Читать книгу Sophia - Stephanie Tröbs - Страница 5

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Kamuffel wird geboren

Wieder musste Jakob als Bittsteller zu Schwester Maria gehen. Er brauchte ein wenig Papier als Verpackung für sein Geschenk. Sie hatte aber noch etwas Besseres, eine Hutschachtel die sie vor Jahren aufgehoben und dann doch nie mehr gebraucht hatte. Jakob legte sein Werk in die Schachtel und konnte nun noch weniger den Geburtstag von Sophia abwarten. Er malte sich ihre Reaktion aus, hatte aber auch ein wenig Angst, dass sie ihn auslachen würde. Es half nichts. Er musste abwarten.

Endlich war der Tag gekommen. Sophias Geburtstag. Die wurden im Heim nicht offiziell gefeiert, da der Direktor der Meinung war einen Geburtstag müsse man nicht feiern, da dieser Tag keine besondere Leistung darstelle. Die Auszeichnungen seiner immer größeren Schar von Hitlerjugend Mitgliedern, konnte jedoch nicht ausgiebig genug gefeiert werden. Heute war der 12. September 1930 und Sophia wurde 7 Jahre alt. Das war alles was für Jakob zählte. Ungeduldig wartete er auf den Nachmittag. Endlich war es soweit. Er schlich sich zusammen mit ihr in das gemeinsame Versteck wo schon alles bereit stand. Schwester Maria hatte sogar zwei Stück trockenen Kuchen organisiert und etwas kalten Hagebuttentee. Jakob hatte alles schön arrangiert und vor dem Betreten des Raumes, hielt er Sophia die Augen zu. Als er seine Hände dann wieder wegnahm, staunte sie nicht schlecht und klatschte entzückt aber leise in die Hände. Sie sagte sie habe noch nie so eine schöne Geburtstagsüberraschung gehabt. Der Höhepunkt war die Hutschachtel mit dem Geschenk. Vorsichtig öffnete sie es und schaute hinein. Dann entfuhr ihr ein kleiner Schrei des Entzückens. Sie hob das Werk von allen Seiten an. Wie weich es sich anfühlte und wie hübsch es war. Sie wollte den Namen wissen doch Jakob sagte ihr, dass ihr die Ehre zustand es zu taufen. Sophia überlegte kurz und beschloss dann es solle Kamuffel heißen. Das würde zu ihm passen. Jakob hatte für Sophia ein Kuscheltier erschaffen, dass einem Fabelwesen ähnelte. Ein rotbraunes Fell mit hellen und dunklen Flecken, herzförmige, riesige Ohren und eine Schweinenase. Es hatte den Körper eines Nilpferdes und den Kopf eines Elefanten, bis auf die Nase eben. Sophia konnte es fast nicht glauben, dass Jakob das alles alleine gemacht hatte. Dann sah sie wie er eine kleine, sehr scharfe Nadel aus seinem Versteck holte und mit einem braunen Faden den Namen Kamuffel unter die linke Pfote stickte. Wie geschickt seine kleinen Hände die Nadel führten und wie leicht ihm das von der Hand zu gehen schien. Einmalig. Sophia fragte ihn ob er einmal Schneider werden wolle aber das verneinte Jakob. Spielzeugmacher, das wäre ein Beruf, den er sich vorstellen konnte, neben Lokomotivführer und Straßenbahnfahrer. Es war ja noch ein wenig Zeit mit der Berufswahl.

Sophia mochte Kamuffel gar nicht mehr aus der Hand geben. Sie fütterte ihn spielerisch mit Kuchen und Tee und drückte und herzte ihn. Jakob bekam einen dicken Kuss auf die Wange was ihn puterrot werden ließ. Er hätte schwören können das dies der schönste Tag in seinem Leben war. Sophia fragte ihn auch nach seinem Geburtstag. Jakob war am 24.12.1924 geboren und würde in ein paar Monaten 6 Jahre alt werden. Sophia überlegte ob sie es auch schaffen könnte Jakob so ein tolles Geschenk zu machen aber als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, sagte er ihr, dass sie das größte Geschenk in seinem Leben sei und er niemals mehr ein anderes Geschenk in seinem Leben brauchen würde. Das machte Sophia ein wenig verlegen aber auch sehr stolz.

Leider konnte Sophia Kamuffel nicht mit in den Schlafsaal nehmen, da es verboten war Spielzeuge zu haben. Der Neid der anderen sollte nicht geschürt werden. Außerdem gab es die Meinung des Direktors, dass spielen den Charakter verderbe und zu Müßiggang führe. Leibesertüchtigungen war wesentlich wichtiger, so sein Tenor.

Sophia und Jakob genossen dann eben ihre heimlichen Stunden in ihrem verborgenen Raum und holten dann Kamuffel auch immer wieder raus. Es schien so, als ob Kamuffel eine besondere Wärme ausstrahlte und das umso intensiver, je mehr die beiden das brauchten. Es war eben das perfekte Geschenk und Sophia liebte Jakob dafür und natürlich einfach dafür weil er da war, sich um sie kümmerte und mit einer Engelsgeduld alle Fragen beantwortete, die sie hatte. Und sie hatte sehr viele Fragen. So hätte es für immer weitergehen können. Doch es sollte anders kommen.

Sophia

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