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Memphis

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Die Kirchenruine lag schon im Dämmerlicht des anbrechenden Abends, als die drei ankamen. Sie hatten ein wenig gebraucht, um das Gebäude zu finden, denn Lilly kannte nur den Weg am Strand entlang. Nun fuhren sie aber mit dem Auto und es gab keine befestigte Straße in diesem Teil des Waldes. Für Memphis’ Geländewagen waren die wenigen holprigen Pfade jedoch kein Problem.

Er parkte das Auto auf dem Vorplatz der alten Kirche. Hayley hatte schon von der Ferne her einige Zauber gewirkt und konnte keine anderen Magier in der Nähe finden. Memphis hatte erneut laut die Vermutung geäußert, dass der Zirkel seinen Sitz verlassen haben könnte und nun schien er damit recht zu behalten.

Er stellte den Motor ab, doch niemand verließ das Auto. Sein Blick glitt über die Ruine der Kirche und dann über das Haus dahinter. Es handelte sich um ein altes Pfarrhaus, das allem Anschein nach mit der Kirche verbunden war. In den Fenstern brannte nirgends Licht.

Den Blick wieder zu Lilly gewandt fragte Memphis: „Wollen wir?“ Er bemerkte die Angst in ihren Augen und fügte an: „Du kannst auch hier warten.“ Sie hatte ihnen von ihrer Gefangenschaft hier erzählt und er konnte nur ahnen, was gerade in ihr vorgehen musste.

Sie schüttelte leicht den Kopf und schaute nun ihn an. „Nein. Ich komme mit.“

„Bist du sicher?“

„Ja.“ Ihr Griff ging zur Tür, doch bevor sie sie öffnen konnte, war er schon aus dem Wagen und auf ihrer Seite. Er öffnete sie für Lilly und hielt ihr dann eine Hand hin. Mit einem Lächeln ergriff seine Freundin sie und stieg aus. Mit der zweiten Hand öffnete er Hayley die hintere Tür und auch sie stieg aus dem Wagen, dann gingen sie um das Auto herum und auf die Ruine zu. Er hielt Lillys Hand noch immer und konnte ihre Zurückhaltung spüren. Aufmunternd drückte er sie sachte und zog seine Freundin enger an sich.

Es gab kein Eingangsportal zur Kirche mehr. Nur noch ein paar Reste der Mauer, in dem es einst gehangen hatte. Im Kirchenschiff selbst sah es aus, als würden noch Messen abgehalten werden. Wo man Trümmer oder Dreck vermutete, war alles sauber und ordentlich. Lilly hatte die Ruine beschrieben und Memphis hatte sich ein Bild im Kopf gemacht. Doch das hier wirkte unwirklicher, als er gedacht hatte. Hayley folgte ihnen und murmelte Sprüche vor sich hin, sie wollte sicher auf alles gefasst sein.

Am Altar angekommen hielt Memphis an und sah Lilly fragend an. Hier gab es zwei Türen. Eine links, eine rechts vom Gottestisch. Lilly deutete schweigend auf die Rechte, also gingen sie darauf zu. Sie öffnete sich lautlos und gab den Blick auf einen Gang dahinter frei. Erneut warf Memphis Lilly einen Blick zu. Sie hatte nichts mehr gesagt, seit sie die Kirche betreten hatten. Langsam ging er weiter und hielt ihre Hand dabei fest. Er würde sie jedoch sofort loslassen, wenn sie auch nur den Hauch einer Regung zur Flucht zeigte. Niemals würde er es ihr auch nur eine Sekunde länger als nötig zumuten wollen, dass sie hier war, wenn sie es nicht sein wollte.

Der Gang verlief ein paar Schritte geradeaus und endete in einer weiteren Tür. Diese stand offen und gab den Blick auf eine Treppe frei. Licht flammte auf und erhellte den Gang sowie die Treppe vor ihnen. Erschrocken drehten sich beide Vampire zur Hexe um.

„Sorry. Aber ich kann hier echt nichts mehr sehen“, entschuldigte die sich mit einem Grinsen. Memphis hatte total vergessen, dass sie menschlich war. Mit ihren Vampirsinnen waren Lilly und er im Vorteil, was Dunkelheit betraf. Er lächelte nur zurück und wandte sich wieder der Treppe zu. Lilly hinter sich stieg er hinab, bis sie einen kleinen Flur mit zwei Türen an einer Seite erreichten. Ohne innezuhalten wollte er weitergehen, doch jetzt stoppte seine Liebe und er konnte ihr Herz rasen hören. Sie atmete mit einem Schlag schneller und aufgeregter.

Seine Arme schlossen sich um sie und er drückte sie fest an sich. „Es ist gut. Alles ist gut.“ Dann löste er sich von ihr und nahm ihr Gesicht in die Hände. „Willst du gehen? Geh nach oben und warte im Auto. Du musst nicht hierbleiben.“ Er konnte die Panik in ihren Augen lesen und sein eigenes Herz begann zu rasen bei dem Gedanken, dass es ihr nicht gut ging. „Geh hoch, Lilly. Warte oben. Hayley geht mit dir.“

Sie schaute ihm in die Augen und er hielt ihren Blick fest, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich will bei dir bleiben. Ich schaffe das.“

„Sicher?“

„Ja.“ Ihre Stimme war so leise, dass er Schwierigkeiten hatte, sie neben ihrem pochendem Herzen zu verstehen. Abermals nahm er sie in die Arme, dann brachte er etwas mehr Abstand zwischen sie beide. Er musterte Lilly prüfend, als sie tief durchatmete. Dann beruhigte sich ihr Herzschlag etwas und auch ihre Atmung wurde langsamer. Erst als Memphis sicher war, dass sie es schaffen würde, ging er weiter. Ihre Hand hielt seine fest umschlossen.

Die erste Tür stand offen. Er warf einen Blick hinein und schaute dann Lilly an. Sie schluckte und nickte, auf seine stumme Frage hin.

Das war also ihre Zelle gewesen. Memphis konnte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen hören, als Wut in ihm aufstieg. Dieser kleine Raum ohne Licht oder irgendwelchen annähernden Komfort war so lange ihr Gefängnis gewesen und er selbst war Schuld daran. Zwar hatte sie gemeint, „es wäre okay“, doch nichts war okay. Er würde sich immer die Schuld daran geben, denn es war so. Er konnte ihre Angst ständig spüren. In Lillys Aura, in ihrem Tun. Er konnte sie sehen und fühlen. In Lillys Augen und in dem Zittern ihrer Hand.

Memphis prägte sich den Raum ein. Jeden Winkel und jedes Detail, denn er wollte sich daran erinnern. Als Mahnung, nie wieder so einen Fehler zu begehen. Dann ging er zu der zweiten Tür weiter. Sie schwang mit einem lauten Knarzen auf, doch der Raum war leer. Hier stand keine Pritsche und keine Kerzenreste lagen am Boden. Und keine 13 Streichhölzer.

13. Lilly hat die Kerze nur 13 mal angemacht. In über 30 Tagen hatte sie nur 13 Mal für kurze Zeit Licht. Ihm fiel ein Stein in den Magen, als er sich vorstellte, wie sie da lag oder saß und nichts hatte, außer den paar Minuten Licht. Und nun konnte er auch ihre Zurückhaltung erst wirklich verstehen. Lillien hatte sich seit ihrer Rückkehr sehr zurückgezogen und ihm fehlten ihre kleinen Gesten der Zuneigung. Doch jetzt erst begriff er richtig, warum sie so war.

Raphael hatte ihr Visionen von Memphis gezeigt. Hatte sie sehen lassen, wie er sich von dem kleinen, unschuldigen Jungen in den erwachsenen, verdrossenen und auf das Leben wütenden Mann verwandelt hatte. Erst hatte Memphis gedacht, es läge rein an der Verwandlung, die er durchlebt hatte, dass Lilly auf Abstand blieb. Doch nun erkannte er, wie stark diese Visionen auf sie eingewirkt haben mussten.

Sie war hier eingesperrt gewesen. Im Dunkeln und ohne Ablenkung und hatte mit ansehen müssen, wie er zu einem mitleidlosen und gefühlskalten Wesen geworden war. Was sollte sie davon abhalten zu denken, er würde ebenso sie fallenlassen und vergessen, wie er so viele andere scheinbar vergessen hatte, die er geliebt und verloren hatte?

Er war nicht gekommen, um sie hier rauszuholen. Sie hatte gesehen, wie er immer wieder gegangen war und seine verlorenen Gefährten hinter sich gelassen hatte. Doch glaubte Lilly wirklich, er hätte sie hiergelassen?

Wo er doch wusste, dass sie noch am Leben war. Dass er sie wiederhaben konnte. Hatte sie so sehr an ihm gezweifelt? An seiner Liebe? Tat sie es vielleicht noch?

Auch wenn sie gesagt hatte, sie würde ihn für immer lieben. Vielleicht hatte sie es nur getan, um Raphael zu zeigen, dass er sie nicht gebrochen hatte. Memphis schaute zu ihr. Lillys Blick war auf die Tür ihres ehemaligen Gefängnisses gerichtet, sie schien in Gedanken versunken zu sein.

„Ich liebe dich“, kam es ihm unwillkürlich über die Lippen.

Ihr Blick flog zu ihm, in ihren Augen sah er Tränen schimmern.

Er überwand die kleine Distanz zu ihr und nahm wieder ihr Gesicht in die Hände. „Ich liebe dich!“, wiederholte er und sah ihr dabei fest in die Augen. Sie musste ihm glauben! „Nie wieder werde ich so was hier zulassen! Oder auch nur einen Bruchteil davon. Nie wieder wird dir jemand so weh tun! Ich liebe dich!“

Eine Träne löste sich und rollte ihr über die Wange, als sie blinzelte. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie und er sah, dass es die Wahrheit war. Er sah es in ihren Augen und spürte es in ihrer Aura. Sie liebte ihn und der Stein in seinem Magen verschwand. Er küsste sie sanft auf die Lippen und legte seine Stirn an ihre.

Dann wischte er die Träne weg und trat zurück. „Hier unten ist nichts. Wir sollten uns im Haus umsehen.“ Er schob sich an Lilly vorbei und zog sie dann mit nach oben. Hayley hatte am Fuß der Treppe gewartet und lächelte ihm zu. Er wusste, was sie dachte. Dreimal hatte er ich liebe dich gesagt. So oft und in so kurzer Zeit wie seit unzähligen Jahren nicht mehr und er hatte es jedes einzelne Mal aus tiefstem Herzen ernst gemeint.

Das Haus war, wie erwartet, verlassen. Allerdings sah man, dass vor Kurzem noch jemand hier gewohnt haben musste. Es lag nirgends großartig Müll oder Blattwerk herum. Oder überhaupt Dreck, wie man es in verlassenen Häusern vermuten würde. In einigen der Kamine lagen noch Holzkohlereste, doch ansonsten deutete nichts weiter daraufhin, dass hier jemand gelebt hatte.

In einem Saal, der vielleicht so groß war wie die Eingangshalle von Green Manor, stand ein Tisch mittig im Raum, umringt von sieben Stühlen. Es schienen die einzigen Möbel im ganzen Haus zu sein. Sonst war hier nichts. Nicht mal alte Bilder oder andere Gegenstände.

„Ich spüre Magie. Sehr viel sogar“, sagte Hayley, als sie den Raum betrat.

Die beiden Vampire sahen sie alarmiert an.

„Keine Sorge, sie wurde schon gewirkt. Es sind keine aktiven Zauber“, erklärte sie schnell.

„Wie kannst du das fühlen?“, wollte Lilly wissen und warf der Hexe einen verwirrten Blick zu.

„Du kannst das auch. Du musst nur wissen, auf was du dich konzentrieren musst“, meinte sie und lächelte.

Jetzt trafen Lillys Augen Memphis. „Kannst du das?“

Seine Mundwinkel zuckten. „Nein. Ich habe mich nie wirklich damit befasst.“

„Wusstest du, dass es geht?“

„Ich weiß, dass es möglich ist. Aber ich habe es nur ein Mal ausprobiert. Es kostet eine gewaltige Menge an Konzentration. Danach stand mir nie der Sinn.“

„Wieso kannst du so leicht feststellen, dass hier Magie gewirkt wurde und wir nicht?“, fragte Lilly nun wieder ihre Hexenfreundin.

„Weil ich eine Hexe bin.“

„Aha und weiter?“

Memphis musste grinsen. Lilly hatte ihren typischen, genervten Unterton.

„Ihr seid Vampire. Als Elementarier könnt ihr Magie nutzen, also sie auch aufspüren. Es ist ähnlich wie mit dem Zaubern. Sieh es so. Ihr könnt, was wir können, nur eben eingeschränkt.“

„Warum sagst du dann leicht, dass wir es auch können, wenn es am Ende doch zu schwer ist?“

„Einfach so.“

„Blöde Kuh.“

„Ich hab dich auch lieb.“ Hayley warf ihr ein Lächeln zu und Lilly erwiderte es ehrlich.

Die zwei, dachte Memphis bei sich und musste ebenfalls lächeln, froh darüber, dass Lillys Laune sich endlich wieder zu heben schien. „Was denkst du, warum hier so viel Magie herrscht?“, fragte nun er an die Hexe gewandt.

„Keine Ahnung. Ich gehe davon aus, dass sie hier gezaubert haben. Vielleicht war es ein Übungsraum oder so. Jedenfalls ist kein Zauber mehr aktiv.“

„Kannst du rausfinden, was sie gezaubert haben?“, wollte Lilly wissen.

„Klar. Aber es wäre der Mühe nicht wert.“

„Vielleicht doch. Vielleicht ist ein Zauber dabei, der uns verrät, was sie mit Denniz gemacht haben.“

Hayleys geweitete Augen richteten sich auf sie. „Du hast recht.“

„Hey, mal nicht so verblüfft, bitte“, gab Lilly ihr zurück und verzog das Gesicht.

Die Hexe lachte. „Tut mir leid, war nicht so gemeint. Ich hab nur gar nicht daran gedacht.“

„Also kannst du es rausfinden?“

„Ich versuche es. Es wird allerdings eine Weile dauern.“

„Funktioniert mein Engelsrufer auch bei ihr?“ Lilly sah nun Memphis fragend an.

„Ich weiß nicht. Tut er es?“, fragte er die Hexe.

„Sollte er. Ich hab ihn erschaffen.“

„Dann nimm ihn, solange du hier bist. Memphis und ich suchen weiter, ob wir irgendwelche Hinweise finden.“ Lilly zog sich die Kette über den Kopf und hielt der Hexe das Schmuckstück hin. „Nur bis wir wieder zusammen sind“, fügte sie ernst an.

Hayleys Blick flog kurz zu Memphis, dann nahm sie die Kette. „Okay. Danke.“

Schon war Lilly wieder bei ihm und hatte ihre Hand in seine gelegt. „Und wir sehen nach, ob wir was finden.“

„Machen wir.“ Er lächelte. Ihre Hand würde er nicht loslassen.

Das Haus war größer, als es von außen gewirkt hatte. Sie erkundeten jeden Raum, fanden jedoch nichts. Einige Zimmer mussten durchweg unbewohnt gewesen sein, während in anderen deutliche Anzeichen für einen erst kürzlichen Auszug zu finden waren. In einem fanden sie auch eine Art kleine Gedenkstätte. In einer Ecke des Raumes lagen einzelne Blumen. Eine Rose, eine Lilie und ein Veilchen. Dahinter stand ein Bild, was einen jungen Mann zeigte.

„Das war der Hexer, der verbrannt ist“, erklärte Memphis, denn Lilly hatte ihn noch nie gesehen.

„Marco“, flüsterte sie dessen Namen. Neben dem Bild stand ein erloschenes Windlicht und die Blumen zeigten erste Anzeichen des Welkens.

Memphis schätzte ihr Alter auf drei bis vier Tage. „Sie sind sicher schon umgezogen, bevor der Kampf stattgefunden hat, aber wie es aussieht, kommen sie immer mal vorbei.“ Der Kampf selbst war jetzt ungefähr drei Wochen her.

„Sieht so aus.“ Lilly klang nachdenklich, dann kniete sie sich vor das Bild und betrachtete es. „Was denkst du, ist der Vampir auch tot?“

„Meinst du den aus der Halle?“

„Ja.“

„Ich weiß nicht. Wir haben nicht mehr viele Räume vor uns und bis jetzt war das hier die einzige Gedenkstätte.“

„Denkst du, er könnte geheilt sein?“ Sie hatten nicht mitbekommen, was mit Vincent geschehen war, nachdem Denniz die Flammen gelöscht hatte. Zwar hatte der Windvampir am Boden gelegen, doch nachdem sie in der zweiten Halle auf Raphael gestoßen waren, hatte niemand mehr auf ihn geachtet. Er war verschwunden gewesen, als Memphis am Ende die erste Halle durchquert hatte, um zu den Sorokins nach draußen zu kommen.

„Es ist möglich. Immerhin ist er ein Unsterblicher. Nur wird es lange gedauert haben. Auch wenn Feuer uns verbrennt, können wir davon heilen, solange es unser Herz oder Gehirn nicht getroffen hat.“ Er beobachtete wie Lilly die Hand ausstreckte und die Lilie berührte. Seine Augen weiteten sich, als er sah, was sie tat. Sie ließ ihre Macht in die Blume fließen und die feinen bräunlichen Stellen, die schon auf der Blüte zu sehen gewesen waren, verschwanden.

Offensichtlich erstaunt über sich selbst, zog sie die Hand weg und betrachtete ihre Finger. „Hast du das gesehen?!“ Ihr Blick flog über ihre Schulter zu ihm hoch.

„Ja. Wie hast du das gemacht?“

„Ich weiß nicht. Ich wollte ihr nur Wasser geben und dann ist das passiert.“

Er kniete sich neben sie und hob die Blume an, um sie näher zu betrachten. Sie sah aus wie frisch geschnitten.

Sein Blick glitt von der Blüte zu Lilly. „Das war Erde oder zumindest etwas Ähnliches.“

Ihre Augen weiteten sich ebenfalls. „Was?“

„Du hast das Erdelement benutzt, wie es aussieht. Ich hab das schon bei Denniz gesehen. Er hat es ständig gemacht und nie mitbekommen. Wenn wir Blumen irgendwo stehen hatten und sie wurden welk, hat er sie so berührt wie du und wenig später waren sie wie neu. Er dachte immer, Mrs Hamilton hätte sie ausgetauscht. Ich wusste es natürlich besser.“

„Wie kann ich denn Erde benutzen?“

„Ja, wie?“, grübelte Memphis.

„Vielleicht beherrsche ich auch zwei Elemente?“

Er warf ihr einen amüsierten Blick zu, den sie mit einem fragenden begegnete, dann sagte er: „Ich glaube nicht, dass auch du zwei Elemente hast.“

„Ach und warum nicht?“

„Versteh mich bitte nicht falsch, es wäre natürlich wunderbar. Allerdings ist der Umstand, dass du überhaupt ein Elementarier bist, dass ich einer bin und Denniz sogar zwei beherrscht hat und wir uns auch noch alle kennen, schon so extrem selten, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass der Zufall es will und auch du zwei Elemente hast. Das wäre einfach zu viel des Guten.“

„Aber ausgeschlossen ist es nicht.“

„Sicher nicht. Allerdings mehr als unwahrscheinlich.“

„Wie finden wir es raus?“

„Wir fragen Hayley und du probierst es noch mal. Aber nicht jetzt. Wir haben keine Zeit dafür.“

„Okay.“ Sie erhob sich und er tat es ihr nach. „Aber cool wäre es schon“, gab sie zu und er lachte auf.

„Allerdings.“ Er legte kurz einen Arm um sie und küsste sie aufs Haar, nahm dann aber gleich wieder ihre Hand. „Weiter geht’s.“

Im nächsten Raum fanden sie endlich etwas. Ein kleines Buch lag auf dem Fenstersims. Lilly hatte es sofort entdeckt und hielt es Memphis nun hin. Er nahm es und betrachtete den Einband. Es sah aus wie ein gewöhnliches Notizbuch.

Er schlug es auf, doch die Seiten waren leer. „Da steht nichts drin.“ Beim Durchblättern fiel ihm auf, dass einige Seiten herausgerissen waren. „Hier fehlen Seiten.“

„Steht nicht drin, von wem es ist?“

„Nein. Es ist vollkommen leer.“ Er klappte es wieder zu und gab es an seine Freundin zurück.

Auch Lilly blätterte es ein paar Mal von vorn nach hinten und zurück durch. Dann seufzte sie frustriert.

Er lächelte aufmunternd. „Wir finden schon was. Und wenn nicht wir, dann vielleicht Hayley. Komm, einen Raum haben wir noch.“ Er beobachtete, wie Lilly das Buch in ihre Jackentasche gleiten ließ. Dann nahm er wieder ihre Hand.

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