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»Achtung, Einschlag!«

Der Ruf hallte über die Flaggbrücke der Normandy, und obwohl die Schildblase des Großschlachtschiffes voll ausgefahren war, verkrampften sich Dexters Hände unwillkürlich um den Rand des Holotanks. Es handelte sich um eine instinktive, menschliche Reaktion, gegen die man nichts ausrichten konnte.

Die Torpedowelle der Solarier traf den fliehenden Verband an Steuerbord und hämmerte brutal auf die aktivierten Schilde ein. Auf einer Seite des taktischen Hologramms war jedes Schiff der kleinen Flotte als Symbol dargestellt und daneben die aktuelle Schildstärke.

Bei der Normandy sank aufgrund des Beschusses die Energieleistung auf achtundsiebzig Prozent. Das war immer noch sehr gut. Daher wurde die Zahl in Grün dargestellt. Bei anderen Schiffen des Verbands leuchtete sie bereits Rot. Eine Eskortfregatte der Piraten besaß nur noch neun Prozent Schildstärke. Die Zahl leuchtete nicht nur Rot, die Anzeige pulsierte darüber hinaus. Es war keine Frage mehr, ob die Fregatte ihren Schutz einbüßen würde, sondern wann.

Flagglieutenant Daniel Dombrowski gesellte sich an Dexters Seite. »Die sind ganz schön hartnäckig. Eine halbe Stunde kontinuierlichen Beschusses.«

»Und ihre Bemühungen fangen an, Früchte zu tragen«, bemerkte Dexter. »Ich würde unglaublich gern zurückschießen, aber dafür müssten wir den Bug neu ausrichten und das würde unsere Geschwindigkeit schmälern. Dann holen sie uns noch schneller ein.«

»Was bleibt dann noch zu tun übrig?«, wollte der Flagglieutenant wissen.

»Wir gehen weiter vor wie gehabt. Sobald der Gegner erneut feuert, schalten wir die Schilde aus, setzen Abfangraketen ein, um ihre Geschossdichte auszudünnen, und aktivieren die Blase dann wieder. Eine andere Wahl bleibt uns nicht. Die zermürben uns langsam. Und ich lasse mir von denen kein Gefecht aufzwingen, das wir hundertprozentig verlieren.«

»Wir werden Schiffe einbüßen, bis wir L5 erreichen«, gab Dombrowski zu bedenken.

»Als ob ich das nicht wüsste, aber solange der Prinz entkommen kann, ist es ein Sieg. Egal, wie hoch der Preis auch sein mag.«

»Das wird Sokolow anders sehen. Seine Schiffe stellen die äußere Verteidigung.«

Dexter atmete tief ein. »Er sitzt genauso in der Scheiße wie wir auch. Unser Piratenfreund wird daher in den sauren Apfel beißen müssen.«

Dombrowski merkte auf. »Neue Torpedowelle im Anflug.«

Dexters Blick zuckte zum Hologramm. Von steuerbord und von achtern näherten sich gleich zwei Schwärme feindlicher Geschosse. Der Bordcomputer registrierte mehr als tausend Lenkflugkörper.

Dexter leckte sich über die Lippen, als er auf dem Hologramm beobachtete, wie die bedrohliche Projektilfront beständig näher rückte.

»Geschosswelle im Wirkungsbereich eigener Abwehrwaffen«, informierte der Flagglieutenant.

Dexter nickte, erwiderte aber nichts. Er bemerkte, wie Dombrowski ihm einen vorsichtigen Blick zuwarf. Dieser wurde leicht panisch, als sich die Geschosse immer weiter annäherten, Dexter aber keine Anstalten machte, sie in irgendeiner Weise aufzuhalten.

Was einige Offiziere der Flaggbrücke möglicherweise als Untätigkeit empfanden, hatte allerdings Methode. Dexter wartete, bis sich nahezu zwei Drittel der solarischen Fernlenkgeschosse innerhalb des Abwehrradius seiner eigenen Waffen befanden. Nur in diesem Fall konnte eine größtmögliche Wirkung garantiert werden.

Endlich sah er auf und gab den erlösenden Befehl. »Schilde fallen lassen! Abwehrraketenbatterien auf Dauerfeuer! Volle Streuung. Abfangtorpedos ausschleusen!«

Auf jedem Schiff der kleinen Flotte breitete sich für kurze Zeit hektische Aktivität aus. Die Schildblasen wurden gesenkt. Gleichzeitig öffneten sich die Mündungsklappen der Torpedorohre. Hunderte Geschosse wurden abgefeuert. Sie waren wesentlich kleiner als herkömmliche Torpedos und lediglich darauf ausgelegt, einkommende gegnerische Geschosse anzupeilen und zu zerstören.

Die hoch entwickelte Elektronik an Bord jedes Abfangtorpedos peilte augenblicklich den nächsten feindlichen Lenkflugkörper an und ging auf Kollisionskurs. Sie benötigten nur Minuten, um ihr Zerstörungswerk zu beginnen. Zwischen den miteinander in Widerstreit liegenden Parteien blühten Hunderte Explosionen auf. Die Geschosswellen der Solarier steuerbords und achtern wurden beide merklich ausgedünnt. Dennoch kam mehr als die Hälfte durch.

An diesem Punkt kamen die Abwehrraketenbatterien ins Spiel. Sie feuerten im Sekundentakt kleine Projektile ab, die sich um all jene Fernlenkwaffen kümmern sollten, die den Abfangtorpedos entgangen waren. Weitere Explosionen brandeten auf. Diese waren jedoch weitaus näher als zuvor.

Dexter hielt den Beschuss so lange wie möglich aufrecht. »Feuer einstellen! Schilde wieder aufbauen.«

Er war frustriert. Sie hatten eine ganze Menge feindlicher Torpedos abgeschossen, aber noch immer waren genügend übrig, um ihnen beträchtlichen Schaden zuzufügen.

Schweren Herzens sah Dexter zu, wie sich die Geschosse aus zwei Richtungen näherten. Und dieses Mal war ihm von vornherein klar, dass nicht alle seine Leute das überleben würden, was nun folgte.

Die Torpedowellen hämmerten brutal auf die flüchtenden Schiffe ein. Dexters Flaggbrücke lag so tief im Bauch der Normandy verborgen, dass er von den zahlreichen Einschlägen nichts mitbekam. Der angerichtete Schaden spiegelte sich für ihn lediglich im Sinken des Schildoutputs wider. Alle anderen Schäden wurden direkt an Krüger auf der Kommandobrücke übermittelt.

Die Normandy hatte dabei noch eine gehörige Portion Glück. Sie befand sich im Mittelpunkt der Formation und wurde durch ihre Begleitschiffe geschützt. Außerdem handelte es sich um ihren größten Pott. Das alte Mädchen hielt eine Menge aus. Während des Bombardements sank die Schildstärke dennoch auf unter vierzig Prozent. Die Anzeige färbte sich von Grün zu Gelb.

Andere Schiffe zogen dafür die Arschkarte. Die Dexter zuvor bereits aufgefallene Fregatte wurde mit Mann und Maus vernichtet. Es geschah derart plötzlich, dass der Besatzung nicht einmal die Zeit blieb, sich in die Rettungsshuttles zu begeben.

Zwei Kampfkreuzer der Piraten wurden ebenfalls zerstört, des Weiteren einer ihrer Angriffskreuzer. Die überlebenden Besatzungsmitglieder evakuierten ihre Schiffe mittels kleiner Fähren, die anschließend von Kameraden aufgenommen wurden.

Die Skulls verloren ebenfalls eine Fregatte und einen Leichten Kreuzer. Auch hier gab es Überlebende, die von der Normandy geborgen wurden. Ein weiteres Schiff – ein Angriffskreuzer – wurde derart hart getroffen, dass er seine Antriebskraft um die Hälfte reduzieren musste. Dadurch war er nicht in der Lage, die Geschwindigkeit der übrigen zu halten. Der Captain befahl die Evakuierung. Das Schiff wurde anschließend gesprengt, um dem Gegner nicht die Genugtuung zu gönnen, es selbst in die Luft zu jagen.

Die anderen Schiffe des Verbands erlitten in unterschiedlichem Umfang Schäden und Verluste. Dexter betrachtete die Schildanzeige mit steigender Sorge. Die Schildstärke keiner seiner Einheiten befand sich noch im grünen Bereich.

»Feind nähert sich weiter an!«, mahnte Dombrowski, der die Symbole der solarischen Einheiten keinen Moment aus dem Blick verlor.

»Die müssen jedes verfügbare Joule Energie in den Antrieb umleiten«, sagte er mehr zu sich selbst. »Auch von den Schilden. Das ist die einzige Erklärung, wie sie diese Beschleunigungswerte über einen solchen Zeitraum beibehalten können.«

Sorenson stand hinter ihm und spähte dem Commodore über die Schulter. »Können wir das nicht irgendwie ausnutzen?«

Dexter dachte darüber nach. »Wenn ich zurückschieße, kostet uns das Antriebskraft und Zeit, was es denen erlaubt, weiter aufzuschließen. Und wenn auch ich Energie von den Schilden zum Antrieb umleite, dann schießen sie uns zusammen, bevor wir auch nur in die Nähe von L5 kommen. Es wird schon jetzt verdammt knapp.« Die letzte Bemerkung brachte ihm missmutige Blicke einiger Offiziere ein. Aber Dexter hielt nichts davon, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten. Seine Leute mussten wissen, womit sie zu rechnen hatten. Darüber hinaus war er überzeugt, dass den meisten bereits ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen.

Dexter warf einen Blick auf das Zählwerk, das über dem Hologramm schwebte. Es zählte rückwärts und zeigte knapp zweiundzwanzig Minuten an. Diese Zeit brauchten sie aktuell noch, um den Sprung auszuführen. Sie mussten unbedingt mehr Zeit erkaufen.

Dexter senkte den Kopf. »Befehl an die Majestic, die Theseus und die Manticore: Beidrehen und den Verband an Steuerbord angreifen. Sokolow soll vier Angriffskreuzer abstellen, um den Angriff zu unterstützen.«

Für einen Moment herrschte auf der Flaggbrücke Totenstille. Alle Augenpaare waren ihm zugewandt. Die meisten schienen nicht glauben zu können, wessen sie gerade Zeuge wurden. Dexter wandte sich Dombrowski zu. Die beiden Offiziere lieferten sich ein wortloses Duell. Schließlich nickte der Flagglieutenant und gab die Anweisung über die Signalstation der Normandy durch.

Die drei Schlachtschiffe der Skulls gehorchten nach einer kurzen, kaum merklichen Verzögerung. Die Besatzungen bestanden zum überwiegenden Teil aus ehemals königlichen Mannschaften. Sie wussten, was der Befehl bedeutete. Dexter hatte ihnen gerade befohlen zu sterben. Sie wussten auch, warum er das tat. Der Prinz musste unter allen Umständen geschützt werden.

Die Piraten unter Dimitri Sokolow, Benjamin Kendrick und Erica Lasalle folgten merklich später und auch mit deutlich mehr Widerwillen. Aber auch sie entsandten die angeforderten Kampfeinheiten.

Die drei Schlachtraumer und ihre Eskorte aus vier Angriffskreuzern formierten sich zwischen den Flüchtenden und dem von steuerbord angreifenden Feindverband.

Die sieben Kampfschiffe ließen ihre Schildblase fallen und gingen mit allen Fernkampfwaffen auf Dauerfeuer. Die Solarier stellten den Beschuss ein und zogen die eigene Schildblase hoch. Dennoch erfolgte die Reaktion bei Weitem nicht so schnell, wie Dexter von einer Streitmacht dieses Formats erwartet hätte.

Die Solarier verloren innerhalb weniger Minuten drei Zerstörer und zwei Fregatten – allesamt Totalverluste. Ein Angriffs- und ein Kampfkreuzer mussten wenige Minuten später beide angeschlagen aus der Formation ausscheren. Zumindest der Kampfkreuzer verlor einen Schwanz aus Atmosphäre, als er abdrehte.

Die Skull- und Piratenschiffe behielten den Druck aufrecht, während die Solarier den Beschuss einfach aussaßen. Dexter konnte es im Kopf des feindlichen Kommandanten förmlich rattern hören. Wenn er jetzt die Schilde senkte, würde er zweifelsohne weitere Verluste erleiden, war aber in der Lage, das Bombardement zu erwidern. Es kämpften sieben gegen ungefähr dreißig Einheiten. Das Ergebnis stand von Anfang an fest. Er hoffte insgeheim, dass der feindliche Kommandant nicht dermaßen kaltschnäuzig reagieren und die eigenen Leute bedenkenlos opfern würde. Dexter irrte sich.

Dombrowskis Kopf zuckte hoch. Das Hologramm spiegelte sich teilweise auf dessen Gesicht wider. »Die feindlichen Schiffe senken die Schilde.«

Dexter schloss die Augen. Das war viel früher, als er es erwartet hatte. Die Besatzung der Flaggbrücke verfolgte das ungleiche Gefecht auf dem Hologramm. Wenn man die Symbole über den transparenten Plot huschen sah, konnte man beinahe vergessen, dass es sich dabei um Menschen handelte, die in diesem Augenblick kämpften und starben.

Die sieben Großkampfschiffe schoben sich in den Nahkampfbereich. Ihre Raketenbatterien und Torpedorohre schwiegen, während Energiewaffen und Gaußgeschütze den überwiegenden Teil des Gefechts übernahmen.

Der Beginn des Nahkampfs verlief zunächst zugunsten der Skulls. Ihre Schiffe waren größer als die feindlichen Begleitschiffe in der ersten Feuerlinie des Gegners.

Die Majestic, die Theseus sowie die Manticore schossen sich den Weg frei an einem halben Dutzend Zerstörer und Fregatten. Als Nächstes verloren die Solarier zwei Angriffskreuzer und drei Nachschubtender, die den Piratenschiffen zu nahe kamen.

Zu guter Letzt erledigte die Theseus einen Kampfkreuzer. Damit erschöpfte sich Dexters Glück. Die solarischen Großschlachtschiffe schoben sich an ihren Begleiteinheiten vorbei und nahmen zuerst die Piratenschiffe aufs Korn.

Der Gegner ließ Sokolows Angriffskreuzern keine Chance. Trotz heftiger Gegenwehr schossen die Solarier einen nach dem anderen zusammen. Die Großschlachtschiffe des Gegners bekamen auch den einen oder anderen guten Treffer ab, doch die Feuerkraft war eine Nummer zu groß für Sokolows Besatzungen.

Am Ende war nur noch ein schwer angeschlagener Angriffskreuzer übrig. Dessen Besatzung entschloss sich, dem eigenen Tod Bedeutung zu verleihen. Sie leiteten alle verfügbare Energie in die Schilde. Diese schillerten unter dem unbarmherzigen Beschuss des Feindes. Lange würden diese das nicht aushalten. Das war auch nicht notwendig. Sie mussten nicht lange durchhalten, lediglich lange genug.

Der Angriffskreuzer ging auf vollen Schub. Die noch funktionsfähigen Antriebsaggregate katapultierten das Piratenschiff nach vorn. Die Solarier erkannten viel zu spät, was sich vor ihren Augen abspielte. Sie gingen auf Ausweichkurs, das Verhängnis war jedoch nicht mehr abwendbar.

Der Piratenkreuzer kollidierte mit einem der Großschlachtschiffe an der linken Flanke. Das Piratenschiff wurde zerschmettert. Das Großschlachtschiff hingegen war gewaltig genug, um den Zusammenstoß zu überstehen. Dennoch bohrte sich der Piratenkreuzer tief in die Eingeweide des solarischen Molochs. Sekundärexplosionen brachen sich sowohl an Steuer- wie auch an Backbord Bahn und die Antriebsaggregate setzten flackernd aus.

Jubel brach unter den Offizieren auf der Flaggbrücke aus. Dexter schloss sich nicht an. Es handelte sich um einen Erfolg, natürlich – allerdings um einen teuer erkauften.

Die drei Skull-Schlachtschiffe feuerten auf die Gegner, so schnell sich ihre Geschütze aufladen ließen. Bald schon waren sie aber von der Übermacht des Gegners umringt. Gaußprojektile, Raketen und Laserenergie prasselten aus allen Richtungen auf sie ein. Den Skulls gelang es, ein feindliches Großschlachtschiff auszuschalten sowie ein kleineres Schlachtschiff und eine weitere Fregatte zu zerstören. Nach und nach verblassten die Symbole der drei Skull-Einheiten, bis nur noch die roten Hologramme feindlicher Schiffe erkennbar waren. Diese formierten sich neu und nahmen zum wiederholten Mal die Verfolgung auf.

Dexter fluchte wortlos. Der Kampf hatte sie viel gekostet und kaum etwas gebracht. Tatsächlich hatte sich der Großteil des Gefechts in ihre Richtung verlagert. Die Solarier waren immer noch am Aufholen.

Dexter bereitete sich innerlich auf das Schlimmste vor. Den Verband von achtern konnte man vernachlässigen. Er lag etwas weiter zurück. Doch um den von steuerbord musste man sich kümmern, sonst war eine Flucht nahezu ausgeschlossen.

Er wollte gerade den Befehl geben, als Dombrowski sich ihm zuwandte und mit hektischer Stimme verkündete: »Aktivität bei L5. Wir orten eine Strahlungswelle. Es kommt etwas hindurch.«

Dexter und Sorenson wechselten einen erschrockenen Blick. »Wie viele?«, wollte der Admiral wissen.

»Energiesignatur deutete auf mindestens siebzig Schiffe hin.«

Dexter schloss die Augen. »Wir sind den Solariern wieder mal in die Falle gegangen.«

»Wie konnten sie das wissen?«, verlangte Sorenson mit aschfahlem Gesicht zu erfahren.

»Ich weiß es nicht«, gab Dexter zurück. »Eventuell haben sie inzwischen jeden Lagrange-Punkt jedes Systems besetzt. Das würde bedeuten, wir hatten niemals eine Chance.« Dexter wagte es nicht, seinen Freund und Vorgesetzten anzusehen. »Soll ich die Kapitulation anbieten?«

Sorenson antwortete zunächst nicht. Als er schließlich das Wort ergriff, war seine Stimme bar jeder Emotion. »Das würde voraussetzen, dass sie überhaupt bereit wären, diese anzunehmen. Ich bezweifle es.«

Die Solarier gaben noch einmal alles und hetzten ihnen hinterher. Bei diesem Schub würden irgendwann ihre Antriebe ausbrennen. Vor allem das Führungsschiff des Verbands an Steuerbord hatte es sehr eilig und setzte sich an die Spitze seines Kommandos.

»Schiffe kommen durch!«, meldete Dombrowski

Er hatte noch kaum ausgesprochen, da materialisierten die ersten Kampfschiffe bei L5. Zuerst nur ein Dutzend, dann erhöhte sich die Anzahl rasend schnell.

»Signalstation?« Dexter richtete sich auf. »Rufen Sie das Führungsschiff. Ich will mit dem verantwortlichen Offizier sprechen.«

»Abschuss!« Dombrowskis Stimme hallte über die Flaggbrücke der Normandy. Jeder erstarrte auf der Stelle. Alle Augen richteten sich auf das taktische Hologramm. Eine Geschosswelle näherte sich unaufhaltsam Dexters Verband. Sein erster Impuls bestand darin, dem Gegner Paroli zu bieten. Aber gegen eine derartige Übermacht gab es keinen Widerstand, kein Entkommen. Sie hatten versagt. Sie waren besiegt.

Die Lenkflugkörper näherten sich unaufhaltsam der verbündeten Flotte aus Skulls und Piraten – und zogen daran vorbei.

Dexter schluckte. Er hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen, doch anscheinend hatte das Universum andere Pläne mit ihm.

Die Geschosse hämmerten auf den solarischen Verband ein, der sich gerade mal innerhalb der Fernkampfdistanz befand. Gegen eine derartige Feuerkraft halfen den Solariern auch ihre Schilde nichts mehr. Das Führungsschiff detonierte, nachdem es vom Bug bis zum Heck von Einschlägen überzogen wurde.

Demselben Schicksal folgte eine ganze Reihe weiterer Schiffe. Einige Kommandanten besaßen die Geistesgegenwart, rechtzeitig aus der Formation auszuscheren, bevor das Verhängnis seinen Lauf nahm. Es waren aber nicht viele. Die Überlebenden zerstreuten sich in alle Richtungen, um sich nicht der Rache ihrer Gegner aussetzen zu müssen.

»IFF-Kennung bestätigt«, erhob Dombrowski seine Stimme. »Königlich-koloniale Schiffe. Wir werden gerufen.«

»Einspeisen«, erwiderten Dexter und Sorenson gleichzeitig.

Auf dem Hologramm erschien das ernste Gesicht eines Offiziers in den Sechzigern. Auf seinem Kopf prangte nicht ein einziges Haar und der Mann trug seine Glatze wie ein Ehrenmal. Die Insignien wiesen ihn als Vizeadmiral aus.

Der Mann sagte einen unendlich erscheinenden Moment lang gar nichts. Er musterte einfach nur die beiden Offiziere, die ihm gegenüberstanden. Endlich rümpfte er die Nase. Die Begutachtung war abgeschlossen und Dexter wollte das Ergebnis lieber gar nicht wissen.

»Ich bin Vizeadmiral Geoffrey Lord Hastings vom Großschlachtschiff Pompeji, Kampfkommandant auf Selmondayek. Reihen Sie Ihre Einheiten in die Formation ein und halten Sie Funkstille. Wir eskortieren Sie auf sicheres Terrain.«

Dexter wollte seinen Dank aussprechen, Hastings kappte die Verbindung, bevor er die Gelegenheit dazu erhielt.

»Freundlicher Bursche«, murmelte Sorenson.

»Immerhin hat er uns den Arsch gerettet«, flüsterte Dexter zurück. »Aus diesem Grund bin ich bereit, ihm einiges durchgehen zu lassen. Immerhin sind wir Verbündete.«

Sorenson zuckte die Achseln. »Würde mich nur interessieren, ob der das auch weiß.«

Die Worte des Admirals brachten in Dexter eine besorgte Note zum Klingen. Er verzichtete jedoch auf eine Antwort. Die Zeit, das zu klären, hatten sie immer noch, sobald sie Selmondayek erreichten.

Und während die königliche Verstärkung Skulls und Piraten in ihre Mitte nahmen, um den Sprung aus dem System durchzuführen, blieb den Solariern nichts anders übrig, als ihre Feinde gewähren zu lassen. Plötzlich fanden sie sich in der Position des zahlenmäßig Unterlegenen wieder. Eine für die Invasoren ungewohnte Rolle. Keiner der Solarier verspürte den Wunsch, heute zu sterben. Daher waren sie geneigt, den Ausgang der Auseinandersetzung zähneknirschend zu akzeptieren. Aber eines wussten sie: Dieses Gefecht war lediglich der Auftakt zum Kampf um die letzte Hochburg des Königreichs. Sie würden ihrem Feind schon bald erneut gegenüberstehen. Sobald die Schlacht um Selmondayek ausbrach.

SKULL 5: Mit Feuer und Schwert

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