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Abraham Abb. 1

Israelitischer Patriarch (19.–17. Jh. v.Chr.)

Nach der biblischen Überlieferung wandert er von Ur in Chaldäa in das „Gelobte Land“ Kanaan aus; an seinem Wohnort in Mamre bei Hebron empfängt er die göttliche Verheißung zahlreicher Nachkommenschaft und ihrer ewigen Herrschaft über das Land. Seine Historizität ist umstritten.

Abraham galt wie seine Nachkommen Isaak und Jakob als einer der drei Erzväter (Patriarchen) der Israeliten; im späten Judentum von zahlreichen Legenden umwoben, wurde er zur dominierenden Gestalt des jüdischen Volkes. Auch in Christentum und Islam genoß er hohe Verehrung.

Der Patriarch wird von seinen Söhnen Isaak und Ismael bei Hebron in der Höhle von Machpela bestattet, gegenüber von Mamre auf dem Feld, das der Verstorbene von dem Hethiter Ephron für seine Grablege erwarb; auch seine Frau Sara wird hier beigesetzt (Gen 25,9f.; 49,29‐32). Ihre Ruhestätte und die Gräber der Nachfahren werden seit über zwei Jahrtausenden an dieser Stelle verehrt; wahrscheinlich bestand hier bereits in der Zeit der Makkabäer ein Heiligtum. →Herodes d. Gr. ließ die Grabhöhle mit den prächtigen Marmorsarkophagen der Erzväter durch eine Mauer umschließen (Ios. BJ 4,9,7, erwähnt nur die Sarkophage, doch ist die Datierung des Bauwerkes durch die typische herodianische Mauertechnik gesichert). Seit dem 2. Jh. n.Chr. war die Höhle nicht mehr zugänglich.

In der Spätantike wurde die heilige Stätte von christlichen Pilgern – wie auch von Juden – besucht; sie wird als rechteckiger Bau in hervorragender Steinmetzarbeit beschrieben (Itin. Burd. 599), in den wahrscheinlich später eine byzantinische Basilika eingefügt wurde. Nach der arabischen Eroberung wurden die Grabstätten auch zum Ziel moslemischer Pilgerfrömmigkeit.

Gottfried von Bouillon befestigte das Heiligtum als „Castellum ad S. Abraham“; Augustiner-Chorherren wurden hier angesiedelt, die nach eigenen Angaben die Gräber in der Höhle wiederentdeckten. Der Fund war Anlaß zur Errichtung einer Kreuzfahrerkirche, die durch Spenden der Pilger finanziert wurde. Nach der Katastrophe von Hattin (1187) wieder in moslemischem Besitz, wurde die heilige Stätte unter Baibars für alle Nichtmoslems gesperrt; die Kirche wurde zur Moschee, die Höhle für alle Besucher unzugänglich.

Der heutige Bezirk von Haram el‐Chalil („Heiligtum des Freundes“; „Freund“ bezeichnet im islamischen Sprachgebrauch Abraham) wird noch immer von der herodianischen Mauer (59 x 34 m; Höhe fast 20 m) umschlossen, die unter Baibars erhöht wurde; damals entstanden auch die vier (j. zwei) Minarette. Das Heiligtum besteht aus einem offenen Hof und der angrenzenden Moschee (der früheren Kirche der Kreuzfahrer).

In ihrer Vorhalle erhebt sich der oktogonale Kenotaph Abrahams, daneben die sechseckige Memoria seiner Frau Sara; auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes stehen als getreue Kopien die Gedenkgräber für →Jakob und Lea; die Kenotaphe von →Isaak und Rebekka fanden im Inneren der Moschee Aufstellung. Durch die Lage seines Grabes im Zentrum des Heiligtums ist Abraham der Ehrenplatz in der Mitte zuerkannt. Die sechs Memorien wurden 1332 von einem mamelukischen Statthalter in Syrien gestiftet.

Von der Moschee führen in die (unzugänglichen) eigentlichen Grabhöhlen der Patriarchen zwei Öffnungen, in die Pilger Bittschreiben an Abraham hinabwerfen können; nach dem Bericht der Kreuzfahrerzeit sind die Grotten durch einen Gang miteinander verbunden. Frommer Volksglaube lokalisiert im Heiligtum auch die Grabstätten von Adam und Eva, von Joseph und seinen elf Brüdern.

Lit.: O. Keel – M. Küchler, Orte und Landschaften der Bibel. 2. Bd. Der Süden, Zürich 1982, 680‐96

Absalom

Sohn Davids (um 1000 v.Chr.)

Er beseitigte →Davids ältesten Sohn, erlangte aber die Aussöhnung mit dem Vater. Gegen diesen erhob sich Absalom zum König und zwang David zur Flucht. In der Schlacht im Walde Ephraim besiegt, floh der rebellische Sohn und wurde gegen den Befehl seines Vaters getötet.

Die Krieger des Königs warfen den Leichnam in eine tiefe Grube im Wald und bedeckten sie mit einem großen Steinhaufen (2 Sam 18,17). Zu Lebzeiten hatte sich Absalom bereits ein Grab im Königstal errichten lassen (2 Sam 18,18); daher wurde seit dem 16. Jh. ein hellenistisches Grabmal im Kidrontal mit seinem Namen bezeichnet.

Da er als abschreckendes Beispiel eines ungehorsamen Sohnes galt, führten in späteren Jahrhunderten die Einwohner von Jerusalem ihre Kinder zu seiner angeblichen Grabstätte; diese mußten dort schreien und Steine auf das Grabmal werfen, um auf das Ende böser Kinder hinzuweisen, die gegen das fünfte Gebot verstießen (Encyclopaedia Judaica I, Jerusalem 1971, 175).

Achab

König von Israel (875–854 v.Chr.)

Er baute die Hauptstadt Samaria aus und sicherte das Land durch Festungen. Sein Versuch, den Baalskult in Israel durchzusetzen, führte zu erbittertem Widerstand der Anhänger Jahwes unter der Führung des →Elias. Die Beteiligung des Königs an der Schlacht bei Karkar gegen die Assyrer ist das erste außerbiblisch bezeugte Ereignis der jüdischen Geschichte (854 v.Chr.). Auf einem seiner zahlreichen Kriegszüge gegen Damaskus fiel Achab bei Ramoth Gilead.

Der König wurde in seiner Residenz Samaria begraben (1 Kön 22,37).

Ahmose

Ägyptischer König (18. Dyn., um 1580–1550 v.Chr.)

Er setzte den Aufstand seines Vaters (?) →Kamose gegen die Hyksos fort und begründete mit ihrer Vertreibung aus Ägypten das Neue Reich. Örtliche Machthaber wurden beseitigt, das Land unter König, Heer und dem Tempel von Theben neuverteilt. Ein Feldzug nach Süden sollte die frühere Herrschaft der Ägypter in Nubien wiederherstellen. Mit den Bauten des Königs begann die grandiose Architektur des Neuen Reiches.

Seine ursprüngliche Grabstätte ist unbekannt, lag aber – nach dem Fundort der Mumie zu schließen – in Theben‐West. Diese wurde – wohl nicht in ihrem originalen Holzsarg – in der Cachette von Deir el‐Bahari entdeckt.

Wegen der allgemeinen Unsicherheit und der Zunahme von Grabräuberei barg der thebanische Hohepriester Pinudjem I. unter der 21. Dynastie Mumien von Pharaonen und ihren Angehörigen aus bereits geplünderten oder bedrohten Gräbern, restaurierte sie notdürftig und bestattete sie erneut; später wurden sie mehrfach umgebettet, zuletzt in das Mumienversteck (Cachette) von Deir el‐Bahari, das erweiterte Grab der Gemahlin Ahmoses. Im 19. Jh. zunächst von Arabern, dann von G. Maspero wiederentdeckt, wurden sie in das Ägyptische Museum von Kairo gebracht.

Die dortige, vielfach als unwürdig empfundene Ausstellung der Mumien veranlaßte den ägyptischen Präsidenten Anwar el‐Sadat, die Umbettung der Pharaonen in das Tal der Könige anzuordnen; wegen der dort erneut drohenden Gefährdung durch Grabräuber wurde dieser Plan aufgegeben, der Mumiensaal des Museums allerdings für Besucher geschlossen.

Lit.: R. B. Partridge, Faces of Pharaohs. Royal Mummies and Coffins from Ancient Thebes, London 1994, 45‐47

E. Thomas, The Royal Necropoleis of Thebes, Princeton 1966, 70

Amasis

Ägyptischer König (26. Dyn., 569–526 v.Chr.)

Nach dem Sieg über →Apries verfolgte der König eine Politik der Versöhnung gegen die Nachbarstaaten; allerdings scheiterte sein Versuch, die wachsende Macht des Perserreiches durch ein Bündnis mit Lydien und Babylon einzudämmen. Im Inneren gelang dagegen die Beseitigung der Spannungen zwischen Einheimischen und Griechen, für die als Handelszentrum die Stadt Naukratis gegründet wurde. Der philhellenische Herrscher („Ägyptens König“ in Schillers „Ring des Polykrates“) förderte die Heiligtümer Griechenlands durch großzügige Stiftungen. Wenige Monate nach seinem Tode wurde Ägypten von den Persern erobert.

Er wurde im Hof des „Athene“ (Neith)‐Tempels von Sais bestattet; seine Grabkapelle ruhte auf palmenartigen Säulen und war mit Flügeltüren geschlossen; sie lag etwas weiter vom Heiligtum entfernt als die Grablege der früheren legitimen Herrscher der saitischen Dynastie (Hdt. 2,169; 3,10).

Nach der Eroberung Ägyptens ließ der siegreiche →Kambyses die Leiche exhumieren, geißeln, ihre Haare ausreißen und sie auf vielfache Weise schänden; schließlich wurde sie in bewußter Verletzung des ägyptischen Totenglaubens verbrannt (Hdt. 3,16).

Amenemhet I.

Ägyptischer König (12. Dyn., 1991–1961 v.Chr.)

Zunächst Wesir Mentuhoteps IV., begründete er als König eine neue Dynastie in Ägypten. Er verlegte die Hauptstadt des Reiches von Theben nach Memphis, erneuerte die Verwaltung und mehrte die königliche Autorität. Das Reich wurde durch Grenzbefestigungen gesichert; Feldzüge gegen die Nachbarvölker unternahm der Herrscher erst in späteren Jahren. Zur Sicherung der Nachfolge erhob er seinen Sohn →Sesostris (I.) zum Mitregenten. Der König fiel einer Palastrevolution zum Opfer.

Nahe der neuen Hauptstadt Itj‐tawi beim heutigen Lischt ließ Amenemhet seine Pyramide (ursprünglich 58 m hoch) auftürmen. Während die Gesamtanlage in bewußter Anknüpfung an das Alte Reich dem Vorbild der Bauten von Sakkara verhaftet ist, entsprechen der zweistufige Unterbau, der offene Aufweg und der senkrechte Schacht zur Grabkammer thebanischer Sitte. Der Kernbau ist unterhalb der Verkleidung unregelmäßig errichtet, wobei Kalksteinblöcke von älteren Bauten, v.a. aus Gizeh und Sakkara verwendet wurden; dadurch blieben auch Reliefs vom Taltempel des →Cheops als Spolien erhalten. Östlich der Pyramide lag der Totentempel, den Sesostris I. erneuern ließ; den Grabbau umgaben Schachtgräber von Mitgliedern der königlichen Familie und Mastabas hoher Würdenträger.

Lit.: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings IV, Oxford 1934, 77‐81

R. Stadelmann, Die ägyptischen Pyramiden, Mainz 1985, 230f.

Amenemhet II.

Ägyptischer König (12. Dyn., 1929–1895 v.Chr. )

Als Mitregent und Nachfolger seines Vaters →Sesostris I. setzte er dessen Politik fort; die unumstrittene außenpolitische Stellung des Reiches machte militärische Maßnahmen unnötig. Daher war seine Regierung von Frieden, Wohlstand und kultureller Blüte geprägt.

Bei Dahschur entstand die „Weiße Pyramide“ des Königs, deren Blöcke vielfach Beute von Steinräubern wurden. Auch ihr inneres Gerippe war aus dem hellen Kalkstein errichtet und mit Sand aufgefüllt. Am Eingang des Bezirkes erhoben sich zwei Pylonen; zur Pyramide gelangte man über einen offenen Aufweg. Von der Grabkammer mit dem Sandsteinsarkophag des Herrschers führte ein Korridor in einen kleinen Schacht.

Westlich des Baus liegen Gräber von Prinzessinnen, die reiche Funde aufwiesen; der Totentempel blieb nicht erhalten.

Lit.: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings III, Oxford 1981, 885f. R. Stadelmann, Die ägyptischen Pyramiden, Mainz 1985, 234

Amenemhet III. Abb. 2

Ägyptischer König (12. Dyn., 1842–1797 v.Chr.)

Seine friedliche Herrschaft brachte dem Nilland eine wirtschaftliche und künstlerische Blüte, die sich in zahlreichen großartigen Bauten manifestierte. Die von seinen Vorgängern begonnene Kultivierung des Fayum wurde durch die Anlegung eines einzigartigen Kanalsystems vollendet.

Der König ließ nahe dem Grab seines Vaters →Sesostris III. in Dahschur eine Pyramide anlegen. Über den offenen Aufweg gelangte man zu dem steil aufragenden Bau, der aus großformatigen Ziegeln errichtet und mit Kalkstein verkleidet war; der Taltempel blieb erhalten, der Totentempel ist dagegen weitgehend zerstört. Labyrinthartige Gänge führen zur königlichen Grabkammer mit dem grandiosen Granitsarkophag, weitere Gangsysteme zu den Grabstätten der Königinnen. Der schlechte Baugrund zwang zur Aufgabe dieser Pyramide, nachdem sich Risse im Bau gezeigt hatten (Stadelmann, 241; Porter – Moss III, 887f.).

Daher errichtete Amenemhet bei Hawara am Fayum eine zweite Grablege, ähnlich der Pyramide von Dahschur. Auch hier sollten verzweigte Gänge etwaige Räuber in die Irre führen. Die Grabkammer, aus einem gewaltigen Quarzmonolith (110 t) ausgehauen, barg den königlichen Sarkophag aus Quarzit; dieser war beraubt, die Mumie verbrannt.

Nach Süden schloß sich der – fast vollständig zerstörte – Pyramidenbezirk mit zahlreichen Säulenhallen und Einzelkapellen an; der in seiner Funktion (Totentempel oder Palast?) umstrittene Komplex galt späteren griechischen Besuchern als „Labyrinth“ (Stadelmann, 241‐46; Porter – Moss IV, 100f.; vgl. Hdt. 2,148).

Lit.: B. Porter – R. L. B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings III, Oxford 1981, 887f.; IV, Oxford 1934, 100f. R. Stadelmann, Die ägyptischen Pyramiden, Mainz 1985, 241‐46

Amenophis I.

Ägyptischer König (18. Dyn., 1550–1528 v.Chr.)

Der Pharao drang in Nubien bis zum zweiten Nilkatarakt vor und warf auch die in das Delta eingedrungenen Libyer zurück. Als großer Bauherr ließ er u.a. den Amun‐Tempel in Karnak erweitern.

Sein Grab lag wohl in Dra abu’l Naga; die Mumie wurde in der Cachette von Deir el‐Bahari (→Ahmose) entdeckt und in das Ägyptische Museum von Kairo gebracht.

Lit.: R. B. Partridge, Faces of Pharaohs. Royal Mummies and Coffins from Ancient Thebes, London 1994, 63‐65 E. Thomas, The Royal Necropoleis of Thebes, Princeton 1966, 70f.

Amenophis II.

Ägyptischer König (18. Dyn., 1448–1422 v.Chr.)

Gegen den Sohn und Nachfolger →Thutmosis’ III. erhoben sich beim Tod seines Vaters die vorderasiatischen Vasallenstaaten, wurden aber bald niedergeworfen; danach sicherte der Pharao die ägyptische Herrschaft über Nubien. Der Frieden mit den anderen Großmächten des Alten Orients ermöglichte eine großzügige Baupolitik.

Er wurde im Tal der Könige (→Thutmosis I.) in einem Grab (Nr. 35) beigesetzt, das in der Gesamtanlage der Gruft seines Vaters folgte. Stufen und Gänge führen über einen zum Schutz vor Grabräubern angelegten senkrechten Schacht zu einem schmucklosen Saal auf zwei Stützen, von dort zu einem zweiten Saal. Dieser ruht auf sechs Pfeilern, die erstmals den Pharao vor den Totengöttern Osiris, Anubis und Hathor zeigen; die Wände tragen Illustrationen zum „Unterweltbuch“, die Decke einen gestirnten Himmel.

In der angrenzenden Krypta steht der Granitsarkophag des Königs, in dem seine unversehrte Mumie lag; nach der Beraubung des Grabes war sie hier unter der 21. Dynastie erneut bestattet worden; daß seine Ruhe danach nicht mehr gestört wurde, zeigten die bei der zweiten Beisetzung erneuerten Kränze.

Wegen seiner hervorragenden Lage wurden die Seitenkammern des Grabes gleichzeitig von dem thebanischen Hohenpriester Pinudjem I. als Cachette für mehrere andere Pharaonen genutzt (→Ahmose).

Lit.: R. B. Partridge, Faces of Pharaohs. Royal Mummies and Coffins from Ancient Thebes, London 1994, 82‐84

E. Thomas, The Royal Necropoleis of Thebes, Princeton 1966, 77f.

Amenophis III.

Ägyptischer König (18. Dyn., 1413–1375 v.Chr.)

Unter seiner Regierung erlebte Ägypten eine einzigartige Blüte: Von Nubien bis Syrien herrschte Frieden, die wirtschaftliche Prosperität ermöglichte reiches künstlerisches Schaffen; v.a. in den gewaltigen Tempelanlagen von Karnak und Luxor manifestierte sich eine neue Tendenz zur Kolossalarchitektur, die für das Neue Reich charakteristisch wurde.

Sein Grab im Tal der Könige (Nr. 22; →Thutmosis I.) folgt in der Reihung von Schacht, Vorraum, Halle und Krypta der Gruft Thutmosis’ IV. (Nr. 43). Die Gewölbe zeigen den Sternenhimmel, Wände und Pfeiler den König vor den Gottheiten der Unterwelt; dabei erscheint der Herrscher erstmals von seinem „Ka“ begleitet. In der Krypta fand sich ein zerbrochener Sarkophagdeckel aus rötlichem Granit; die schwerstbeschädigte Mumie wurde dagegen in der Cachette im Grab →Amenophis’ II. entdeckt und in das Museum von Kairo verbracht.

Vom Totentempel des Pharao blieben lediglich die beiden monumentalen Skulpturen erhalten, die einst den Eingang des Heiligtums flankierten, von der Nachwelt nach dem mythischen Helden des Trojanischen Krieges „Memnonskolosse“ genannt.

Lit.: R. B. Partridge, Faces of Pharaohs. Royal Mummies and Coffins from Ancient Thebes, London 1994, 118‐20

E. Thomas, The Royal Necropoleis of Thebes, Princeton 1966, 83‐87

Amenophis IV.

→Echnaton

Amenophis (Hapu)

Ägyptischer Wesir (um 1400 v.Chr.)

Vom Armeeschreiber stieg der Sohn des Hapu unter →Amenophis III. zu einem der bedeutendsten Würdenträger des Neuen Reiches auf; u.a. war er Befehlshaber der königlichen Garde, führte die Steueraufsicht und leitete die Grenzsicherung; schließlich erlangte er als Wesir das höchste Amt im ägyptischen Staat. Nach seinem Tod im Alter von etwa 80 Jahren wurde er als Weiser, später als Gott verehrt.

Als einzigartige Ehrung erhielt er einen eigenen Totentempel in Theben in der Nähe des Totentempels seines königlichen Herrn (dazu: C. Robichon – A. Varille, Le temple du scribe royal Amenhotep, fils de Hapou (FIFAO 11, 1936), Kairo 1936).

Das Grab des Amenophis (Hapu) kann angesichts seines hohen Ranges und der Lage des Totentempels gleichfalls in Theben‐West vermutet werden, nahe den Königsgräbern und diesen ähnlich angelegt. Hypothetisch wurde ihm das Felsgrab Bab el‐Maaleg nordwestlich von Deir el‐Medineh auf dem Weg zum Tal der Könige zugeordnet. Die in mehreren Museen bewahrten Fragmente seiner beiden Sarkophage aus schwarzem Granit bezeugen durch ihre Qualität und die Ähnlichkeit mit königlichen Särgen die außergewöhnlich ehrenvolle Beisetzung des Wesirs.

Das ihm ebenfalls zugeschriebene Grab in Qurnet Murrai hatte Amenophis vielleicht vor seinem kometenhaften Aufstieg als private Ruhestätte angelegt; darauf läßt auch schließen, daß diese – nunmehr nicht mehr benötigte – Grablege unvollendet blieb.

Lit.: D. Wildung, Imhotep und Amenhotep. Gottwerdung im alten Ägypten (MÄS 36), München 1977, 287‐89

Apries

Ägyptischer König (26. Dyn., 588–567 v.Chr.)

Er unterstützte den König von Juda gegen die Macht Babylons; nach anfänglichen Erfolgen der Ägypter entschied die Eroberung von Jerusalem durch →Nebukadnezar II. den Krieg (587 v.Chr.). Eine zweite schwere Niederlage erlitt der König gegen das griechische Kyrene. Die Revolte der einheimischen Soldaten wegen der Bevorzugung der griechischen Söldner führte zur Erhebung des →Amasis; im Bürgerkrieg gegen den Usurpator kam Apries ums Leben.

Der siegreiche Amasis ließ ihn mit königlichen Ehren in der Grablege der saitischen Dynastie im Tempelbezirk der „Athene“ (Neith) zu Sais beisetzen und ordnete für ihn Totenopfer an (Hdt. 2,169; J. H. Breasted, Ancient Records of Egypt IV, Chicago 1906, 1007).

Asarhaddon

Aššurahiddin, assyrischer König (680–669 v.Chr.)

Der Sohn (und vielleicht Mörder) →Sanheribs wandte sich von der Politik seines Vaters ab und ließ das zerstörte Babylon erneuern. Trotz seiner von Götterfurcht und Aberglauben geprägten Wesensart führte er erfolgreiche Kriege gegen die benachbarten Völker; die assyrischen Truppen drangen tief in das iranische Hochland ein. In einem einmonatigen Feldzug eroberte der König Unterägypten (671 v.Chr.); als er wegen eines Aufstandes dorthin zurückkehren wollte, starb er auf dem Weg in das Nilland.

Bei neuen Untersuchungen in der königlichen Nekropole von Assur (→Assurnasirpal II.) fand man in der Gruft IV (→Assurbanipal) drei kleine Steinfragmente mit Resten von Keilschriftzeichen; sie lassen darauf schließen, daß die Grabkammer Asarhaddon oder (eher) seinen Sohn Assurbanipal barg (St. Lundström, „Es klagen die großen Kanäle…“. Die Königsgrüfte im Alten Palast von Assur, in: J. Marzahn – B. Salje, Wiedererstehendes Assur. 100 Jahre deutsche Ausgrabungen in Assyrien, Mainz 2003, 129‐35 (133f.)).

Die in einer neuassyrischen Inschrift (K 7865, →Assurnasirpal II.) geschilderte aufwendige Beisetzung eines Königs bezieht E. Frahm auf die Bestattung Asarhaddons (Nabû‐zuqupkēnu, das Gilgameš‐Epos und der Tod Sargons II., JCS 51, 1999, 73‐90 (86)).

Assurbanipal

Aššurbânapli, assyrischer König (669–um 631 v.Chr.)

Der jüngere Sohn →Asarhaddons setzte den Feldzug seines Vaters gegen Ägypten erfolgreich fort, verlor aber wenige Jahre später das Land am Nil durch den Aufstand des →Psammetich (655 v.Chr.). In vierjährigem Krieg warf er die Erhebung seines älteren Bruders in Babylon nieder (648), dann zerschlug er nach jahrelangen Kämpfen endgültig das Reich von Elam. Der ursprünglich als Gelehrter ausgebildete König besaß umfassende geistige Interessen und gründete in seiner Residenz Ninive eine riesige Bibliothek. Obwohl er den Bestand des Reiches weitgehend wahrte, wurde er – zusammen mit anderen assyrischen Herrschern – von der Legende zur weibischen Gestalt des →Sardanapal umgestaltet.

Bei neuen Untersuchungen in der Königsnekropole von Assur (→Assurnasirpal II.) wurden in der Gruft IV drei Steinfragmente mit Resten einer Inschrift entdeckt; sie lassen darauf schließen, daß Assurbanipal in der Grabkammer beigesetzt war (St. Lundström, „Es klagen die großen Kanäle…“. Die Königsgrüfte im Alten Palast von Assur, in: J. Marzahn – B. Salje, Wiedererstehendes Assur. 100 Jahre deutsche Ausgrabungen in Assyrien, Mainz 2003, 129‐35 (133f.)).

Bei dieser Gruft handelt es sich um eine Grabkammer (4,6 x 2,1 m), die durch ihren eigenen Zugang von der Nekropole abgesondert ist; die Mauern sind aus Backstein errichtet und mit Lehmziegeln ummantelt. Im Inneren befinden sich Basaltfragmente, wohl von einem Sarkophag, und drei kleine Pfeiler, deren Zweck ungeklärt ist (A. Haller, Die Gräber und Grüfte von Assur, Berlin 1954, 178).

Assurnasirpal II. Abb. 3

Aššurnâsirapli, assyrischer König (883–859 v.Chr.)

Der erste große Herrscher des neuassyrischen Reiches führte zahlreiche Kriege in Südarmenien, Kleinasien und Syrien, die von grausamen Massenhinrichtungen und Deportationen ganzer Völker begleitet waren; bis zum Mittelmeer drang der König vor. Gleichzeitig wurden Verwaltung und Armee modernisiert. Die Residenz →Salmanassars I. in Kalach (Nimrud) wurde erneuert; hier entstand der bedeutendste assyrische Palastkomplex mit zahlreichen hervorragenden Reliefdarstellungen.

Bei den Ausgrabungen der Deutschen Orient‐Gesellschaft in Assur wurden 1912 die assyrischen Königsgrüfte entdeckt; sie liegen innerhalb des Areals des Alten Palastes an seiner Südostseite. Die unterirdischen Grabstätten sind ineinander verschachtelt und werden durch gewölbte Rampen und Treppen mit dem Palast und untereinander verbunden. Bei den Grabungen wurden sechs Grüfte freigelegt, die bis auf die Gewölbe erhalten waren. Allerdings waren sie nicht nur ausgeraubt, sondern zeigten auch Spuren furchtbarer Verwüstung: Die Sarkophage waren in kleinste Partikel zerschmettert, die Gebeine zerstört, von den Beigaben nur Bruchstücke erhalten.

Aufgrund der Inschriften wurde die Gruft V als Grablege Assurnasirpals II. identifiziert. In den Gruftraum (7,3 x 3,75 m) führt eine schwere Basalttür, auf beiden Seiten von der Königsinschrift flankiert, die aus Bruchstücken zusammengesetzt werden konnte. Die Mauern sind aus Backstein errichtet und mit Lehmziegeln ummantelt; sie erheben sich über drei Schichten von Basaltplatten, auf denen in ständiger Wiederholung gleichfalls die Königsinschrift erscheint. Auch der Fußboden besteht aus Basaltplatten, in die Wände sind Lampennischen eingelassen.

Teilweise in den Boden versenkt war der gewaltige Basaltsarkophag (3,95 x 1,85 m, Höhe 1,82 m; j. im Pergamon‐Museum: G. R. Meyer, Durch vier Jahrtausende altvorderasiatischer Kultur, Berlin 1962, 218‐21); Knäufe auf Schmalseiten und Deckel dienten wohl zu seiner Versiegelung. Nahezu alle Wände des Sarges trugen die Königsinschrift, auch die nicht sichtbare Unterseite (Haller, 178‐80); sie lautete:

„(Das ist der) Palast des Assurnasirpal, des Königs der Gesamtheit,

des Königs von Assur, Sohn des Tukulti‐Ninurta, des Königs von Assur,

des Königs der Gesamtheit, Sohn des Adadnirari, des Königs von Assur,

des Königs der Gesamtheit“ (Lundström, 132).

Die für Menschen unsichtbare Namensinschrift des Königs begegnet auch auf den Lehmziegeln und der Unterseite der Bodenplatten; sie scheint den Verstorbenen wie eine schützende Hülle zu umgeben (Lundström, 133).

Das Bestattungsritual der assyrischen Herrscher, mit dem die durch den Tod des Königs gestörte kosmische Ordnung wiederhergestellt werden sollte, läßt sich aus sumerischen und babylonischen Parallelen erschließen (→Nebukadnezar II.); die Konservierung der Leichen kann vermutet werden (vgl. Hdt. 1,198). Mit dem Grabzeremoniell begann die für den Fortbestand des Staates unabdingbare Ahnenverehrung; im Alten Palast von Assur, der politischen und sakralen Metropole des Reiches, fanden zweimal im Monat Opfer und Anrufungen der verstorbenen Könige statt (Lundström, 129f.). Offenbar waren aber nicht alle Herrscher Assyriens hier beigesetzt; ob sie in den anderen Residenzen des Reiches ruhten oder ihre Grabstätten zerstört wurden, ist nicht bekannt.

Die Königsgräber müssen ungeheure Schätze geborgen haben; eine Vorstellung ihres Reichtums vermitteln die vor wenigen Jahren in Kalach (Nimrud) entdeckten Ruhestätten der assyrischen Königinnen des 9./8. Jhs. v.Chr., unter ihnen auch der Gemahlin Assurnasirpals II., mit ihren kostbaren Goldfunden (dazu: M. S. B. Damerji, Gräber assyrischer Königinnen aus Nimrud, Mainz 1999, mit reichem Bildmaterial); in ihrer Architektur gleichen sie den Königsgrüften von Assur. Die Annahme reicher Grabbeigaben bestätigt eine neuassyrische Inschrift (K 7856) mit der Beschreibung einer königlichen Beisetzung: Der Leichnam wurde gesalbt, der Sarkophag gesiegelt und durch einen starken Zauber gesichert; reiche Gewänder und Textilien, kostbare Gefäße und Schmuck wurden dem Toten in das Grab gelegt, ferner zehn Pferde, 30 Ochsen und 300 Schafe (Mc Ginnis, 4f.); die Beigaben dienten wohl ebenso für das künftige Leben im Jenseits wie als Geschenke für die Götter der Unterwelt, die Tiere zur Nahrung und als Zugtiere auf dem weiten Weg (Mc Ginnis, 9f.).

Daß die Schätze, die wir für die Gruft Assurnasirpals ebenfalls voraussetzen dürfen, bei der Eroberung Assurs durch die Meder im 7. Jh. geraubt wurden, kann nicht verwundern. Aber die Spuren der Zerstörung weisen weit über den üblichen Vandalismus beutegieriger Krieger hinaus; systematisch wurden die Gebeine der Ahnenkönige der besiegten Assyrer und ihre Inschriften als Träger der Erinnerung zu kleinsten Teilchen zermalmt. Dabei handelte es sich offenbar um eine brutale Rache für die ebenso grausame Vernichtung der elamischen Herrschergräber durch den letzten bedeutenden Assyrerkönig →Assurbanipal. Die Zerstörung der Gebeine aber war von höchster religiöser und politischer Bedeutung: Sie unterbrach die Verbindung in das Jenseits zu den Ahnen und beraubte so das Volk einer entscheidenden Quelle seiner Kraft (Lundström, 134f.).

Lit.: A. Haller, Die Gräber und Grüfte von Assur, Berlin 1954, 170‐81

St. Lundström, „Es klagen die großen Kanäle…“. Die Königsgrüfte im Alten Palast von Assur, in: J. Marzahn – B. Salje, Wiedererstehendes Assur. 100 Jahre deutsche Ausgrabungen in Assyrien, Mainz 2003, 129‐35

J. Mc Ginnis, A Neo‐Assyrian Text describing a Royal Funeral, SAAB I/1, 1987, 1‐12

Wo liegt eigentlich Caesar begraben?

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