Читать книгу Blacks Blood - Stella Freewater - Страница 5

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Kapitel 3

Mhinea fuhr langsam die lange Allee entlang, die zum Anwesen führte und Aiden atmete laut ein. Er hatte nicht herkommen wollen, aber jetzt war er froh es doch getan zu haben. Er liebte dieses Haus noch immer. Es war ein schöner und friedlicher Ort, an dem man herrlich zur Ruhe kommen konnte. Mhinea selbst war sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob es für ihn gut war hier zu sein. Er war unsicher, ob London eine gute Wahl war, um die Beziehung zwischen Aiden und ihm zu verbessern, es gab sicher eine Million Orte, die besser geeignet gewesen wären. Als sie am Flughafen aus der Privatmaschine ausgestiegen waren, tauchten unentwegt Bilder aus der Vergangenheit vor seinem inneren Auge auf und obwohl es so viele Jahre her war, bereiteten diese Bilder ihm Sorgen. Er durfte keinen Fehler machen, das wusste er. Aiden vertraute ihm und dieses Gefühl hatte er so lange vermisst, das wollte er auf keinem Fall aufs Spiel setzen. Wie ein Schloss, aus längst vergangenen Zeiten, thronte das Haus auf dem Hügel und London lag klein und unbedeutend weit unter ihnen. Der steile Weg, führte vorbei an Linden, die die Allee rechts und links säumten.

Oben angekommen, wurden sie bereits erwartet.

"Brandon, alter Junge, schön dich zu sehen“, sagte er, ein Lächeln auf den Lippen, während er ausstieg.

Der alte Mann lächelte erfreut zurück. Zwei von schneeweißen Wimpern umgebenen, dunkelblauen Augen strahlten ihn an.

"Es ist so schön sie wieder hier zu haben Mr. Black. Es ist alles vorbereitet für sie und den jungen Herrn.“

"Ich danke dir, Brandon. Gut siehst du aus.“ Sagte er und klopfte dem alten Mann auf die eingefallenen Schulter.

„Ja, Mylord, viel zu lange. Um so mehr freue ich mich, sie wieder hier zu haben.“ Die vielen runzligen Falten um seinen schmalen Mund breiteten sich aus wie ein Kranz kleiner Äste, als er erneut lächelte.

„Es ist gut zu wissen, dass ich mich stets auf dich verlassen kann. Wie ich sehe, ist das Haus gut in Schuss. Ich hoffe nur, du hattest das nicht allein zu bewältigen. Hast du dir Hilfe geholt, so wie ich es dir gesagt habe?“ Der Alte nickte eifrig.

„Oh ja, Mylord, ich habe ein recht fleißiges Mädchen eingestellt und einen guten Gärtner. Für mich allein wäre es in der Tat etwas viel, bin ich doch kein junger Bursche mehr. „

„Ach Brandon, du bist ein Ausbund von Loyalität und immer noch so zuverlässig wie eh und je.“ Mhinea war hinzugetreten und hatte nun ebenfalls seinen Arm um den alten gelegt, der ihn darauf hin freudig angrinste.

„Ich danke euch, junger Herr. Es ist mir ein inneres Bedürfnis, dafür zu sorgen, dass alles zu ihrer Zufriedenheit ist.„ Lächelte er und die kleinen Fältchen rings um den schmalen Mund kräuselten sich zusammen und gaben ihm einen leicht verschmitzten und liebenswürdigen Ausdruck.

Mhinea lächelte ihn an und ging dann hinter Aiden her ins Haus. Brandon sah den beiden nach. Das Lächeln auf seinem Gesicht blieb, als er das Gepäck aus dem Wagen lud und ihn dann gewissenhaft in die Garage fuhr.

Aiden kannte seinen Bruder nur zu gut und so grinste er nur schief, als er Mhinea auf direktem Weg zur Bar gehen sah.

„Ich hätte auch gern einen Brandy Mhinea“, sagte er, während er zum Fenster ging.

Draußen dämmerte es bereits und unter ihnen in der Stadt gingen nach und nach die Lichter an. Vielleicht tat es ihnen beiden gut hier zu sein, dachte er.

***

Während Vicky mit ihren Freunden an der Uni war, stand Thomas Sinclair in seiner Küche und durchforstete die Schränke. Sein Gedächtnis ließ nach, er hatte es bereits vor ein paar Monaten bemerkt, hatte aber nichts gesagt, um seine Enkelin nicht zu beunruhigen.

Wütend über sich selbst schüttelte er den Kopf, auf dem das einst so leuchtend rote Haar, längst Weiß geworden war. Er riss erneut die Küchenschublade auf, in die er nun schon zum dritten Mal geschaut hatte und da lag es.

„Dem Herrn im Himmel sei Dank“, murmelte er und griff danach. Warum er es nicht schon vorher gesehen hatte, hinterfragte er nicht. Sein Kopf spielte ihm in letzter Zeit öfter den ein oder anderen Streich und er wunderte sich nicht mehr darüber. Mit dem Buch in der Hand ging er zum Telefon.

Setzte sich in seinen Lieblingssessel und wählte.

„Bakarov?“ Eine tiefe Männerstimme am anderen Ende der Leitung war zu hören und Thomas atmete auf.

“ Sergej, Gott sei Dank. „

„Tom, Du klingst besorgt, was gibt es?“

„Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, er ist in der Nähe. Ich habe ein ganz widerliches Gefühl in meiner Magengegend und Du weißt, was das heißt.“

„Ja, das weiß ich allerdings. Seit wann hast du dieses Gefühl? Wann hat es genau angefangen? Und hast Du etwas gesehenen oder ist es nur das Gefühl?“ Sergej klang inzwischen auch besorgt.

„Ich habe nichts gesehen, aber ich sage Dir, er ist hier, ich fühle es und Du weißt, ich hatte bis jetzt immer recht. Ich wollte sicher sein, dass es Dir gut geht, mein Freund.“

„Ach um mich mach Dir mal keine Sorgen, ich passe schon auf mich auf, aber wenn er wirklich raus gefunden hat, wo ihr seit, dann haben wir wirklich ein Problem.

Weiß Vicky Bescheid? Sicher nicht.“ sagte Sergej.

„Richtig geraten und das wird auch erst mal so bleiben.„ war die knappe Antwort Sinclairs.

Sergej atmete übertrieben laut aus, so dass Thomas es nicht überhören konnte, dass der Freund seine Entscheidung missbilligte.

„Nun gut, ich werde mich auf den Weg machen. Da du immer noch ein alter Dickschädel bist, fühle ich mich wohler, wenn ich bei euch bin. Du kannst dich natürlich auf mich verlassen.“

„Ja, das weiß ich, Sergej. Aber ich brauche dich im Moment noch in Moskau. Du musst da meine Augen und meine Ohren sein. Höre dich um, ich will wissen, ob jemand etwas weiß. Er muss Spuren hinterlassen, selbst er ist nicht wirklich unsichtbar, wir beide wissen das seid Paris. Das hier bekomme ich so lange schon alleine hin, bis jetzt ist es ruhig.“

„Ja, bis jetzt, aber wir beide wissen, wie schnell sich das ändern kann. Denkst du nicht, es wäre besser wenn, ich zu dir und Victoria nach London komme? Denk mal nach Tom, bitte denk noch einmal über deine Entscheidung nach und sag es ihr. Sie ist völlig ahnungslos, das kann ihr schnell zum Fallstrick werden und dir auch.“

„Nein, ich bin noch nicht tot, Sergej, es ist noch lange nicht an ihr diese Bürde zu tragen. “

„Das verstehe ich, aber sie sollte es wissen, meinst du nicht, es ist langsam an der Zeit für sie?“

Tom schüttelte den Kopf. “ Nein, es betrifft sie nicht.“

„Wie bitte? Es betrifft sie nicht, das ist ja wohl nicht dein Ernst. Tom Sie wird ihm eines Tages gegenüber stehen und nicht wissen, wie ihr geschieht. Das geht so nicht.“

„Nichts da, dazu wird es nie kommen, ich werde dem ein Ende setzen.“

„Aber sie ist die nächste in der Reihe Tom“, sagte Sergej hartnäckig.

„Nein, das ist sie nicht, noch ist es an mir. Und ich soll verdammt sein, wenn ich zulasse, dass er sich ihr nähert. Nein, ich werde es beenden und Victoria wird eine normale junge Frau sein.“

„Das klingt eher nach einem sehr frommen Wunsch, als nach einem guten Plan. Den alleine die Möglichkeit deines Versagens bringt sie in eine schlimme Situation. Denk wenigstens darüber nach.“

„Sollte ich versage, ist es an dir, ihr zur Seite zu stehen“, sagte Thomas.

“Das ist etwas, das außer Frage steht, das weißt du. Selbstverständlich werde ich sie mit meinem Leben schützen, dennoch ich würde es bevorzugen sie einzuweihen und sie vorzubereiten. Aber ich werde dir vertrauen, so wie es immer tat. Sie ist deine Enkelin und du wirst wissen, was richtig für sie ist.“

„Danke alter Freund. Ich wusste, dass ich mich auf dichverlassen kann. Ich werde dich morgen Abend nochmal anrufen und dich natürlich auf dem Laufenden halten.“

„In Ordnung. Mach dir keine Sorgen, ich werde mich hier umhören. Pass auf dich auf.“

„Tue ich doch immer, keine Sorge“, antwortete Thomas und beendete das Gespräch.

***

Aber Sergej machte sich Sorgen. Er kannte Thomas und wusste, dass der sich gerne in Schwierigkeiten brachte. Und der Gedanke, dass mehrere Flugstunden voneinander entfernt waren, beunruhigte ihn. Sich umhören war einfacher gesagt als getan, aber Sergej wusste, wo er den Hebel ansetzten musste, um an die gewünschten Informationen zu kommen. Gelassen griff er nach seinem Bastard-Schwert und steckte es sich unter den bodenlangen Mantel, dann setzte er sich in den alten Sessel, der vor dem schmutzigen Fenster stand und wartete darauf, dass die Sonne unterging. Erst danach verließ er die kleine Zweizimmerwohnung und fuhr in seinem alten Ford Mustang in Richtung Industriegebiet. Alte leerstehende Lagerhallen ragten wie fremdartige Wesen aus längst vergangenen, besseren Zeiten in den dunklen Nachthimmel und über den Boden waberten dicke Nebelschwaden wie weiße Kreaturen in Richtung Stadtrand. Hier hatten die kleinen Familienclans der Vampire der Stadt ihre illegalen Clubs, zu denen viele verlorene Seelen zutritt hatten und schnell zu Futter für die Kinder der Dunkelheit wurden. Sergej war dort eigentlich nicht gerne gesehen, als Clan loser Vampir wollte man ihn lieber Tod sehen, als mit ihm zu feiern und so hatte er sich angewöhnt zu lügen. Ein Tattoo an der rechten Schulter, das einen Drachen zeigte, war sein angebliches Clanzeichen. Alle Vampire hatten so eine Tätowierung, ein jeder Clan ein anderes, aber da man nicht jeden Clan auf der Welt kannte, machte er sich keine Gedanken. In Russland, Rumänien, der Ukraine und den anderen Ländern auf dieser Seite des Globus, gab es unzählige Clans, die einen Drachen in ihren Tattoos führten. Niemand schaute da genaue hin. Man warf einen flüchtigen Blick auf die Schulter und das genügte in der Regel. Außerdem ging man davon aus, dass kein Clan loser Vampir es wagen würde dort hinzukommen, wo andere seiner Art waren, weil dort als Vogelfrei galten. Jeder hatte das recht, ja sogar die Pflicht sie zu töten. So war Sergej sich also ziemlich sicher, dass er keine Probleme haben würde, war es doch nicht das erste Mal, dass er sich unter die feiernden Clans Moskaus gemischt hatte. Man kannte sein Gesicht dort und als er grinsend an zwei riesige Vampiren, die rechts und links an der Eingangstür des Clubs standen, vorbeiging, nickte man ihm nur kurz und erkennend zu, beachtete ihn aber nicht weiter. Drinnen schlug im ohrenbetäubende Technomusik entgegen. Die Luft war stickig und geschwängert vom Geruch frischen Blutes. Menschen waren gerne gesehen Gäste und man machte ordentlich Werbung um sie anzulocken. Dass Sie, die Attraktion waren, ahnten diese Menschen nicht. Die junge Moskauer Partyszene war hier voll vertreten und man hatte auch kein Problem damit, dass hier Leute herumliefen, die sich für Vampire hielten und das auch laut sagten, man glaubte ihnen schlicht nicht. Sie galten als extravagant und es war ebene eine eigene Szene. Hier her kamen Gotik und Punks. Aber auch Menschen, die sich wie Vampire kleideten, oder sagen wir, die sich so kleideten, wie sie dachten, dass es Vampire tun würden. Dass unter ihnen echte Vampire waren, ahnten diese Schafe nicht. Die weiblichen Besucher waren wie immer in der Überzahl und Sergej brannte der aufdringliche Geruch von den unterschiedlich Parfums in der empfindlichen Nase. Gemischt mit Schweiß und Blut ergab es für einen Vampir eine wohlig angenehme Duftkombination. Es roch für ihn in etwa so wie ein Grillfest für Menschen. Appetitlich und anregend. Eine kleine Blondine, verschwitzt und offensichtlich schon recht betrunken, stand plötzlich mit einem Cocktailglas in der Hand vor ihm und grinste ihn schief an. Er warf ihr ein knappes Lächeln zu und wollte an ihr vorbeigehen, aber sie stellte sich ihm in den Weg und fuhr ihm mit der Hand durch das dunkle Haar.

"Dich habe ich hier noch nie gesehen? Hast du Lust auf mich?" Lasziv grinste sie ihn an und leckte sich die roten Lippen. Er griff nach ihrer Hand und schüttelte immer noch lächelnd den Kopf.

"Nein, danke für das Angebot, aber ich bin verabredet, du verzeihst mir, ja?" Abermals wollte er weitergehen und sie drehte sich um und griff erneut nach ihm.

"Ist sie hübscher als ich? Deine Verabredung meine ich. Du darfst auch gern von mir trinken, wenn du möchtest." Sie streckte ihm ihren schlanken Hals hin und er konnte die Adern unter der Haut des Mädchens pulsieren sehen.

"Ich bin nicht mit einem Mädchen verabredet und du bist sicher die hübscheste hier, aber ich bin nicht durstig. Vielleicht komme ich ja später darauf zurück, aber jetzt muss ich leider weiter." sagte er, drückte ihr einen Kuss auf die Halsschlagader. Widerwillig ließ sie ihn los.

"In Ordnung, aber du musst mir versprechen nachher zu mir zu kommen, ich mag dich nämlich." er nickte und ging.

Die tanzende Meute drängte dicht an dicht und Sergej hatte, mühe voran zu kommen. Wie erwartet achtete man nicht auf ihn. Die meisten Vampire kannte er ohnehin. Es waren, wie die Menschen, die sich hier herumtrieben, allesamt solche, die man woanders nicht so gern sah. Die Elite der Vampire, die Sangurianer, wie sie sich nannten, feierte auf der anderen Seite der Stadt, zusammen mit der High Society der Moskauer Gesellschaft. Sie hatten sich perfekt angepasst, waren Geschäftsleute, Anwälte, Richter, Polizisten, Bankiers und Politiker, aber es gab eben auch diese Seite hier. Vampire, die nicht zur Oberschicht gehörten, als sie noch Menschen waren und es deshalb auch nicht taten, nachdem sie gewandelt worden waren. Als nicht geborener Vampir war man in der oberen Schicht geduldet, aber nicht wirklich dazugehörig. Sergejs Ziel war auf der anderen Seite der Tanzfläche. Ein Runder Tisch an dem sechs Vampire des Raven Clans saßen. Vier junge Mädchen hatten sich zu ihnen gesellt und flirteten heftig und ausgelassen. Er stand direkt vor dem Tisch doch es dauerte einige Minuten bis sie ihn bemerkten. Der Älteste von ihnen, der in der Mitte saß und sein Gesicht in den Hals einer knapp angezogenen rothaarigen vergraben hatte, schaute kurz auf und musterte ihn unfreundlich.

"Was guckst du den so? Die Mädchen gehören zu uns."

Sergej warf ihm einen abschätzenden Blick zu.

"Die kannst du gern behalten, sind nicht mein Geschmack. Zu billig. Ich bin auch nicht hier um mich mit menschlichem Frauen zu amüsieren, ich suche Kyrill "

Der andere sah ihn feindselig an und Sergej wusste sehr wohl, dass man versuchte ihn einzuschätzen. Es war gefährlich sie zu reizen, aber schwach zu wirken war in diesen Kreisen weitaus gefährlicher. Also richtete er sich noch etwas mehr auf und die feindseligen Blicke, die ihn trafen, machten deutlich, dass er nachsetzen musste, wenn er sich Respekt verschaffen wollte.

"Bevor du mir eine Antwort gibst, bedenke, dass ich sicher nicht hergekommen bin ohne Kyrills wissen. Ich gehe mal nicht davon aus, dass du in der Position bist, um ihm vorzuschreiben, mit wem er sich trifft." Die Sechs warfen sich unschlüssige Blicke zu und Sergej schlug seinen Mantel etwas zur Seite. Das polierte Bastard-Schwert glänzte im Neonlicht.

"Kyrill ist draußen." Der Vampir zu seiner Rechten, hatte schmierige, schulterlange Haare und sah aus wie ein, zum Leben erwachtes Vampir-Klischee. Sergej sah ihn von unten bis oben an und rümpfte die Nase.

"Geht doch. Ach und ihr solltet mal den Stylisten wechseln, ihr seht aus wie Clowns." Der Schmierige öffnete den Mund, aber der ältere in der Mitte machte eine Handbewegung in seine Richtung und er schwieg. Sergej ging an ihnen vorbei in Richtung Hintertür. Die kalte Abendluft verbannte augenblicklich den Geruch von Blut und Schweiß aus seiner Nase. Auf der anderen Seite, im Schatten der Halle, neben einem alten Container, standen sieben Männer. Sergej steuerte auf sie zu und erkannte Kyrill sofort. Sergej konnte die Angst in seinen Augen sehen. Man kannte ihn wie gesagt. Kyrills blondes Haar war, mit Gel, wild nach oben frisiert und in seinem rechten Ohr blitzte ein Ohrring.

Als er Sergej nun auf ihn zuging, grinste er ihn an.

"Hey, was treibt dich hier her, hab dich lang nicht gesehen Bakarov, was gibt es den?" Versuchte Kyrill unbeschwert zu klingen.

Sergej stand breitbeinig vor ihm und überragte ihn um weit mehr als zwei Köpfe.

"Hast wohl nicht damit gerechnet das ich dich so schnell finde, was ist los Kyrill? Du bist doch sonst nicht so leicht aufzuspüren? Wirst du etwa alt? Oder hast du mich vermisst?" Kyrill trat nervös von einem Fuß auf den anderen und sah sich um. Sergej wusste, dass er bei der ersten Gelegenheit versuchen würde zu türmen.

"Ach, so ein Blödsinn. Ich freue mich immer dich zu sehen. Ich helfe gern weißt du doch. Was kann ich für dich tun?" sagte Kyrill und seine Stimme klang ein wenig zu sehr nach Schleim, dachte Sergej.

"Gut zu wissen, dass du klüger geworden bist und mir diesmal keine Probleme machst. Beim letzten Mal musste ich dir förmlich alles aus der Nase ziehen oder sagen wir besser Prügeln? Es ist gut, dass wir vernünftig miteinander reden können. Also um zur Sache zu kommen, du hast doch gute Kontakte zur Szene in London, oder? Gibt es da aktuell irgendwas, das ich wissen sollte?"

Kyrill griff sich an das Kinn und tat als würde er angestrengt nachdenken.

"Nein, eigentlich nichts Erwähnenswertes. Bist du auf der Suche nach etwas oder jemandem, vielleicht könnte ich mich ja mal umhören?" Kyrill spielte den Unwissenden, während Sergej sein Gewicht auf das linke Bein verlagerte und seine Hand locker auf den Griff seiner Waffe gelegt hatte.

„Wir zwei wissen, was ich suche, Kyrill, lassen wir also dieses Theater. Wenn du wissen solltest, wo er ist, sag es besser, sonst muss ich deutlicher werden. Das willst du doch nicht, oder?„ Kyrill schüttelte schnell den Kopf.

„Nein, ich will keinen Ärger haben, Bakarov. Ich habe keine Ahnung wovon du da eigentlich redest?“ Er sah verstohlen zu den sechs anderen Vampiren, die an der Tür des Clubs standen und ihn natürlich hören konnten. Er schob Sergej ein Stück weiter in die Dunkelheit und senkte die Stimme.

"Bakarov pass auf. Ich kann dich gut leiden, du hast Stil und du lässt dir nicht reinquatschen, ich bewundere das, ehrlich, aber ich weiß nichts. Wirklich, ich würde es dir sagen. Du musst auch meine Seite verstehen. Ich möchte da nicht rein geraten. Ich weiß schon das man dich besser nicht anlügt, also werde ich das auch nicht tun. Bin ja nicht dumm. Aber ihn fürchte ich mehr als dich, das musst du verstehen. Er ist gnadenlos mit Verrätern, niemand will ihm in die Finger geraten. Stell dir mal vor, was er mit mir macht, wenn ihm jemand steckt, dass ich gesungen habe. Ich bin kein mutiger Mann und ich verfüge nicht über deine Kampferfahrung. Ich bin Geschäftsmann, verstehst du das Bakarov? Vampire meiner Art, versuchen lediglich nicht aufzufallen und hier irgendwie zu überleben. Ich will damit nichts zu tun haben, das ist mir eine Nummer zu groß und wenn du klug bist, dann hörst du auf nach ihm zu suchen mein Freund, das ist es nicht wert. Hier haben die Wände tatsächlich Ohren und nicht jeder da drinnen, ist so wie ich verschwiegen. Irgendwann wird ihm jemand stecken, dass du nach ihm suchst und dann wird er dich suchen und er wird dich auch finden. Was kann den nur so wichtig für dich sein, dass du dich dieser Gefahr aussetzt? Ach was, ich will es gar nicht wissen, ich habe nichts gehört aus London, keine Ahnung wo er ist. Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß ja nicht mal wie er aussieht. Niemand weiß das. Du kennst ja selber nicht ein Mal seinen Namen."

Sergej verstand Kyrill sehr gut. Hatte er doch schon am eigenen Leib erfahren, wie grausam der von ihm Gesuchte sein konnte und über welche Kraft er verfügte. Kein Vampir, der auch nur den Hauch von Verstand besaß, würde sich mit ihm, dem Mutair anlegen. Aber Sergej hatte keine andere Wahl. Kyrill hatte recht, sein Gesicht hatten sie noch nie gesehen. Auch hatte er noch keinen anderen Vampir getroffen, der seinen richtigen Namen kannte. Er war selbst unter den Vampiren ein Phantom, dem man nicht begegnen wollte.

"Ehrlich gesagt habe ich von jemandem wie dir, auch keinen Mut erwartet. Du hättest nicht die geringste Chance gegen ihn, aber im Moment bin ich dein Problem und ich sage es dir nur einmal Kyrill. Solltest du mir etwas verschweigen, musst du dir um ihn keine Gedanken mehr machen. Also weißt du etwas, ja oder nein?“ Er hatte dem erschrockenen Punk die Hand um den Hals gelegt und der sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. Er wollte sich gerade zum Gehen abwenden, als eine dunkelhaarige Frau im Minikleid, sich ihm in den Weg stellte.

"Was willst du?" blaffte Sergej sie unfreundlich an und bereute seinen scharfen Ton sofort wieder.

Er war eigentlich nie unfreundlich oder grob zu Frauen, auch dann nicht, wenn diese Menschen waren.

"Meine Freundin warte da hinten auf dich, soll ich dir sagen. Sie meint, du hättest ihr versprochen nochmal zu ihr zu kommen, bevor der Abend zu Ende ist." sie wies in die entgegen gesetzte Richtung und Sergej sah die kleine blonde vom Eingang.

"Ach ja. Ich danke dir, süße." sagte er, in einem weicheren Tonfall und legte ihr die Hand auf die Schulter.

Sie warf ihm ein breites Lächeln zu und verschwand dann wieder in der Halle. Die Blondine stand mit dem Rücken an der rauen Betonwand gelehnt da und fuhr sich mit der Zunge, lasziv über die knallroten Lippen, als Sergej auf die zukam.

"Du wolltest einfach gehen. Das ist aber nicht nett, wo du es mir doch versprochen hast." Sie drehte eine ihrer blonden Locken zwischen den Fingern und sah ihn aus großen, blauen Augen an. Sergej musste grinsen, als er sah, dass sie ein Gesicht machte wie eine Vierjährige, der man den Teddy weggenommen hatte.

"Ich habe es eben eilig, verzeih. Heute ist einfach nicht mein Tag, Schätzchen und deiner auch nicht, wie es aussieht. Da kann man nichts machen, aber vielleicht beim nächsten Mal." Er wollte sich abwenden, aber sie packte ihm am Arm.

"Nicht mal auf einen kleinen Schluck?" Er sah auf ihren Hals und der Hunger in seinem Magen brüllte ihn an,

"Warum eigentlich nicht, komm her", flüsterte er und zog sie an sich. Sie legte ihren Kopf willig in den Nacken und bot ihm ihre Aorta dar. Langsam öffnete Sergej seinen Mund und schlug seine Fangzähne in ihr weiches Fleisch. Das leise Stöhnen, das der Schmerz ihr entlockte, fachte seine Sinne an und er hob sie hoch, während er weiter trank. Als sie dann auf seinen Autositz gleiten ließ, lehnte sie sich entspannt zurück. Er stieg ein und startete den Motor. Heute Nacht wollte er nicht weiter suchen, der Hunger war zu stark und er hatte schon lange keine Frau mehr gehabt.

Weder er noch die Frau auf dem Beifahrsitz, bemerkten, dass auf der anderen Seite, in der Dunkelheit jemand stand. Als er den Parkplatz verließ und sein Wagen davon fuhr, sah die Gestalt ihm noch eine Weile nachdenklich hinterher und verschwand dann in der Dunkelheit.

Blacks Blood

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