Читать книгу Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern - Stefan Steinert - Страница 17
2.3 Wahrnehmung von Gefühlen mit gezielter Achtsamkeit
ОглавлениеDiese besondere Form der Aufmerksamkeit zu erlangen wird leichter möglich, wenn wir wissen, worauf wir speziell achten müssen, um diese besonderen Qualitäten unserer Persönlichkeitsanteile wahrzunehmen. Damit ist eine Fähigkeit gemeint, die erlernbar ist, etwa so wie eine neue Sprache. Wir brauchen Interesse und Zeit, um uns fremde Vokabeln und Grammatik einzuprägen, doch das allein genügt nicht. Wir brauchen auch Zeit, Trainingszeit, um uns im Hören und Sprechen dieser fremden Sprache zu üben. Was uns anfänglich vielleicht wie ein sinnloses Kauderwelsch vorkam, wird durch einfühlsames Hineinhören langsam verständlich. Damit schaffen wir eine Voraussetzung für die dritte Stufe:
• 3. Stufe: In Beziehung gehen mit der umfassenden Wahrnehmung des Gegenübers.
Das Ziel ist, kompetenter zu werden, die Gefühle und Bedürfnisse unseres Gegenübers wahrzunehmen, Empathie und Abgrenzungsfähigkeiten gleichermaßen zu stärken und damit zu einer Beziehungsstruktur zu finden, die für beide Seiten förderlich ist.
Wir werden in diesem Buch die Systematik alter Heiltraditionen kennenlernen, die uns hilft, die verschiedenen Persönlichkeitsanteile im Unbewussten wie die unterschiedlichen Ministerien eines Staatsapparates auseinanderzuhalten, besser zu erkennen und, je nach Zustand, das dazugehörige vegetative System im Bedarfsfall zu stärken. Nachdem wir uns mit dieser Systematik bekanntgemacht haben, gelingt es sehr viel leichter, die »Trainingsprogramme« zur konstruktiven Kommunikation zu verstehen, die speziellen Trancebilder, die therapeutisch oder in der Selbsttrance oder Meditation benutzt werden können, um diese besondere Form der Achtsamkeit zur Selbstwahrnehmung zu vermitteln.
Sobald wir gelernt haben zu spüren, wie wir uns fühlen, öffnet sich als nächster Schritt der Einblick in unsere Wünsche. Wie hätten wir gern die Welt und die Menschen um uns herum, unsere Lebenspartner·innen, Familienangehörigen, Freund·innen und Arbeitskolleg·innen? Bei der Frage nach unseren Bedürfnissen kommen wir schnell zu einem inneren Antreiber, der uns durchs ganze Leben schiebt oder zieht. Gemeint sind die Werteskalen und Moralvorstellungen, auf denen unsere Wünsche aufbauen. Wenn wir darüber nachdenken, kommen wir häufig zu der Erkenntnis, dass diese Kräfte irgendwann einmal von außen in uns eingedrungen sind und verschiedene Persönlichkeitsanteile in uns geprägt haben, d. h., besonders groß oder besonders klein haben werden lassen. Wie abhängig wir davon sind, zeigt sich daran, wie unser Denken und unsere Wunschvorstellungen sich ändern, wenn wir uns von der einen oder anderen Werteskala vielleicht nur ein kleines Stück lösen können.
Nach der Klärung von Schritt 1 und 2 wird der Weg frei, sich der Beziehung zu unserem Gegenüber zu widmen. Die hier dargestellten Abläufe laufen in der Regel oftmals in Bruchteilen von Sekunden ab. Um sie zu durchschauen, ist es im Moment von Vorteil, sich diese Prozesse einmal in Zeitlupe zu betrachten, mögliche Fehlschaltungen oder ungünstige Reaktionsweisen zu erkennen und zu verbessern.
In Schritt 3 geht es um den eigentlichen Aufbau der Beziehung zu unserem Gegenüber. Mit der o. g. Stärkung unserer Wahrnehmungsfähigkeit werden wir hier größere Erfolge verzeichnen, wenn wir die Gefühls- und Bedürfnislage der Menschen erkennen, mit denen wir uns einen konstruktiven Austausch wünschen. Dazu hilft uns Empathie und die Fähigkeit, die Empfindungen, Emotionen unseres Gegenübers, seine Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale leichter zu erkennen und nachzuempfinden – als Grundlage für den Beginn einer konstruktiven Kommunikation überhaupt.
In verschiedenen Schulen zum Erlernen von Empathie und Wahrnehmungsfähigkeit taucht als gemeinsame wichtigste Voraussetzungen das Beobachten von Mimik, Gestik, Stimme, Aussagen, Körpersprache und emotionalen Zeichen des Gegenübers auf. Daraus entstehen ein Verständnis für seine Motive und eine Vorstellung, wie die oder der andere weiterhin emotional und rational reagieren wird. Wenn diese Erkenntnisse berücksichtigt werden, ist die Chance für den Aufbau einer heilsam konstruktiven Kommunikation gegeben. Im Folgenden wird dargestellt, woran wir die Stärken und Schwächen unserer verschiedenen vegetativen Steuerzentralen und der unserer Gesprächspartner·innen erkennen können.