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3. Kapitel

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Im Vatikan

Langsam näherte sich die Prozession mit Lucrezia, Sancia und Jofré dem Vatikan. An der Engelsburg, dem einstigen Mausoleum Kaiser Hadrians, das nun den Päpsten bei Gefahr als befestigter Zufluchtsort diente, überquerte der Tross den Tiber. Schon von Weitem war der riesige, Schwert schwingende Engel auf dem Dach zu erkennen gewesen. Die Bauarbeiten, die Papst Alexander an der Festung in Auftrag gegeben hatte, standen kurz vor der Fertigstellung. Eine Weile zog das Gefolge am Ufer des stinkenden Flusses entlang, passierte das Borgo-Viertel und erreichte den Petersplatz. Auch hier hatte Alexander seit seinem Amtsantritt einige Verbesserungsarbeiten durchgeführt. Er hatte den vormals ansteigenden, löcherigen Platz begradigen und mit Pflastersteinen versehen lassen sowie den von Innozenz VIII. begonnenen Marmorbrunnen vollendet.

Alexander und Cesare standen hinter einem Fenster der päpstlichen Gemächer in der Curia Superiore und betrachteten den Zug der Neuankömmlinge. Das Herz des Papstes schlug vor Aufregung schneller, als er endlich Jofré entdeckte. Das dunkel gelockte Weib, das zwischen seinem Sohn und Lucrezia ritt, musste seine Schwiegertochter sein. Dem Papst gefiel, was er sah. Er spürte, wie sich sein Phallus regte. Obwohl er die Sechzig bereits überschritten hatte, war der Heilige Vater nach wie vor dem weiblichen Geschlecht zugetan. Er war immer noch eine stattliche Erscheinung, zwar etwas korpulenter, aber groß gewachsen, mit braunen Augen und vollen Lippen. Einzig das fliehende Kinn und die gebogene Nase trübten sein Schönheitsbild.

„Cesare, komm, lass uns hinuntergehen und die Ankömmlinge begrüßen!“, forderte er seinen Sohn auf.

Cesare blieb am Fenster stehen und betrachtete ebenfalls die Frau seines Bruders. Wie konnte es nur sein, dass der unscheinbare Jofré, der gerade einmal fünfzehn Lenze zählte, solch ein Rasseweib hatte heiraten dürfen?

Er strich sich eine Strähne seines schulterlangen rotbraunen Haares aus dem Gesicht. Der zum Erzbischof von Valencia ernannte junge Mann, der bereits einen Kardinalshut besaß, war von auffallendem Äußeren, hoch gewachsen und muskulös. Sein längliches Gesicht trug die fein gezeichneten Züge seiner Mutter Vannozza dei Cattanei: mandelförmige braune Augen und eine lange Nase mit einem hohen Rücken. Seine Tonsur war so klein, dass man sie kaum bemerkte.

Seine kirchliche Laufbahn bedeutete Cesare gar nichts. Viel lieber hätte er sich wie sein Bruder Juan der Kriegsführung gewidmet. Darin lag seine wahre Leidenschaft.

Cesare löste den Blick von der Neapolitanerin, strich die rote Kardinalsrobe glatt, in die er sich seinem Vater zuliebe gehüllt hatte, und folgte Alexander nach unten. Dieser begrüßte bereits überschwänglich Sancia und Jofré. Lucrezia wiederum betrachtete die Szene mit ernster Miene, wie Cesare feststellte. Wahrscheinlich war auch ihr das glänzende Aufblitzen in den Augen ihres Vaters aufgefallen, als er Sancia in die Arme schloss, nachdem sie seinen Amtsring, den sogenannten Fischerring, geküsst hatte.

„Na Schwester, jetzt bekommst du eine Mitstreiterin in der Gunstzuweisung unseres Vaters“, flüsterte Cesare Lucrezia ins Ohr.

„Das glaube ich kaum“, erwiderte sie hochnäsig. „Und du solltest daran denken, dass sie auch für dich eine verbotene Frucht ist. Sie ist die Frau unseres Bruders!“

„Wir werden sehen, liebe Lucrezia, wir werden sehen!“, sagte er und erntete dafür einen bösen Blick von seiner Schwester.

Der Papst drehte sich zu Cesare um und stellte ihm Sancia vor. Mit aufrechtem, alles andere als schüchtern zu nennendem Blick betrachtete Jofrés Gemahlin ihren Schwager, bevor dieser sich hinabbeugte und sie rechts und links auf die Wangen küsste.

Die Gruppe hatte vor den Stufen der Peterskirche angehalten, zu deren Seiten je eine große Statue der Apostel Petrus und Paulus aufgestellt war. Sancia betrachtete das christliche Gotteshaus und konnte eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen. Grau und vernachlässigt ragte das Gebäude in die Höhe, der Campanile, der Glockenturm, schien dem Einsturz nahe zu sein.

„Sieh, mein Kind, dort hinten werdet ihr wohnen“, wandte sich der Papst an Sancia und zeigte auf Santa Maria in Portico, einen links an die Kirchenmauer anschließenden Palast, der im ersten Stock eine Loggia aufwies. Dort lebten Lucrezia, Adriana di Milo, die dem Frauenhaushalt vorstehende Cousine des Papstes, und Alexanders Geliebte Giulia Farnese-Orsini.

„Dann seid ihr ganz in meiner Nähe. Heute Abend werde ich euch mit einem Festmahl in meinen privaten Gemächern willkommen heißen.“

„Ich freue mich schon darauf, Eure Heiligkeit. Ich würde mich nur vorab gern ein wenig ausruhen, die Reise war beschwerlich“, antwortete Sancia.

„Aber natürlich, mein Kind. Lucrezia wird euch eure Gemächer zeigen.“ Der Papst griff nach Sancias Arm und zog sie an sich. „Ach wie herrlich ist es, nun von zwei so schönen Töchtern umgeben zu sein.“

Zum Glück bemerkte Alexander die tödlichen Blitze nicht, die aus den Augen seiner Tochter schossen.

Einige Stunden später versammelte sich die päpstliche Familie zusammen mit Giulia und Adriana di Milo zur cena in der Sala dei Santi, dem Saal der Heiligen. Der Pontifex saß am Kopfende des langen Tisches und schaute zufrieden auf seine Lieben. Sancia und Lucrezia, mit kostbaren Gewändern angetan, hatten zu seiner Rechten und Linken Platz genommen. Alexanders Schwiegertochter blickte sich staunend um. Sämtliche Wände und die Lünetten der Decke waren mit Fresken verziert.

„Gefallen dir die Malereien, Sancia?“, fragte Alexander. „Pinturicchio hat sie erst vor Kurzem beendet.“

„Sie sind wunderschön“, antwortete die Neapolitanerin. „Einige Gesichter kommen mir bekannt vor. Die Frau dort drüben zum Beispiel sieht aus wie Lucrezia.“

Sancia deutete auf ein Mädchen mit blonden wallenden Locken, das zusammen mit einer bunt gewürfelten Gesellschaft vor einem Thron stand.

„Das ist die heilige Katherina von Alexandrien“, erklärte der Papst lächelnd. „Sie will den Kaiser Maxentius und die fünfzig größten Gelehrten des römischen Weltreiches von den ewigen Wahrheiten des Christentums überzeugen. Und du hast recht. Pinturicchio hat ihrem Gesicht die Züge meiner schönen Lucrezia gegeben.“ Er strich seiner Tochter zärtlich über die Wange. „Auch die Gesichter meiner Söhne kannst du bewundern, meine liebe Sancia. Pinturicchio hat sie in der Sala dei Misteri verewigt. Die Grabeswächter der ‚Auferstehung Christi‘ tragen die Züge von Cesare, Jofré, Juan und meinem bereits verstorbenen Erstgeborenen Pedro-Luis. Ich werde dich morgen herumführen und dir alles zeigen.“

Die Diener brachten die Platten mit dem Essen herein. Obwohl der Papst an seiner privaten Tafel üblicherweise nur ein Gericht servieren ließ, weil er zumeist allein speiste, hatten die Köche an diesem Abend ein reichhaltiges Menü vorbereitet. Alexanders Gäste ließen sich die gebratenen Rebhühner, das zarte Rehfilet und den gesottenen Fisch munden, während sie angeregt plauderten.

Cesare betrachtete immer wieder schmunzelnd seine Schwester, die schmollte wie ein verzogenes Kleinkind. Sowohl Lucrezia als auch Giulia passte die Aufmerksamkeit, die der Papst seiner Schwiegertochter angedeihen ließ, überhaupt nicht. Allerdings behagte sie auch Cesare nicht. Schließlich hatte er vor, sich die Neapolitanerin in sein eigenes Bett zu holen. Zum Glück fehlte der dritte der Papstbrüder – Juan, der Herzog von Gandía –, ebenfalls kein Kostverächter der Weiblichkeit. Der Lieblingssohn des Heiligen Vaters war zurzeit mit dem Angriff gegen die Orsini beschäftigt und belagerte deren Festung bei Bracciano. Alexander hatte seinem Sohn vor Beginn des Krieges den Titel des Generals der Kirche verliehen und ihn zum Oberbefehlshaber der päpstlichen Truppen auserkoren, ein verhängnisvoller Fehler in Cesares Augen. Er kannte seinen Bruder nur zu gut und wusste, dass Juan in der militärischen Kunst weder über Erfahrung noch über Talent verfügte. Trotzdem setzte der Papst seine ganze Hoffnung in seinen Lieblingssohn und hatte ihm zudem den Herzog von Urbino, den Sohn des großen Condottiero Federico di Montefeltro, zur Seite gestellt. Dieser verfügte zwar über mehr Kampferfahrung als Juan, litt aber an der Gicht, was seine Bewegungsfähigkeit stark einschränkte. Zu Anfang konnten die päpstlichen Truppen einige Erfolge verbuchen, doch nun belagerten sie schon seit einigen Wochen die Festung bei Bracciano und hatten herbe Verluste einfahren müssen. Die Orsini würden schon bald für Verstärkung sorgen, dessen war sich Cesare sicher. Die Niederlage nahte.

Die Diener brachten die Nachspeisenplatten herein, köstlich aussehendes Marzipankonfekt, Mandelpudding mit Quittengelee und kandierte Früchte. Jofré nahm eine Praline, steckte sie Sancia in den Mund und gab ihr einen Kuss. Cesare beobachtete die Szene mit einem ironischen Lächeln. Seinem kleinen Bruder stand die Verliebtheit ins Gesicht geschrieben. Nur wie wollte der blasse, unscheinbare Jofré eine Frau wie sie auf Dauer befriedigen? Während Jofré fortfuhr, seine Gemahlin mit Süßigkeiten zu füttern, fing Cesare einen Blick aus Sancias dunklen Augen auf, in dem weder Bescheidenheit noch Zurückhaltung zu lesen war.

„Wo ist eigentlich dein Gemahl, Lucrezia?“, fragte Jofré. „Befindet er sich nicht in Rom?“

„Nein er ist in Pesaro“, antwortete seine Schwester. „Ich erwarte ihn aber bald zurück.“

„Lucrezia kann es kaum abwarten, Giovanni endlich wieder in ihre Arme zu schließen, nicht wahr, Schwesterherz?“ Cesare grinste sie anzüglich an.

„Lass deine dummen Bemerkungen, Cesare!“, rügte Lucrezia ihn und blickte ihm eindringlich in die Augen.

Cesare wusste, dass Lucrezia ihren Gemahl nicht liebte, und er wusste auch, wem ihr Herz stattdessen gehörte. Verschwörerisch zwinkerte er seiner Schwester zu.

Lucrezia war ein Jahr, nachdem Alexander den Heiligen Stuhl bestiegen hatte, mit dem unehelichen Sohn des Grafen von Pesaro vermählt worden, der wiederum ein Cousin Ludovico Sforzas war. Der Pontifex hatte es für nützlich erachtet, sich mit der mächtigen Sforza-Familie zu verbinden, die in Mailand und in Pesaro herrschte. Lucrezia empfand nichts für den vierzehn Jahre älteren Giovanni, der noch nicht einmal bei seinen eigenen Untertanen beliebt war, weil er als feige, launisch und cholerisch galt.

Später, als sich die Gesellschaft aufgelöst hatte, zog sich Lucrezia in ihre Gemächer zurück. Ihre Dienerin Pantasilea half ihr, das Nachtgewand anzulegen, und während die Zofe ihr die langen, bis zur Taille reichenden Locken bürstete, überdachte Lucrezia noch einmal die Ereignisse des Tages.

„Wie gefällt dir die Gemahlin meines Bruders?“, fragte sie ihre Zofe.

„Sie ist eine gut aussehende Frau“, befand Pantasilea. „Ich bin mir nicht sicher, ob Euer Bruder ihr gewachsen sein wird, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Madonna.“

„Dessen bin ich mir auch nicht sicher“, murmelte Lucrezia. „Auf jeden Fall scheint sie großen Eindruck sowohl auf meinen Vater als auch auf Cesare gemacht zu haben. Au!“ Lucrezia zuckte zusammen und griff mit der rechten Hand an ihren Hinterkopf.

„Oh, verzeiht, Madonna!“, entschuldigte sich die Dienerin. „Da hat sich ein Knoten gebildet.“

Vorsichtig zog sie die Bürste immer wieder durch die besagte Strähne.

„Sancia konnte ihren Blick ebenfalls nicht von Cesare lassen“, sagte Lucrezia. „Ich habe genau beobachtet, wie sie immer wieder zu ihm hinübergeschaut hat und er zu ihr.“

„Was hab ich getan?“, ertönte da eine Stimme.

Lucrezia fuhr herum und sah ihren Bruder Cesare in der Türöffnung stehen. Er hatte seine kirchlichen Gewänder abgelegt und trug anliegende Tricothosen und ein dunkles Wams. Lucrezia konnte nicht verhindern, dass ihr Blick auf seine sich unter dem engen Stoff abzeichnenden muskulösen Oberschenkel fiel und zu der hervorstehenden Braguette, die die Stelle seines Gemächts bedeckte und betonte.

Lucrezia erhob sich und bat Pantasilea, sie allein zu lassen. Als die Zofe den Raum verlassen hatte, ging sie auf ihren Bruder zu.

„Ich habe nur soeben erwähnt, dass du und unser Vater sehr angetan wart von unserer neuen Schwägerin.“

„Oh ja, sie ist wunderschön und sehr fraulich.“ Lächelnd betrachtete Cesare Lucrezia, der offensichtlich nicht bewusst war, dass der durchsichtige Stoff ihres Nachtgewandes im Schein des Kerzenlichtes viel mehr von ihrer Figur enthüllte, als ihr lieb gewesen wäre.

„Aber sie wird niemals die Stelle meiner bezaubernden Schwester einnehmen können“, schmeichelte Cesare und zog Lucrezia in seine Arme.

„Vergiss niemals, ich liebe nur dich!“ Er küsste sie auf den Mund. „Und nun schlaf gut und träum etwas Schönes!“

***

Via Pelamantelli

„Alvaro, mein Lieber, hier bist du. Wir haben auf dich gewartet.“ Lea und Alessia betraten die Bibliothek, wo der Advokat, den Kopf auf beide Hände gestützt, noch immer an seinem Schreibtisch saß. Vor ihm lagen das Kästchen und die Briefe.

„Was ist geschehen, Alvaro? Gibt es schlechte Nachrichten?“ Lea näherte sich ihrem Mann und umschlang seinen Oberkörper mit ihren Armen. Alessia blieb vor dem Schreibpult stehen.

„Meine Mutter ist gestorben.“

„Oh nein, Liebster, wie furchtbar. War sie krank?“ Lea blickte in das Gesicht ihres Mannes und erkannte seinen Schmerz. Auch Alessia umarmte ihren Vater.

„Ja, Pedro schreibt, sie sei schon seit einiger Zeit nicht mehr wohlauf gewesen. Aber das ist noch nicht alles, Lea. Hier, lies diesen Brief meiner Mutter!“

Ein ungutes Gefühl beschlich Lea.

„Alessia, lass uns bitte allein!“, forderte sie ihre Tochter auf.

„Nein, ist schon gut. Bleib, mein Kind! Die Sache betrifft uns alle.“

Er reichte seiner Gemahlin das Schreiben. Lea, die in Jugendjahren von ihrem Vater im Lesen und Schreiben unterrichtet worden war, überflog die Zeilen. Ungläubigkeit spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wider, während sie das Ungeheuerliche zur Kenntnis nahm.

„Nicht Pedro ist dein richtiger Vater, sondern Rodrigo Borgia?“

„Papst Alexander?“ Alessia schlug die Hände vor den Mund.

Alvaro nickte stumm. Lea legte den Brief aus der Hand und ließ sich auf einen gepolsterten Sessel fallen.

„Es ist damals passiert, als der Heilige Vater in Valencia studierte. Meine Mutter war bereits mit meinem Vater verheiratet und hatte zwei kleine Söhne. Sie hat mir einmal erzählt, dass sie sich eine Zeit lang in Valencia aufgehalten hat.“ Er schnaubte verächtlich Luft durch die Nase. „Wir wissen doch alle, Alexander ist kein Kostverächter und macht auch vor verheirateten Frauen keinen Halt. Er war jung, nicht einmal zwanzig, und meine Mutter eine sehr schöne Frau. Wer weiß, mit welchen Mitteln er sie betört hat, damit er sie in sein Bett bekam“, versuchte Alvaro Maria zu verteidigen.

„Der Gemahl einer Jüdin ist der Sohn des Papstes!“ Lea schüttelte immer noch fassungslos den Kopf. „Was willst du tun? Weiß es dein Va…, ich meine, Pedro auch?“

„Nein, meine Mutter hatte nicht mehr die Kraft, es ihm zu beichten. Hier, schaut! Diesen Ring hat ihr Alexander damals geschenkt.“

Lea erhob sich aus dem Sessel, nahm das Schmuckstück in die Hand und betrachtete es von allen Seiten. „Der grasende Stier – das Wappenzeichen der Borgia!“

„Er ist wunderschön“, sagte Alessia, als ihre Mutter den Ring an sie weiterreichte. „Habt ihr gesehen? Hier ist etwas eingraviert. R und M. Das soll bestimmt Rodrigo und Maria bedeuten.“

Alessia gab ihrem Vater den Ring zurück.

„Was wirst du nun tun, Alvaro?“ Lea musterte ihren Gemahl mit einem besorgten Blick. „Du musst in den Vatikan gehen und es ihm sagen!“

„Ich weiß nicht, Lea.“ Er blickte zweifelnd drein. „Was für eine Veranlassung hätte Alexander denn, mir zu glauben?“

„Deine Mutter hat es so gewollt. Du hast den Ring, und du hast den an ihn adressierten Brief. Darin wird sie ihm gewiss alles erklären, und dann liegt es an ihm, es zu glauben oder nicht.“

„Du hast wie immer recht, meine Liebe.“ Alvaro zog zuerst Lea und danach Alessia zu sich heran und gab ihnen beiden einen Kuss. „Ich werde um eine Audienz bei seiner Heiligkeit bitten.“

„Das ist gut, mein Lieber.“

Alessia betrachtete ihre Eltern, die sich erneut umarmten. Im Inneren des Mädchens tobte ein Widerspruch der Gefühle. Zum einen freute sie sich über die Nachricht, die Enkeltochter des Papstes zu sein, andererseits bedeutete dies, dass eine gemeinsame Zukunft mit Giacomo nun in noch weitere Ferne gerückt war. Diese Erkenntnis überfiel sie so unvermittelt, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Doch sie bewahrte Haltung, wünschte ihren Eltern eine gute Nacht und verließ die Bibliothek. Vor der Tür raffte sie ihre Röcke, rannte die Treppe hinauf und warf sich in ihrer Schlafkammer bitterlich schluchzend auf das Bett. Erst lange nach Mitternacht fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

Im Schatten des roten Stieres

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