Читать книгу Das Schwarzkümmel-Heilbuch - Sylvia Luetjohann - Страница 10

Die orientalischen Wurzeln

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Schwarzkümmel, eine Pflanze aus der Familie der Hahnenfußgewächse, stammt aus dem Mittelmeerraum und ist in Ländern Nordafrikas, Vorderasiens und Südosteuropas heimisch. Die früheste Kultivierung und Verwendung läßt sich mehr als 3000 Jahre bis in das Reich der Assyrer (das heutige Syrien und Teile des Irak) und in das Alte Ägypten zurückverfolgen. Doch auch Indien wird bisweilen als Herkunftsland des legendären schwarzen Samens genannt.

In einem assyrischen Kräuterbuch wird Schwarzkümmel oder „schwarzer Tin-Tir“ als Heilmittel genannt, dem bereits eine vielseitige Anwendung nachgesagt wird: innerlich für den Magen, äußerlich für die Behandlung von Augen, Ohren und Mund sowie von den unterschiedlichsten Hautproblemen, wie Juckreiz, Ausschläge, Geschwüre und Flechten. Auch die später noch bei Plinius aufgeführte Erste Hilfe, bei dem Biß von Schlangen bzw. dem Stich von Skorpionen eine Mischung aus zerstoßenem Schwarzkümmelsamen, Essig und Honig in die Wunde zu streichen, ist bereits seit altersher erprobt worden.

Aus dem Reich der Pharaonen ist die Verwendung von Schwarzkümmel als Digestif nach üppigen Gelagen sowie als Heilmittel bei Entzündungen und bestimmten überempfindlichen Reaktionen des Körpers überliefert, für die wir heute den Begriff „Allergien“ verwenden. Der Nachweis für die Wirksamkeit bestimmter Substanzen bei entzündlichen und allergischen Prozessen ist durch moderne Forschungsergebnisse bereits erbracht worden. Außerdem wird der sprichwörtliche „Bronzeteint“ der alten Ägypter auf die pflegenden Eigenschaften des Schwarzkümmelöls zurückgeführt, die auch der wegen ihrer Schönheit gerühmten Königin Nofretete schon 1350 Jahre vor unserer Zeitrechnung bekannt gewesen sein dürften.

Über den Fund eines Fläschchen Schwarzkümmelöls in der Grabkammer des Tut-enkh-amun ist – ganz wie es einer Wunderpflanze zukommt – schon reichlich spekuliert worden. Sie wurde sogar als Begleiterin für ein Leben nach dem Tode erhoben, obwohl sie diesen ja offenbar nicht hatte verhindern können. Vielleicht wurde das Öl einfach für eine kostbare Grabbeigabe gehalten?

Die Kopten, als die christlichen Nachfahren der alten Ägypter, sorgten dafür, daß die Tradition der Kräutermedizin lebendig blieb, und gaben ihre Kenntnisse auch an andere Völker der arabischen Welt weiter. Im Arabischen heißt der schwarze Kümmel kamûn asvad, im Hocharabischen auch shouniz; außerdem trägt er die Namen habbe sôda, „schwarzer Samen“, oder habbe el-barake, der „unerschöpflich reiche Samen“. Die letztere Bezeichnung leitet sich von dem bereits zu Anfang erwähnten Lob des Propheten Mohammed ab: „Schwarzkümmel heilt jede Krankheit – außer dem Tod“, das in dem Hadith „El Buchari“ aufgezeichnet ist. Zweifellos hat dieses Zitat zur großen Verbreitung des Schwarzkümmels in den islamischen Ländern beigetragen.

Zu Anfang des 11. Jahrhunderts wird Schwarzkümmel von dem berühmten persischen Arzt und Philosophen Ibn Sina (auch als Avicenna bekannt) in seiner großen medizinischen Abhandlung Kitabasch schifa („Buch der Genesung“) ausführlich mit den folgenden Wirkungen erwähnt:

•innere Reinigung und Entgiftung des Körpers

•Entschleimung und Kräftigung der Lungen

•Hausmittel bei Fieber, Husten, Schnupfen, Zahn- und Kopfschmerzen

•Mittel bei Hautleiden und für die Wundbehandlung

•Mittel gegen Darmparasiten und Würmer, auch gegen Bisse und Stiche von giftigen Tieren.

Im Orient überliefert und durch viele Rezepte belegt ist außerdem seine vorwiegend schmerzstillende und krampflösende Wirkung bei Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Durchfall und Verstopfung, Gelbsucht und Gallenkoliken, für die Anregung der Nieren und eine vermehrte Harnausscheidung, gegen Infektionen, Verschleimung und Bronchialleiden, bei Menstruationsbeschwerden und zur Förderung der Milchsekretion, gegen Hautparasiten und vor allem bei Kindern als Wurmmittel. Im Volk ist auch die Verwendung als hautpflegendes Mittel sowie gegen Schuppen und Haarausfall überliefert. Bis heute ist er überall in den orientalischen Gewürzbasaren zu finden. Der türkische Name Çörekotu, der sich etwa als „Gras(samen) für kleines Gebäck“ übersetzen läßt, weist auf einen seiner Verwendungszwecke hin. Er wird auch, ähnlich wie Mohn oder Sesam, auf Brotfladen gestreut. Viele Mohammedaner nehmen jeden Morgen zur Stärkung nicht nur der Manneskraft eine Prise des Samens in Honig zu sich. Und nicht zuletzt gilt der Samen auch als „Segen des Propheten Mohammed“ für die Rede.

Aus der Türkei ist die Verwendung als Räuchermittel sowie auch der Volksbrauch überliefert, genau 41 Samen des Schwarzkümmels in bunte Stoffsäckchen einzunähen und mit einer Sicherheitsnadel an der Kleidung von Kindern zu befestigen. Dieser Talisman soll sie beschützen. Die Samen werden auch wie Perlen an Schnüren aufgereiht und, mit bunten Stoffetzen verziert, im Fenster aufgehangen. Ein solches Nazarlik soll gegen den „Bösen Blick“ schützen. Auch in Indien gilt dieses blauschwarze Gewürz des dunklen Planeten Ketu, geformt wie eine Träne, als Beschützer gegen das böse Auge. Aus dem Jemen ist der Volksbrauch überliefert, Schwarzkümmel als Amulett zur Vertreibung böser Geister zu tragen.

Von Südosteuropa (Griechenland und Bulgarien) und Nordafrika (Sudan, Äthiopien, Ägypten) über die vorderasiatischen Mittelmeerländer, Syrien, die Türkei, das alte Zweistromland, Persien und Pakistan ist der Schwarzkümmel bis nach Indien und sogar nach China gelangt. In Indien wird Schwarzkümmel vor allem in den Regionen Punjab, Himachal Pradesh, Bihar und Assam kultiviert. Als Brot- und Speisegewürz oder in Rezepturen der indisch-ayurvedischen Medizin verwendet, galt und gilt Kalonji, der „schwarze Zwiebelsamen“, als wohlschmeckendes Gewürz zur Unterstützung des Stoffwechsels sowie als Heilmittel bei Verdauungsstörungen und den gefürchteten Durchfallerkrankungen, wie Amöben- und Bakterienruhr. Außer den Samen und dem fetten Öl wird hier auch traditionell das ätherische Schwarzkümmelöl verwendet.

Nach der ayurvedischen Überlieferung und der Typenlehre von den drei Doshas vermindert Schwarzkümmel Vata und Kapha und vermehrt Pitta. Daraus wurde die Behandlung auch bei ungewöhnlichen Indikationen, z. B. bei Magersucht, bestimmten Störungen des Nervensystems, Ausfluß und venerischen Krankheiten entwickelt. Eine besondere Rolle spielt weiterhin die Frauenheilkunde, wo Schwarzkümmel aufgrund seiner uteruskontrahierenden Wirkung auch bei zu schwachen Wehen und bei Kindbettfieber eingesetzt wurde, wegen der Möglichkeit einer Früh- oder Fehlgeburt allerdings nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden sollte. Dementsprechend gilt Schwarzkümmel auch als „pflanzliches Verhütungsmittel“ und taucht in zahlreichen indischen Pflanzenrezepturen mit abortivem Wirkungspotential auf.

Außerdem wird den Samen eine allgemein anregende, tonisierende und stimmungsaufhellende Wirkung zugeschrieben.

In ganz Indien gibt es im Volk den Brauch, zwischen Stoffe und Tücher zerstoßene Kalonji-Samen zur Insektenabwehr zu streuen. Bekannt ist auch die antibakterielle und daher für die Nahrungskonservierung nützliche Wirkung der Samen.

Das Schwarzkümmel-Heilbuch

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