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David

Magenza, Januar 1096

Die Brüder aus Rouen haben uns einen Brief geschrieben.« Onkel Ruben stand mit gerunzelter Stirn vor der Gemeinde, die sich in der Synagoge an der Stadthausstraße versammelt hatte. »Neben Rittern hat sich allerhand Volk gefunden, um dem Aufruf des Papstes zur Fahrt ins Land unserer Väter zu folgen. Ein gewisser Peter aus Amiens hat sich zu ihrem Anführer aufgeschwungen, und einige lose Gesellen mochten offenbar nicht warten, bis sie das Land der Väter erreichten, sondern haben sich in Westfranken direkt am Eigentum unserer Brüder vergriffen.« Sein Blick schweifte ernst über die versammelten Männer und Frauen. »Auf ihrem Weg nach Konstantinopel werden diese Horden auch den Rhein aufwärts ziehen.« David blickte sich betreten um. Rabbi ben Ezer hatte sich erhoben. Er, der noch selbst zu Füßen Rabbenu Gerschoms gesessen hatte, den man weit über die Grenzen von Magenza hinaus verehrte und die »Leuchte des Exils« nannte. Derselbe, der in Magenza die berühmte Talmudschule, die Jeschiwa, gegründet hatte. Nach dem Willen seines Onkels sollte auch David einmal dort die heiligen Schriften und Jüdisches Recht studieren, auch wenn ihn selbst die Heilkunst, von der glücklicherweise auch in den Heiligen Texten häufig die Rede war, weit mehr faszinierte.

»Ihr habt sicherlich nicht vergessen, wie es unseren Glaubensbrüdern in Granada vor fünf Jahren erging«, mahnte der alte Rabbi. »Sie wurden allesamt ermordet oder vertrieben!«

»Aber der Papst hat doch zum Kreuzzug gerade gegen die Mohammedaner aufgerufen, nicht gegen uns«, warf Simeon ein, einer der Studenten, die aus ganz Europa nach Magenza kamen, um an der Jeschiwa zu studieren. Ben Levi kam aus der ­Juderia Toldeos und musste es wissen: »Und in Granada waren es gerade diese, die unsere Brüder überfielen. Die Almoraviden, welche sogar bei ihren Glaubensbrüdern wegen ihrer unmäßigen Strenge verhasst sind!«

»Und außerdem zahlen wir dem Bischof gut für unsere Sicherheit«, warf Jehuda, ein reicher Händler, dessen Haus zwischen denen der christlichen Fernhandelskaufherren im Friesenviertel stand, ein. »Er wird sicher nicht zulassen, dass uns hier etwas passiert.«

»Der Papst hat zum Kampf gegen die Feinde Gottes aufgerufen, und für viele der Wanderprediger und Landstreicher gehören auch wir dazu«, ergriff nun wieder Onkel Ruben, der Gemeindevorsteher, das Wort. »Wir sollten für das Beste beten, uns aber auf das Schlimmste vorbereiten.«

Das Spital zu Jerusalem

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