Читать книгу Vampirmächte - Stefanie Worbs - Страница 9

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„Hast du was gefunden?“, fragte Memphis in die Stille. Hayley hatte sich auf einen der Stühle gesetzt, die Hände flach auf den Tisch gelegt und die Augen geschlossen.

Sie zuckte heftig zusammen, als er sie ansprach und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Himmel, Memphis! Tu das nicht noch mal!“

„Entschuldige“, grinste er und zog Lilly einen Stuhl vom Tisch, damit auch sie sich setzen konnte. Er selbst blieb stehen und lehnte sich, auf die Arme gestützt, auf den Tisch. „Aber wenn du so abwesend bist, hätte auch der Rufer nichts gebracht“, gab er zu bedenken.

„Ich war nur kurz abgelenkt und ihr wart nicht sehr laut“, rechtfertigte sie sich und gab Lilly ihre Kette zurück. Sie legte sich das Schmuckstück gleich wieder um und ließ den Anhänger, der leise klingelte, unter der Jacke verschwinden.

„Die Vampire aus dem Zirkel, wären genauso leise gewesen“, meinte Memphis und sah Hayley tadelnd an.

Die Hexe verdrehte die Augen. „Und du denkst, die wären einfach so an mich rangekommen? Ich hab schon noch Schutzzauber, keine Sorge.“

„Wir sind auch unbemerkt an dich rangekommen.“

„Erstens, mein Freund, hätten meine Zauber mich gewarnt, schon auf eine halbe Meile Entfernung. Und zweitens, seid ihr keine Feinde. Das heißt, ihr kommt immer an mich ran.“

„Ist das nicht ein Schwachpunkt?“, warf Lilly ihre Bedenken ein. „Also mal angenommen, wir wenden uns auf einmal gegen dich. Wärst du dann nicht in Gefahr?“

Hayley sah sie abschätzend an, dann sagte sie: „In gewisser Weise schon. Allerdings vertraue ich euch und hoffe, ihr wendet euch nicht gegen mich. Außerdem ist es notwendig, dass ich euch an mich ranlasse. Ich kann euch nicht fernhalten, wenn ihr mich gleichzeitig schützen sollt.“

„Ja stimmt. Okay.“

„Und? Hast du nun was gefunden?“, wiederholte Memphis seine Frage.

„Eine Menge. Sie müssen tatsächlich hier geübt haben. Ich konnte normale Magie spüren und eure, also die von Elementariern. Allerdings nur Wind und Wasser von Vampiren. Die Magier nutzen wohl nur die Erde. Es war aber leider nichts Nützliches dabei.“ Sie runzelte die Stirn. „Was mich aber ein wenig verwirrt, ist eine seltsame Verkrümmung der Windmagie.“

„Verkrümmung?“ Lilly schaute verwirrt von Hayley zu ihm.

Memphis konnte nur mit den Schultern zucken.

„So wie, kaputt?“, hakte sie nach.

„Nicht wie kaputt. Eher einfach anders. Als würde die Elementarkraft, sich mit einer anderen Energie mischen.“ Ratlos sahen die Vampire sich an, dann wieder zu Hayley.

„Lilly hat gerade Erdmagie benutzt“, sagte Memphis unvermittelt und bekam damit sofort Hayleys Aufmerksamkeit.

„Was?“ Hayleys Blick flog zu seiner Freundin, dann zurück zu ihm.

Er hielt ihr die Lilie hin. „Hier. Die war dabei zu verwelken und Lilly hat sie aufleben lassen, wie Denniz es im Haus mit den Blumen immer getan hat.“

Die Hexe nahm ihm die Blume ab und betrachtete sie eingehend.

„Ich wollte ihr nur Wasser geben“, erklärte Lilly, fast ein bisschen entschuldigend.

„Sie hat tatsächlich eine Art Erdmagie auf sich. Es ist aber irgendwie nicht direkt Erde.“ Hayleys Stirn legte sich in Falten. „Wie hast du das gemacht?“ Sie hob den Kopf und musterte ihre Freundin.

„Kein Plan. Ich wollte es nicht mal. Ich hab einfach meine Magie gesammelt wie immer und dann ist das da passiert.“ Lilly deutete auf die Blume.

„Hat es sich anders angefühlt?“

Lilly überlegte kurz. „Nein, nicht wirklich.“

„Wenn du sonst deine Macht nutzt, wie machst du es?“

Memphis’ Blick glitt abwechselnd von einer zur anderen. Hayley war ehrlich neugierig. Lilly sah nur verwirrt aus.

„Ich weiß nicht. Anfangs brauchte ich immer etwas, was mir einen Anschub geben musste. Ich hab Erinnerungen benutzt, um die richtige Stimmung zu bekommen, je nachdem ob es kalt oder warm werden sollte. Jetzt geht das einfach so. Was ich will, passiert.“

„Manchmal etwas unkontrolliert aber sonst ...“, fügte Memphis an und unterdrückte ein Grinsen. Er dachte an die vergangen Wochen und dann an den Tag, an dem sie eine Karaffe Wasser gesprengt hatte, weil sie wütend auf Tim gewesen war.

Sie verzog das Gesicht und boxe ihm leicht auf den Arm. „Blödmann.“

Er schenkte ihr das Lächeln, das sie so liebte und das ihr immer einen gewissen Glanz in die Augen zauberte. Auch diesmal klappte es und er nahm zufrieden ihre liebevolle Aura auf. Sie war warm und voller Zuneigung. Dann lehnte er sich zu ihr und verharrte einen Zoll vor ihrem Gesicht. Sie zögerte kurz, lächelte dann und küsste ihn.

Hayley räusperte sich. „Also was genau wolltest du diesmal tun? Einfach nur Wasser für die Lilie sammeln?“

Memphis ließ sich nun doch auf den Stuhl neben Lilly nieder und warf ihr ebenfalls einen neugierigen Blick zu. Sie musste etwas anders gemacht haben.

„Ja, na ja, wir haben über Marco und Vincent gesprochen und um ehrlich zu sein, tut es mir leid, was mit ihnen passiert ist. Auch wenn sie unsere Gegner sind, sie hätten sich bestimmt nicht gegen uns gestellt, wenn Raphael nicht wäre. Marco musste sterben, weil Raphael Rache wollte und Vincent musste deswegen höllische Schmerzen aushalten. Vielleicht hat es was damit zu tun.“

„Ihr glaubt, Vincent lebt noch?“

„Ich denke schon“, antwortete Memphis. „Wir haben nur für den Hexer eine Gedenkstätte gefunden.“

„Mhh. Es könnte sein, dass es an deinen Gefühlen gelegen hat, Lilly. Aber ich verstehe nicht, wie du dadurch Erde benutzen konntest. Es ist nicht dein Element und ich glaube auch nicht, dass du ebenfalls zwei hast.“

„Warum glaubt das denn keiner? Wir haben so viel Kurioses erlebt, aber das ist nicht möglich?“ Lilly lehnte sich zurück und verschränkte gekränkt die Arme vor der Brust.

Memphis lächelte aufmunternd und legte ihr eine Hand aufs Knie. „Das ist doch nichts gegen dich. Es ist nur eben mehr als unwahrscheinlich.“

„Und was habe ich dann gemacht, wenn nicht das Erdelement benutzt?“, fragte sie schnippisch und sah ihn herausfordernd an.

Memphis’ Blick ging zu Hayley und wurde fragend.

„Du hast nicht das Element Erde benutzt, wie zum Beispiel Denniz es getan hat. Du hast dein Element benutzt, um die Erde zu beeinflussen oder eben ihre Kraft zu nutzen. Das ist die einzige Erklärung, die mir einfällt.“

Erstaunen legte sich in Lillys Züge, dann ließ sie die Arme sinken und lehnte sich vor. „Du meinst, ich habe das getan, was wir damals bei dir im Keller versucht haben? Also was ich versucht habe? Das mit dem Wind und der Feder?“

„Richtig.“

Memphis verstand nur noch Bahnhof. „Was hast du versucht?“

Lillys Blick richtete sich auf ihn und Freude stand darin. „Ich hatte wissen wollen, ob Vampire nicht auch zaubern können, also wie Magier eben, weil wir ja Magier geworden wären oder zumindest die Veranlagung dafür hatten. Hayley meinte, ich solle es einfach versuchen. Also habe ich versucht, eine Feder anzuheben, mit Wind.“

„Aber du bist kein Wind.“

„Nein. Ich wollte das Wasser nutzen, um den Wind damit zu beeinflussen.“

„Was?“ Jetzt war er vollends verwirrt.

Hayley schaltete sich ein. „Du weißt doch, wie meine Magie funktioniert, oder?“

„Ja. Du ziehst die Kraft aus der Erde.“

„Nicht nur, aber stimmt trotzdem. Ich nutze zum Beispiel die Kraft der Erde und kann damit Wind erzeugen. Oder ich nutze eure Kraft und könnte die Erde zum Beben bringen. Ich nutze also ein Element oder eine Kraft, um eine andere zu erzeugen.“

„Ja und?“

„Lilly hat das auch versucht. Sie wollte die Feder mit Wind anheben, dafür aber die Kraft vom Wasser nutzen.“

„Und? Hat es geklappt?“, fragte er an seine Liebe gewandt.

„Meinst du, ich hätte dir das so lange verschwiegen, wenn ja?“, antwortete sie und sah ihn vorwurfsvoll an.

„Nein. Ich glaube, das hättest du nicht geschafft.“ Er grinste frech.

„Jedenfalls scheint es diesmal geklappt zu haben. Du wolltest die Lilie bewässern, doch statt ihr Wasser zu geben, hast du ihr Leben gegeben.“

„Also habe ich gezaubert wie du! Hayley, weißt du was das heißt?!“

„Das du recht hattest und der Hexenteil in deinem Blut überlebt hat.“ Die Hexe stellte das fest, als wäre sie eine Lehrerin, die nur eine Tatsache wiederholte.

„Aber wir können nicht zaubern wie Magier.“ Memphis hörte selbst, wie ungläubig er klang. Das geht nicht, dachte er und schüttelte den Kopf. „Es gab noch nie Vampire, die richtig zaubern konnten“, fügte er an und verzog das Gesicht.

„Wieso denn nicht?“, wollte Lilly wissen. „Hast du Belege dafür, dass es keine gab?“

„Nein.“

„Siehst du. Wie kannst du dann so sicher sein, dass es keine gegeben hat?“

„Weil wir davon wüssten. Ich bin ja nun schon ein paar Jahre auf dieser Welt und habe noch nie von einem gehört.“

„Was trotzdem nicht heißt, dass es keine gibt. Vielleicht hast du eben nur nie davon gehört. Immerhin warst du ja auch im letzten Jahrhundert nicht sehr oft unter Leuten. Und da du eh nie Magier sein wolltest, hast du sicher auch gar nicht drüber nach gedacht.“ Lilly sah ihn so von ihrer Meinung überzeugt an, dass er verstummte.

„Sie hat recht, Memphis. Solange es keine eindeutigen Beweise gibt, die gegen eine solche Vampirrasse sprechen, müssen wir wohl damit rechnen, dass es sie geben könnte. Und vielleicht haben wir sogar so ein Exemplar hier sitzen.“ Sie nickte in Richtung Lilly.

„Exemplar. Als wäre ich ein Ausstellungsstück. Pff.“

Alle drei lachten.

„Aber das könnte es sein“, hielt Hayley fest und wirkte, als wäre ihr ein Licht aufgegangen.

„Was?“, fragten Lilly und Memphis zeitgleich.

„Die komische Magie. Die Windmagie hier hat etwas Komisches an sich. Lilly kannst du noch mal so zaubern?“

„Ähm, ich weiß ja nicht mal, wie es vorhin gemacht habe.“

„Probiere es“, forderte Hayley und wies auf die Blume. „Lass ihr Wurzeln wachsen oder so.“

Memphis griff nach der Lilie und kniff kurz mit den Nägeln in ein Blütenblatt, sodass es eine tiefe Druckstelle bekam. „Ich denke, etwas Leichtes wäre besser“, sagte er und lächelte Hayley zu, die die Augen verdrehte, dann gab er Lilly die Blume. „Versuche, das zu reparieren.“

Sie nahm sie und starrte sie unentschlossen an. „Ich hab echt keine Ahnung, wie ich das machen soll.“ Ihr Blick huschte zu Hayley und dann zu ihm.

„Wir haben vorhin über Marco und Vincent gesprochen. Wenn es was mit ihnen zu tun hatte, solltest du das noch mal versuchen“, schlug er vor.

„Mhh.“ Lillys Blick richtete sich auf die Blüte. Eine ganze Zeit lang geschah nichts. Hayley beobachtete sie genau. Auch Memphis hielt den Blick auf seine Freundin geheftet. Dann hörte er Hayleys Herz schneller schlagen und schaute zu ihr. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen und ihr klappte der Mund auf. Sein Blick schnellte zurück zu Lilly, die ihre volle Aufmerksamkeit auf die Blüte in ihrer Hand gerichtet hatte. Auch Memphis sah nun wieder den Blütenkelch an und versuchte die Stelle auszumachen, die er beschädigt hatte. Sie war verschwunden, aber es geschah noch mehr.

Die Blüte richtete sich weiter auf und wurde weißer. Das vorher leichte Gelb, verwandelte sich langsam aber sicher in reines Weiß. Ein Keuchen von Hayley, riss die beiden Vampire schließlich aus ihrem Erstaunen. Lilly stieß den Atem aus und hielt den Blick auf ihr Werk gerichtet. Memphis’ Blick flog zwischen den beiden Mädchen hin und her.

„Lilly! Das war Erdmagie. Du hast wirklich Erde benutzt!“ Hayley war perplex, genau wie Memphis.

„Aber habe ich Erde benutzt oder habe ich Wasser benutzt, um Erde zu nutzen?“

„Das Zweite würde ich sagen. Und noch was, deine Magie hatte dieselbe Struktur, wie die hier im Raum. Mindestens einer der Windvampire kann das auch.“ Stille stellte sich ein, in der sich alle verwunderte und verblüffte Blicke zuwarfen.

Memphis brach schließlich das Schweigen. „Wie hast du es gemacht?“

„Ich glaube, es waren nicht die beiden anderen. Ich denke, es war Denniz.“ Er sah sie verwirrt an und endlich wandte sie den Blick von der Blume zu ihm. „Ich habe an ihn gedacht. Vorhin auch schon. Wie sehr ich ihn vermisse und daran, dass er es ja war, der die beiden verbrannt hat. Es war sein Feuer.“

„Aber hättest du die Lilie dann nicht verbrennen müssen?“

„Eigentlich schon, oder?“ Sie schaute zu Hayley.

„Guck mich nicht so fragend an. Ich habe keine Ahnung, wie das überhaupt funktioniert.“

„Vielleicht liegt es an seinem Erdelement“, versuchte Memphis, eine Erklärung zu finden.

„Oder es ist die Tatsache, dass er dir fehlt. Deine Sorge und das Gefühl von Verlust“, meinte Hayley, woraufhin alle schwiegen. „Wie auch immer. Wir sollten das verfolgen. Später.“ Sie lehnte sich zurück. „Habt ihr sonst noch was rausgefunden?“

Lilly zog das Notizbuch aus der Tasche und ließ es über den Tisch rutschen. „Nicht heraus aber gefunden.“

Hayley griff es sich und blätterte es durch.

„Es steht nichts drin. Nicht mal, von wem es ist.“ Jetzt klang Lilly wieder frustriert. Memphis hatte seine Hand nicht von ihrem Knie genommen und drückte es nun sanft. Sie lächelte dankbar für die Aufmunterung.

„Es fehlen ein paar Seiten“, stellte die Hexe fest und runzelte die Stirn. Ihre Finger glitten hier und da über das Papier.

„Und?“, fragte Memphis und zuckte mit den Schultern.

„Also echt mal. Habt ihr nie diese Krimiserien gesehen, in denen sie Spuren suchen und so?“

Beide Vampire sahen sie nur fragend an.

Die Hexe stand auf und ging zu dem großen Kamin. Sie holte ein Stückchen Holzkohle und kam zurück. Lillys Blick hellte sich auf und auch Memphis erkannte, was sie meinte. Hayley klappte das Buch auf und suchte eine Seite heraus, wo eine andere abgetrennt worden war, dann fuhr sie sachte mit der glatten Seite der Kohle darüber. Gespannt hielten Lilly und er den Blick auf das Papier geheftet und tatsächlich erschienen Buchstaben.

„Was steht da?“, wollte Lilly wissen.

Hayley hob das Buch an und versuchte, die Worte zu entziffern. „Ich weiß nicht genau.“ Sie starrte angestrengt die Seite an und drehte das Buch leicht nach links und rechts. „Es könnte ein Zauber sein, aber ich kenne ein paar Worte nicht. Oder ich kann es nur nicht entziffern.“

„Vielleicht hat dort einer der Magier seine Sprüche aufgeschrieben.“

„Kann schon sein. Aber warum sollte er die Seiten rausreißen und das Buch hierlassen?“

Lilly ließ sich in den Stuhl zurückfallen. „Das war Quentin“, stellte sie schlicht fest.

„Quentin? Warum?“, fragte Hayley.

„Dieser Verräter?“, giftete Memphis.

„Ja, er. Und ich glaube nicht, dass er ein Verräter ist. Ich glaube, er wollte, dass wir das finden.“

„Wie kommst du darauf?“ Er sah sie fragend an.

„Er hat uns gesagt, dass die Schutzzauber um das Haus aufgehoben wurden.“

„Hat er, aber ich versteh nicht, was du meinst.“

„Er hat uns vor dem Kampf getroffen und uns gesagt, die Schutzzauber wurden aufgehoben. Vor dem Kampf, Memphis. Du hast vorhin selbst festgestellt, dass der Zirkel schon vor dem Kampf ausgezogen sein muss. Vielleicht wollte Raphael zwar, dass wir es hier ausfechten, aber wenn wir mal drüber nachdenken, wer lässt denn seinen Feind zu sich nach Hause kommen? Sucht man sich nicht immer ein Terrain, das man zwar unter Kontrolle hat, was aber sonst nicht von Nutzen ist? Es war geplant, dass sie weggehen. Schon vor dem Kampf.“

„Du hast recht“, baute sich Hayley nun ein. „Sie hätten nicht hierbleiben können, da Lilly die Kirche kennt. Das Risiko, dass ich ihre Schutzzauber breche, wäre viel zu groß gewesen.“

„Ihr meint also, er wollte uns nur irreführen? Also Raphael?“, hakte Memphis nach.

„Genau.“ Lilly schien überzeugt von ihrer Idee. „Und Quentin wollte es uns sagen. Der Zirkel war schon hier weg, als er sich mit uns getroffen hat. Er wollte, dass wir das wissen. Und das hier“, sagte sie und deutete auf das Buch, „hat er liegen gelassen, damit wir es finden. Er hat gesagt, das Haus ist schutzlos, damit wir wissen, dass wir reinkommen und es uns holen können. Wir haben es nur nicht verstanden. Vermutlich hätten wir Quentins Zauber in der Fabrik brechen können.“

„Warum hat er es nicht einfach gesagt? Oder uns das Buch gleich gegeben? Hat er nicht auch gemeint, wir kommen nicht rein?“, fragte er weiter.

„Er wird es nicht gekonnt haben. Und die letzten Zauber hätte ich bestimmt leicht brechen können. Da sie nun weg sind, werden sie sie selbst gelöst haben“, antwortete Hayley. „Raphael wird seine Leute schon unter Kontrolle haben. Sei es mit Magie oder sonst was. Ich denke, du kannst jetzt nachvollziehen, was ich damit meinte, als ich sagte, ich wollte mich ihm nicht anschließen.“ Ihre Augen richteten sich auf Lilly und diese nickte entschuldigend.

„Ich hätte nicht gedacht, dass er Zauber benutzt hat. Quentin wirkte nicht, als würde er unter einem Bann stehen“, gab Lilly zu,

„Wie auch immer er seine Leute gebunden hat, er wird darauf aus sein, dass es niemand erfährt. Also wird er auch dementsprechend Zauber gewirkt haben, um sie davon abzuhalten, sich in irgendeiner Form gegen ihn zu wenden. Also auch, seine Zauber nicht zu verraten“, erklärte die Hexe weiter.

„Wie ist das möglich? Wie kann man Leute so unter Kontrolle haben? Und warum lassen sie es mit sich machen?“, wollte Lilly wissen.

„Schwarze Magie. Das ist alles schwarze Magie. Und ich kann mir vorstellen, dass sie es vorher nicht wussten. Wer würde sich freiwillig auf diese Art binden lassen?“

„Wir müssen mit dem Hexer reden“, warf Memphis ein. „Wenn es stimmt, was Lilly sagt, hätten wir das Buch schon vor dem Kampf finden sollen. Wir haben es nur nicht verstanden und damit alles gegen die Wand gefahren“, wiederholte er ihre Worte und resignierte dann.

„Wie willst du mit ihm reden?“, wollte Hayley wissen. „Meinst du, hier steht eine Telefonnummer drin?“ Sie nickte dem Buch zu.

„Nein. Aber wir kennen jemanden, der den Kontakt herstellen kann.“ Sein Blick glitt zu seiner Liebe.

Lilly nickte. „Zane.“

„Wer ist Zane?“, fragte die Hexe verwirrt und schaute von einem zum anderen.

„Zane ist ein Werwolf und er steht in Kontakt mit Quentin“, erklärte Lilly.

„Ein ... Werwolf? Ihr kennt einen Werwolf?!“

„Lilly kennt ihn“, erklärte Memphis weiter. „Er hat uns auch damals zu Quentin gebracht.

„Ach, der Zauber also.“ Hayley lehnte sich wieder zurück und sah die beiden vorwurfsvoll an. „Von wegen, irgendeine Art Magie hat euch zu ihm geführt.“

„Wir konnten ja schlecht vor den Sorokins sagen, dass es ein Werwolf war“, meinte Lilly und verzog das Gesicht.“

„Richtig. Allerdings wäre es schön gewesen, Bescheid zu wissen“, tadelte die Hexe.

„Tja. Jetzt weißt du mal, wie das ist, wenn man wichtige Infos erst bekommt, wenn es zu spät ist.“ Lilly streckte ihr die Zunge raus und Memphis musste lachen.

„Wo sie recht hat. Da fällt mir ein, ich wüsste noch gern, wie der Wolf in unseren Wald kommen konnte. Sollten deine Schutzzauber nicht andere magische Wesen abhalten?“

Hayleys Gesicht wurde schuldbewusst und sie sank tiefer in den Stuhl. „Also, um ehrlich zu sein ...“

„Ja, ich höre?“

„Na ja. Magische Wesen schon. Allerdings nur die, die uns Böses wollen. Es hat ganz den Anschein, als zählt der Wolf nicht dazu.“

Er sah sie scharf an. „Ich hatte gedacht, dein Schutz wäre allumfassend gewesen.“

„Ehrlich, Memphis. Ich bin zwar stark, aber nicht allmächtig. Ich habe alles, was uns schaden konnte, vom Haus ferngehalten. Selbst wenn nur jemand Klingelstreiche hätte spielen wollen, wäre er nicht auf unser Grundstück gekommen. Der Wolf wollte anscheinend nicht mal das.“ Ihre Mundwinkel zuckten und Lilly musste lachen.

Sicher hat sie das Bild vor Augen, wie der Wolf an der Haustür steht und klingeln will, dachte Memphis und musste nun auch wieder grinsen.

„Gut. Also es gibt hier nichts weiter für uns zu finden. Das Buch nehmen wir mit. Ich muss wissen, was da drin steht. Wenn Quentin wirklich wollte, dass wir es finden, muss es wichtig sein.“ Hayley erhob sich und die Vampire taten es ihr nach.

„Wir müssen auch Zane finden und er muss uns den Hexer holen. Und wenn er diesmal wieder lügt, werde ich ihm eigenhändig den Hals umdrehen“, erklärte Memphis seinen Freundinnen beim Hinausgehen.

„Ist euch bewusst, dass Quentin uns sagen kann, ob Denniz wirklich noch lebt? Ich glaube nicht, dass Raphael ihn vor seinem Zirkel verstecken würde.“ Lilly sprach leise und ihr Blick heftete sich auf Memphis.

„Dann werde ich ihm erst den Hals umdrehen, wenn er es uns gesagt hat“, grummelte er und brachte sie damit zum Lächeln.

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