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Zane

Der Wald riecht frisch. Zane schlich durchs Unterholz, ganz auf seine Beute fixiert. Er verfolgte das Reh schon eine Weile. Es hatte ihn noch nicht bemerkt. Er war ein hervorragender Jäger und wusste genau, wie man seine Beute verfolgen musste, damit man selbst nicht enttarnt wurde.

Jetzt blieb es stehen, um aus einem kleinen Bach zu trinken. Das war seine Chance. Langsam ging er tiefer, bis er fast am Boden lag und richtete die Ohren nach vorn. Seine Nase zuckte, als ein Windstoß ihm den Geruch des Tieres entgegen wehte. Ganz auf seinen bevorstehenden Sprung konzentriert, bemerkte er den Menschen nicht, der sich näherte. Erst im letzten Moment hörte er das Rascheln hinter sich.

Seine Beute hörte es ebenfalls und hob den Kopf. Das Reh wandte sich ihm zu und entdeckte den Wolf im Unterholz. Ohne länger zu zögern, sprang Zane vor. Das Reh reagierte ebenso schnell und machte einen Satz. Es wollte über den Bach springen und davonlaufen, doch er war schneller. Sein Sprung war richtig abgeschätzt und er traf seine Beute. Die Krallen seiner Vorderpfoten gruben sich tief in den Rücken des Tieres und mit seinem Körpergewicht schlug er es zu Boden. Es zappelte und wand sich unter ihm, doch Zane war stärker.

Gezielt schlug er dem Reh die Zähne in den Nacken und schüttelte es heftig. Er konnte spüren, wie die Wirbelsäule unter seinem Biss und der Bewegung brach. Das Tier zuckte ein letztes Mal kräftig, dann erschlaffte sein Körper. Kurz schnaubte der Wolf, ob der Anstrengung, dann zog er das tote Tier aus dem Wasser. Er hatte es im Sprung erwischt und war mit ihm im Bach gelandet.

Am Ufer angekommen, ließ er es fallen und richtete den Blick auf den Menschen, der ihn fast um seine Mahlzeit gebracht hatte. Es war Quentin, der Hexer. Zane hob die Lefzen und knurrte seinen Unmut über dessen so unpassendes Erscheinen heraus. Der Magier ließ sich jedoch nicht beeindrucken, sah allerdings schuldbewusst aus. Ohne sich weiter um den Menschen zu kümmern, schüttelte Zane sich und bespritzte ihn dabei mit Wasser. Dann machte er sich über seine Beute her.

„Oh komm schon, Zane. Kannst du nicht warten, bis ich weg bin?“, murrte Quentin leicht angeekelt.

Er hob die jetzt blutverschmierte Schnauze, zog abermals die Lefzen hoch, diesmal als Grinsen und schüttelte sich erneut.

„Bitte. Aber mach hin. Ich muss mit dir reden.“

Der Werwolf ließ sich jedoch nicht hetzen. Dafür genoss er zu gern. Der Hexer wartete ungeduldig darauf, dass er fertig wurde, hatte den Blick jedoch die ganze Zeit abgewandt. Zane rechnete es ihm an, dass er überhaupt blieb. Als der Magier ihn das erste Mal beim Fressen gesehen hatte, war er würgend im Wald verschwunden. Die Geräusche, die daraufhin an Zanes Ohren getreten waren, hatten ihm gründlich den Appetit verdorben. Doch mittlerweile, schien der Mensch sich an den Anblick gewöhnt zu haben.

Eine ganze Weile später verebbte Zanes Hunger und er ließ von dem Reh ab. Stattdessen trottete er zum Bach, trank und sah der Spur aus Blut zu, die durch die leichte Strömung von seiner Schnauze gewaschen wurde. Dann wandte er sich wieder zum Hexer und lief zu ihm.

„Kannst du das da erst mal wegmachen?“, fragte der und verzog abermals leicht angeekelt das Gesicht. Er deutete auf seinen Mund und meinte Zanes Schnauze.

Wieder grinste der Wolf und leckte sich links und rechts über die Lefzen. Er mochte den Menschen, aber es wäre nicht schlecht, wenn er sich nicht ganz so kleinlich haben würde. Zane ließ sich auf sein Hinterteil nieder und musterte den Mann fragend. Was auch immer der Hexer wollte, es musste wichtig sein, sonst wäre er später wiedergekommen, wenn Zane seine Mahlzeit beendet hatte, und hätte ihr nicht beigewohnt.

„Du musst zu Lillien gehen. Ich muss mit ihr reden.“

Zane knurrte und zeigte die Zähne. Er musste gar nichts.

„Hey, was denn?“

Abermals knurrte er. War der Mensch wirklich so dumm, ihm Vorschriften zu machen? Er sollte lieber nicht vergessen, mit wem er sprach.

Dann schien es Quentin einzuleuchten und er lehnte sich zurück. „Entschuldige. Kannst du Lillien suchen? Bitte.“

Schon besser, Mensch. Zane stellte das Knurren ein.

„Es ist wirklich wichtig. Ich würde selbst gehen, aber ich kann nicht. Er würde es rausfinden.“

Magier waren schon eine komische Spezies. So mächtig sie sich immer gaben, unterwarfen sie sich dennoch einem Rudelführer, den sie dann doch nicht mehr wollten. Quentin hatte zwar versucht, Zane zu erklären, warum er noch immer unter diesem Raphael diente, doch er hatte es nicht verstanden. Für ihn gab es so was nicht. Wenn man jemandem nicht mehr folgen wollte, verließ man das Rudel oder beanspruchte den Posten des Alpha für sich. Er selbst hätte es damals tun können, doch er strebte nicht nach der Führerschaft. Allerdings würde er sich auch niemandem mehr unterordnen. Er legte den Kopf schief, um dem Hexer zu bedeuten, dass er weiterreden sollte.

„Ich hab was für sie. Gib es ihr bitte.“ Quent zog ein Stück Papier aus der Tasche und hielt es hoch. „Darf ich es dir umbinden? So kannst du es nicht verlieren.“

Zane schaute skeptisch auf den Zettel und dann zum Hexer. Er wollte ihm hoffentlich kein Halsband anlegen. Das konnte er gleich vergessen. Doch der Magier zog ein Band hervor und deutete auf Zanes Vorderpfote. Der Wolf folgte seinem Blick und verstand.

„Darf ich?“

Wenn es sein muss. Er hob die Pfote an und hielt sie oben. Quentin hockte sich vor ihn und band das Papier daran fest. Dann stand er wieder auf. Zane betrachtete sein Gepäck. Es würde ihn beim Laufen nicht behindern, doch es war nicht wasserfest. Wenn es wirklich so wichtig war, hoffte er, das Vampirmädchen würde es noch lesen können, wenn er sie fand.

„Ich danke dir“, sagte Quentin und schaute ihm direkt in die Augen.

Mutiger Junge, dachte Zane. Einem wilden Tier direkt in die Augen zu schauen, als Mensch. Er senkte den Kopf zum Zeichen, dass er den Dank annahm, dann stand er auf.

Auch der Hexer strafte sich. „Ich muss zurück. Bitte beeil dich.“

Zane legte den Kopf schief, schaute Quentin noch mal in die Augen, dann wandte er sich um und lief in den Wald. Er wusste, wo er sie finden würde und hoffte, die Vampire hatten ihre Abwehr nun nicht auch gegen ihn errichtet.

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