Читать книгу Ich helfe, also bin ich! - Suraya Jammeh - Страница 34
Die Wirtschaft
ОглавлениеDie offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 8,9 Prozent. Wer diese Zahlen erhebt, bleibt mir ein Rätsel, denn es gibt zwar alle paar Jahre eine Volkszählung, aber ein Arbeitsamt in unserem Sinne sucht man vergeblich. Es gibt eine Sozialversicherung, in die jeder Arbeitnehmer einzahlen sollte, doch soweit mir bekannt ist, machen das gering bezahlte Angestellte wie Hauswarte und Putzfrauen nicht.
Das Bruttoinlandsprodukt von 606,37 Euro pro Kopf gegenüber 30965,05 Euro in Deutschland von bestätigt denn auch meinen Eindruck, dass die Gehälter in Gambia etwa ein Fünfzigstel der Gehälter in Deutschland betragen.
Da die Preise jedoch ähnlich sind, erklärt sich damit auch zum Teil die Armut. Doch es gibt noch viele andere Gründe (später im Buch mehr dazu).
Eine einkommensstarke Branche, wenn nicht die einkommensstärkste, ist der Tourismus. Im Tourismus wurden im Jahr 2018 143,25 Millionen Euro umgesetzt. Das sind 10,29 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Für ein kleines Land wie Gambia gibt es überdurchschnittlich viele Hotels, und auch das Kunsthandwerk für die Touristenmärkte ist ein großer Einkommensfaktor.
Der Handel hingegen ist eher vom Import geprägt als vom Export. Da Gambia kaum eigene Industrie hat, muss jeder Stift, jede Rolle Toilettenpapier und alles andere importiert werden. Das Containergeschäft am Hafen blüht, allerdings ist der Hafen in der Hauptstadt Banjul eher klein, sodass die Container, die beispielsweise aus Europa kommen, erst in anderen Häfen, wie Rotterdam, Casablanca oder Dakar, auf kleinere Containerschiffe umgepackt werden müssen, um in den Hafen von Banjul einfahren zu können.
Auch bei der Geldwirtschaft hängt Gambia am Tropf Europas, dazu gibt es im Kapitel „Armut“ einen ausführlicheren Bericht.
Die Landwirtschaft Gambias ist eigentlich ein recht lukratives Geschäft, wenn da nicht die Unterwanderung durch die Europäische Union wäre, die ihre Überproduktion zu Dumpingpreisen auf den afrikanischen Markt wirft. Anhand des Zwiebelverkaufs lässt es sich am deutlichsten messen. Es gibt Zeiten im Jahr, da wird ein ganzer Sack holländische Zwiebeln (ca. 25 Kilo) für fünf Euro auf den Markt geworfen. Kein gambischer Bauer kann mit diesem Preis mithalten. Und dabei sind die violetten Zwiebeln aus Gambia so viel schmackhafter als die Gelben aus Holland.
Ausgefischt – Verkauf der Rechte. Wollte der letzte Präsident noch um jeden Preis die Fischereirechte auf dem offenen Meer vor Gambias Küste behalten, sind sie mittlerweile doch verkauft worden. Was das im Einzelnen für das Land, die Fischer und die Bevölkerung bedeutet, erkläre ich ausführlich an anderer Stelle.