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Kapitel 1

Florenz 2002

Am liebsten hätte er ihm eine gehörige Lektion erteilt und ihn das ganze Wochenende in der kalten Zelle gelassen, aber das hätte einen schlechten Eindruck hinterlassen. Man kannte sie hier zu gut. Der Name ihrer Familie war fest mit dieser Stadt verbunden und die ständigen Eskapaden seines Bruders fachten nur unnötig das Gerede an. Wieder einmal hatte Mhinea es geschafft, die Aufmerksamkeit auf ihre Familie zu ziehen und er sah ihm nur zu deutlich an, dass er ahnte, was auf ihn zukam.

Als sie auf dem Weg nach Hause waren, sprachen sie kein einziges Wort miteinander, doch Mhinea wusste, es war nur die Ruhe vor dem Sturm.


Die lodernden Flammen, des mannshohen Kamins, ließen seine markanten Gesichtszüge noch deutlicher hervortreten. Der Ärger stand ihm allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. Eigentlich legte er großen Wert darauf, dass seine äußere Erscheinung stets makellos war, doch angesichts des erneuten Anfalls der Idiotie, von seitens Mhineas, war ihm das an diesem Abend unmöglich. Entgegen seiner Gewohnheiten, öffnete er wütend, die ersten drei Knöpfe seines schneeweißen Hemdes, schleuderte die seidene Krawatte achtlos auf den Ledersessel und fuhr sich immer wieder, mit den Händen durch das sonst so sorgfältig frisierte Haar. Das Brandyglas in der rechten Hand, auf dessen Ringfinger der Siegelring seines Vaters steckte, hatte er seinem Bruder den breiten Rücken zugewandt und die azurblauen Augen genervt geschlossen. Es war nicht das erste Gespräch dieser Art, das er führen musste und er hasste es jedes Mal, aber er wusste, dass er in der Pflicht war Mhinea, wie schon so oft, die Regeln zu erklären, da dieser sie, offensichtlich, immer noch nicht verstand oder eben, was er für wahrscheinlicher hielt, nicht verstehen wollte. Wieder und wieder hatte er erfolglos versucht, Mhinea seinen Standpunkt zu erklären und eigentlich wusste der sehr wohl, dass er im Unrecht war, doch er konnte, oder wollte einfach nicht aus seiner Haut und sich anpassen. Schon als sie noch Kinder waren, war es immer er gewesen, der Mhinea zur Vernunft hatte bringen müssen. Als ihr Vater noch gelebt hatte, war es einfacher gewesen. Einzig Vaters Zorn, hatte der Bruder stets gefürchtet, wie die Hölle selbst, fuhr es ihm kurz durch den Kopf. Doch nach dessen Tod, war es schier unmöglich gewesen, ihn im Zaum zu halten. Er war ein wildes Kind gewesen und so hatte er ihm einiges nachgesehen, doch irgendwann waren sie eben keine Kinder mehr und Mhineas Dummheiten hatten trotzdem nicht aufgehört, lediglich die Art der Dummheiten hatte sich verändert. Wenn er darüber nachdachte, wusste er genau, wann es angefangen hatte. Es war Mhineas fünfzehnter Geburtstag gewesen, an dem er die Mädchen des Dorfes für sich entdeckt hatte. Diese Mädchen waren fasziniert von ihm gewesen und Mhiena hatte von Anfang an gewusst, wie er den jungen und unerfahrenen Dingern, den Kopf verdrehen konnte. Er war wie ein verbotenes Abenteuer für sie, aufregend und geheimnisvoll. Es hatte nicht lange gedauert und er war im ganzen Dorf als Weiberheld und Herzensbrecher bekannt. Er hatte ihn immer wieder gewarnt sich etwas zurückzuhalten und Mhinea hatte es tatsächlich versucht, aber seine Bemühungen waren nie von langer Dauer gewesen. Er rebellierte nun mal gern gegen jegliche Regeln. Sich anpassen und dafür sorgen, dass man die Aufmerksamkeit nicht auf sich zog, das lag ihm einfach nicht. Jedes Mal, wenn er sich durch seine Lebensweise in Schwierigkeiten gebracht hatte und das war mindesten einmal im Monat der Fall, war es an ihm, so wie heute, ihn wieder raus zu hauen.

“ Ich habe wirklich nicht die geringste Lust, dich erneut ins Gebet zu nehmen, aber du lässt mir keine Wahl. Du sagtest, ich soll dir vertrauen. Wie kann ich das, wenn du jedes Mal in einer Zelle landest? Wie kann ich dich überhaupt noch allein lassen? Du bist doch alt genug, oder etwa nicht? Ich meine, was denkst du wie es weiter gehen soll? Erwartest du ernsthaft, dass ich das so weiter laufen lasse? Warum denkst du nur, es ist erstrebenswert so zu leben? Was zum Teufel hat dich diesmal geritten? Wie konntest du dich ausgerechnet mit dem Sohn des Bürgermeisters anlegen? Der Tag wird kommen, wo nicht mal ich dir helfen kann, was ist dann Mhinea?" sagte er und bemerkte, dass seine Stimme dabei weniger streng klang, als er angestrebt hatte.

Mhinea stand da, sah durch das Fenster runter in den gepflegten Garten. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, wie die Worte gegen seinen Rücken und die alten Tannen unter ihm neigten sich zur Seite, als wollten sie ihm aufmunternd zunicken. Er war so müde.

“Beim nächsten Mal werde ich dir nicht den Hintern retten, du wirst sehen, wo dein Verhalten dich hinbringt? Ich dachte, das hatten wir schon mal. Hast du es den vergessen?" beschwerte er sich weiter, doch Mhinea sagte nichts, ließ die Schimpftirade auf sich nieder regnen.

„Bevor du versuchst dich zu rechtfertigen, die Tatsache, dass du deine Gelüste nicht unter Kontrolle hast, wird mir langsam zu Bund. Warum muss ich dich jedesmal aus Situationen holen, in die du gar nicht geraten würdest, wenn du deine Triebe in den Griff kriegen würdest?“ Dieses Mal hatte seine Stimme die nötige Strenge und er stemmte zufrieden die Hände in die Hüften.

„Ich weiß, dass es für dich schwer zu verstehen ist, weil es nicht in deine Weltansicht passt. Ich habe einen Fehler gemacht, na und?" Sagte Mhiena endlich, doch er sah ihn noch immer nicht an. Er konnte es sich nicht verkneifen, verächtlich zu schnaufen, aber auch das brachte Mhinea nicht wirklich aus der Fassung. Warum nur war sein Bruder so verdammt stur?

„Na und? Was glaubst du den wie wir jetzt wieder da stehen, die halbe Stadt hat gesehen wie man dich in Handschellen abgeführt hat.“ sagte er und war sich nicht sicher, ob er Mhineas Antwort darauf wirklich hören wollte.

“Was die Leute sagen interessiert mich nicht im Geringsten, die sollen vor ihrer eigenen Tür kehren. Abgesehen davon, warum mischt der dämliche Trottel sich auch ein? Ich habe seine Schwester schließlich nicht gezwungen in mein Bett zu springen. Das hat sie sehr wohl freiwillig getan und ich ging davon aus, dass sie mit immerhin 23 Jahren, alt genug ist sich ihre Bettgenossen selbst zu wählen." Antwortete der wohl wissend, dass eine solche Antwort seinen Zorn noch verstärken würde.

“Misere mei - erbarme dich meiner! Ich kann und will einfach nicht verstehen, wie jemand von deiner Intelligenz dermaßen stur und verbohrt sein kann. In Ordnung, es ist dir also egal was die Leute über unsere Familie sagen, wenn du es schon nicht für dich tust, dann tu wenigstens mir den Gefallen und versuch in Zukunft weniger Ärger zu machen. Die Tochter des Bürgermeisters wäre an sich nicht das Problem gewesen, wenn da nicht ihr Bruder gewesen wäre, dem du in aller Öffentlichkeit die Nase und den Kiefer gebrochen hast, aber deine anderen Kontakte, die werde ich nicht länger dulden, denn sie bringen auch mich in Verruf. Halte dich von diesen Herunter gekommenen Idioten fern die du Freunde schimpfst und lass deine Finger endlich von diesen Drecksnutten, den mir, ist es, nicht egal was diese Stadt von uns denkt. Deine Eskapaden fallen auf mich zurück, also werd um Himmels willen endlich erwachsen. Könntest du es wenigstens versuchen Mhinea? “ Zischte der.

"Ich wollte nur etwas Spaß haben. Soll ich für den Rest meines Lebens hinter diesen Mauern verrotten? Ist es das, was du willst? Willst du das ich mich in diesem alten Gemäuer verkrieche und nie wieder vor die Tür gehe und keinerlei Kontakte mehr zu anderen Menschen habe, so wie du es seit Jahren tust?" sagte er und bereute seine scharfen Worte gegen seinen Bruder sofort.

"So, du willst also wissen, was ich von dir erwarte? Nun gut, ich werde es dir erklären, lieber Bruder. Ich erwarte, dass du dich deiner Herkunft entsprechend benimmst, unserem Namen den gebührenden Respekt erweist. Du treibst dich Tag und Nacht mit diesem Pack herum. Sag mir, glaubst du sie wissen was Loyalität bedeutet? Wie kannst du so etwas auch nur ansatzweise glauben? Junkies, Nutten, Dealer, die ziehen dich in ihren Dreck und irgendwann landest du da wo sie jetzt sind, in der Gosse Mhinea, verstehst du das? Sie sind nicht wie wir, sie verstehen unsere Welt nicht. Das sind kaputte Existenzen, die sind niemals Freunde. Sie ruinieren deinen guten Namen, alles, was wir uns in dieser Stadt aufgebaut haben, das kann und darf dir nicht egal sein. Antworte mir, was gedenkst du also zu tun? Muss ich dich wirklich zurückschicken? Ich glaube nicht das du dazu Lust hast, also solltest du deine Ausflüge mit diesem Gesindel in Zukunft lassen. Denn ich habe nicht länger vor es zu dulden" sagte er und sah wie Mhinea die Augen verdrehte.

Von seinem Bruder mal wieder missverstanden, verließ Mhinea ohne ein weiteres Wort den Raum. Ohne auf dessen Vorwürfe einzugehen oder ihm gar zu antworten. Er wusste, dass es zwecklos war ihm zu Wiedersprechen, also ließ er es direkt bleiben. Er kannte die Einstellung seines Bruders nur zu gut. Seine Art zu Leben war für den ein Gräuel, die wilden Partynächte, Alkohol, Sex und all die anderen Dinge, die er tat, wollten ihm nicht in den Kopf. Aiden würde sich nie ändern und sie würden nie aufhören zu streiten.

“ Ja Lauf nur davon! So wie du es immer tust! Ich habe nichts anderes von dir erwartet!„

Hörte er ihm noch hinter sich herrufen, als er die Stufen der großen Treppe hochging.

***

Das war nicht das erste Mal das Mhinea einfach gegangen war, wenn sie sich so stritten. Sobald er bemerkte, dass er keine Argumente mehr hatte, ohne seinen älteren Bruder gegenüber respektlos zu werden, zu müssen, zog er es vor zu gehen.

Wütend nahm er sich einen zweiten Brandy und wählte Isa's Nummer. Dass er seine Probleme damit noch um einiges verschlimmern würden, ahnte er nicht.

Als Mhinea am nächsten Morgen herunterkam und den großen Speisesaal betrat, saß er bereits am Tisch und war in die Tageszeitung vertieft.

"Guten morgen", sagte Mhinea vorsichtig, sicher, der Bruder würde erneut dazu übergehen, ihm die Leviten zu lesen.

"Guten Morgen" die knappe Antwort

Er sah kurz von seiner Zeitung auf und sah, dass Mhinea dem Hausmädchen, das ihm gerade Tee eingoss, in der Hintern kniff, worauf hin das Mädchen rot anlief und mit einem leisen Aufschrei hastig den Raum verließ.

"Lass doch bitte das Personal in Ruhe. Lucy ist gerade mal eine Woche hier und du kannst schon wieder nicht deine Hände bei dir behalten. Du weißt, ich mag es nicht, wenn du dem Personal nachstellst."

"Verzeih, aber als ich sie gestern Nacht in der Küche besuchte, kam sie mir gar nicht schüchtern vor.“ grinste Mhinea, dem Mädchen grinsend hinterherschauend.

"Wie auch immer“, sagte er, während er die Zeitung sorgsam zusammen faltete und neben sich auf den Tisch legte.

„Ich habe keine Lust mehr, mit dir zu streiten. Das bringt ja doch nichts. Du hast recht, ich verstehe deine Art zu leben nicht, aber ich verstehe, dass du etwas anderes brauchst als ich. Ich fühle mich hier wohl, gehe gerne auf die Jagd und ich mag die Einsamkeit, die diese alten Gemäuer mit sich bringen. Ich schätze diese Stadt und die Stadt schätzt mich-uns Mhinea. Aber darum geht es gerade nicht. Ich habe gestern Abend noch lange nachgedacht und habe einen Entschluss gefasst. Ich habe zu viel von dir verlangt, das sehe ich nun ein und möchte mich bei dir entschuldigen. Es geht nicht darum das ich dir verbieten will Spaß zu haben, ich mache mir eben Sorgen Mhinea ich bin dein Bruder und als solche habe ich die Verantwortung, so sehe ich das. Ja, du bist kein Junge mehr, aber nimm es mir nicht übel, dass ich versuche Ärger von dir fernzuhalten, ich kann eben nicht aus meiner Haut. Ich bin streng, ja das weiß ich, aber das muss nicht bedeuten, dass ich das Recht habe deine Bedürfnisse außer Acht zu lassen.“ sagte er und dieses Mal hatte er bewusst die Härte aus der Stimme genommen.

"Nicht doch Bruder. Du musst dich nicht bei mir entschuldigen." sagte Mhinea, der auf einmal einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge hatte.

"Nein, nein. Es ist schon okay.“ winkte sein Bruder ab, "Ich verstehe durchaus, du bist jung und willst Spaß haben. Dagegen ist nichts einzuwenden. Versteh mich nicht falsch, ich mag deine Art von Freunden immer noch nicht, das werde ich nie tun, aber solange du dich hin und wieder auch auf deine Pflichten konzentrierst und mir versprichst, dass ich dich nicht schon nächste Woche wieder aus dem Gefängnis holen muss, werde ich versuchen weniger streng zu sein. Und ich gehe sogar noch etwas weiter, lieber Bruder, den ich habe wie gesagt lange überlegt, was ich tun könnte, damit sich die Situation zwischen uns beiden etwas entspannt. Du magst es doch zu reisen, oder? Nun, ich finde, das ist eine fantastische Idee. Ich war so viele Jahre hier eingesperrt, dass ich fast vergessen habe, dass wir auch mal Spaß miteinander hatten. Lass uns wie früher zusammen verreisen, was hältst du davon? London?" Sagte er und sah Mhinea an.

Dem verschlug es beinahe die Sprache

"Ist das dein Ernst? Du willst mit mir nach London?" Sagte er erstaunt und sah ihn aus ungläubigen Augen an.

"Aber ja doch. Ich würde mich da um einige Dinge kümmern, die ich viel zu lange vernachlässigt habe und du könntest deinen Spaß haben." sagte er, machte eine fahrige Handbewegung, legte den Kopf etwas zur Seite und zog kurz eine Augenbraue hoch. Herausfordernd, so kam es Mhinea vor, sah er ihn lächelnd an.

"Wo ist der Haken?" wollte er wissen.

"Es gibt keinen. Nur einige Regeln, aber keine Angst, nichts Schlimmes. Ich möchte lediglich, dass du die Finger von Drogen lässt, das ist wohl verständlich nach deinem letzten Ausrutscher." Sagte er und Bilder, die er lieber vergessen hätte, huschten kurz, als flüchtige Phantome, an seinem inneren Auge vorbei.

"Eh... nein, ich meine ja, das ist verständlich. Ich schwöre, ich werde dir keine Sorgen mehr machen. Solange waren wir nicht mehr zusammen auf Reisen. Du glaubst nicht wie sehr mich deine Worte freuen. Du wirst sehen, wir werden beide Spaß haben." Sagte Mhinea und strahlte ihn an.

"Das hoffe ich sehr", sagte er, auch wenn er eigentlich nicht vorgehabt hatte, Spaß zu haben. Er tat es Mhinea zuliebe und weil Isa ihm dazu geraten hatte. Dass diese Entscheidung ihrer beiden Leben völlig verändern würde, ahnte er zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Wie sollte er auch?

Blacks Blood

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