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Bei gebrochenen Knochen sparen Sie sich den Gang zum Apotheker und suchen Hilfe bei Ihrem Stern

Taunus, ein einsames Ferienhäuschen

10./11. April 2018

Konstantin

Antares schwirrte den ganzen Weg nach oben nervös um Konstantin herum wie ein Glühwürmchen auf Speed. »Es hat geklappt!«, jubelte er. »Ich hab doch gesagt, du schaffst das.«

Konstantin zog die Tür zum Schlafzimmer auf und wartete darauf, dass der Stern ihm hinterhertrudelte. »Ich mag es ja, wenn du mich anfeuerst, aber können wir uns erst mal wichtigeren Dingen widmen?«

Antares stellte das Hüpfen ein und das Leuchten nahm etwas ab. »Was ist los?«

Erschöpft sank Konstantin auf die Bettkante und hielt die verletzte Hand in die Höhe. »Bia hat mich erwischt. Es war echt knapp und wäre beinahe schiefgegangen.«

Beim Anblick der dunklen Flecken am Gelenk wurde Antares blass und schwirrte schnell zu ihm. »Das haben wir gleich.«

Der Stern ließ sich auf Konstantins Arm nieder und tauchte ihn in Licht. Es flutete das kleine Zimmer und erfüllte seinen ganzen Körper. Es blendete und er kniff die Augen zusammen. Prickelnde Wärme breitete sich im Handgelenk aus und vertrieb die Schmerzen. Unter der Haut spürte er, wie sich die Knochen zurück an ihren Platz schoben. Er wurde schläfrig, streifte die Schuhe ab und ließ sich zurücksinken. »Sorry, Antares«, murmelte Konstantin, »ich kann kaum noch die Augen offen halten. Du willst bestimmt hören, was passiert ist.«

Der Stern erhob sich und flog vor Konstantins Gesicht. »Ich weiß doch, dass eine Heilung dich müde macht. Leo kann es mir auch erzählen.«

Konstantin bekam es kaum mit. Seine Augen waren bereits geschlossen und er driftete ab in einen tiefen Schlaf.

Stunden später wurde er wach, weil ihn etwas blendete. Stöhnend rollte Konstantin sich zur Seite und hob den Arm vor die Augen. Antares leuchtete grell und pulsierend, um ihn zu wecken. »Komm schon, raus aus den Federn! Leo sagt, er braucht eine Pause und du musst ihn ablösen.«

Konstantin brummte etwas Unverständliches.

»Manchmal wünsche ich mir Hände«, sinnierte der Stern. »Dann würde ich dir jetzt einen angelutschten Finger ins Ohr stecken.«

»Du bist widerlich.« Trotzdem lachte Konstantin bei der Vorstellung.

Stattdessen schwebte Antares über seinem Ohr und strahlte Hitze ab.

»Au!«, rief Konstantin und versuchte, ihn mit der Hand zu verscheuchen. »Willst du mir die Haare abfackeln?« Er saß senkrecht im Bett und suchte den übermütigen Stern.

Antares schwebte unter der Decke und kicherte fröhlich.

Mit der Hand fuhr Konstantin sich übers Gesicht. »Wie spät ist es eigentlich?«

»Kurz vor fünf.«

»Was ist mit Arianna?«

Antares sank tiefer und kam wieder in Reichweite. »Taurus schläft seit ein paar Stunden. Zunächst lag sie ewig schmollend im Bett. Nach Mitternacht ist sie endlich eingeschlafen.«

Somit wurde es wirklich Zeit, aufzustehen und Leo das Bett zu überlassen. Neu motiviert zog Konstantin sich an und griff nach dem Kulturbeutel. Er lief am Badezimmer vorbei und steckte den Kopf in Ariannas Schlafzimmer. Sie lag ruhig im Bett. Aldebaran hatte sich neben ihr auf dem Kissen niedergelassen.

Leo hatte auf einem Stuhl an der Tür Stellung bezogen und flüsterte leise mit seinem Stern Regulus. Dessen dunkelblaue Farbe war deutlich angenehmer für die Augen als Aldebarans leuchtendes Rot. Wenn sie nicht besser aufpasste, weckte sie Arianna versehentlich.

»Ich mache mich kurz frisch und dann tauschen wir.«

Leo sah aus rot geränderten Augen zu ihm auf und nickte zustimmend.

In Rekordgeschwindigkeit machte Konstantin sich fertig und war wenige Minuten später wieder in Ariannas Schlafzimmer.

Wankend stand Leo auf und schlurfte an ihm vorbei. »Gute Nacht«, murmelte er, »wenn ihr mich braucht, weckt mich.«

»Na klar«, erwiderte Konstantin und nahm sich gleichzeitig vor, es nicht zu tun. Sein Freund musste sich dringend ausschlafen. Denn so wie es aussah, würde Leo auch die nächsten Nächte durchmachen. Jetzt, da sie mit diesem Rhythmus angefangen hatten.

Konstantin bezog seinen Posten und beobachtete Arianna. Obwohl sie schlief, wirkte sie erschöpft und traurig. Einem Teil von ihm tat es leid, dass sie das durchmachte. Wenn sie bald die Wahrheit erkannte, würde ihr aller Leben so viel leichter werden!

Arianna murmelte im Schlaf und wälzte sich auf die Seite.

»Vielleicht willst du ein bisschen Abstand halten? Mit deinem grellen Licht blendest du sie bloß und weckst sie.«

Doch Aldebaran rührte sich nicht vom Fleck. »Taurus sieht mich immer noch nicht. Ich kann sie gar nicht blenden.« Der Stern klang beleidigt.

Fast bekam Konstantin Mitleid mit ihr, wenn er an seine eigene Bindung zu Antares dachte. Zwischen sie beide passte nicht mal ein Blatt Papier. »Hab noch ein paar Tage Geduld, dann sollte sie erwachen. Bis dahin darfst du sie nicht drängen. Angeblich dauert es sonst länger.«

Aldebaran würdigte ihn keiner Antwort und spielte die beleidigte Diva – eine Rolle, die ihr fabelhaft stand. Stattdessen unterhielt Konstantin sich leise mit Antares und Regulus.

Eine Schlafende zu bewachen erwies sich als ausgesprochen langweilig. Es war ein Wunder, dass Leo so lange durchgehalten hatte.

Kaum graute der Morgen, wurden die Sterne unruhig. In wenigen Minuten verblassten sie und konnten erst nachts wieder zu ihnen kommen. Aldebaran schwirrte um Arianna herum und drückte gegen ihre Stirn. Ganz offensichtlich wollte der rote Stern das Erwachen seiner Herrin erzwingen.

»Jetzt lass sie in Ruhe«, knurrte Konstantin. Die Gefahr, Taurus länger als nötig zu babysitten, war groß und unbequem.

»Als ob ich auf dich hören würde«, erwiderte sie trotzig. Damit war es amtlich. Dieser dickköpfige Stern raubte ihm den letzten Nerv.

Arianna stöhnte leise und drehte sich von der Seite auf den Rücken.

Bedrohlich langsam stand Konstantin auf. »Und wie du auf mich hören wirst. Selene hat mich hiermit beauftragt, und ich werde nicht zulassen, dass du dieses Vorhaben in deinem Übereifer behinderst.« Erst jetzt bemerkte er, dass Arianna zwischenzeitlich die Augen geöffnet hatte.

Bei dem barschen Tonfall setzte sie sich ruckartig auf, wobei sie die Bettdecke um sich raffte. »Wovon sprichst du?«, fragte sie ängstlich.

Konstantin ignorierte sie und funkelte Aldebaran böse an. »Haben wir uns verstanden?«

Verwirrt folgte Arianna seinem Blick, der nicht auf ihr ruhte. »Oder sollte ich fragen, mit wem du sprichst?«

Er zwang sich zur Ruhe und einem müden Lächeln. »Mit niemand Wichtigem.« Aus dem Augenwinkel sah er Aldebarans Licht wütend pulsieren, während sie mit der aufgehenden Sonne allmählich verblasste und verschwand.

»Na wunderbar! Ich bin in den Fängen eines Irren gelandet, der wütend Selbstgespräche führt«, murmelte Arianna gerade laut genug, um gehört zu werden.

Konstantin horchte auf, dann zog er einen Mundwinkel hoch. »Bald wirst du sie sehen können. Wenn du mir einen Gefallen tun willst, sag ihr, sie soll aufhören, mich zu nerven. Auf dich hört sie vielleicht.«

»Soll das heißen, nach ein paar Tagen mit euch Wahnsinnigen werde ich genauso verrückt sein wie ihr? Nein danke, ich verzichte.«

Konstantin ignorierte ihren Kommentar komplett. »Wenn du eh wach bist, kannst du auch aufstehen. Ich mache Frühstück. Dir beim Schlafen zuzusehen war alles andere als spannend.«

Die Rache der Mondgöttin

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