Читать книгу Sophia - Stephanie Tröbs - Страница 9

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Entscheidungen

Als Jakob wieder aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, lag er in seinem Bett und Schwester Maria saß neben ihm auf einem Stuhl. Sie war eingeschlafen. Zuerst dachte er alles sei ein böser Traum gewesen aber die Wirklichkeit holte ihn schnell wieder ein. Seine Sophia war nicht mehr da. Wieder stiegen ihm die Tränen hoch. Dann kam ein weiteres Gefühl zur Trauer, Wut und Hass machten sich in ihm breit. Er war wütend auf Hans aber auch wütend auf alle Menschen, die seiner Sophia nicht geholfen hatten. Er hasste Hans für das was er getan hatte, hasste das Heim, das es zugelassen hatte, hasste sich selber, weil er nicht stärker gewesen war. Jakob hat ein Stück seiner Kindheit verloren. Man hatte ihn mit aller Gewalt in die Welt der Erwachsenen katapultiert und nun beschloss er selber zu entscheiden wie es für ihn weitergehen sollte. Als erstes versprach er sich selber, dass der Tod seiner geliebten Sophia nicht ungesühnt bliebe. Nicht heute und nicht morgen aber der Tag würde kommen an dem er Hans für seine Tat zur Rechenschaft ziehe! Sein nächster Entschluss galt dem hier und jetzt. Er würde fortgehen. Es hielt ihn nichts mehr an diesem Ort. Das musste geplant werden. Aber er durfte nicht mehr allzu lange damit warten.

Er drehte sich in seinem Bett zur Seite und schmiedete seinen Plan weiter.

Sophia war am Tag nachdem sie gestorben war schnell und ohne Messe begraben worden. Ein schlichtes Holzkreuz schmückte ihr Gab und Jakob hatte ein paar Blumen von der Lieblingswiese mitgebracht. Erstaunlich gefasst hatte er der Beerdigung beigewohnt. Der Direktor hatte kein Wort über die Umstände ihres Todes verloren und Jakob sprach ihn nicht darauf an. Hans empfand selbst nach dem Tod von Sophia keinerlei Schuldgefühle. Eher so eine Art Triumpf; sein Werk war vollendet. Er schien kalt wie Eis zu sein. Allerdings erstaunte ihn, dass Jakob kein Sterbenswörtchen an ihn richtete oder gar Anstalten machte ihm den Tod von Sophia heimzuzahlen. Er hatte mit einem Wutausbruch oder ähnlichem gerechnet und sich im Grunde schon darauf gefreut. Das hätte seinen Triumpf noch gesteigert. Doch nichts geschah. Immer, wenn Jakobs Blick auf Hans traf, schlug er schnell die Augen nieder. Hans wertete das als dem ihm gebührenden Respekt und natürlich auch Angst. Der Zwerg hatte wohl begriffen wer hier die Oberhand hatte. In seinen Augen war das auch die angemessene Reaktion. Er fühlte sich großartig.

Jakob hatte nach der Beerdigung noch zwei weitere Entschlüsse gefasst. Er würde eines Tages wieder zurückkommen, wenn es nur irgendwie möglich war und würde Sophia ein angemessenes Grab kaufen mit einem Engel als Grabstein. Der zweite Entschluss war tiefgreifender. Er würde nie wieder eine Kirche oder Synagoge betreten und nie wieder beten. All die Geschichten über Wunder und einen gütigen Gott und was er sonst noch gelesen und gehört hatte, konnte er nicht mehr glauben. In kürzester Zeit waren ihm seine Eltern und das liebste Wesen auf der Welt genommen worden. Er konnte sich in seinem jungen Leben an nichts erinnern, dass eine derart harte und unbarmherzige Bestrafung gerechtfertigt hätte.

Als in dieser Nacht im Heim alle schliefen, schlich sich Jakob zum Versteck. Er nahm das Foto an sich und wünschte sich er hätte eines von Sophia gehabt. Schwester Maria hatte ihm aber im Geheimen einer Locke von Sophia zugesteckt. Zusammen mit der Locke seiner Mutter, steckte er sie in einen Umschlag. Zum Glück hatte Schwester Maria Kamuffel wieder hier oben versteckt nachdem Jakob im Krankenzimmer zusammengebrochen war. Er nahm Kamuffel in die Hand. Eigentlich hatte Jakob ihn zusammen mit Sophia in den Sarg legen wollen, aber dazu hatte sich keine Chance ergeben. Wenn er Kamuffel jetzt so ansah, war er ein Stück weit froh ihn jetzt bei sich zu haben. So steckte er sich Kamuffel unter sein Hemd. Er würde ihn mitnehmen. Sein Ziel war Amsterdam und von dort aus wollte er versuchen auf ein Schiff zu kommen, dass nach New York fuhr. Wie das funktionieren sollte wusste er noch nicht aber er war davon überzeugt es zu schaffen. Alles was er wusste war, dass er diesen Ort verlassen wollte. Hier konnte er nicht bleiben. Um seine Versprechen einzulösen musste er fort und erst dann wiederkommen, wenn er einen Weg gefunden hatte seine Versprechen einzulösen.

Sophia

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