir eine aufregende Zeit in London ehrlich verdient. Und Penelope will doch ohnehin nicht in die Hauptstadt, die interessiert sich doch nur für ihre Viecher.“

Lady Panswick wusste, dass Vivian recht hatte, und für einen kurzen Augenblick war sie schon geneigt gewesen, dies auch zuzugeben, doch das letzte Wort, so salopp ausgesprochen, gab ihr die Möglichkeit, ihre Jüngste in die Schranken zu weisen. „Vivian Clara Gabrielle“, sagte sie streng. „Du langweilst unseren Gast!“

Wenn Mama alle Vornamen aussprach, war das für ihre Kinder ein deutliches Zeichen dafür, dass man den Bogen überspannt hatte.

Doch Vivian blieb hartnäckig. „Ich sage nichts als die Wahrheit, Mama, und wie könnte die Wahrheit je langweilig sein?“

Erschrocken hielten die anderen die Luft an.

„Noch ein Wort, Vivian“, bestimmte Ihre Ladyschaft, „und du nimmst dein Mahl im Schulzimmer ein!“

Diese Drohung hatte noch jedes Kind zum Schweigen gebracht und tat es auch heute. Wer wollte denn schon das Spannende verpassen, das sich bei Tisch noch ereignen konnte?

Lady Panswick hatte vor dem Abendessen die wenigen ruhigen Minuten in ihrem Schlafgemach dazu genutzt, die Idee mit Mr Grittletons Schwester gründlich zu überdenken. Hatte sie im ersten Impuls noch ablehnen wollen, so war sie nun doch geneigt, die überraschende Einladung anzunehmen. Gut, sie hatte den Namen Daglingworth noch nie zuvor gehört, und es hatte sich beim verstorbenen Schwager des Vermögensverwalters lediglich um einen Baronet, also um ein Mitglied des niederen Adels, gehandelt. Aber immerhin war er von Adel gewesen. Also war seine Witwe wohl durchaus respektabel. Darüber hinaus hatte sie beste Kontakte zur Londoner Gesellschaft. Das würde sich als durchaus hilfreich erweisen. Außerdem war ja Agatha auch noch da, um nach dem Rechten zu sehen. Die liebe Agatha, was für eine große Stütze in dieser schwierigen Zeit!

„Ihre Schwester wohnt in der Henrietta Street, sagten Sie, Mr Grittleton?“, erkundigte sie sich nun, während sie sich etwas gedünstetes Gemüse von der Silberplatte nahm. „Ist das noch Mayfair?“

Durch diese Frage völlig überrascht, flüchtete sich Mr Grittleton in eine Gegenfrage: „Wie gut kennen Sie sich denn in der Hauptstadt aus, Mylady?“

Als seine Gastgeberin ehrlich zugab, nicht viel mehr als die Umgebung des Grosvenor Square zu kennen, nahm er es nicht ganz so genau mit der Ehrlichkeit: „Mayfair direkt ist es wohl nicht“, sagte er zwar, um dann hinzuzusetzen: „Man kann die Henrietta Street aber durchaus als in der Nähe befindlich bezeichnen.“

Richtige Londoner hätten über diese Aussage sicher vor Überraschung die Augen aufgerissen, aber Mr Grittleton wollte die Hoffnung, seiner Schwester einen erfreulichen Zusatzverdienst zu verschaffen und gleichzeitig Lady Panswick und ihren bezaubernden Töchtern helfen zu können, nicht durch unnötige Ehrlichkeit zunichtemachen.

Nachdem man einige Zeit gegessen und sich dabei über die Vor- und Nachteile der Hauptstadt unterhalten hatte, überraschte Lady Panswick den Vermögensverwalter mit der nächsten freimütig gestellten Frage, wer denn seiner Meinung nach als passender Heiratskandidat in Frage käme.

„Wir müssen einen Heiratsplan schmieden“, sagte sie. „Sie leben in London und beschäftigen sich mit Vermögen. Was also könnte näher liegen als anzunehmen, dass Sie wissen, wer ebenfalls in London lebt und über ausreichend Vermögen verfügt, um Lancroft Abbey zu retten.“

Sie wandte sich dem Diener zu, der regungslos vor der Anrichte auf Wünsche und Befehle wartete. „William, bring mir Papier und Feder von meinem Schreibtisch. Ich möchte etwas notieren!“

Während der Diener davoneilte, um das Gewünschte zu holen, hatte Mr Grittleton Zeit zu überlegen.

„Ich nehme an, dass ein reicher Kaufmann nicht infrage kommt?“, erkundigte er sich schließlich.

Lady Panswick zog scharf die Luft ein. „Nein, natürlich nicht! So verzweifelt unsere Lage auch sein mag, wir wollen doch zuerst versuchen, einen Mann von Stand für Penelope zu gewinnen. Die Vorgaben für den gewünschten Gatten lauten daher: Vermögen und Adel. Am besten nehmen wir einen ganz jungen Mann, der sich von Penelopes Schönheit zu einem schnellen Antrag hinreißen lässt. Oder einen Älteren, dem das Interesse eines jungen, bildschönen Mädchens wie ein Geschenk des Himmels erscheinen muss. Wer fällt Ihnen ein, der diese Bedingungen erfüllt, Mr Grittleton?“

Mein Zukünftiger muss vor allem Tiere lieben, hätte Penelope gerne eingeworfen, der ganz bang ums Herz geworden war. Doch sie schwieg lieber. Zum einen wagte sie es nicht, Mama auch noch zu erzürnen. Vivian hatte das, wie so oft, bereits zur Genüge getan. Zweitens kannte dieser Mr Grittleton sicher nicht alle Vorlieben der infrage kommenden Männer, und zum Dritten hätte sie wohl ohnehin niemand beachtet. Was zählten schon ihre eigenen kleinen Wünsche, wenn es um etwas so Großes ging, wie Lancroft Abbey vor dem Untergang zu bewahren und damit ihrer gesamten Familie und auch Cousine Agatha eine standesgemäße Zukunft zu ermöglichen? Diese Verantwortung begann, schwer auf ihren Schultern zu lasten, doch sie wusste, dass es kein Entkommen gab. Wenn Mutter etwas entschieden hatte, dann war das in Stein gemeißeltes Gesetz.

„Nun“, antwortete der Vermögensverwalter, der von Penelopes Gedanken natürlich nichts ahnen konnte, „die Vertreter des höchsten Adels, den die Hauptstadt zu bieten hat, sind die Söhne des Königs. Natürlich nicht der Prinzregent selbst, aber seine Brüder. Der Herzog von Clarence ist bis dato unverheiratet …“

Während die Mädchen nicht so genau Bescheid wussten, meldete Lady Agatha umgehend Protest an: „Mr Grittleton, Seine Königliche Hoheit ist ein Mann weit über vierzig und hat, wie man hört, bitte verzeihen Sie meine Offenheit, nahezu ein Dutzend illegitimer Kinder.“

Penelope ließ einen erschrockenen Aufschrei hören. Das wurde ja immer schlimmer!

„All das würde mich nicht stören“, sagte ihre Mama und steigerte damit kurz ihr Entsetzen, um sie dann sofort wieder zu beruhigen: „Aber wir brauchen einen wahrlich vermögenden Mann. Damit scheiden die Söhne unseres Königs allesamt aus. Das letzte Geld, was die noch übrig hatten, hat unser Prinzregent sicher verschwendet.“

„Das steht natürlich zu befürchten, Mylady. Außerdem wäre es wohl zu vermessen, von einer royalen Verbindung zu träumen. Wenn wir uns also den im Rang folgenden Dukes zuwenden, so muss ich leider gestehen, dass ich derzeit von keinem unverheirateten Herzog Kenntnis habe. Kommen wir also zu den Earls“, überlegte Mr Grittleton weiter. „Da fällt mir natürlich sofort einer der reichsten Männer Londons, wenn nicht gar Englands ein, Anthony Farrensby, der Earl of …“

„Wie alt ist denn dieser Herr?“, beeilte sich Penelope zu fragen, bevor Mama einen alten Mann für passend erachten konnte. Natürlich fing sie sich damit einen rügenden Blick ihrer Mutter ein.

„Kaum über dreißig, würde ich schätzen. Er hat den Titel relativ jung von seinem Vater übernommen und damit dem Vermögen, das ihm ein unverheirateter Onkel schon vor Jahren vermacht hatte, ein noch größeres hinzugefügt.“

Lady Panswick nickte und wollte eben den Namen des Earls auf das Blatt Papier schreiben, das der Diener gebracht hatte, als sie die nächsten Worte zurückhielten.

„Wobei man natürlich erwähnen muss, dass sich Mylord nichts aus jungen Damen zu machen scheint, wie ich gehört habe. Die Freizeit verbringt er meist mit Seiner Lordschaft dem Baron of Chedworth, Ihrem verehrten Bruder, Mylady, oder im Gefolge des Prinzregenten. Bälle und andere Veranstaltungen, bei denen junge Mädchen im Mittelpunkt stehen, werden von ihm konsequent gemieden.“

„Gut, dann hat es wohl auch keinen Sinn, ihn auf unsere Liste passender Kandidaten zu setzen“, beschied die Viscountess, die sich fragte, ob Mr Grittleton mit seinen Worten tatsächlich das Unvorstellbare ausdrücken wollte, was sie vermutete. Nämlich dass dieser Earl an Frauen überhaupt kein Interesse hatte, egal wie alt sie waren. Aber natürlich war es ausgeschlossen, näher nachzufragen. Darüber hinaus war dieser Farrensby ein Freund ihres Halbbruders. Das allein war schon Grund genug, dass sie ihn nicht zum Schwiegersohn haben wollte.

Am Ende des Abends, kurz bevor sich Mr Grittleton verabschiedete, um noch vor vollständigem Einbruch der Dunkelheit die Poststation zu erreichen, hatten sie drei aussichtsreiche Kandidaten auf ihrer Liste. Ein gewisser Honorable Mr Alfred Pucklechurch schien die verlockendste Wahl zu sein. Nach Mr Grittletons Angaben war er nicht nur unverheiratet und reich, sondern noch keine dreißig Jahre alt und ein unverkennbarer Experte in modischen Dingen. Außerdem hatte er einen Schoßhund, der ihn überall hin begleitete. Ein Umstand, für den sich Penelope besonders begeistern konnte.

Ihm folgte auf der Liste der Viscount of Westerleigh, der vor einem Jahr seine Frau an ein ähnliches Fieber verloren hatte, das auch den Viscount of Panswick und Agathas Gatten Edward dahingerafft hatte. Anscheinend hatte die Gattin, die einer reichen Kaufmannsfamilie entstammte, ein großes Vermögen als Mitgift in die Ehe gebracht. Andererseits hinterließ sie nicht nur Geld, sondern auch zwei Kinder, an deren Alter sich Mr Grittleton nicht erinnerte.

Der dritte ahnungslose Kandidat war ein gewisser Mr Christian Pingham-Fawles, zweiter Sohn des Earls of Cumings, der, wie man munkelte, sein ohnehin schon beachtliches Vermögen am Spieltisch ständig vermehrte.

Lady Panswick war mit dieser Ausbeute, wie sie es nannte, nicht vollkommen zufrieden. Aber drei potenzielle Ehegatten waren besser als keiner, und schließlich konnten Agatha und Penelope diese Liste während ihrer Anwesenheit in der Hauptstadt durch weitere gut betuchte Kandidaten ergänzen. Der Vermögensverwalter wunderte sich im Stillen über die Zuversicht, mit der Lady Panswick und anscheinend auch alle anderen anwesenden Damen davon ausgingen, dass Lady Penelope in den nächsten Wochen nicht nur einen passenden Heiratsantrag bekommen, sondern der Bräutigam auch bereit sein würde, für die Familie seiner Frau in die Bresche zu springen. Aber er dachte gar nicht daran, sich damit den Unmut zuzuziehen, indem er die Gedanken laut aussprach.

„Also, Mr Grittleton“, hörte er Ihre Ladyschaft sagen, „dann werden wir also alles so durchführen, wie wir das eben geplant haben. Sobald Sie nach London zurückgekehrt sind, informieren Sie Ihre Schwester und richten ihr unseren Dank dafür aus, dass sie meine beiden Lieben bei sich aufnehmen wird. Sie möge bitte alles entsprechend vorbereiten. Ich werde Lady Agatha auch noch ein kurzes Schreiben für sie mitgeben. Gleich morgen fahre ich mit Lady Penelope zu meiner Schneiderin in Tunbridge Wells, um sie entsprechend auszustatten. In drei bis vier Wochen sollte dann einer Abreise nichts mehr im Wege stehen.“

Es war so offensichtlich, dass Mr Grittleton gegen dieses Vorhaben Bedenken hatte, dass sie ihn umgehend bat, diese frei heraus zu äußern.

„Eine Abreise in drei Wochen erscheint mir für Ihr Vorhaben allzu spät zu sein, Mylady. Wir haben bereits Mitte April, die Season ist im vollen Gange. Ende Juni reisen die ersten adeligen Herrschaften schon wieder zu ihren Landsitzen ab. Käme Lady Penelope erst Mitte Mai in die Hauptstadt, bliebe ihr wohl zu wenig Zeit, um sich den Richtigen gewogen zu machen.“

„Wie recht Sie doch haben, Mr Grittleton!“, rief sie aus und schwieg dann nachdenklich. „Doch ich sehe keinen anderen Weg. Lady Penelope braucht neue Kleider, und die Näherinnen werden keinesfalls in kürzerer Zeit damit fertig.“

„In London gibt es jede Menge Schneiderinnen, Mylady. Ich bin sicher, es wird meiner Schwester ein Vergnügen sein, ihre beiden Gäste zu dem Salon mitzunehmen, dem sie ihr Vertrauen schenkt. In der Hauptstadt gibt es viel mehr Näherinnen als hier auf dem Lande. Ich bin sicher, dass ein Kleid im Handumdrehen fertig ist.“

Penelope nahm den Wortwechsel ohne sichtliche Regung zur Kenntnis. Eigentlich wollte sie nicht nach London, doch sie hatte sich in der Zwischenzeit in ihr Schicksal gefügt. Welche Schneiderin ihre neuen Kleider anfertigen würde, war ihr ziemlich egal.

Ganz anders sah es in Fredericas Innerstem aus. Es war schon bitter gewesen, aus Mamas Mund zu erfahren, dass sie sie nicht hübsch genug fand, um rasch einen Bräutigam zu finden. Es war schlimm, all ihre Träume von London, den Büchereien, dem bunten Gesellschaftsleben und den Theateraufführungen, auf die sie sich schon gefreut hatte, auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Aber die Erkenntnis, wieder in ihre alten, von Cousine Agatha abgelegten, scheußlichen lila Kleider schlüpfen zu müssen, während Mama von Londoner Schneidersalons sprach, war zu viel des Guten.

„Kann ich nicht doch nach London fahren? Mama, bitte! Vielleicht finde ich dort ja auch einen passenden Bräutigam. Dann hätten wir noch mehr Geld, um Lancroft Abbey zu retten und …“

„Nein, Frederica, das kannst du nicht! Es ist teuer genug, Penelope und Agatha passend auszustaffieren. Für eine Dritte fehlt das Geld, also sei vernünftig!“

Als sie sah, dass ihrer Ältesten Tränen der Enttäuschung in die Augen stiegen, sagte sie etwas versöhnlicher: „Es dauert nicht mehr lange, dann kommt auch deine Zeit, Frederica. Wenn Penelope erst einmal eine standesgemäße Partie gemacht hat, dann hat sie sicher ein großes Stadtpalais mitten in Mayfair und wird dich mit Freuden im nächsten Jahr in die Gesellschaft einführen, nicht wahr, Penelope?“

Während sie ihrer jüngeren Tochter einen aufmunternden, erwartungsvollen Blick zuwarf, war Frederica endgültig vor den Kopf geschlagen. Von der eigenen kleinen Schwester in die Gesellschaft eingeführt zu werden, war eine noch viel schlimmere Schmach als die, von der Vivian gesprochen hatte. Mr Grittleton hatte insgeheim denselben Gedanken, und darum beschloss er, das Thema zu wechseln, um in unverfänglichere Gefilde zu gelangen.

„Seine Lordschaft, Ihr werter Bruder, hat mir völlig freie Hand gewährt, was Ihr Vermögen betrifft, Mylady. Wenn Sie es mir also gestatten, dann werde ich umgehend alle Maßnahmen in Bewegung setzen, damit den beiden Damen in London der größtmögliche Betrag zur Verfügung steht.“

„Tun Sie das, Mr Grittleton. Meinen Auftrag haben Sie hiermit erhalten.“

„Darf ich Sie noch einmal in aller Deutlichkeit auf die Konsequenzen hinweisen, Mylady? Wenn Lady Penelope keinen geeigneten Gatten findet, dann besitzen Sie alle in weniger als einem halben Jahr nicht einmal mehr das Allernötigste, um Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, geschweige denn …“

„Wäre es nicht wichtig, Bertram nach seiner Meinung zu fragen?“, brachte Vivian einen völlig anderen Gesichtspunkt in das Gespräch. „Schließlich gehört Lancroft Abbey jetzt ihm und …“

Lady Panswick unterbrach sie mit einer strikten Handbewegung. „Das werden wir sicher nicht tun. Ich möchte, dass sich Bertram auf sein Studium konzentrieren kann, ohne sich über finanzielle Dinge Sorgen machen zu müssen. Er ist noch nicht großjährig. Es obliegt seinem Vormund, darüber zu befinden, was zu geschehen hat.“

„Aber dieser Vormund …“, wollte Vivian erneut protestieren.

„Dieser Vormund hat Mr Grittleton beauftragt, mit mir gemeinsam eine Lösung zu finden“, fiel ihre Mutter ihr ins Wort. „Und diese Lösung haben wir nun gefunden. Ich dulde keine weitere Widerrede mehr, Vivian. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

Nach diesen strengen Worten und einem warnenden Blick in Richtung ihrer Jüngsten wandte sie sich wieder ihrem Gast zu: „Keine Sorge, Mr Grittleton, ich bin mir des Risikos völlig bewusst. Aber ich weiß auch, dass Penelope den Richtigen finden wird. Auf meine Tochter ist Verlass.“

Frederica, Vivian, Agatha und Mr Grittleton schwiegen, wie ihnen aufgetragen worden war, und wünschten sich insgeheim, sie könnten diese Zuversicht teilen. Penelope wünschte sich gar nichts mehr. Ihr war, als hätte sie sich im Lauf des Abends, als über ihren Kopf hinweg über ihr Schicksal entschieden worden war, in eine gefühllose Marionette verwandelt, allein dazu da, den Plan ihrer Mutter in die Tat umzusetzen. Sie wunderte sich selbst darüber, dass es ihr nicht noch schlechter dabei ging.

„Wenn ich die Banken beauftragt habe, dann gibt es kein Zurück mehr!“, gab Mr Grittleton zum Schluss zu bedenken.

„Auch das weiß ich. Und nun müssen Sie aber wirklich los, Mr Grittleton! Die Dämmerung ist bereits hereingebrochen, und wir wollen nicht riskieren, dass Sie auf dem Weg zu Ihrem Nachtquartier in die Dunkelheit geraten. Seien Sie versichert, dass wir jetzt kein Zurück wollen und auch künftig nicht“, bekräftigte Lady Panswick.

Der Heiratsplan

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