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1.3 Begegnung mit anderen

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Das Wort Kommunikation ist verwandt mit dem Wort Kommune, z. B. als Stadt- oder Dorfgemeinschaft, aber auch als Wohn- oder Lebensgemeinschaft. Eine Gemeinschaft lebt vom Austausch von Informationen, wenn ein Individuum dem anderen etwas mitteilen will. Die menschliche Sprache bietet dafür die Voraussetzungen, sofern die Kommunizierenden die gleiche Sprache sprechen. Wir kennen aber auch zu gut den Fall, dass die Gesprächspartner·innen die gleiche Muttersprache haben und trotzdem nicht die gleiche Sprache sprechen. Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse. Woran könnte es liegen, wenn Kommunikation schwierig wird?

Wir gehen davon aus, dass der Mensch mit individueller Grundkonstitution, individuellen Erbanlagen, seelischen und körperlichen Stärken und Schwächen auf die Welt kommt. Danach wird er durch seine Lebensumstände geprägt, in seiner Entwicklung im besten Fall gefördert, im schlechtesten vernachlässigt oder behindert. Wesentlichen Einfluss hat die verbale und nonverbale Kommunikation mit der Umgebung, die bereits im Mutterleib beginnt und dann bis zum Lebensende fortgeführt wird und wirkt.

Der bekannte Psychotherapeut Paul Watzlawick sagt: »Man kann nicht nicht kommunizieren«, was bedeutet, dass wir in jedem Moment unseres Lebens von den Auswirkungen der mitunter gar nicht bewusst wahrgenommenen Kommunikation betroffen sind, mal in angenehmer, mal in unangenehmer Weise. Sie hat damit aus der ganzheitlichen Sicht traditioneller Heilverfahren gesunde oder ungesunde Effekte auf unsere Lebens- und Selbstheilungskräfte. Stress durch unlösbar erscheinende Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen erzeugt oder verstärkt Blockaden und kann damit die Störungen körperlicher und seelischer Art führen. Daher hat eine konstruktive Kommunikation nicht nur das Ziel, geistig fassbare Fragen zu klären, sondern auch die Fähigkeit, durch Auflösung dieser Blockaden seelische und körperliche Heilung zu unterstützen.

In den letzten Jahren sind wissenschaftliche Untersuchungen in den Fokus gerückt, die sich auf die Auswirkungen verschiedener Kommunikationsverhalten ausrichten. Dabei stellte sich heraus, dass die ganzheitliche Betrachtung der Abläufe im menschlichen Körper und der Funktion des unbewussten Nervensystems zu Lösungsansätzen führt, mit denen wir die kommunikativen Fähigkeiten sowohl im medizinischen als auch im sozialen Bereich deutlich verbessern können.

Die Wirkung der Gespräche zwischen Ärzt·in und Patient·in wird erst seit einigen Jahren verstärkt diskutiert immer mehr Thema in der Forschung von Medizin und Psychologie. Die Ergebnisse zeigen, welche Erfolge vor allem durch eine Kommunikation erreicht werden, die sich an hypnotherapeutischen Methoden orientiert. Hansjörg Ebell (2004), Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, konnte anhand mehrerer Studien die besondere Wirkung hypnotherapeutischer Gesprächsführung nachweisen. Danach fühlten sich die Patient·innen nicht nur besser, sondern konnten den Bedarf an Schmerzmitteln reduzieren und berichteten über signifikant kürzere und komplikationsärmere Heilverläufe. Zentraler Punkt dieser Gesprächsführung ist der achtsame Einsatz von Sprache, der sich im Sinne hypnotherapeutischer Zuwendung besonders an den Assoziationen und Reaktionen der Patient·innen orientiert.

Eine Auswertung von Metaanalysen von Winfried Häuser (2017) ergab bei über 400 Patient·innen einen geringeren Schmerzmittelverbrauch während und nach Operationen sowie bei psychosomatischen Erkrankungen, wenn die Patient·innen hypnotherapeutisch mitbehandelt wurden. Einen Effekt hatte nicht nur der Einsatz hypnotischer Techniken, sondern auch die Art der sprachlichen Zuwendung. Das Fazit der Analyse: Hypnotische Techniken wie der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu Patient·innen von allen Ärzt·innen und Zahnärzt·innen im klinischen Alltag können Bestandteil einer wirkungsvollen Arzt-Patienten-Kommunikation sein.

Die besondere Auswahl von Worten in einer Unterhaltung entfaltet sich aber nicht nur in Arzt-Patienten-Gesprächen, wo mittlerweile die Wirksamkeit belegt wurde, sondern in jeder Begegnung von Menschen mit Menschen, sei es am Arbeitsplatz, beim Hobby oder in der Familie.

Eine nachhaltige Wirkung im Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen den Kommunikationspartner·innen wird erzielt, wenn Zeichen wie körperliche Befindlichkeiten und Reaktionsweisen so wahrgenommen und verwendet werden können, dass sie zur Klärung des aktuellen Zustands der vegetativen Systeme und damit zum Erfolg der Unterhaltung beitragen können. Gemeint sind mit diesen Zeichen sogenannte somatische Marker, d. h. genau definierte seelische und körperliche Äußerungen des Organismus, die auf den aktuellen Zustand der vegetativen Systeme hindeuten und die wir als Steuerzentralen des Unbewussten betrachten können. Sie verfügen über bestimmte Begabungen und Kompetenzen und können ressourcenorientiert als Verstärker oder Übersetzer in kommunikativen Prozessen wirken.

Hypnosystemische Kommunikation mit inneren Beratern

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