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Neue Bewährung in Ägypten

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Die anstehende Versetzung 1832 von Tunis nach Alexandria in Ägypten versetzte Ferdinand in eine melancholische Stimmung. Tatsächlich litt er unter der bevorstehenden Trennung von der Familie und erstaunt erkannte er, dass er die ihm so als selbstverständlich erschienene und kaum wahrgenommene liebevolle Förderung und den Rückhalt, den sein Vater gewährt hatte, schmerzlich vermissen würde. In Alexandria wäre er das erste Mal in seinem Leben auf sich gestellt. Die Situation, die er ersehnt hatte, stellte sich für ihn plötzlich entmutigend und bedrohlich dar. Wo waren seine Abenteuerlust und der Wunsch nach Selbstbestätigung. Die Ereignisse, die während der Überfahrt von Tunis nach Alexandria eintraten, verdüsterten seinen Zustand zusätzlich. Auf dem Schiff war ein Passagier verstorben und es bestand der Verdacht auf Cholera. Die Hafenbehörde in Alexandria stellte das gesamte Schiff vorsichtshalber unter Quarantäne und Ferdinand sah sich mit dem eigenen Tod konfrontiert. In dieser unglücklichen Lage versorgte ihn sein direkter Vorgesetzter Generalkonsul Mimaut mit Lektüre, um die langen Tage des Wartens auf dem Schiff für Ferdinand erträglicher zu gestalten. Diesem schicksalhaften Umstand verdankte Ferdinand die Kenntnisnahme der von Napoleon 1798 während der Besetzung Ägyptens in Auftrag gegeben Abhandlung „Canal des Deux Mers“ von dem Ingenieur Lepères. Ferdinand ist von der Idee, eine Verbindung zwischen dem Mittelmeer und dem roten Meer zu schaffen, wie elektrisiert. Schlagartig ist er von seiner Lethargie und Mutlosigkeit befreit und sein lebensbejahendes Naturell gewinnt wieder die Oberhand. Auch wenn er jetzt in Alexandria seine Aufgaben als Vize-Konsul pflichtbewusst erfüllen wird, entfaltet sich die Vision eines Kanals zwischen dem Mittelmeer und Suez zu seiner Lebensaufgabe. Nie mehr wird er sich von seinem Ziel abbringen lassen, Rückschläge und Zweifel nimmt er als Möglichkeit zur Besinnung und zum Kräfte sammeln an, um dann umso energischer an die Umsetzung seines Traums heran zu gehen.

„Seit ich das Memorial Lepères gelesen“, schreibt er selbst „ hörte der Gedanke an die Möglichkeit einer Durchstechung der Landenge von Suez nie mehr auf, meine Phantasie zu beschäftigen.“

Nildelta

Zunächst trat Ferdinand seinen Posten im Konsulat in Alexandria an. Die Quarantäne war seitens der Hafenbehörde aufgehoben worden und er hatte das Schiff verlassen können.Ferdinand schreibt: „Man sitzt an dem geselligen Tisch der Brüder Pastre; man trinkt Kaffee, manchmal in Gesellschaft der guten Freunde Rouffio und Rolland sogar mit Haschisch; man raucht Pfeife oder Wasserpfeife bei Doktor Clot Bey; man geht an Bord der an der Reede ankernden Schiffe, um über die Heimat zu plaudern; man sieht Tänzerinnen und Derwische im Etablissement des Oberst Sèves, der heute Soliman Pascha heißt; man tanzt und musiziert in den Salons der Herrn Mimaut und de Serisy. An fröhlichen Kavalieren besteht kein Mangel. Sie rekrutieren sich aus den jungen Leuten in den Handelshäusern, im Konsulat und in den militärischen Kommandos; zudem beruft Muhammad Ali, dieser gute Freund Frankreichs, viele Offiziere und Berater in sein Land und besoldet sie großzügig, damit sie seine Armee ausbilden und kommandieren, seine Fregatten bauen, seinen Rennstall überwachen, seine Schulen gründen, mit einem Wort: Ägypten modernisieren.“ Diese Schilderung der täglichen Abläufe lässt eine gewisse Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Lebens erkennen und Ferdinands Überdruss erahnen. Er fühlt sich aber hingezogen zur ägyptischen Lebensart, lernt fleißig arabisch und macht sich mit den religiösen Vorschriften des Landes vertraut. Ausgedehnte Ritte in die Wüste geben ihm die Möglichkeit zur Einkehr und Besinnung. Bereits kurze Zeit nach seiner Ankunft in Ägypten war Ferdinand Muhammad-Ali, dem Gouverneur der osmanischen Provinz Ägypten, vorgestellt worden. Dieser empfing ihn mit folgenden Worten:

Zunächst trat Ferdinand seinen Posten im Konsulat in Alexandria an. Die Quarantäne war seitens der Hafenbehörde aufgehoben worden und er hatte das Schiff verlassen können.Ferdinand schreibt: „Man sitzt an dem geselligen Tisch der Brüder Pastre; man trinkt Kaffee, manchmal in Gesellschaft der guten Freunde Rouffio und Rolland sogar mit Haschisch; man raucht Pfeife oder Wasserpfeife bei Doktor Clot Bey; man geht an Bord der an der Reede ankernden Schiffe, um über die Heimat zu plaudern; man sieht Tänzerinnen und Derwische im Etablissement des Oberst Sèves, der heute Soliman Pascha heißt; man tanzt und musiziert in den Salons der Herrn Mimaut und de Serisy. An fröhlichen Kavalieren besteht kein Mangel. Sie rekrutieren sich aus den jungen Leuten in den Handelshäusern, im Konsulat und in den militärischen Kommandos; zudem beruft Muhammad Ali, dieser gute Freund Frankreichs, viele Offiziere und Berater in sein Land und besoldet sie großzügig, damit sie seine Armee ausbilden und kommandieren, seine Fregatten bauen, seinen Rennstall überwachen, seine Schulen gründen, mit einem Wort: Ägypten modernisieren.“ Diese Schilderung der täglichen Abläufe lässt eine gewisse Oberflächlichkeit des gesellschaftlichen Lebens erkennen und Ferdinands Überdruss erahnen. Er fühlt sich aber hingezogen zur ägyptischen Lebensart, lernt fleißig arabisch und macht sich mit den religiösen Vorschriften des Landes vertraut. Ausgedehnte Ritte in die Wüste geben ihm die Möglichkeit zur Einkehr und Besinnung. Bereits kurze Zeit nach seiner Ankunft in Ägypten war Ferdinand Muhammad-Ali, dem Gouverneur der osmanischen Provinz Ägypten, vorgestellt worden. Dieser empfing ihn mit folgenden Worten:

„ Dein Vater war es, der mich zu dem gemacht hat, was ich bin. Vergiss nie, dass du stets auf mich zählen kannst.“

In dieser Phase der Reife erreicht aus Tunis den jungen Mann die Nachricht vom Tod des geliebten Vaters. Mathieu hatte seine Vorgesetzten in Paris, um eine Behandlung in Frankreich antreten zu können, um Urlaub gebeten. Er schrieb am 8.12.1832: „ Monsieur le Ministre, eine schwere Krankheit, die immer weitere Fortschritte macht, zwingt mich, nach Frankreich zu gehen, um mich dort in ärztliche Behandlung zu begeben. Ich habe alles nur Mögliche getan, um diese Reise zu vermeiden, die ich sowohl wegen meiner materiellen Lage als auch wegen der Hingabe an meine Pflichten sehr schmerzlich empfinde. Da aber die Krankheit ständig schlimmer wird, raten mir die hiesigen Ärzte, mich zur Konsultation eines Spezialisten nach Frankreich zu begeben. Ich möchte Eure Exzellenz bitten, mir von Seiner Majestät einen Urlaub zu erwirken, den ich auf das äußerste beschränken werde. Die wichtigen Handelsverträge sind jetzt glücklich unter Dach. Es liegen nur Routineangelegenheiten vor, die der Vize-Konsul oder eine andere Persönlichkeit, die Eure Exzellenz während meiner Abwesenheit damit betrauen wollen, leicht erledigen kann.“ Die Antwort kommt zu spät, am 28.12.1832 stirbt Ferdinands Vater.

Die überraschende Reaktion Muhammad-Alis auf die Nachricht vom Tod Mathieu de Lesseps berührt Ferdinand nachhaltig. Der Pascha bricht in Tränen aus und offensichtlich waren die Bekundungen seiner Freundschaft zu Ferdinands Vater einem echten Gefühl entsprungen. Die Verbundenheit hatte sich während der Zeit Mathieus in Kairo entwickelt. Mathieu war um 1800 während der Besatzung durch Napoleon in Kairo als Diplomat tätig. Er hatte Muhammad-Ali unermüdlich in seinen ehrgeizigen Plänen unterstützt und stets ein gutes Wort gegenüber der Regierung in Paris für ihn eingelegt, wohl mit dem Ziel, durch diesen Einsatz Frankreich auf lange Sicht die Kontrolle über Ägypten zu sichern. So hatte er den Pascha als Protegé Frankreichs etabliert.

Ferdinand de Lesseps und der Suezkanal

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