Читать книгу Die perfekte Braut - Sophia Farago - Страница 14
Kapitel 7
Оглавление„Verlobt? Lizzy, du bist verlobt? Wie kommt mein Bruder dazu, so etwas zu behaupten?“
So fröhlich und harmonisch der Abend auf White Rose Hill auch begonnen hatte, so schnell veränderte sich die Stimmung, als Bertram erklärte, mehr über Baron Landower erfahren zu wollen. Eliza wand sich unter Penelopes fassungslosem und, je länger sie schwieg, zunehmend anklagendem Blick.
Die Freude, den lange vermissten Bruder und Schwager wiederzusehen, war riesengroß gewesen und natürlich hatte niemand etwas dagegen einzuwenden gehabt, dass Eliza Bertram so einfach, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen, als Übernachtungsgast mitgebracht hatte. Das Ehepaar Markfield wusste nur zu gut, welchen Aufwand Lady Panswick betrieb, um die Rückkehr ihres ältesten Sohns zu einem wahren Ereignis zu machen. Also beglückwünschten sie Eliza zu ihrer Idee, den verfrühten Heimkehrer zu ihnen zu bringen. Nachdem Bertram ausreichend Zeit gehabt hatte, sich frisch zu machen, traf man sich zum Abendessen im gemütlichen Esszimmer des kleinen Landhauses wieder. Das Dinner fand hier auf dem Lande zu einer für ihn in der Zwischenzeit ungewohnt frühen Stunde statt. Bei Tisch bestürmte Penelope ihn mit Fragen, während Markfield schmunzelnd daneben saß und sich über ihre Wiedersehensfreude und den Eifer, mit dem sie ihren Bruder ausfragte, amüsierte. Eliza war ungewöhnlich still und hörte aufmerksam zu, denn auch sie wollte kein Wort von Bertrams Erzählungen verpassen. Ein Umstand, der Markfields Lächeln noch ein wenig mehr vertiefte.
„Nach der Überfahrt bist du also bei Niki in Dover gewesen. Wie geht es ihm? Du glaubst gar nicht, wie überrascht wir waren, als wir damals erfuhren, er habe klammheimlich geheiratet. Was hältst du von Claire?“, hatte Penelope wissen wollen, und dann hatten sie sich einige Zeit über ihren jüngsten Bruder unterhalten, der als Teilhaber im Schifffahrtsunternehmen seines Schwiegervaters Tee, Gewürze und Wein aus aller Herren Länder auf die Insel brachte und damit so gar nicht das Leben lebte, das die Regeln der adeligen Gesellschaft für den zweiten Sohn eines Viscounts vorsahen.
„Claire ist eine reizende junge Frau, die unserem Bruder guttut“, meinte Bertram und schüttelte dann nachdenklich den Kopf. „Wenn ich nur an Mutters zahlreiche Briefe aus der Zeit denke, als Nik noch Junggeselle war. Stets machte sie sich Sorgen um ihn und seine Zukunft. Meinte, er würde nichts als in den Tag hineinleben, große Summen verprassen und auch sonst noch allerlei Unfug anstellen. Wer hätte da gedacht, dass aus ihm einmal ein seriöser Geschäftsmann werden würde?“
„Das stört dich doch nicht etwa, oder, Bertram?“, fragte Penelope atemlos. „Ich meine, du machst es Nik doch nicht zum Vorwurf, dass er für Geld arbeitet und sich damit so gar nicht standesgemäß verhält?“
Ein Grinsen schlich sich auf seine Gesichtszüge. „Nein, keine Sorge, Lämmchen. Damit ist er ja schließlich nicht der Erste in meiner Familie. Du, meine Liebe, züchtest Schafe und rührst allerlei Salben an. Glaub mir, ich bin Kummer gewöhnt.“
Markfield lachte laut auf. „Panswick hat recht. Zudem ist Nik auch nicht der Erste der Familie Barnett, der eine Mesalliance eingegangen ist. Schließlich hast du mich zum Mann genommen“, meinte er gut gelaunt, um seinem Schwager dann in kameradschaftlichem Spott die Hand auf die Schulter zu schlagen. „Ich bemitleide dich, o Familienoberhaupt. Das Leben spielt dir gar übel mit, alter Knabe!“
Eliza hielt die Luft an. Dem gestrengen Bertram, den sie heute kennengelernt hatte, würden solche Scherze nicht behagen.
„Danke, Henry, dein Mitgefühl rührt mich“, lautete jedoch die ebenso spöttische Antwort. Die beiden Männer grinsten einander im besten Einvernehmen zu, bevor der Viscount wieder ernst wurde. „Um zu deiner Frage zurückzukommen, Lämmchen. Du meinst, als verantwortungsvollem Mitglied des Hochadels müsste es mir lieber sein, wenn mein Bruder sich betrinken und Geld am Spieltisch lassen würde, als welches zu verdienen?“ Er schwieg kurz, während alle gespannt auf seine weiteren Worte warteten. „Nein“, fuhr er fort. „Um ehrlich zu sein, ich bin stolz auf ihn und darauf, was er leistet. Und darüber hinaus bin ich glücklich, einer solch toleranten Familie anzugehören, als die ihr euch alle entpuppt habt.“ Er lächelte in die Runde. „Dass ihr beide, du und Henry, Nik für seinen neuen Lebensstil nicht verurteilen würdet, davon bin ich ausgegangen. Es hat mich aber doch ein wenig überrascht und daher besonders gefreut, zu hören, dass auch Derryhill, Badwell, ja und selbst der gestrenge Herzog – dein Papa, Lizzy – ihn unterstützen und sogar mit ihm Geschäfte machen.“
„Diese Geschäfte hin oder her. Ich bin sicher, alle unterstützen Nik um Niks willen und nicht, um dem schnöden Mammon hinterherzujagen“, erklärte Markfield ernst. „Andererseits lässt sich anscheinend tatsächlich gutes Geld damit verdienen, in den Überseehandel zu investieren. Auch ich habe mich dazu entschlossen, einen Teil meines Ersparten bei deinem Bruder anzulegen.“
Bertram riss die Augen auf. Henry war arm wie eine Kirchenmaus gewesen, als er vor Jahren verwundet aus dem Krieg gegen Napoleon zurückgekehrt war. Und jetzt hatte er Ersparnisse, die er in Niks Geschäft investieren konnte? Anscheinend war er länger weggewesen, als er gedacht hatte. So vieles hatte sich in dieser Zeit verändert.
„Unsere größte Sorge war, wie Mama auf Claire reagieren würde“, sagte Penelope soeben. „Du weißt ja, wie hochfahrend sie sein kann und wie schneidend ihre Worte. Nie hätten wir angenommen, mit welch behutsamer Freundlichkeit sie Claire in der Familie aufnehmen würde.“
„Da überwog wohl die Dankbarkeit, dass das kleine Wesen aus dem Schifffahrtskontor ihren geliebten Jüngsten auf die rechte Bahn zurückgebracht hatte, ganz offensichtlich jeden Standesdünkel“, erwiderte ihr Gatte trocken.
Bertram stimmte dem unumwunden zu. „Das denke ich auch, Henry. Ich war jedenfalls froh, als ich hörte, dass Mama den beiden keine Steine in den Weg legte. Wenn du mich also nach meiner Meinung zu unserer Schwägerin fragst, Penelope, ich finde, sie hat ein liebes Wesen und sie tut unserem Bruder gut. Also genießt sie meinen Vertrauensvorschuss. Natürlich kenne ich sie noch nicht gut. Schließlich waren es nur zwei Tage, die wir in Dover gemeinsam verbracht haben. Zwei sehr schöne, prall gefüllte Tage, allerdings.“
„Was habt ihr unternommen?“, wollte Penelope wissen.
„Zuerst hat mich Nik auf die beiden großen Frachtschiffe mitgenommen, was natürlich äußerst beeindruckend war. Fast ebenso beeindruckend fand ich allerdings seinen Schneider, wie ich zugeben muss.“
Markfield ließ ein kleines Lachen hören.
„Spotte du nur, mein lieber Schwager.“ Bertram zwinkerte ihm gut gelaunt zu. „Seht mich doch an!“ Seine Hände zeigten auf den eleganten Rock. „Mit meinen Berliner Anzügen wäre ich hier auf dem Lande völlig unpassend gekleidet gewesen, wie ihr euch unschwer vorstellen könnt. Also brauchte ich dringend zwei neue Reitröcke und sonst noch allerlei. Warren, also mein Kammerdiener, ist in Dover geblieben, um im Schneidersalon darüber zu wachen, dass alles in meinem Sinne ausgeführt wird. Er wird dann morgen mit Nik und Claire hierher anreisen.“
„Wird die beiden auch eine junge Dame begleiten, die sie dir vorstellen wollen?“, nahm Penelope Eliza die Frage aus dem Mund, die sie sich ohnehin nicht zu stellen getraut hätte.
Bertram erwog den Gedanken, während er sich noch etwas vom in Wein geschmorten Lammbraten auf den Teller legte. „Da die Kutschenplätze allesamt bereits vergeben sind, gehe ich eigentlich nicht davon aus. Außerdem hat Nik mit keinem Wort erwähnt, dass er dies vorhätte.“
„Die Kutsche ist voll belegt?“, wunderte sich Markfield. „Wer ist die vierte Person? Doch nicht der unvermeidliche Marcus Farrensby?“
Bertram grinste. „Doch, eben dieser.“
Diesmal konnte Eliza ihre Neugier nicht zurückhalten. „Wer ist dieser Gentleman? Warum nennt ihr ihn unvermeidlich?“
„Marcus ist Niks bester Freund. Dort, wo er sich aufhält, ist auch Marcus. Du musst wissen, dass er als dessen Cousin lange Zeit der potenzielle Erbe unseres Schwagers Derryhill war. Nun hat aber Frederica zu unser aller Freude nach einer Handvoll Mädchen auch noch einem Sohn das Leben geschenkt. Also ist er es nicht mehr, sondern lebt glücklich und zufrieden als Pfarrer in Dover.“
„Ein ehrenwerter Kerl“, stimmte ihm Markfield zu. „Wenn er etwas weniger sprechen würde, wäre er allerdings auch etwas weniger langweilig.“
Während ihm seine Gattin spielerisch auf die Fingerknöchel schlug, stimmte Bertram in das Lachen seines Schwagers ein.
„Da hast du wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen. Dennoch beneide ich Nik um diese Freundschaft. Aber nun genug von mir gesprochen.“ Er wandte seinen Blick Eliza zu, die nichts Gutes ahnte und wünschte, ein Loch würde sich im Boden unter dem klobigen Esstisch auftun, in dem sie sich verkriechen könnte. „Lassen wir doch endlich unsere liebe Lizzy zu Wort kommen. Erzähl mir mehr von deiner Verlobung. Wo hast du denn deinen Verlobten kennengelernt? Und vor allem: Was machst du so allein hier in Kent? Warum ist er jetzt nicht an deiner Seite?“
Während Markfield die Augenbrauen hochzog und schwieg und Eliza merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, rief Penelope außer sich vor Überraschung: „Verlobt? Lizzy, du bist verlobt? Wie kommt mein Bruder dazu, so etwas zu behaupten?“
Ihr Blick pendelte von Bertram zu Eliza und wieder zurück.
„Sag nicht, ihr habt es nicht gewusst?!“, murmelte der Viscount entgeistert.
Penelope fixierte ihren jungen Gast mit strengem Blick. „Lizzy? Heraus mit der Sprache. Ich will alles wissen. Jedes noch so kleine Detail!“
„Es ist noch nicht offiziell“, murmelte diese und wünschte sich, sie würde nicht gar so unsicher klingen. Warum hatte sie sich nur aus falsch verstandenem Stolz in dieses Lügengeflecht begeben? Und warum war sie jetzt zu feige, die Dinge richtigzustellen, bevor sie sich endgültig in ihm verstrickte? „Bitte behaltet es daher für euch.“
„Das heißt, Landmark und Agatha wissen nichts davon?“ Penelope war weit davon entfernt, beruhigt zu sein. „Was ist denn das für ein rüpelhafter Geselle, der hinter dem Rücken deiner Eltern um deine Hand anhält?“
„Ha!“, rief ihr Gatte, und Penelope fuhr irritiert herum.
„Wie bitte?“
„Ich darf dich daran erinnern, dass auch ich dich um deine Hand gebeten habe, ohne deinen Vormund oder deine Mutter vorher um Erlaubnis zu fragen. Ja, mehr noch, es geschah damals gegen Derryhills ausdrücklichen Befehl.“
„Aber das war doch etwas ganz anderes!“, erstickte Penelope diesen Widerspruch im Keim, gerade als Eliza neugierig nachfragen wollte. „Außerdem geht es hier nicht um uns, es geht um Lizzy. Du bist noch minderjährig, junges Fräulein. Heraus mit der Sprache! Wie unpassend ist dieser Kerl?“
Eliza spürte, wie sich ihr Rücken aufrichtete. Warum glaubten bloß alle, sie wie ein kleines Kind behandeln zu dürfen? Sie war eine erwachsene Frau. Nur mehr einige wenige Monate, und sie würde volljährig sein.
„Bedräng doch die Arme nicht so“, kam ihr Markfield zu Hilfe. „Sie wird euch schon alles erzählen, wenn sie so weit ist.“
Eliza warf ihm einen dankbaren Blick zu. Doch die anderen beiden dachten offensichtlich nicht daran, sich nach diesem Vorschlag zu richten.
„Gar zu unpassend scheint er nicht zu sein“, warf Bertram nämlich ein. „Immerhin ist er ein Baron. Wiewohl man sich für eine Herzogstochter wahrlich eine höherstehende Verbindung wünschen könnte. Habt ihr je etwas von einem James Landower gehört?“
Während sich das Ehepaar Markfield ansah und dann im Gleichklang die Köpfe schüttelte, musste sich Eliza eingestehen, wie froh sie war, dass Bertram den Namen wiederholt hatte. Ihr war er nämlich in der Zwischenzeit wieder entfallen gewesen. Lügen, verflixte, dumme Lügen!
„Aus welcher Gegend Englands kommt denn dein … äh … Verlobter?“
Lizzy überlegte fieberhaft. Welche Grafschaft war denn am allerweitesten von hier entfernt? So weit, dass es kein Wunder war, wenn noch nie jemand von einem Baron Landower gehört hatte?
„Yorkshire“, platzte sie heraus. „Er stammt aus Yorkshire. Aus der Nähe von Bradford, um genau zu sein.“
Von dort kam Sally, eine Schulkollegin, mit der sie ein Jahr im Institut von Mrs Clifford verbracht hatte. Wie gut, dass ihr das so spontan eingefallen war.
„Erzähl uns mehr von ihm“, forderte Bertram ungeduldig. „Wo habt ihr euch kennengelernt? Warum ist er nicht hier? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Lizzy!“
Neben dem schlechten Gewissen, nicht nur Bertram, sondern auch den lieben Markfields Lügen aufzutischen, meldeten sich zunehmend wieder Enttäuschung und Wut in Elizas Brust. Hatte sie wirklich angenommen, dieser selbstgerechte, oberlehrerhafte Viscount Panswick wäre der Mann ihrer Träume? Wie konnte sie nur sieben Jahre ihres jungen Lebens damit vergeuden, so einem Mann hinterher zu schmachten? Lady Agatha hatte ja so recht gehabt! All ihre Gefühle waren nichts als kindische Schwärmerei gewesen, die, wie sie jetzt auf die harte Tour lernen musste, der Wirklichkeit nicht standhielt. Aber er sollte bloß nicht glauben, dass sie sich von ihm einschüchtern ließ! Oh nein, sie würde ihm beweisen, dass sie eine erwachsene Frau war, die sich von ihm nicht nach Belieben herumschubsen ließ.
„Also gut“, sagte sie daher gnädig, „dann will ich mal deine ungebührliche Neugier befriedigen, mein lieber Panswick.“
Markfield ließ ein glucksendes Lachen hören, das jedoch niemand beachtete.
„Ich traf meinen lieben James bei Almacks. Was könnte also passender sein?“ Sie fand, diese Erklärung müsste bezüglich des Kennenlernens genügen, und verlegte sich aufs Schwärmen, so wie sie es von Venetia gehört hatte. „Ach, ich kann euch gar nicht sagen, welche Freude es mir bereitet, verlobt zu sein!“
Sie hielt sich die Rechte ans Herz, so wie sie es bei ihrer Freundin mehr als einmal gesehen hatte, und lieh sich von ihr auch die weiteren Worte. „Äh … Landi ist nicht nur gut aussehend, nein, er ist auch so unglaublich liebenswert! Verlobt zu sein ist das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte. Noch dazu, da Landi nicht so verbohrt und von oben herab und so … ekelhaft aufgeblasen ist wie … manch anderer.“
Der Pfeil, in Richtung Bertram Barnett abgeschossen, verfehlte das Ziel. Er war zu sehr vom Kosenamen des Verlobten abgelenkt.
„Landi?“, wiederholte er gedehnt und mit erhobener Augenbraue.
„Landi“, wiederholte nun auch sie, so als wäre es das Natürlichste auf der Welt, dass sie ihren Verlobten so nannte. Sie hatte es zwar selbst für lächerlich empfunden, dass Venetia und auch andere Freundinnen ihre Verlobten mit solchen Verniedlichungen bezeichneten, aber wenn das in der Gesellschaft der noblen jungen Damen so üblich war, dann wollte sie nicht nachstehen. Als sie merkte, dass das überhebliche Lächeln aus dem Gesicht des Viscounts verschwunden war, beschloss sie, noch eins draufzusetzen. „Es ist nicht nur, dass ich Landi“, nun betonte sie den Kosenamen absichtlich, um ihn zu ärgern, „über alles liebe, nein, es ist diese unerwartete Freiheit, die ich über alle Maßen genieße. Für ein Mädchen von Stand, wie ich es bin, gibt es doch nichts Herrlicheres …“
Panswick machte ihr die Freude, sie zu unterbrechen. „Freiheit? Inwiefern gewährt dir diese heimliche Verlobung mehr Freiheit, als du als verwöhnte Herzogstochter ohnehin schon besitzt?“
„Bertram!“, rief Penelope erschrocken.
Markfield blickte nachdenklich vom Viscount zu Eliza und wieder zurück, sagte jedoch keinen Ton.
„Landi käme nie auf die Idee, mich verwöhnt zu nennen oder mir meine hohe Geburt zum Vorwurf zu machen“, erklärte sie und fand zunehmend Gefallen daran, Panswick mit vornehmer Würde in die Schranken zu weisen. „Er käme überdies ganz gewiss nicht auf den Gedanken, mich wie ein kleines Kind zu behandeln oder mir vorzuschreiben, wie ich mich zu benehmen habe.“
„Was für ein Musterbeispiel eines Verlobten“, lautete sein sarkastischer Kommentar. „Manche schaffen es, unter den Pantoffel zu geraten, bevor noch der Pfarrer das Band geknüpft hat.“
„Bertram!“, rief Penelope abermals.
„Das hat nichts mit Pantoffelheld zu tun, sondern mit Liebe!“, fuhr Eliza auf. „Mit Respekt und gutem Benehmen. Landower würde mich nie zurechtweisen oder mir gar vorwerfen, ich würde mich so unschicklich verhalten, dass ich niemals einen Mann abbekäme.“
„Lizzy!“, rief Penelope, zunehmend entsetzt über den Wortwechsel an ihrem Esstisch.
„Wie sollte er auch?“, antwortete der Viscount mit vorgeschobenem Kinn. „Wahrscheinlich hast du dich ihm ebenfalls an den Hals geworfen, also wird er an dein unpassendes Verhalten gewöhnt sein. Was du uns immer noch nicht beantwortet hast: Wo ist er denn, dieser Ausbund an Tugend? Warum musst du das Ganze noch geheim halten? Und warum lässt er dich allein verreisen und ist nicht an deiner Seite, wie es sich gehört?“
„Weil … weil sein Erbonkel erkrankt ist. James … Landi … hatte noch nicht die Möglichkeit, mit ihm zu sprechen und … äh … ihn um seinen Segen zu bitten.“
Eliza wünschte sich, es wäre ihr ein besserer Grund eingefallen, denn sie ahnte schon Bertrams nächste Worte, die prompt auch kamen. „Ach, ein Erbschleicher ist er also auch noch, der saubere Herr Baron. Glückwunsch, Lizzy, perfekte Wahl!“
„Wenn ihr nicht auf der Stelle zu streiten aufhört“, mischte sich die Hausherrin ein, gerade so, als wären es ihre kleinen Söhne, die sich in die Haare geraten waren, „dann geht ihr ohne Nachtisch zu Bett!“
Bertram ließ ein kleines Lachen hören. „Es tut mir leid, Lämmchen, bitte verzeih.“
„Ja, bitte verzeih“, echote Eliza und sah schuldbewusst auf ihren leeren Teller.
Penelope stand auf. „Dann hole ich jetzt den Mandel-Käse-Kuchen“, sagte sie und hob den Zeigefinger. „Heute Abend will ich kein Wort mehr über die Verlobung hören. Habt ihr mich verstanden?“