Читать книгу Schein der Scheine - Steffi Scheinemann - Страница 5
DIE ALLERERSTE FAHRSTUNDE
ОглавлениеAm letzten Schultag vor den Winterferien sollte es passieren. Ich war vor der ersten Begegnung mit dem schwarzen „Golf 4“, ein mittelklassiger Kleinwagen, mächtig aufgeregt. In der Fahrschule beruhigte man mich. Endlich –um zwölf Uhr trat ein etwas korpulenter Herr mit Halbglatze mittleren Alters herein und begrüßte mich als seinen Fahrlehrer. Das war der Beginn einer letztendlich unerfreulichen Bekanntschaft.
Bevor er mich ans Steuer ließ, fuhren wir in ein etwas verkehrssicheres Gebiet. Eigentlich fuhr mein Fahrlehrer diese erste kurze Strecke. Damit meine ich allerdings keinen Parkplatz oder so. Es ging tatsächlich sofort in echte 30er-Zone.
Schnell waren Sitz und Spiegel eingestellt, die fortan meine ganz speziellen Freunde werden sollten. Kurz testen, ob alles passte. Kupplung und Bremse treten, Zündschlüssel drehen und Handbremse lösen. Schon bei diesen Aktionen traten die ersten beiden Probleme auf. Aufgrund meiner fehlenden Zentimeter- wie ich immer zu sagen pflege- klappte das mit der Kupplung nicht optimal. Auch der Zündschlüssel wollte sich erst drehen, als ich ihm gut zusprach. Das wiederum hat nichts mit der Körpergrösse zu tun. Jedoch Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Irgendwie und mit Trick 17 war beides später überlistet und ich konnte die ersten Meter motorisiert zurücklegen.
Also, noch einmal: Kupplung treten, Handbremse lösen, Zündschlüssel drehen, ein wenig Gas Vorgas geben und vorsichtig die Kupplung kommen lassen. Mit viel Feingefühl rollte der Wagen los. Diesen Moment, als sich der Wagen unter mir mit 50PS bewegte, werde ich so schnell nicht vergessen. Jedoch noch ehe er so richtig ins Rollen kam, sollte ich schon wieder anhalten. Das Bremsen war nicht allzu spannend. Die ganze Prozedur wiederholte ich ein halbes Dutzend Mal. Bei allen meinen Versuchen büchste mir der Wagen nicht ein einziges Mal aus, wie man es in einigen Werbespots sieht. Mein Fahrlehrer bemerkte dies und hielt damals noch ganz große Stücke auf mich. Leider änderte sich seine Einstellung nach wenigen Monaten.
Nachdem das Anfahren wirklich bestens ging, gingen wir zu Lektion zwei über. Abbiegen. Man hätte es auch als Lenkübung deklarieren können. Ich sollte, während mein Fahrlehrer auf den Verkehr achtete, um die Ecke fahren. Das war schon ein wenig schwieriger. Obwohl wir uns im Scheckentempo bewegten, war damals an eine Blickabfolge meinerseits nicht zu denken.
80 Minuten später war der ganze Spuk vorbei. Ich hatte meine allererste Fahrstunde überstanden.
Obwohl die Stunde, wie bereits erwähnt nur 80 Minuten dauerte, nervte ich meine Mutter mindestens eine Woche lang mit meinen Erzählungen.