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Die Scan-Phase auf Mobile Sites

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Zur Frage, wie die Nutzerinnen auf Mobilseiten den Inhalt auf Minidisplays überfliegen, gibt es bislang kaum substanzielle Studien. Zu vermuten ist, dass auf informierenden Mobilseiten ähnliche Blickverläufe zu registrieren sind wie auf informierenden Desktopseiten. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied: Die Blickverläufe werden wahrscheinlich weniger stark in die Breite streuen, die einzelnen Fixationen eher nah an der Seitenmitte liegen. Relativierend gilt natürlich auch hier: Für den individuellen Blickverlauf werden letztlich immer der Inhalt sowie Art und Anordnung der Stimuli maßgeblich sein. Die Möglichkeiten, durch gezieltes Anordnen von Fotos weitmaschige Blickachsennetze anzulegen, sind auf den kleinen Displays räumlich zwangsläufig begrenzt. Mobilnutzerinnen dürften eine aufgerufene Seite deshalb in der Regel vor allem über die Seitenmitte vertikal in Richtung nach unten scannen. Mit der Tendenz, dass die Zahl der Fixationen links der Mitte etwas höher sein dürfte als rechts, weil es unserer Leserichtung beim Lesen entspricht, linksbündig zu beginnen. Eine Eyetracking-Studie des Deutschen Forschungszentrums für künstliche Intelligenz (DFKI) aus 2012 legt nahe, dass diese Hypothese zutrifft. Allerdings beruhen die Befunde darin auf Trackingdaten von insgesamt 18 Probanden. Für grundsätzliche Aussagen ist das zu dünn.


Abb. 13:Heatmap für die Blickkontakte auf einer mobilen Webseite. Im Fokus ist die Bildmitte, die linke Seite wird relativ am stärksten betrachtet. Quelle: DFKI.

Das Scanverhalten auf mobilen Startseiten ähnelt also jenem Scanverhalten, dass in den Scan-Rennstrecken auf Desktop-Startseiten zu beobachten ist: Wenn die Teaser streng linksbündig untereinander angeordnet sind, kann in vertikaler Richtung relativ schneller durchmustert und ausgewählt werden. Gleichwohl stellt sich auch für mobile Startseiten die Aufgabe, nicht nur schnelles Scannen zu ermöglichen, sondern auch Nutzeraufmerksamkeit zu binden. Dazu braucht es als Beleg keine passenden wissenschaftlichen Befunde. Interessant ist deshalb, wie attraktive Verweilzonen auf mobilen Startseiten geschaffen werden können. Als Standardwerkzeug haben sich hier horizontale Slider etabliert, die in angemessenen Abständen in die mobilen Startseiten eingebunden sind. Wer sie benutzt, unterbricht für ein paar Sekunden die Bewegung in vertikaler Richtung – und verweilt an Ort und Stelle. Das Prinzip ähnelt also den Verweilzonen auf Desktop-Startseiten. Der Vorteil: Die mobile Seite wird quasi nach rechts laufend erweitert und kann deshalb in der Vertikalen kürzer sein. Webdesigner bezeichnen dieses Konzept als »bidirektionales Scrolling«. Wenn das Site-Template einem Mobile-First-Ansatz folgt, werden die horizontalen Slider zwangsläufig auch am Desktop ausgespielt. Horizontales Scrolling ist dort allerdings eher unbeliebt. Es kommt also auf eine angemessene Mischung an.


Abb. 14: Schematische Darstellung einer Webseite mit horizontalen Karussellen. Mobile Seiten können auf diese Weise virtuell erweitert werden. Quelle: uxplanet.org


Abb. 15:Bidirektionales Scrolling auf der mobilen Startseite der FAZ. Damit die Seite vertikal nicht zu lang wird, sind einige Ressorts als Karusselle (Carousels) für horizontales Scrollen arrangiert. Quelle: faz.net, eigener Screenshot.

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