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Vorwort zur Neuauflage (2012)

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Ab Mitte der Neunzigerjahre ist es unvermittelt zu einem regelrechten Schwarzkümmel-Boom gekommen, doch in diesem Falle ist es nicht nur bei einer vorübergehenden Modeerscheinung geblieben. Seitdem hat Schwarzkümmel sich nicht nur einen festen Platz in vielen Naturpraxen und Hausapotheken erobern können, sondern läßt sich mit Fug und Recht auch als eines der beliebtesten und am weitesten verbreiteten Naturheilmittel bezeichnen. Schwarzkümmel ist beileibe kein Nischenprodukt geblieben, sondern pro Jahr werden allein in Deutschland geschätzte sechs Millionen Packungen Schwarzkümmelöl in Fläschchen oder in Kapseln verkauft. Auch in den USA ist die Nachfrage nach Schwarzkümmelöl als Nahrungsergänzung überproportional stark gestiegen. Nicht nur seine stärkende und harmonisierende Wirkung auf das Immunsystem und – damit verbunden – eine Abnahme der Neigung zu Allergien wird immer bekannter, sondern über den medizinischen Bereich der Immunologie hinaus auch seine Schutzfunktion beispielsweise bei Krebs und Diabetes. Um der weiter steigenden Nachfrage gerecht werden zu können, ist sogar in Zusammenarbeit mit der UNICEF ein Projekt angelaufen, um durch Anbau von hochwertigem Schwarzkümmel auf der nördlichen und der südlichen Hemisphäre der Erde die Erntemenge zu verdoppeln, so daß ganzjährig geerntet werden kann. Es wird zunehmend auf kontrolliert biologischen Anbau geachtet, und häufig wird auch der ganze Samen aus den Anbauländern exportiert, um beispielsweise in Deutschland frisch zu Öl gepreßt zu werden und damit einer möglichen Oxidation vorzubeugen.

Die Geschichte der Araberstute „Baronesse“, die Mitte der Neunzigerjahre unter massiven asthmatischen Beschwerden litt, darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Das Turnierpferd und sein Besitzer konnten damals schon bald wieder erleichtert aufatmen: Bei Pferdezüchtern im Vorderen Orient wurde Schwarzkümmelöl als lange erprobtes und äußerst wirksames Antiallergikum aufgespürt, das im Unterschied zu dem üblicherweise eingesetzten Cortison zudem noch ohne Nebenwirkungen ist. Die erfolgreiche Behandlung von „Baronesse“ führte bei uns zur Renaissance des Schwarzkümmels als Heilmittel. Nicht lange danach gab es auch einen berühmten zweibeinigen Patienten: den ehemaligen bundesdeutschen Innen- und späteren Verkehrsminister Dr. Friedrich Zimmermann, der ebenfalls unter schwerem Asthma litt und nachts an ein Sauerstoffgerät angeschlossen werden mußte. Seine Beschwerden besserten sich mit der Gabe von Schwarzkümmelöl ganz signifikant.

Der Mythos von der einzigartigen Wirksamkeit des „Original ägyptischen Schwarzkümmelöls“, vorzugsweise mit Nofretete-Konterfei vermarktet, hat sich als äußerst zäh und langlebig erwiesen und geistert immer noch durch die Produktwerbung. Mit der weiten Verbreitung des Schwarzkümmels aufgrund seiner überzeugenden Heilwirkung hat sich allerdings auch bestätigt, daß nicht nur Schwarzkümmel aus Ägypten, sondern auch aus der Türkei, aus Syrien, dem Irak und Indien heilkräftig ist. Inzwischen ist hier also eine Revision im Gange – ja, die syrische Sorte „Kara siva“ gilt bei Experten sogar als die beste. Das daraus gewonnene Öl ist besonders mild und zeichnet sich durch eine sehr gute Verträglichkeit aus.

Ebenso ist offenbar auch die dekorativere blaue Blume der „Jungfer im Grünen“ nach wie vor ein für die Produktwerbung weitaus beliebteres Bildmotiv anstelle der unauffälligeren weißlichen Blüten des Echten Schwarzkümmels; diese, wissenschaftlich als Nigella damascena bezeichnete Schwarzkümmel-Art enthält das Alkaloid Damascenin, das bei einer Überdosierung giftig wirkt, weshalb die Pflanze heutzutage weder in der Küche noch als Heilmittel mehr Verwendung findet.

Heute vertreiben Dutzende verschiedener Firmen Schwarzkümmel in Form von Öl, Kapseln, als Tee, Gewürz oder auch in Pflegeprodukten für Haut und Haar verarbeitet. Dadurch haben nicht nur die praktischen Erfahrungen mit diesem heilsamen Öl bei immer mehr Anwendern zugenommen, sondern es wurden auch weitere wissenschaftliche Forschungen durchgeführt und veröffentlicht. Insbesondere konnte Schwarzkümmelöl sich als einer der Hauptpfeiler bei der Allergiebehandlung etablieren. Schwarzkümmel und vor allem das aus ihm gewonnene Öl heilt nachweislich allergische Erkrankungen bei bis zu 70 % aller Patienten. Dazu gehören Pollen- und Hausstauballergie, Neurodermitis und Asthma. Inzwischen liegen sogar Gerichtsurteile vor, die Krankenkassen dazu verdonnert haben, die Kosten für den Einsatz von Schwarzkümmelöl bei Patienten zu übernehmen. Diese Urteile werden damit begründet, seine Wirkung sei ebensogut wie bei einem zugelassenen Medikament – aber frei von Nebenwirkungen und zudem weniger kostenintensiv!

Zu weiteren Indikationen, welche ebenfalls die große Breitenwirkung erklären, gehören eine allgemeine Abwehrschwäche, Infektanfälligkeit, Erkältungen, Sommergrippe sowie antibakterielle und antimykotische Wirkungen, die sich in der medizinischen Praxis bestätigt haben und Schwarzkümmel für die Bekämpfung entzündlicher Prozesse empfehlen.

Für die vorliegende Neuauflage des Buches wurde die Gelegenheit genutzt, einige Aktualisierungen und Ergänzungen bei verschiedenen Anwendungsbereichen vorzunehmen und auch bestimmte Marktentwicklungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Da Schwarzkümmel auf Märkten, in türkischen Geschäften, in Gewürzläden und im Naturkosthandel nahezu überall erhältlich ist, wurde auch der kulinarische Rezeptteil stark erweitert.

Der bedeutende Heilpflanzenkenner Wilhelm Pelikan hat schon vor über fünfzig Jahren in seiner dreibändigen Heilpflanzenkunde davon gesprochen, daß eine Pflanze plötzlich medizinisches und auch kommerzielles Interesse weckt, wenn durch chemische Analysen dieser oder jener einzelne Wirkstoff darin nachgewiesen werden kann. Im Unterschied zu diesen Ergebnissen aus der Suche nach einer oder auch mehreren isolierten Leitsubstanzen, wie sie selbst von der herkömmlichen „rationalen“ Phytotherapie betrieben wird, setzt sich allgemein immer mehr eine ganzheitliche Sichtweise von pflanzlichen Heilmitteln durch. Pflanzen bieten nun einmal natürliche Vielstoffgemische mit einer Fülle von Substanzen in unterschiedlicher Gewichtung, deren Wirkung sich meistens nicht auf einen Hauptinhaltsstoff reduzieren läßt. Auch beim Schwarzkümmel liegt ein komplexes Zusammenspiel teils bekannter, teils noch nicht identifizierter Inhaltsstoffe vor, und nur aufgrund dieser natürlichen Synergie kann sich die volle Wirkkraft entfalten.

Schob Pelikan vermittelt uns auch, daß eine sich ausschließlich auf die Wirkstoffe stützende Betrachtungsweise die Zusammenhänge zwischen Heilpflanze und Mensch immer mehr aus den Augen verliert. Mögen wir daher lernen, die Helfer aus der Pflanzenwelt nicht nur unter Nützlichkeitserwägungen zu sehen, sondern ihnen voller Achtung zu begegnen und eine lebendige Anschauung von ihrem Wesen und ihrer Verbindung zu uns zurückzugewinnen.

Nigella sativa

Das Schwarzkümmel-Heilbuch

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