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HÄUFIG VORKOMMENDE PROBLEME

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Typische Konflikte mit dem Potenzial, das Elternsein sehr zu erschweren, sind folgende:

 Du bist in deiner Partnerschaft unglücklich. Aber du verbirgst dies, um die Familie nicht zu zerstören. Was kannst du tun? Im ersten Schritt wäre es wichtig, dass du für dich herausfindest, was genau dich so unglücklich macht. Im zweiten Schritt könntest du mehr für dich und deine Bedürfnisse einstehen. Das klingt schwierig und eventuell brauchst du tatsächlich Unterstützung von einer Beratungsstelle. Aber der Aufwand lohnt sich, denn wenn du ständig weiter verbirgst, was dich bedrückt, und dich zurückhältst, unterhöhlst du eure Beziehung immer weiter und schwächst alle Beteiligten.

 Du und dein Partner – ihr habt völlig unterschiedliche Erziehungsvorstellungen. Häufig zeigen sich unterschiedliche Werte in einer Partnerschaft erst, wenn das erste Kind zur Welt kommt. Dann wird zum Beispiel deutlich, dass der eine Partner vielleicht sehr viel Wert auf Sicherheit legt – und am liebsten jeden Schritt des Kindes kontrollieren möchte. Der andere findet dagegen, dass Selbstständigkeit der wichtigste Wert in der Erziehung ist, und reagiert mit großem Unverständnis auf das ständige Kümmern des anderen Partners. Auch Unzuverlässigkeit oder sehr unterschiedliche Vorstellungen im Umgang mit Geld und der Frage, wofür man es ausgibt, können große Konfliktthemen sein. Was kannst du tun? In so einem Fall ist es wichtig, sich überhaupt darüber im Klaren zu sein, welche Werte man im Leben wichtig findet – und was man dementsprechend an seine Kinder weitergeben möchte.

Wenn du und dein Partner/deine Partnerin euch noch einmal grundlegend Gedanken darüber machen wollt, welche Werte ihr in der Erziehung wichtig findet, empfehlen wir euch den Abschnitt Wofür stehen wir? – Werte in der Familie ab >.

 Ihr seid beide permanent überlastet. In vielen Partnerschaften machen sich die Partner nicht klar, wie viele Aufgaben es am Tag gibt – und wie man sie bewältigt. Beide rödeln ständig und dennoch gibt es dauernd Streit über alles, was nicht klappt oder nicht erledigt wurde. Was kannst du tun? Setze dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin zusammen und notiere alle Aufgaben rund um Familie und Beruf, die euch einfallen. Schreibt auch auf, welche persönlichen Interessen ihr unbedingt in eurem Leben verwirklichen wollt. Schaut gemeinsam, wie ihr die wichtigen Aufgaben gut bewältigen könnt, welche Pflichten weniger wichtig sind oder wo ihr euch Hilfe holen könnt. Betrachtet eure Familie an diesem Abend einmal wie ein kleines Unternehmen – wie managt man es sinnvoll?

 In eurer Beziehung ist das Geben und Nehmen ungleich verteilt. Vielleicht hast du das Gefühl, dass du alleine die Verantwortung für eure finanzielle Sicherheit trägst – und dein Partner oder deine Partnerin sich darauf ausruht. Vielleicht ist es aber auch eher die emotionale oder soziale Seite eures Familienlebens, die allein von dir getragen wird. Auf jeden Fall bist du davon genervt oder sogar schon so frustriert, dass es ständig Streit gibt. Was kannst du tun? Wir empfehlen dir Steffis Buch Jeder ist beziehungsfähig. Hier findest du eine ganz einfache Anleitung, mit der du herausfindest, wie du diese Schieflage verändern kannst. Hier findest du auch Lösungshilfen für die nächsten typischen Probleme:

 Ihr beide seid nicht auf Augenhöhe. Einer scheint wichtiger oder stärker zu sein. Es ist gar nicht so selten, dass in einer Partnerschaft nach einiger Zeit die Gleichberechtigung verloren geht. Besonders die Familiengründung verschiebt oftmals Aufgaben der Partner im Familienleben. Und selbst wenn man das gar nicht wollte, ändern sich nach einiger Zeit auch die Machtverhältnisse. Manchmal hat plötzlich der mehr zu sagen, der das meiste Geld nach Hause bringt. Oder der Partner mit dem schlechter bezahlten Job »darf« gar nicht mehr arbeiten gehen. Oder derjenige, der sich mehr um die Kinder kümmert, spricht dem anderen Elternteil jegliche Erziehungskompetenz ab. Was kannst du tun? Dein Ziel sollte sein, mit deinem Partner wieder auf Augenhöhe zu kommen. Das ist möglich, wenn du dich innerlich entwickelst und dich nicht mehr klein fühlst.

In späteren Kapiteln wirst du dazu in diesem Buch Anregungen und Hilfestellungen finden (vor allem dort, wo es um deine negativen Glaubenssätze und dein Schattenkind geht, ab >).

Auch wenn die genannten Konflikte recht dramatisch klingen, möchten wir dir klar sagen: Sobald du dich deinen Themen stellst, kannst du sehr oft Lösungen finden. Häufig steht uns einfach im Weg, dass wir uns so sehr eine glückliche Familie wünschen, dass wir jede Irritation erst einmal abwehren.

Mach dir klar: Kinder großzuziehen ist eine echte Herkules-Aufgabe. Und es ist völlig normal, dass du auch in deiner Partnerschaft an deine Grenzen kommst und vieles neu sortieren musst, wenn ihr Eltern werdet. Das Bedürfnis der Kinder, dass die Eltern sich doch bitte gut verstehen und lieben sollen, stellt solche, die auf der Paarebene nicht mehr miteinander klarkommen und sich deswegen trennen, vor eine besonders schwierige Aufgabe. Denn man kann zwar als Paar auseinandergehen, aber die Elternrolle ist durch eine Trennung nicht beendet. Im Gegenteil: Man muss ein neues Miteinander finden, wenn man seine Rollen als Vater und Mutter für das Kind oder die Kinder gut ausfüllen möchte. Für Kinder ist es gut, wenn sich die Eltern trotz der Trennung auf der Elternebene weiterhin gut verstehen und wenn sie zumindest in den großen Erziehungsfragen Einigkeit herstellen. Das aber erfordert von den Eltern ein sehr reifes Umgehen mit Konflikten und die Fähigkeit, die Paar- und die Elternebene bei auftretenden Problemen und Konflikten voneinander zu trennen.

Wenn Papa und Mama sich nicht mehr lieb haben, wünscht sich das Kind, dass es beide Eltern lieben darf und dass es von beiden Eltern weiterhin geliebt wird.

Gerade bei Letzteren neigen wir allerdings dazu, auf »alte« Streitmuster aus unserer Kindheit zurückzugreifen. Das betrifft getrennte Paare ebenso wie zusammenlebende. Wir holen dann unschöne Kommunikationsformen aus der untersten Schublade hervor, machen Vorwürfe, kritisieren, nörgeln, werten den anderen ab oder verfallen in eisernes Schweigen.

Verbissene und verhärtete Konflikte zwischen den Eltern sind für Kinder kaum auszuhalten. Kleinere bekommen Angst, weil sie die Spannungen und Streitereien nicht einordnen können. Ältere Kinder können eher sagen, was sie wollen. »Bitte habt euch wieder lieb!« oder »Nicht streiten« bekommen die Eltern dann zu hören. Teenager und junge Erwachsene verdrehen die Augen, wenn die Eltern zanken, und stöhnen: »Jetzt geht das schon wieder los!«

Bitte verstehe unsere Anmerkungen zur Paarbeziehung jedoch nicht falsch: Wir sind weit davon entfernt, Eltern zu raten, »den Kindern zuliebe« in unglücklichen Partnerschaften zu bleiben. Wir wollen nur darauf hinweisen, dass Kinder unabhängig davon, ob die Eltern getrennt sind oder (noch) zusammenleben, beide Eltern lieben. Und es tut ihnen gut, wenn Eltern es schaffen, dass weiterhin beide für die Kinder da sind – und man zumindest in den großen Erziehungsfragen an einem Strang zieht. Kindern tut es dagegen gar nicht gut, wenn sie auf eine Seite gezogen werden. Oder wenn ein Elternteil ständig die Augen verdreht, wenn die Kinder von ihren Erlebnissen mit dem anderen erzählen. Oder wenn man vor ihnen den anderen schlechtmacht und dergleichen. Kinder wollen, dass ihr Nest, das ursprünglich aus der Bindung zwischen Mama und Papa entstanden ist, weiter besteht.

Auch wenn sich ältere Kinder besser abgrenzen können, sind sie ebenso im tiefsten Herzen von dem Wunsch beseelt, dass ihre Eltern sich verstehen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Aspekte der Paarbeziehung, die in die Eltern-Kind-Beziehung hineinspielen. In diesem Buch zeigen wir vor allem auf, wie du dich als Mutter oder Vater gut aufstellen kannst – wie du Verantwortung für deinen Anteil in der Eltern-Kind-Beziehung so übernehmen kannst, dass dein Kind sich sicher gebunden und frei fühlt. Wir werden dir viele Fragen stellen und dich immer wieder dazu einladen, über dich nachzudenken. Wenn du dich auf dieses Abenteuer, diese Reise nach innen einlässt, wirst du dich vielleicht hie und da verändern. Und wer weiß, vielleicht profitiert auch dein Partner oder deine Partnerin von dieser Entwicklung.

Nestwärme, die Flügel verleiht

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