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Daumenkino in Marmor

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Aber lassen Sie uns einmal rund um den Altar gehen. Fällt Ihnen an den Eckpfeilern etwas auf? Wir sehen acht päpstliche Marmorwappen, in denen sich kleine Frauenköpfe befinden. Doch schauen Sie nochmal genauer hin. Ja tatsächlich, es ist fast so wie in einem Film: Bild für Bild gestaltet sich die Szene ein wenig anders. Und aneinandergereiht ergibt sich quasi eine Bewegung – die frühe Form des Daumenkinos. Einmal sieht das Frauengesicht jung und entspannt aus. Auf dem nächsten Pfeiler eher angestrengt. Dann: zerzauste Haare, verdrehte Augen. Und hier: das Gesicht schreiend und schmerzverzerrt. Wir sehen eine Frau während eines Geburtsvorgangs. Und lassen Sie mal ein bisschen Ihre Fantasie spielen: Das Relief unterhalb des Gesichts könnte Teil eines Wappens sein, klar. Aber nicht vielleicht auch der Bauch einer schwangeren Frau? Ein Bauch, der zunächst flach wirkt und dann immer rundlicher? Und darunter … ganz genau: die stilisierte Form des weiblichen Geschlechts.


Das päpstliche Wappen ist an allen Eckpfeilern des Baldachins zu sehen.

Ist es nicht unglaublich? Millionen Besucher aus aller Welt bewundern jedes Jahr den Baldachin von Bernini, doch wohl nur die wenigstens von ihnen kennen diese Geschichte: Die Lieblingsnichte von Papst Urban VIII. ist schwanger, so heißt es – doch es sieht nicht gut aus für die Nichte und ihr Baby. Beide sind in Lebensgefahr. Und da macht Urban VIII. ein Versprechen: Sollte die Geburt gelingen und seine Nichte ein gesundes Kind zur Welt bringen, will der Papst in Erinnerung an die Erhörung seiner Gebete einen großartigen Baldachin über dem Altar errichten lassen.


Das Gesicht über dem Wappen aber verändert sich im Verlauf der »Geburt«.

Und noch heute können wir alle das Ende dieser Geschichte miterleben: Am vorderen rechten Pfeiler des Altars sehen wir das Gesicht eines süßen, pausbäckigen Babys. Das gute Ende also einer schwierigen Geburt – Gott sei Dank! Eine andere Version der Geschichte geht allerdings so: Bernini selbst ist – sozusagen – die Schwangere, und zwar bei der anstrengenden Geburt des Baldachins. Denn die Fertigstellung dauerte nicht etwa neun Monate, sondern strapaziöse neun Jahre. Welche der beiden Geschichten stimmt? Wer weiß das schon! Denn für Anekdoten wie diese gilt – wie so oft – das römische Sprichwort: Se non è vero è ben trovato – Wenn die Story nicht wahr ist, dann ist sie zumindest gut erfunden!


Tanzende Trunkenbolde: die Schöpfer der Eingangspforte von Sankt Peter

Nice to meet you, Rom!

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