Читать книгу Blacks Blood - Stella Freewater - Страница 6

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Kapitel 4

Victoria betrachtete die kostbare Kette, auf dem dunkelblauem Seidenkissen. Ein blutroter Rubin, umrandet von 64 Diamanten.

"Ein Meisterstück, nicht wahr?"

Sie fuhr herum, der Mann, der vor ihr stand und lächelnd auf sie runter sah, überragte sie um mindestens zwei Köpfe. Sie musste den Kopf heben, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Der Mann war gut gekleidet, jemand der offensichtlich nicht viel davon hielt, seine Kleidung von der Stange zu kaufen. Anzug und Schuhe schienen feinste Maßarbeit zu sein. Eine goldene Rolex am Handgelenk, und ein mächtiger Siegelring am rechten Ringfinger, war er hinter sie getreten.

"Wie bitte?" stammelte sie etwas verlegen. Das tiefe dunkelblau seiner Augen, die fest auf sie gerichtet waren, erinnerte Vicky an den Ozean, kurz vor einem Sturm.

Er lächelte schuldbewusst

"Oh Bitte - Verzeihen sie, dass ich sie erschreckt habe, das war nicht meine Absicht. Vielleicht darf ich mich ihnen vorstellen. Mein Name ist Aiden Black. Gefallen ihnen die Stücke?"

"Victoria, ich heiße Victoria Frazier", antworte sie etwas verlegen.

"Und ja, die Schmuckstücke gefallen mir außerordentlich. Ich liebe die Arbeiten Montelagios. Seine Liebe zum Detail und sein handwerkliches Geschick. Vor allem diese Art von Schmuck mag ich sehr.“ sagte sie.

"Sie scheinen sich ja hervorragend auszukennen. Sie waren das Geschenk eines jungen Grafen an seine Braut, ein Verlobungsgeschenk, wenn sie so wollen. Francesco Montelagios war ein Meister seines Faches, doch nur sehr wenige Menschen wissen um seine Werke. Ich bin wirklich beeindruckt Miss. Frazier. Sagen Sie, woher kommt dieses außerordentlich Wissen und die Leidenschaft für diese Zeit?" Wollte er wissen, während sein Blick von ihrem Gesicht runter zu ihrem Dekolletee glitt, dort kurz verweilte und dann weiter über ihre Hüften bis runter zu ihren Füßen gelangte. Als sein Blick, den ihren wieder traf, lag ein süffisantes Lächeln auf seinem Gesicht, eine Augenbraue leicht angehoben, sah er ihr interessiert in die grünen Augen und sie versuchten gelassen seinen Blick zu erwidern, was ihr nur spärlich gelang.

"Ich fürchte ich habe sie von meinem Senair, er liebt Montelagios Arbeiten schon immer und nahm mich oft auf Ausstellungen und dergleichen mit. So wuchs meine Begeisterung für die Kunst der Renaissance schon recht früh", sagte sie und hoffte, dass er ihr nicht ansah, wie nervös seine Blicke sie machten.

"Sie kommen aus Schottland. Faszinierend wirklich." sagte er.

Vicky sah ihn erstaunt an und der lachte. Es war ein lautes und, wie sie fand, sehr angenehmes Geräusch.

"Weil sie das gälische Wort für Großvater, benutzten." erklärte er ihr.

Während sie sprachen, waren sie weitergegangen und als seine Hand zufällig ihren Arm berührte, bekam sie eine Gänsehaut und ein leichtes Ziehen ging durch ihren Magen. Vor dem Gemälde einer jungen Adligen bleiben sie endlich stehen.

"Gefällt es ihnen?" er wies auf das dreiteilige Bild.

"Oh ja sehr. Sie muss eine wirklich beeindruckende und faszinierende Frau gewesen sein." antwortete sie ihm.

"Sie wissen, wer die Frau auf dem Bild ist?" Erneut blitze Erstaunen in seinem Gesicht auf.

"Aber sicher. Es soll die erste Frau Vlads des dritten von Rumänien gewesen sein. Ihr Name ist leider nicht überliefert, aber die Geschichte sagt, dass sie die einzige Frau war, die Vlad wahrhaftig liebte. Ich besitze eine alte Sammlung Ihrer Gedichte. Das Gemälde war ein Geschenk Vlads. Aber sagen sie, sprechen sie Gälisch? Sie sehen gar nicht schottisch aus.“ Jetzt war sie es, die ihn neugierig musterte.

„Nicht doch, mein Gälisch ist erbärmlich. Ich verstehe es besser, als ich es spreche, muss ich zu meiner Schande gestehen.“ sagte er und hob die Schultern.

„Ach, mein Gälisch ist auch nicht so gut, obwohl mein Senair es ständig mit mir spricht. Machen Sie also sich nichts daraus. Aber, wenn sie sich für Schottland interessieren, dann sollten sie nächste Woche unbedingt wieder kommen. Das Museum veranstaltet eine sehr interessante Vernissage, zum Thema Schottlands Geschichte.“ sagte sie lächelnd und er sah sie aus leicht zusammen gekniffenen Augen an und ihr wurde erneut seltsam flatterig in der Magengegend.

"Werden sie den auch da sein? Und mich eventuell begleiten? Ich würde mich sehr darüber freuen.“ sagte er etwas nach vorn gebeugt, sodass sie seinen Atmen auf ihrem Gesicht spüren konnte. Ein leichter Hauch von Moschus umgab ihm und Vicky fragte sich welches Rasierwasser er wohl benutzte.

Sie spürte wie ihr Gesicht heiß wurde, hastig drehte sie sich etwas zur Seite.

„Oh, ich werde selbstverständlich hier sein, ich arbeite ja hier und wenn sie es wünschen führe ich sie dann auch gern durch die Ausstellung.“ antworte sie ohne lang zu überlegen.

"Dann werde ich natürlich sehr gern kommen." Das verschmitzte Lächeln, das er ihr nun zuwarf, verursachte eine wilde Drehung in Vickys Bauch und sie schluckte hastig.

Sie liefen noch eine Weile gemeinsam durch die Räume und tauschten sich aus, lachten und verstanden sich auf Anhieb. Vicky fühlte sich seltsam gelöst und frei in seiner Nähe, sie fühlte sich wohl mit ihm und redete munter und locker drauf los.

Aiden hörte ihr fasziniert zu. Diese Frau war anders als die Frauen, denen er bis jetzt begegnet war. Sie war ihm sofort aufgefallen. Er erinnerte sich daran, dass nur ein einziges Mal eine Frau, so eine starke Empfindung in ihm ausgelöst hatte. Sich räuspernd, schüttelte er seinen Kopf, als könne er die Erinnerungen damit vertreiben. Er war nur hergekommen, um Mhinea einen Gefallen zu tun. Doch als er in Raum 17, die Schmuckstücke entdeckt hatte, war sie es, die nach den kostbaren Exponaten, nach denen er schon so lange gesucht hatte, ihm sofort aufgefallen war,

Sie wirkte unscheinbar in ihrer Jeans und dem schlichten T-Shirt, das sie unter dem dunkelblauen Sakko getragen hatte und doch war da etwas. Etwas, an der Art wie sie da stand, das er nicht in Worte hätte fassen können. Es war, als wäre sie von einem Glanz umgeben, der alles und jeden im Raum einzuhüllen schien. Ohne es zu bemerken, war er auf sie zugegangen und hatte sich hinter sie gestellt. Eine Flut aus roten Locken war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf gegangen war. Dennoch, war er nur neugierig gewesen. Er war ja nicht gekommen, um jemanden kennenzulernen. Etwas Spaß und ein wenig Abwechslung eventuell, mehr hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht gewollt.


Am nächsten Morgen riss der Wecker sie unsanft aus dem Schlaf. Viertel nach sechs, und dabei war heute nicht mal Uni. Sie hatte frei und hatte eigentlich ausschlafen wollen, wütend drehte sie sich wieder um, nur um sich nach einer Minute zurück auf die andere Seite zu drehen und nur wenige Augenblicke später zurück auf den Rücken. Dieses Spiel ging ungefähr zehn Minuten, bis sie schließlich die Nase voll davon hatte und sich genervt im Bett aufsetzte.

Da sie nun schon einmal wach war und ein erneutes einschlafen nicht möglich schien, beschloss sie es aufzugeben und schwang die Füße seufzend aus dem Bett. Als sie in der kleinen Küche, die sie vor einem halben Jahr, gemeinsam mit ihrem Großvater, liebevoll eingerichtete hatte, stand und gerade dabei war, sich einen Tee zu kochen, klingelte das Telefon.

„Guten Morgen Senair“, begrüßte sie den alten Mann. Seine dunkle, tiefe Lache drang durch den Hörer.

"Guten Morgen Bainrigh. Na schon wach? Ich weiß, dass du heute frei hast, da dachte ich mir, du hast vielleicht Lust nachher zu mir zu kommen. Oder hast du heute etwas vor? Falls nicht, möchtest du vielleicht deinem altem Senair beim Schwerttraining Gesellschaft leisten? Wir haben ewig nicht miteinander trainiert und ich roste langsam ein. Was hältst du davon?" Wollte er wissen.

"Sehr gern, Senair, haben wir wirklich lang nicht mehr gemacht. Ich habe nichts geplant, außer heute Nachmittag, da wollte ich mich mit Charlie im Café treffen, ein wenig tratschen. Ist den dein alter Arm auch bereit für mein Schwert? Nicht dass ich ihn dir ausrenke." Scherzte sie.

„Nun werd mal nicht übermütig, junge Dame. Ich bin immerhin noch ein Sinclair. Unsere Arme sind immer bereit für einen guten Kampf. Ich werde dir nachher schon zeigen, wer hier wem was ausrenkt.„ Sagte er lachend.

"Na das werden wir sehen, ich bin nämlich auch eine Sinclair, auch wenn ich Frazier heiße, ich fürchte dich nicht alter Mann. Ich bin in einer Stunde bei dir, sieh dich also vor und zieh dich warm an.“ sagte sie und beide lachten laut.

„Sehr schön Bainrigh, ich freue mich darauf dich das fürchten zu lehren. Wir sehen uns also in einer Stunde.“ antwortete Thomas und Vicky legte den Hörer auf.

***

Etwa eine Stunde später standen sie sich gegenüber. Vicky hatte ihr Haar zu einem festen Knoten auf dem Kopf zusammengebunden und sah ihm fest in die Augen. Sie wusste wie schnell er war und legte ihren Focus nun ganz auf sein Handgelenk. Er hatte sie gelehrt, darauf zu achten. Jede noch so winzig kleine Bewegung im Handgelenk und er holte zum Schlag aus, aber sie war zu langsam, nur eine Sekunde, aber sein lautes Lachen erfüllte den Raum, als er sie zwang, seinen Schlag hart zu parieren, sodass sie einen Schritt nach hinten taumelte.

"Na? Hast deinen Mund wohl zu voll genommen kleine Lady, geht das den nicht besser, sag mal?" grinste er sie aus tiefgrünen Augen an.

Sie warf den Kopf in den Nacken und erwiderte seinen Blick mit zusammen gekräuselten Mund. Ein leichtes Kribbeln ging durch ihren Arm, bis runter zu ihrer Hand, die den Griff ihrer Waffe fest um schlossen, hielt.

Sie atmete ein und schüttelte das Handgelenk, um es zu lockern und das Kribbeln ließ nach.

Es war viel Monate her, dass sie trainiert hatte, aber das Gewicht der Waffe war kaum zu spüren.

"Wir werden sehen, komm nur, alter Mann, aber tu dir nicht weh. Ich wollte dich nicht verletzen, aber bitte wie du willst." sie machte einen kurzen, aber schnellen Sprung nach vorn und Thomas wich geschickt nach links aus und machte eine halbe Drehung mit dem Körper nur um festzustellen, dass sie diesmal schneller war und erneut vor ihm stand. So nah, dass er kaum Raum hatte seine eigene Waffe zu heben. Sie lachte und sprang nach hinten.

„Also jetzt wirst du mir aber langsam zu frech, junge Lady. Du willst wohl ne Tracht Prügel, die sollst du gleich bekommen, warte es nur ab." sagte er, mit gespielt strengem Tonfall und zwinkerte ihr zu.

"Gib mal nicht so an, Opa. Komm schon war das schon alles, das geht wohl besser oder bist du doch zu alt?" sie liebten es sich gegenseitig zu foppen. Geschickt ließ sie das wuchtige Schwert in ihre Hand rotieren und lachte als sie den Blick ihres Großvaters sah.

“Sieht gut aus was du da machst, aber kannst du auch Kämpfen oder wolltest du mit deinen Tricks zum Zirkus? Trau dich nur Frazier, trau dich und hebe dein Schwert gegen einen Sinclair, komm schon." stachelte er sie an.

„Bist wohl neidisch was Sinclair?„ Sie führte ein paar heftige Paraden in seine Richtung aus und war erneut überrascht wie leicht das Schwert in ihrer Hand lag, als müsste sie sich nicht im Geringsten anstrengen, als würde das Schwert sie führen und nicht andersherum.

„Nimm deinen Mund mal nicht so voll, du könntest dich verschlucken, Frazier, erwiderte er lässig und sah ihr aus zusammengekniffenen Augen zu. Plötzlich machte er eine kurze Bewegung aus dem Handgelenk heraus und Vicky reagierte, ohne nachzudenken, „fast wie von selbst“, schoss es ihr durch den Kopf, dann machte auch sie einen Satz auf ihn zu und ihre Klinge traf auf die seine. Funken stoben auf und Thomas lachte heiser.

„Du meine Güte Vicky, wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen du bist nicht schlecht. Sie funkelte ihn gespielt wütend an.

"Nicht schlecht? Du hängst wohl nicht am Leben, was Sinclair? Das wird dein Untergang, alter Mann" rief sie und hob abermals ihre Klinge.

Wieder war sie zu schnell für ihn. Und dieses Mal spürte sie es ganz deutlich, das Schwert bewegte sich von allein. Es zog ihren Arm förmlich in die Richtung, in die es wollte. Vicky reagierte nur und sah aus großen Augen auf ihren eigenen Arm runter, der wie einer Marionette einer unsichtbaren Macht folgte, die aus dem Schwert selbst zu kommen schien. Thomas stolperte, konnte sich aber fangen, dann machte er einen erstaunten Gesichtsausdruck als sie ihn mit einer schnellen Handbewegung entwaffnete. Sein Schwert fiel klirrend auf den Kellerboden und er stieß einen bewunderten laut aus. Erschrocken sah sie ihn an.

"Donnerwetter, Bainrigh!" platzte es aus ihm heraus.

Vicky stand da und starte wie vom Blitz betroffen, erst auf ihre Hand und dann wieder runter, auf das am Boden liegende Schwert ihres Großvaters.

„War ich das etwa?“, fragte sie erstaunt. Er lachte.

„Allerdings. Hast du dich selbst unterschätze, was?“ lachte Thomas, sie sagte nichts, sah satt dessen auf die Spiegelwand gegenüber und ließ dann ihr Schwert langsam sinken. Sie hatte noch nie gegen ihn gewonnen und schon gar nicht war sie jemals fähig gewesen, ihn zu entwaffnen. Sie konnte es nicht fassen. Sein Schwert lag noch immer am Boden und ihr Herz fing an wie verrückt zu klopfen, als sie es ansah. Ihre Augen funkelten und dann wurde ihr klar, was sie soeben getan hatte. Tief einatmend sah sie wie Thomas zu seiner Waffe ging, sie aufhob und sie ihr hinhielt.

"Willst du es mal ausprobieren? Ich glaube, du bist jetzt bereit dafür?" sagte er und sie konnte den Stolz in seiner Stimme hören.

"Nein, Senair. Niemals, das ist dein Schwert." Sie schüttelte den Kopf, doch in ihren Augen funkelte es. Sehnsüchtig starte sie die, mit Edelsteinen verzierte Waffe an.

"Komm nimm es. Du hast es dir verdient." sagte er noch ein mal.

Vorsichtig, als wäre es eine Giftschlange, griff sie nach dem Schwert. Die Waffe schien sich in ihre Handfläche zu schmiegen, als wäre sie eigens für sie gemacht worden. "Eigenartig", dachte sie, "Es ist gar nicht so schwer, wie ich angenommen habe. Im Gegenteil, es fühlt sich so gut an." So oft hatte sie davon geträumt auch mal so ein Schwert zu besitzen. Stets hatte sie voller Ehrfurcht davor gestanden und es angeschaut, fasziniert und eingeschüchtert zugleich. Sie hatte sich gefragt, wie es wohl sein würde dieses Schwert in der Hand zu halten und nun stand sie hier und ihr Körper bebte schier vor Entzücken. Ein heißer Strom rollte ihren Arm entlang und übertrug sich von ihrer Hand auf das Schwert. Sie hob es in die Höhe und ein Gefühl von Zufriedenheit durchflutete sie. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss ihre Augen, dann atmete sie tief ein. Plötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. „Es gehörte immer dir“, sie öffnete die Augen, sah sich um. Außer Thomas, der noch immer voller Stolz zu ihr rüber sah, war niemand da. „Ich bin so versessen auf dieses Schwert, dass ich schon halluziniere vor Freude“ dachte sie und grinste ihr eigenes Spiegelbild an.

Thomas beobachte seine Enkeltochter und wusste das Sergej recht gehabt hatte. Er hätte es ihr längst sagen müssen, aber schon der bloße Gedanke daran flößte ihm Angst ein. Victoria war zu jung und zu unbedacht. Trotzdem, die Art, mit der sie ihn eben entwaffnet hatte, hatte ihn beeindruckt. Vielleicht unterschätzte er sie ja. Sie schien selbst mit dem Gewicht seines Schwertes keinerlei Probleme zu haben und er sah wie sie vor dem Spiegel stehend ihre Paraden übte. Ihre grünen Augen waren etwas dunkler geworden und ihr Blick war voller Stolz. Das Schwert hatte sie akzeptiert. Sie war die nächste Generation, aber noch war es an ihm und er wollte verdammt sein, wenn er zulassen würde, dass sie diese Bürde tragen musste. Nein, aber es war gut zu sehen, dass sie sich verteidigen konnte. Trotzdem, oder gerade deshalb betete er inständig, dass sie es nie nötig haben würde.

***

Von Vicky unbemerkt, war er die Treppe hochgegangen und hatte Sergejs Nummer gewählt.

Thomas, gibt es etwas Neues? "

"Nein, es ist ruhig, allerdings hatte ich gestern Abend so ein dummes Gefühl in meinem Magen, wovon ich rede, ich bin sicher, dass er hier ist, es ist seltsam, dass er die Füße so still hält. "

"Wahrscheinlich spielt er mal wieder sein Spielchen mit uns. Wir werden bereit sein. Wie geht es Vicky, hast du mit ihr gesprochen?" Sergejs Stimme klang fast flehend.

"Nein, das habe ich nicht. Ich hatte es nicht vor, wie gesagt, aber wir haben eben miteinander gekämpft und sie hat mich nach wenigen Minuten entwaffnet. Das hättest du sehen sollen. Sie ist großartig Sergej wirklich. Ich habe ihr wohl zu wenig zugetraut, das letzte Mal als sie ihr Schwert hielt, ist vier Jahre her und jetzt, ohne Vorwarnung, schlägt sie mir meines aus der Hand, als wäre ich ein kleiner Junge. Ich wusste nicht wie schnell sie ist. Es war beinahe so als wollte mein Schwert in ihre Hand. Ich muss wohl einsehen, dass es an der Zeit ist, du hattest leider recht. "

"Ich habe es dir gesagt. Sie ist die nächste in der Reihe und du und ich wissen beide. Das Schicksal nimmt sich, was ihm gehört. Egal wie sehr wir uns das Gegenteil wünschen, sie wird ihre Aufgabe erfüllen müssen. Ob es uns schmeckt oder nicht. Wir müssen nur zusehen, dass sie vorbereitet ist, mehr kannst du nicht tun. Du solltest wirklich bald mit ihr reden. Versprich es mir" bat er seinen alten Freund.

"Ich verspreche es. Aber nicht heute. Sie trifft sich gleich mit Charlotte und ich möchte, dass sie diesen Tag noch unbeschwert genießen kann. Danach wird alles anders sein für sie. Diesen einen Tag möchte ich ihr noch lassen. Was gibt es bei dir? Hast du etwas erfahren?"

"Nein, ich habe mich zwar mit Kyrill unterhalten, aber der weiß nichts. Er hat viel zu viel Angst vor ihm und das nehme ich ihm nicht mal übel. Kyrills Clan, das sind keine Kämpfer. Sie halten sich raus und kämpfen nur, wenn es gar nicht anders geht. Sie haben sich perfekt angepasst und arbeiten als Rechtsanwälte und sitzen in Büros oder sind wie Kyrill selbst einfach untergetaucht und versuchen nicht aufzufallen. "

"Im Prinzip ist es auch egal, ich weiß, dass er hier ist. Ich fühle diesen Mistkerl bis in meine Knochen und das reicht mir. Ich werde vorsichtig sein müssen. Er weiß offensichtlich wo ich bin."

"Ja gut du wirst wie immer recht haben, ich werde hier nochmal einige dinge Klären, dann mache ich mich direkt auf den Weg zu dir und Vicky. Du versprichst mir aber solange die Füße stillzuhalten. Halte die Augen offen, aber tu nichts bevor ich nicht da bin. Bitte Thomas nur dieses eine mal warte auf mich. Versprich es mir, alter Freund?"

"Beruhige dich, ich verspreche es, ich bin ja auch nicht scharf drauf. Mach dir keinen Kopf, ich werde aufpassen und auf dich warten. Machst erst mal gut, wir sehen uns also bald."

Als Vicky zwei Stunden später, immer noch beflügelt um die Ecke fuhr, konnte sie Charlie bereits sehen. Die saß an ihrem Stammtisch, vor ihr der so geliebte Espresso.

"Du bist schon wieder unpünktlich, Frazier. Was ist in letzter Zeit bloß los mit dir? Das kenne ich gar nicht von dir, du bist der zuverlässige Mensch der ganzen Welt, da stimmt doch was nicht." Charlie steckte den Lippenstift in ihre Handtasche und den Taschenspiegel hinterher.

"Heute habe ich einen guten Grund. Ich habe Senair im Schwertkampf besiegt, das erste Mal in meinem Leben war ich besser als er. Kannst du dir das Vorstellen Charlie? Er hat mir sein Schwert geschenkt.“ Die Worte nur so sprudelten aus ihrem Mund. Charlies Augen wurden groß. Sie hatte den beiden schon oft dabei zu geschaut und niemals geglaubt, dass es jemanden geben konnte, der besser war als Onkel Thomas.

"Das ist der Wahnsinn, Vicky, echt. Ich wette, er war mega stolz auf dich. Ich bin es jedenfalls.“ sagte sie, beugte sich über den Tisch und küsste ihre Freundin auf die Wange.

„Ich frage mich wie du es überhaupt halten kannst, das ist doch Sau schwer.“ wunderte Charlie sich.

“ Manchmal weiß ich das auch nicht. Senair sagt, das liegt mir im Blut und heute hatte ich das Gefühl als wäre es viel leichter als sonst, so als würde das Schwert von selbst kämpfen. Auf jeden Fall bin ich echt glücklich, ich weiß kaum wo hin mit meiner Freude. Darf man auf sich selbst Stolz sein? Oder ist das blöd?" wollte sie grinsend wissen.

"Klar darf man das, du Dummerchen. Komm, die erste Runde geht auf meine Rechnung." Sie winkte der Bedienung zu und bestellte zwei Gläser Prosecco.

Als die junge Frau, wenig später zurückkam und die beiden Gläser freundlich lächeln vor sie hinstellte, trat Eric an den Tisch. Vicky verdrehte die Augen und Charlie schnitt eine Grimasse. Sie hatte echt keine Lust auf dumme Diskussionen.

"Was zieht ihr den solchen Gesichtern? Seit ihr etwa noch sauer auf mich? Auch kommt schon Mädels, ihr kennt mich, ich habs nicht so gemeint." Er sah mit großem Hundeaugen von einer zur anderen und die beiden Freundinnen sahen sich etwas unschlüssig an. Vicky brach schließlich das Schweigen mit einem Achselzucken.

"Ach komm, klar hast du es so gemeint. Der arme Kerl hat sicher drei Wochen Kopfschmerzen. Aber da du dich entschuldigt hast will ich mal Gnädig sein , du bist halt ein Idiot da kann man nichts mehr dran machen. "

Dankbar lächelnd setzte er sich dazu. "Was gibt es den zu feiern?" Wollte er mit einem Blick auf die beiden Sektgläser wissen.

"Vicky hat Onkel Thomas mit dem Langschwert besiegt und nun gehört es ihr.", sagte Charlie. Eric nickte Vicky anerkennend zu.

"Das ist ein Wort." Er hob die Hand und machte eine Geste in Richtung Bedienung und die brachte ein weiteres Glas.

"Auf Victoria Frazier. Die mutig gegen den edlen und bis heute ungeschlagenen Krieger des Sinclair Clans gekämpft und den Sieg davon getragen hat. Lasst uns so dann die Gläser zu ihrer Ehre erheben!" Sagte Eric übertrieben feierlich und hob sein Glas hoch. Charlie und Vicky taten das gleiche und die drei stießen lachend an. Dann wandte Charlie sich an Vicky, die immer noch strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

"So, das wäre erledigt, aber mal zu was anderem. Ich habe gestern ein paarmal auf deinem Handy angerufen, du bist nicht darangegangen und das kenne ich auch nicht von dir. Was war denn so wichtig, dass du mich volle sechs Stunden ignoriert hast?“ Beschwerte Charlie sich weiter.

"Oh ja, entschuldige. Ich war im Museum und da ist ein Mann gewesen, den habe ich durch die Ausstellung geführt. Da habe ich wohl die Zeit vergessen, und als ich dann später zu Hause war, hab ich ganz vergessen mein Handy aufzuladen, ich war hundemüde." Charlie sah sie aus zusammen gekniffenen Augen an.

"Na ich weiß nicht. Klingt wie eine billige Ausrede. Ein Mann also und du warst zu müde dein Handy zu laden? Da stimmt was nicht. Sag mal ehrlich, gibt es da etwas, das ich vielleicht wissen sollte? Bist du nicht eigentlich nur für den Papierkram zuständig? Warum führst du Leute durch das Museum?“

Auch Erics Aufmerksamkeit war geweckt. "Ja erzähl mal, was war das für ein Kerl?"

Vicky kaute an ihrer Unterlippe.

"Ja, ist ja schon gut. Euch kann man aber auch nichts verheimlichen. Meine Güte. Nun gut, sein Name ist Aiden und er fragte nach meiner Meinung zu einigen Ausstellungstücken. Er war sehr charmant und kannte sich richtig aus. Ich war wirklich beeindruckt. Ich glaube, er ist Italiener, hat wohl ein Weingut in Florenz und er spricht etwas Gälisch. Ein wirklich gebildeter Mann. Ich habe mich ewig nicht so gut unterhalten. Das war alles, reicht das jetzt mit dem Verhör? "Sie sah ihre Freundin bittend an.

"Aha, sehr charmant und intelligent und wie ich annehme auch attraktiv, wenn man seine beste Freundin vergisst? Und du hast dich schon lange nicht mehr so gut unterhalten? Na danke." Eric und sie setzten eine beleidigte Miene auf, doch Vicky wusste natürlich das Charlie nur einen Witz gemacht hatte, bei Eric war sie sich nicht so sicher.

"Ach, ihr wisst doch was ich meine. Ja, er war echt nett und er sieht verdammt gut aus, aber das ist nebensächlich." Sie wollte gerade weiter reden, doch Charlie fiel ihr ins Wort.

"Bullshit! Dich hat es doch voll erwischt. Das sehe ich sofort. Du grinst ja im Kreis.“ sagte sie und zwinkerte Vicky zu.

In Erics Magen machte sich Übelkeit breit. Dass Vicky einen anderen Mann kennen und sich vielleicht sogar verlieben könnte, war ihm nie den Sinn gekommen.

Charlie ermannte ihn mit einem kurzem, aber strengem Blick zu schweigen. Stattdessen bohrte sie weiter.

"Sag schon, seid ihr verabredet? Er hat dich doch bestimmt eingeladen? Wann siehst du ihn den wieder? Ist er reich? Erzähl schon, ich platze gleich, spann mich nicht auf die Folter." drängte sie.

Eric schwieg und schob das Sektglas von sich weg, es schmeckte plötzlich bitter. Sein Magen rebellierte und er hatte Mühe sein Gesicht entspannt wirken zu lassen. Dann meldete sich sein Ego und erinnerte ihn daran, dass dieser Typ sicher nur ein Aufschneider war, Vicky war viel zu klug, um auf so etwas reinzufallen.

Als sie aber erneut ins Schwärmen geriet, war er doch etwas unsicher, ob dieser Typ ihr nicht doch den Kopf verdreht hatte.

"Du bist echt schlimmer als das FBI, Charlie. Ja er hat mich tatsächlich gebeten ihn in der Vernissage nächste Woche zu begleiten. Er hat mich nach Haus gefahren und als ich aussteigen wollte hat er meine Hand geküsst, total süß und wie heißt das? Galant? Ach ich weiß nicht, aber ich glaube, ich bin echt etwas verknallt. Fühlt sich jedenfalls ein bisschen so an. Ich hatte echt Schmetterlinge im Bauch. Ich hatte fast das Gefühl, dass er meine Gedanken lesen konnte, ernsthaft Charlie, so was ist mir noch nie passiert, es hat von Anfang an gepasst."

Eric liefen die Gallensäfte im Mund zusammen und hinterließen einen bitteren Nachgeschmack auf seiner Zunge.

"Du solltest echt aufpassen Vic, ich meine es nicht böse, aber du kennst ihn nicht. Die Vernissage ist ok, da bist du nicht allein mit ihm, aber dass der dich direkt nach Hause fährt und du zu ihm ins Auto steigst, gefällt mir irgendwie nicht. Ich habe da ein dummes Bauchgefühl." sagt er.

"Mensch Eric, entspann dich. Vicky ist doch kein kleines Kind mehr. Sie weiß schon, was sie tut, und mal ganz ehrlich, wer ist denn so vorsichtig wie Vicky? Frauen habe Instinkte Eric, aber davon verstehst du nichts." verteidigte Charlie das Verhalten ihrer Freundin.

"Ja, mag schon sein, trotzdem. Der Typ könnte ein Serienkiller oder sogar ein Vergewaltiger sein. Das könnt ihr nicht wissen, ich sage ja nur das man Vorsichtig sein muss." beharrte er.

"Also der hat es sicher nicht nötig eine Frau zu vergewaltigen. Da glaube ich schon ehe das die ihm nachstellen." sagte Vicky und Charlie warf ihr einen neugierigen Blick zu.

"Sieht er so gut aus? Mensch jetzt bin ich aber echt Neugierig Vicky. Wann ist diese Vernissage nochmal?" wollte Charlie wissen.

"Nächste Woche und ich habe weder Kleid noch vernünftige Schuhe. Und er sieht SO gut aus. Groß, dunkle Haare und ich habe noch nie so blaue Augen gesehen. Und so gut angezogen, dass ich mir vorkam wie Aschenputtel. Du musst mir echt helfen Charlie, sonst habe ich ihn mit meiner Garderobe vertrieben, bevor ich mich vergucke." sagte Vicky und sah Charlie flehend an.

"Mensch, hört ihr euch eigentlich selbst zu? Der Typ ist doch kein Popstar, der ist sicher nur ein Playboy. Aber was rede ich überhaupt? Ihr wollt mir nicht zuhören, ich sehe schon. Also gut, dann werden wir uns den erstmals, anschauen nächste Woche auf dieser Vernissage." sagte Eric. Vicky sah ihn schief an.

"Ich warne dich ernsthaft, Eric, du wirst dich benehmen. Solltest du mir das versauen, reiße ich dir den Kopf ab. Ich habe nichts dagegen, dass ihr zwei ihn euch anguckt und mir hinterher ehrlich eure Meinung sagt; aber wehe dir, wenn du ausflippst. "

"Nein, das tue ich nicht. Versprochen. Aber du versprichst mir auch etwas im Gegenzug. Triff dich bis dahin nicht mit ihm und wenn doch, dann bitte nur an gut besuchten Orten. Echt Vicky, ich hab Angst, solchen Typen sind irgendwie komisch, wenn der so perfekt ist, muss irgendwo ein Hacken sein. Seit wann bist du so vertrauensselig?3 fragte er kopfschüttelnd. Charlie grinste.

"Mensch Eric, es hat sie eben voll erwischt. Guck doch, sie guckt wie ein Schaf", sagte Charlie und an Vicky gewandt, "Um deine Klamotten macht dir keine Gedanken, ich werde dich komplett um stylen. Darauf warte ich schon lange."

"In Ordnung. Also gut. Ich glaube nicht, dass Aiden ein Serienkiller ist, aber ich werde euch den Gefallen tun und nicht gleich mit ihm in den dunklen Wald gehen, wo niemand meine Schreie hört. Versprochen. Großes Indianer Ehrenwort!" Sagte Vicky feierlich und hob die Hand wie zum Schwur.

Als Aiden den Salon betrat und sich einen Brandy nahm, kam Mhinea dazu. Manchmal, wenn er seinen Bruder ansah, musste er an ihren Vater denken. Es fiel ihm schwer, beide zu vergleichen, aber die Parallelen waren nicht von der Hand zu weisen. Selbst, wenn er das oft nicht wahrhaben wollte.

Mhinea hatte immer so sein wollen wie er. Und so hatte er immer versucht den großen Bruder in allem, was er tat nachzueifern.Von Kindesbeinen an war Aiden sein Maß für alles gewesen. Mhinea hatte ihn auf die Jagd begleitet, obwohl er selbst, der wohl schlechteste Jäger war, den diese Welt je gesehen hatte. War ihm ständig hinterher geschlichen. Er hatte selbst seine Haltung imitiert, seine Art zu gehen. Stundenlang hatte er geübt, wie Aiden zu stehen, gegessen, was er gegessen hatte und dieselben Bücher gelesen. Aiden hatte all das gesehen und Mhinea hatte geglaubt ihm auf die Nerven zu gehen, aber wenn dem so gewesen sein sollte, so hatte Aiden ihn das nie spüren lassen. Im Gegenteil, er lobte seinen jüngeren Bruder, wo und wann immer er konnte, ja er ihn sogar dann noch gelobt, wenn es keinerlei Grund dazu gegeben hatte. Selbst wenn Mhinea sich mal wieder völlig unfähig angestellt hatte, so hatte ihm sein Bruder stets das Gefühl gegeben, er wäre stolz auf ihn. Wenn Mhinea etwas nicht beherrschte, war es immer Aiden gewesen, der ihm geduldig alles gezeigt hatte und es ihm so lange erklärte, bis er es verstanden hatte. Ohne auch nur ein einziges Mal zu klagen oder den Bruder gar zu rügen. Mhinea, immer fehl am Platz, unsicher in seinem Tun und Handeln, eingeschüchtert von jedem lauten Wort ihres Vaters und der große Bruder, ganz das Gegenteil davon. Er war alles, was er, Mhinea, nicht sein konnte und doch immer gewollt hatte. Stark, tapfer, selbstsicher, in jeder seiner Bewegungen. Seine Worte immer mit Bedacht ausgesprochen, wie ein unumstößliches Gesetz für jeden der es hörte. Wortgewand in jeder Lebenslage. Bei der Jagd geschickt wie kein anderer. Bei den Frauen beliebt und charmant wie niemand sonst. Beliebt und geachtet von jedermann. Die Augen des Vaters hatten stets mit stolz auf seinem ältesten Sohn gelegen, Mhinea hingegen, eine ewige Enttäuschung. So gar nicht wie er sich einen Sohn vorstellte. Aiden war so früh es ging in die Gesellschaft ein geführt worden, wo hingegen er Mhinea oft und wohl auch absichtlich verschwiegen hatte. Seinen zweite geborenen, hatte der Fürst Zeit seines Lebens, wie ein unmündiges Kind behandelt. Mhinea hatte jedoch nie Wert auf die Meinung des Vaters gelegt. Im Gegenteil, er war froh gewesen nicht in dessen Nähe sein zu müssen. So war er froh gewesen, dass er ihn übersah, Aiden zeigte ihm anstelle des Vaters umso mehr, wie sehr er den jüngeren liebte und das war Mhinea viel wichtiger gewesen als die Zuneigung des Vaters. Trotzdem, mit den Jahren, hatte Mhinea mit Schrecken erkennen müssen, dass Aiden ihrem Vater in vielen Dingen ähnlich war. Beide neigten sie zu Wutausbrüchen, wenn gleich Mhinea diese, zumindest von Aiden Seite, früher nie abbekommen hatte. Sie waren beide rachsüchtig. Der Vater hatte Aiden vorgelebt, dass man nicht verzeihen durfte und niemandem vertrauen konnte. Nachdem Tod des Fürsten, hatte Aiden vielleicht einer Handvoll Leuten vertraut und selbst Mhinea fiel es schwer an ihn ran zu kommen. Bis heute war das so geblieben und Mhinea wusste fast nicht mehr, wann er das letzte Mal nicht mit Aiden gestritten hatte. Oft wünschte er sich die alte Zeit zurück, als sie glücklich gewesen waren. Vielleicht war es an der Zeit zurückzuholen, was sie an Gemeinsamkeiten verloren hatten. Er vermisste den Bruder von damals. Aiden war immer Stolz auf ihn gewesen und heute konnte er es ihm nie recht machen, egal was er auch tat es war falsch. Ewig hatte er seinen Bruder nicht mehr lachen gesehen und als er nun in das Zimmer gekommen war, lag ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht des Älteren.

„Hattest du einen Guten Tag im Museum?", sagte er.

"Ja, das hatte ich tatsächlich. Sag du wusstest das die Sachen dort sein würden habe ich recht?"

"Ja, das wusste ich. Ich wollte dich überraschen. Ich hoffe nur, es war auch alles da." sagte Mhiena.Aiden drehte sich zu ihm um und lächelte immer noch.

"Ja, Schmuckstücke und die Gemälde, alles. Selbst die Waffe haben sie dort und die Rüstung. Ich werde gleich morgen früh mit dem Kurator reden und die Stücke kaufen. Ich bin wirklich froh, dass ich auf dich gehört habe. " Sagte Aiden und legte Mhinea eine Hand auf die Schulter.


"Schön, das freut mich. Ich weiß doch wie lange du schon danach gesucht hast. Hast du schon mit dem Mann gesprochen?"

„Ja, zwar nur kurz, aber er wird uns wohl keine Probleme machen. Er wird sich morgen mit mir treffen und dann regeln wir das Finanzielle. Ich sagte ihm, der Preis spielt keine Rolle. Du hättest sein Gesicht sehen sollen" lachte Aiden.

"Ich kann es mir vorstellen. Ich wette, er hatte rotierende Dollarzeichen und den Augen." grinste Mhiena.

Aiden nickte ebenfalls lachend. Mhinea hatte das so lange nicht erlebt. Aber da war noch etwas anderes.

"Ich kann mich ja täuschen, aber etwas in deinem Blick verrät mir, dass du mir nicht alles erzählst. Ist sie hübsch?" Aidens Grinsen wurde breiter und verwandelte sich in ein lautes Lachen.

"Du kennst mich wirklich gut, kleiner Bruder. Ja sie ist sehr hübsch, aber ich bin nicht sicher, ob ich mich auf so was einlassen sollte. Sie sieht aus wie eine Frau, die einem Mann ganz gehörig den Kopf verdrehen kann und ich möchte nicht wirklich, dass man das mit meinem Kopf tut. Aber du hast schon recht, sie gefällt mir ausgesprochen und vielleicht gestatte ich mir einen kleinen Flirt. Doch morgen steht erstmals das Treffen mit dem Kurator an. Um Victoria mache ich mir danach Gedanken. " gab Aiden zu und sah nachdenklich aus dem Fenster.

"Ah,Victoria also", sagte Mhinea grinsend und nahm sich einen weiteren Scotch. Diese Victoria gefiel ihm schon jetzt, das wusste er.

Kapitel 5

Am nächsten Tag, hatte Vicky bereits seit zwei Stunden am Schreibtisch gesessen, als er zusammen mit ihrem Boss, Mr. Chuckelberry das Büro betrat. Sie sah bezaubernd aus und Aiden konnte hören wie ihr Herzschlag sich beschleunigte als sie ihn sah.

"Guten Tag Miss. Frazier, Ich bringe ihnen Mr. Black, er erzählte mir, dass sie sich bereits kennengelernt haben. Er ist hier, um die Ausstellung in Raum siebzehn käuflich zu erwerben. Bitte kümmern Sie sich doch um alle nötigen Schritte." dann wandte er sich an Aiden der Vicky über Chuckelberrys Schulter hinweg ansah, sie nickte und eine leichte röte stieg ihr ins Gesicht als er seinen Blick fest auf sie gerichtet hielt, ihr direkt in die grünen Augen sah.

"Sie werden mich entschuldigen müssen, mein lieber Mr. Black. Ich erwarte einige Stücke für die Vernissage und da muss ich leider dabei sein. Sie werden mir sicher vergeben, aber ich bin mir sicher, dass meine Assistentin die Kaufabwicklung zu ihrer völligen Zufriedenheit meistern wird. "Aiden nickte ihm zu.

"Ich bin mir da auch absolut sicher. Machen Sie sich keine Sorgen Mr. Chuckelberry. Miss. Frazier und ich werden uns sicher fantastisch verstehen. Ich danke ihnen."

Mit diesen Worten reichte er ihm die Hand und Chuckelberry verschwand mit einem bereiten Grinsen auf dem pausbäckigem Gesicht.Vicky sah ihn erstaunt an.

"Die gesamte Ausstellung kaufen sie?"

Aiden lehnte sich mit dem Rücken an ihren Schreibtisch. Er mochte ihre Schüchternheit, Victoria war nicht wie die Frauen, denen er in den letzten Jahren begegnet war und das gefiel ihm mehr als zugeben wollte.

"Ja, ich bin schon lange auf der Suche nach den Exponaten gewesen. "

Sie suchte nach der Liste mit den einzeln aufgeführten Posten und überflog das Schriftstück.

"Das ist aber nicht gerade wenig, möchten sie das wir ihnen dabei helfen den Abtransport zu regeln. Ich meine, es sind immerhin zwei komplette Räume mit mehr als zweihundert Einzelstücken." Dass er für die Sachen mehrere Millionen Dollar zahlen musste, erwähnte sie nicht, er schien es zu wissen.

"Machen sie sich keine Gedanken. Ich habe meine eigenen Leute, die sich um alles kümmern werden. Aber es wäre schön, wenn ich die Räume nochmal abgehen könnte, um mich davon zu überzeugen, dass auch alles vollständig ist." sagte er.

"Selbstverständlich. Sehr gern." sagte sie. Aiden faszinierte sie immer mehr. Er schien voller Überraschungen und Geheimnisse zu sein.

***

Als sie gemeinsam durch die Ausstellung gingen, blieb Aiden vor jedem Schmuckstück und jedem Gemälde stehen, nahm eine lange Liste aus seiner Jacke und hakte alles sorgfältig ab. Vicky beobachtete ihn eine Weile still.

"Darf ich fragen, warum sie sich so für diese Sachen interessieren? Ich bin schrecklich neugierig, verzeihen Sie bitte."

Er blieb vor einer großen Vitrine stehen, in der eine feuerrote Rüstung stand. Auf dem kleinen goldenen Schild, am Fuße der Vitrine stand "Rüstung Vlad des 3. von Rumänien." Vicky sah, wie sein Blick abzuschweifen schien, als würde er etwas sehen, das weit zurücklag. Er antwortete jedoch ohne zu zögern.

"All diese Dinge, die sie hier sehen, gehörten, eins meiner Familie Victoria. Sie sind mir sehr wichtig und ich suche schon sehr lang danach. Schauen Sie darüber." Er wies nach rechts, wo ein Gemälde Vlad Tepes hing. "Ich bin ein Nachfahre dieses Mannes. Vicky sah erstaunt auf.

"Sie sind ein Nachfahre Draculas?" er lachte laut und eine Gruppe japanischer Touristen, die in der Ecke des Raumes standen, sahen zu ihnen rüber. "Sein Name war Draculea, um genau zu sein, aber ja. Aber das ist tatsächlich weniger aufregend als man annehmen möchte."

"Ich finde das sehr als aufregend. Dann sind sie wie er, ein Graf?" Sie sah ihn an. "Sie ist so unschuldig und erfrischend neugierig wie ein Kind", dachte er und ein Lächeln huschte über seine markanten Gesichtszüge.

"Vlad war kein Graf. Bram Stoker machte ihn zu einem. In Wahrheit war er, Prinz von Moldau und Fürst der Walachei. Ich bin Jurist und Kunsthändler, ein Prinz? Mm, wohl kaum. Transsylvanien hat schon sehr lange keine herrschende Königsfamilie mehr. Aber ich bin Teil seiner Blutlinie. Aber genug von mir, was ist mit ihnen? Sie studieren, richtig?“ Er hatte seinen Kopf etwas zur Seite geneigt und Vicky konnte die Muskelstränge an seinem Hals sehen. Hastig löste sie ihren Blick von seinem Hals und sah ihm verlegen in die Augen, als sie antwortete.

"Ja, Geschichte und Philosophie. Geschichte faszinierte mich schon immer, als kleines Mädchen träumte ich davon im Mittelalter zu leben, nun ja, das was alle kleinen Mädchen so träumen. Ich wollte eine Prinzessin sein, in einem prächtigen Schloss leben, so etwas eben." sagte sie.

Er folgte ihr zu der Vitrine mit den Colliers und den Ringen.

"Und den Prinzen, nicht zu vergessen, richtig?", sagte er und sie lachte ausgelassen.

"Ja selbstverständlich, was wäre eine Prinzessin ohne einen richtigen Prinzen?", sagte sie. Sie mochte diesen Mann von Minute zu Minute mehr.

"Ich glaube nicht, dass sie wirklich im Mittelalter hätten leben wollen. Es war ein düsteres Kapitel der Menschheit. Nicht umsonst nennt man es das dunkle Zeitalter. Obwohl ich sicher bin, dass sie eine fantastische Prinzessin abgegeben hätten." sagte er, sie errötete und mit jedem Lächeln und jedem Wort, mochte auch er die junge Frau mehr. Vielleicht hatte Mhinea recht damit, dass man sich hin und wieder etwas Spaß gönnen sollte. Er war so lange allein gewesen, dass er fast vergessen hatte, wie es sich anfühlte, eine anregende Unterhaltung zu führen. Ihr Lachen klang so ansteckend und er mochte die kleinen, bernsteinfarbenen Flecken in ihren Augen. Der Duft ihrer Haare schien den ganzen Raum zu fluten und es sah aus, als suchte sie absichtlich immer wieder seine Nähe. Er hatte nicht vorgehabt zu flirten, aber er fühlte sich wohl während sie so neben ihm herging. Es fühlte sich seltsam vertraut an und das gefiel ihm mehr als er zugeben wollte.

"Und darf ich sie etwas anderes fragen, würden sie mich eventuell heute Abend begleiten würden. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie ich sie einladen dürfte." sie hatte das Gefühl in seinen leuchtend blauen Augen zu versinken, das Lächeln auf seine vollen Lippen ließ die Röte erneut in ihr Gesicht steigen und sie war etwas überrumpelt, doch Aiden Black fasziniert sie. Sie wollte ihn näher kennenlernen und so antwortete sie ohne zu zögern.

"Oh sehr gerne." er wandte sich zum Gehen und sie begleitete ihn zur Tür. Bevor er ging, drehte er sich nochmal zu ihr um und küsste ihre Hand. Ein heißer Schauer durchfuhr sie während sein Blick fest auf sie gerichtete war. Eine Augenbraue nach oben gezogen.

"Sehr schön. Ich freue mich auch. Dann hole ich sie nachher ab? Sagen wir um acht? Sie müssten mir nur sagen, wo genau ich hinkommen darf."

Ihre schmale Hand verschwand fast in seiner und sie war überrascht wie kühl seine Haut sich anfühlte. Nicht kalt, aber doch viel weniger warm als sei es erwartet hätte.

"Oh, ich wohne in der Nähe der Universität, die Adresse steht in den Unterlagen, die ich ihnen gab. "

"Sehr gut, dann also bis nachher", sagte er

„Wo gehen wir den hin? Ich meine, was soll ich anziehen?" wollte sie wissen.

„Abendgarderobe, aber mehr möchte ich noch nicht verraten, lassen sie sich überraschen."

Nachdem er gegangen war, ging sie zum Fenster und sah wie er in seine Korvette stieg und davon fuhr. Ihr Herz schlug immer noch wie wild und sie war etwas von sich selbst überrascht, wie einfach es sich angefühlt hatte. Irgendetwas an Aiden reizte sie, dass sie unbedingt mehr über ihn erfahren musste. Seine kühle, teils reservierte, aber dennoch, charmante Art faszinierte sie. Ihr schlug das Herz immer noch bis zum Hals. Sie hatte nicht sehr viel Erfahrung mit Männern und schon gar nicht mit solchen wie Aiden Black.

Er fuhr durch den dichten Feierabendverkehr und sah Vickys Gesicht vor sich. Sie schien so unbedacht und rein zu sein das er es nicht glauben konnte, was war es nur das ihn so zu ihr hinzog? Sie sah umwerfend aus, aber das allein war es nicht, Aiden wusste das. Er hatte in seinem langen Leben viele schöne Frauen getroffen und die meisten waren irgendwann in seinem Arm gelandet, doch Vicky war anders, irgendetwas schien ihm vertraut. So als könne er sich nicht fernhalten, ganz gleich wie sehr sein Verstand ihm zurief, er solle Abstand halten. Er wollte sie und dagegen konnte er sich nicht wehren. Vielleicht wollte er es auch nicht. Die Einsamkeit der letzten Jahre hatte wohl doch Spuren hinterlassen.

***

Gerade als sie Ihr Büro im Museum verlassen wollte, klingelte ihr Handy. Später hätte sie sich gewünscht sie wäre besser nicht ran gegangen.

"Hallo?"

"Hi Vic, bist du noch auf der Arbeit?"

"Oh, Hi Eric, ich wollte gerade gehen. Was ist denn? "

Sie hatte es eigentlich eilig, sie musste noch Duschen und sich umziehen, hoffentlich wollte er nichts Wichtiges dachte sie, doch da hatte sie umsonst gehofft.

"Oh, Gut. Ich hab Karten fürs Kino gekauft, kleine, ich kann dich in einer Stunde ungefähr abholen, wir schauen den neuen Batman, den wolltest du doch so gern sehen."Er quasselte einfach drauf los.

"Eric, es tut mir furchtbar leid, aber ich bin bereits verabredet. Vielleicht ein anderes Mal. Bitte sei nicht böse ja" sagte sie. Eric atmete laut hörbar aus.

"Du bist verabredet? Mit wem den"

"Es ist egal, mit wem ich verabredet bin Eric, aber frag doch Charlie, die hat den Film auch noch nicht gesehen, soweit ich weiß, die geht sicher gern mit dir rein." versuchte sie ihn abzuwimmeln. Sie konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören.

"Ich würde aber lieber mit dir gehen, komm schon Vic, sag deine Verabredung einfach ab oder verschiebe sie doch. Du wirst sehen, es wird ein toller Abend."

Victoria hatte etwas Mitleid mit ihm, aber je mehr er drängte, desto wütender wurde sie.

"Eric, entschuldige bitte, aber ich werde mein Date auf keinen Fall absagen. Wie komme ich den dazu? Nein es tut mir leid, aber heute Abend nicht. Frag wie gesagt bitte Charlie oder jemand anderes, ich muss jetzt wirklich los, ich bin spät dran und ich möchte mich noch gern umziehen und frisch machen." Sie wollte auflegen, aber Eric redete weiter.

"Ach so ein Date? Mit wem den? Seit wann hast du den wieder Dates? Sicher dieser Kerl aus dem Museum?“ Nun reichte es ihr wirklich. Was dachte er wer er war? Schoss es ihr durch den Kopf. Es kostete sie einiges an Mühe sich zu beherrschen

"Erstens, mit wem geht dich nichts an und zweitens, der Kerl aus dem Museum hat einen Namen Eric. Er heißt Aiden, und ja, ich habe ein Date mit ihm. Warum sollte ich auch bitte nicht? Ich bin, soweit ich weiß, eine freie Frau. Oder siehst du das anders? Muss ich dich jetzt um Erlaubnis fragen, wenn ich mit jemanden aus gehen möchte? Das war mir neu, entschuldige bitte."

"Oh, nein du musst gar nichts, nur ich wundere mich einfach. Seit wann bist du ein Mädchen, das sofort mit jemanden aus geht, den sie gerade erst kennengelernt hat? Du weißt nicht das geringste über ihn, du kennst ihn nicht Vicky!"

"Richtig Eric, ich kenne ihn nicht. Deshalb geht man ja schließlich miteinander aus. Um sich kennenzulernen oder wie sollte man das sonst tun? Kannst du mir das bitte verraten? Kennst du eine andere Methode, dann verrate sie mir?" Sie war wie vor den Kopf gestoßen, dass er besitzergreifend sein konnte und auch oft eifersüchtig, wusste sie, aber das hier ging eindeutig zu weit in ihren Augen.

"Seit wann redest du so mit mir und warum denkst du du hättest das recht dazu? Ich bin wie gesagt Single, genau wie du. Ich schreibe dir schließlich auch nicht vor mit wem und ob du aus gehst, also tu das auch nicht bei mir. Wir sind nur Freunde schon vergessen. "

"Aha ja wir sind Freunde, nur dachte ich das wir noch etwas anderes sind. Immerhin waren wir vor drei Monaten noch ein Paar. Verzeih, wenn ich etwas überrascht bin. Ich dachte, ich hätte dir etwas bedeutet. Und ich verstehe nicht wie du uns so einfach vergessen kannst und dich in die arme eines völlig fremden schmeißen kannst. So bist du nicht."

"Ich schmeiße mich Aiden nicht in die arme, was redest du für einen Müll? Und natürlich habe ich unsere Zeit nicht vergessen, nur die ist eben vorbei. Soll ich für den Rest meines Lebens keinen anderen Mann ansehen? Ich habe dich so oft gefragt, ob das mit unserer Freundschaft ein Problem für dich ist und du sagtest jedes Mal Nein. Und nun machst du mir so eine hässliche Szene, warum machst du das? Musst du mir echt den Abend versauen? Ich bin eingeladen worden und Aiden ist ein sehr charmanter und gebildeter Mann, warum sollte ich bitte nicht mit ihm aus gehen. Es tut mir leid Eric, wenn es dir zu schnell geht, aber so ist es eben nun mal. Ich mag ihn und ich werde mit ihm aus gehen, ob es dir passt oder nicht und ich bin ehrlich enttäuscht von dir. Ich dachte, du würdest dich für mich freuen. Ich will mich nicht mit dir streiten, aber du gehst zu weit. Es steht dir nicht zu, zu urteilen, wann und ob ich etwas tue und mit wem, schon gar nicht. Und wenn du mich noch einmal behandelst als wäre ich ein billiges Flittchen, das sich jedem Kerl an den Hals schmeißt und mit ihm ins Bett springt, dann war es das mit unserer Freundschaft und jetzt entschuldige mich, ich habe ein Date.“ Sie schmiss das Handy förmlich in ihre Handtasche und stapfte wütend aus dem Büro, schwang sich auf ihr Rad und fuhr los. Dabei fuhr sie fast eine große Frau um, die in einem viel zu auffälligem rotem Kleid im Wege stand. Eine auffällige Kette in Form einer Schlange wand sich um den schlanken Hals der Frau und schimmerte golden auf der dunklen Haut der Frau. Die fast schwarzen Augen, blicken Vicky noch nach, als diese längst nicht mehr zu sehen war.

Zweifelnd eine Augenbraue hochziehend, betrachte sie ihr eigenes Spiegelbild.

"Ach Charlie, ich weiß nicht recht. Ich komme mir so aufgedonnert vor." sagte sie unsicher. Charlie stand hinter ihr und sah zufrieden aus.

"Blödsinn. Du siehst fantastisch aus. Wirklich Vicky, er wird über dich herfallen." sagte sie und Vicky schnitt eine entsetzte Grimasse.

"Na super, ich sehe aus wie ich sag das Wort lieber nicht. Das ist viel zu viel, ich erkenne mich selbst nicht. Meinst du nicht, es ist übertreiben? Ich fühle mich irgendwie falsch an."

Quatsch, wie oft soll ich es dir noch sagen. Eine Frau kann nicht overdressed genug sein beim ersten Date.

Aber du musst echt noch üben wie man in den Schuhen geht, du bewegst dich wie eine schwangere Elchkuh auf Stelzen." grinste Charlie. Sie lachten und Vicky ging übertrieben wackelig auf sie zu.

"Na ja, vielleicht mag er schwangere Elchkühe, weißt du doch nicht. "

"Ja, das ist wahr, Männer haben oft merkwürdige Vorlieben, aber mal im Ernst, du siehst spitze aus. Du musst nur endlich aufhören dich dagegen zu sträuben. Manchmal bin ich mir nicht wirklich sicher, ob du überhaupt weißt, dass du eine Frau bist. Du solltest ruhig hin und wieder mal ein Kleid tragen Vicky. Du hast eine tolle Figur und kannst dir das wirklich erlauben. Außerdem, wenn dein Aiden wirklich so ein Wahnsinns-Typ ist, dann müssen wir richtig Gas geben. Dieses, weniger ist mehr, gilt heute nicht. In diesem Fall ist mehr auch mehr. Vertrau mir, ich weiß genau was ich tue oder hast du mich schon mal schlecht angezogen gesehen? Sei ja ehrlich!" Charlie hatte ihr Hände in die Hüften gestemmt. Vicky schüttelte resignierend ihren Kopf.

"Nein wirklich nicht. In Ordnung ich gebe mich geschlagen. Du wirst schon wissen, was gut für mich ist." sagte sie und Charlie grinste zufrieden.

"Genau so will ich dich hören. Und jetzt mal raus mit der Sprache, wo will er eigentlich mit dir hin?" wollte sie wissen.

"Ehrlich gesagt, ich habe nicht die geringste Ahnung. Er meinte ich soll mich überraschen lassen, aber Abendgarderobe anziehen, also gehe ich nicht davon aus, dass er mich in einen einfachen Club schleppt. Da kann ich ihn mir auch nicht wirklich drin vorstellen." Sagte Vicky und zupfte an ihrem Kleid rum.

Charlie setzte sich schwungvoll aufs ihr Bett und Vicky ließ sich neben ihr auf den Rücken fallen.

"Ich kann es kaum abwarten, diesen Mann endlich kennenzulernen. Wenn man dich so reden hört, muss er ein echter Traumtyp sein."

"Ach Charlie, ich weiß gar nicht, warum er mich eingeladen hat, der kann doch jede Frau haben. Außerdem weiß ich nicht wie ich mich verhalten soll. Er hat heute eine ganze Ausstellung mit über 200 Exponaten gekauft Charlie. Das war eine Kaufsumme von weit mehr als 45 Millionen Dollar! Stell dir mal vor, wie reich dieser Mann sein muss, wenn er so etwas mal eben auf den Tisch legt, ohne mit der Wimper zu zucken. Was will so jemand den bitte mit mir? Ich bin nur eine kleine Studentin. Ich meine, der kann doch tausend Frauen haben“ sagte sie und Charlie sah sie erstaunt an.

"Ich wundere mich immer wieder über dich, Victoria Frazier. Dass du mir nachher ja nicht schüchtern bist, das hast du nämlich nicht nötig, Victoria Frazier. Du siehst verdammt gut aus, bist Sau klug und das ist Grund genug dich einzuladen, scheißegal wie viele Frauen der haben kann, sieht so aus als würdest du ihm gefallen. Also entspann dich. Er hat doch gesagt, lass dich überraschen, dann tust du das jetzt gefälligst auch. Lass ihn machen und genieße einfach den Abend. Und wehe, du erzählst mir nicht alles. Ich will jedes, noch so kleine Detail wissen. "

"Ich weiß nicht Charlie. Ich bin noch nie mit einem Mann wie Aiden ausgegangen. Ich habe echt Bammel." gab Vicky kleinlaut zu.

"Ach so ein Quatsch. Wo vor den bitte? Es wird bestimmt ein schöner Abend. Du packst das schon. Und klar bist du noch nie mit so einem Mann ausgegangen, du gehst ja mit überhaupt niemandem aus. Es wird doch mal langsam Zeit das du die Nase aus den Büchern nimmst und Spaß hast, man Vicky du bist 21. Da geht man aus und amüsiert sich und hängt nicht den ganzen Tag hinter alten verstaubten Geschichtsbüchern rum. Ich will davon nichts mehr hören, hast du verstanden? Du gehst heute Abend aus und hörst sofort auf dich selbst verrückt zu machen." Sagte sie mit ernstem Tonfall.

"Vielleicht hat Eric ja recht und ich sollte nicht so schnell mit ihm ausgehen. So bin ich doch echt nicht." sagte Vicky und brachte Charlies Geduldsfaden, damit endgültig zum Reißen.

"Spinnst du, sag mal? Eric ist ein Vollidiot und hat keine Ahnung. Der ist nur eifersüchtig, das ist alles. Hör dem doch nicht zu. Eric kann uns mal. Eric, Eric der ist ein dummer kleiner Wicht, was will der überhaupt." sagte Charlie und hätte Eric am liebsten eine geknallt, für den Blödsinn den er Vicky in den Kopf gesetzt hatte.

"Ich will aber nicht das Aiden denkt ich bin eine, na du weißt schon was."

"Na sag mal! Du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Nur weil Eric meint er müsste sich mit dir streiten, lässt du dir von dem Volltrottel so einen Blödsinn einreden? Jetzt hör aber echt auf! Man Vicky, du bist so weit entfernt von dem, was du gerade sagen wolltest, wie keine andere, die ich kenne. Jetzt mal ehrlich-wann warst du jemals mit einem anderen Mann als Eric aus? " Sagte Charlie und sah sie fragend an.

Erics Worte hatten sie getroffen, ohne dass sie es gewollt hätte, aber Charlie hatte recht.

"Mit niemandem. Stimmt schon. Es ist nur, ich möchte nicht den falschen Eindruck bei Aiden hinterlassen. Verstehst du das?"

"Natürlich verstehe ich das, aber das machst du schon nicht. Entspann dich und hör auf dir von Eric solchen Mist einreden zu lassen. Und jetzt geh und sieh lieber zu, dass du nach Hause kommst, es ist schon spät. Sonst verpasst du Mr. Supermann noch."

Blacks Blood

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