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Ihre Geschichte – meine Geschichte

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Immer wieder habe ich Geschichten davon gehört, wie Gott Menschen in schweren Lebenslagen Halt gibt. Hoffnung, eine Perspektive. Dass seine Liebe Biografien von Menschen radikal verändern kann. Natürlich haben mir diese Lebensberichte geholfen. Sie haben meinen eigenen Glauben verändert. Aber das waren die Geschichten von anderen Menschen, nicht meine eigene. Es ist ein Unterschied, ob ich einen Menschen interviewe, der eine schwere Lebensgeschichte hat, oder ob ich die gleichen Fragen mir selbst stellen muss: „Was trägt mein Leben, was gibt mir Halt, wenn es schwierig wird?“

Wenn man sich die grundlegenden Fragen des Lebens nicht aus intellektuellem Interesse stellt, sondern aus persönlicher Betroffenheit, bekommen solche Fragen eine ganz andere Brisanz.

So ging es mir, als mir langsam klar wurde, was die Diagnose „Zystennieren“ für mich und mein Leben bedeuten würde: Nämlich eine Herausforderung, die mein Leben auf den Kopf stellen würde. Die Nagelprobe für meinen eigenen Glauben und für das Fundament, auf das ich mein Leben gestellt hatte. Würde sich dieses Fundament tatsächlich als tragfähig erweisen?

Plötzlich musste ich die Perspektive wechseln. Jetzt war ich der Protagonist der Story. Im Storytelling gibt es einen Ausdruck für die Dramaturgie in einem Film, wenn man eine gute Geschichte erzählen will. Man nennt das „Heldenreise“. In allen guten Kinofilmen gibt es eine solche „Heldenreise“. Jetzt war ich selbst der „Held“ einer Geschichte – ob ich wollte oder nicht. Und mir wurde noch einmal bewusst: Mit solchen Heldengeschichten lassen sich schöne Filme machen.

Selbst ein „Held“ zu sein bei meiner eigenen Geschichte, von der ich noch nicht wusste, ob sie ein „Happy End“ haben würde – darauf hätte ich gerne verzichtet. Aber warum sollte es mir anders gehen, als all den anderen „Helden“ im Film?! – Keiner macht sich freiwillig auf diese Reise.

Auf Herz und Nieren

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