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1. Nach dem Kompass suchen

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„Jesus spricht zu ihm: ‚Ich bin der Weg.‘“

(Johannes 14,6)

Den richtigen Weg finden ist gar nicht so einfach. In den Städten Reading und Watford zum Beispiel verfahre ich mich jedes Mal. Einmal habe ich nachts versucht, aus London herauszufinden. Ich bin eine ganze Stunde durch die Gegend gefahren und war am Ende genau da, wo ich gestartet war. Und dann gibt es noch die Geschichte in Wales: Ich nahm eine falsche Abzweigung, machte einen Umweg von ungefähr 60 Kilometern und kam schließlich völlig verspätet zu einer Konferenz walisischer Erzdiakone. Glauben Sie mir, das passiert einem nur einmal im Leben!

Das war dann der Punkt, an dem ich mir ein Navigationssystem angeschafft habe. Ganz einig sind wir uns nicht immer, mein Navi und ich. Es hat eine gewisse Vorliebe für Abkürzungen über extrem schmale Sträßchen – besonders im Dunkeln. Aber aufs Ganze betrachtet weiß ich jetzt immer genau, wo ich mich befinde, und meistens komme ich zu meinem Ziel.

Auch die Kirche braucht in der gegenwärtigen Situation dringend Hilfe dabei, ihren Weg zu finden. Wo sind unsere Perspektiven und wo finden wir Wegweisung?

Wir stehen vor großen Herausforderungen und Fragen, darüber herrscht Einigkeit sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche in Großbritannien. Das Verhältnis zwischen Kirche und Gesellschaft hat sich im Laufe der vergangenen hundert Jahre rapide verändert. In den letzten 25 Jahren hat sich dieser Veränderungsprozess beschleunigt und auch jetzt gibt es keinerlei Anzeichen für eine Verlangsamung. Einige der Symptome für die veränderte Stellung von Kirche kann man in dem Lebensstil entdecken, für den sich die Gesellschaft heute entscheidet. Sonntage sind nicht länger geschützte Tage, reserviert dafür, zur Ruhe zu kommen und Gottesdienst zu feiern. Christliche Grundsätze sind nicht länger bestimmend bei der Entstehung unserer Gesetze. Die Menschen sind sich in viel größerem Maße als früher der anderen Weltreligionen bewusst. Der Gottesdienstbesuch ist im Laufe der vergangenen hundert Jahre kontinuierlich und deutlich zurückgegangen.

Seit dem Jahr 2000 häufen sich allerdings die Beweise dafür, dass sich das Bild verändert: Insgesamt gesehen verlangsamt sich der Rückgang an Gottesdienstbesuchern. Neue Modelle der Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Gemeinde haben sich entwickelt, mehr Menschen kommen über verschiedene Tage verteilt, und parallel zum traditionellen Gottesdienst sind neue Ausdrucksformen gemeindlichen Lebens entstanden. Man kann heute eine Reihe von Orten und Traditionen entdecken, wo Kirche tatsächlich wieder wächst. Bei Volkszählungen und Meinungsumfragen gibt immer noch ein großer Teil der Menschen an, dass sie sich dem christlichen Glauben irgendwie verbunden fühlen. Viele Ortsgemeinden kämpfen allerdings um ihr Überleben, weil die Gottesdienstgemeinde klein und überaltert ist und immer weniger Pfarrer immer mehr Gemeinden betreuen müssen.

Ein Goldfisch kann das Wasser nicht sehen, in dem er schwimmt. Ebenso schwierig ist es, eine sich verändernde Situation zu verstehen, in der wir selbst gefangen sind, und sie dann mit der richtigen Perspektive zu interpretieren. Wie bereits gesagt, bin ich in den vergangenen fünf Jahren durch das Land gereist, um zu hören, wie die Menschen die sich wandelnde Situation wahrnehmen. Dabei sind mir immer wieder zwei völlig verschiedene Deutungen davon begegnet, wo wir uns gerade befinden und wie wir dorthin gekommen sind. Die eine Sichtweise spricht von Versagen, die andere von Wandel. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die erste ziemlich viele Mängel aufweist, die zweite jedoch Anlass zur Hoffnung gibt.

Format Jesus. Unterwegs zu einer neuen Kirche

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