Читать книгу Willkommen in der neuen Welt - Sylvia Oldenburg-Marbacher - Страница 13

So geht es nicht weiter

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Denniz Plan war klar, aber der richtige Moment hatte sich noch nicht ergeben. Es war zur Zeit etwas hektisch, er und Jennifer hatten auch gar nicht viel übrige Zeit, die sie miteinander verbringen konnten. Sie war oft bei diesem geldhandelnden Muskelprotz. Bis sie ihn am Sonntagnachmittag darauf anrief und fragte, ob sie am Abend vorbeikommen könne. Er stimmte zu und schwor sich, es ihr zu sagen und nicht einfach wieder mit ihr im Bett zu landen.

Als er die Türe öffnete und sie vor ihm stand, wusste er, dass es schwieriger werden würde, als er sich eingeredet hatte. Sie stürmte rein und küsste ihn. Beni war weg, hatte ein Mädchen kennengelernt, mit der er das Wochenende in die Berge fuhr.

Bevor sie lange reden konnten, waren die beiden auch schon wieder halbnackt auf dem Sofa. Zumindest war es nicht das Bett, dachte sich Denniz. Und sie jetzt von sich wegzudrücken, fand er unangebracht und konnte es in dieser Situation auch einfach nicht.

Dass er seinen Vorsatz keine zwei Minuten durchgezogen hatte, löste erst ein schlechtes Gewissen bei ihm aus, als sich die beiden ihre Klamotten wieder anzogen. Sie lächelte ihn an. Er lächelte zurück, genoss dieses Gefühl und hoffte dass das, diese Vertrautheit, dieser liebevolle Umgang und die Zärtlichkeit nicht vorbei sein würden. Wobei Letzteres ja doch der Fall sein müsste. Wie schwer das werden würde, wurde ihm jetzt noch einmal schmerzlich bewusst.

Jennifer stand auf und ging zum Kühlschrank: „Darf ich mir ein Bier nehmen?“

„Klar, bringst du mir auch eins?“

Sie nahm die Dosen, öffnete beide, streckte ihm eine entgegen und prostete ihm zu: „Und was machen wir heute noch? Wollen wir was kochen und eine gute Flasche Wein aufmachen oder willst du lieber noch weg gehen?“

Denniz nahm einen grossen Schluck Bier und atmete schwer ein und aus.

Er nahm seinen ganzen Mut zusammen: „Eigentlich wollte ich mit reden!“

„Ja?“ Sie merkte gleich, dass es um etwas Ernstes ging und setzte sich gespannt neben ihn.

„Wir sollten das nicht mehr tun! Also ich meine, das eben sollte das letzte Mal gewesen sein. Ich kann das nicht mehr!“

Traurig sah er sie an, sie senkte den Kopf: „Hast du jemanden kennengelernt?“

„Nein!“ sagte er bestimmt „Nein, darum geht es nicht. Es ist…“ er zögerte und holte tief Luft: „Es tut mir weh, mit dir zu schlafen. Beziehungsweise eigentlich viel mehr zuzusehen, wie du dann wieder mit anderen nach Hause gehst. Ehrlichgesagt, und es fällt mir nicht leicht dir das zu sagen, ist es in letzter Zeit nicht mehr nur Freundschaft für mich und ich verletze mich selbst wenn ich so weitermache. Ich will unsere Freundschaft auch nicht auf Spiel setzen, deswegen müssen wir versuchen, es wieder auf eine platonische Ebene zu bringen. Es tut mir leid, aber ich halte das für das Beste!“

Einige Augenblicke, für Denniz schienen sie ewig, sass Jennifer noch immer mit gesenktem Kopf da. Er konnte ihr keine Reaktion ansehen und wartete gespannt darauf, was sie sagen würde. Aber sie senkte den Kopf noch weiter und legte ihn auf den auf dem Knie abgestützten Arm. Dann sah er wie ihr eine Träne die Wange herunterlief und auf den Boden fiel. Das wollte er nicht. Überrascht fragte er: „Was ist denn los?“

Offensichtlich hatte auch Jennifer ihre Mühe, die richtigen Worte zu finden. Sie hob den Kopf und sah ihn kurz an. Dann schüttelte sie ihn leicht und schaute mit feuchten Augen ins Leere: „Ich weiss gerade nicht was ich denken oder sagen soll.“

„Du musst mir darauf ja auch keine Antwort geben in dem Sinn. Ich wollte einfach ehrlich zu dir sein. Ich hoffe wie gesagt, dass es nicht allzu viel zerstört in unserer Freundschaft. Ich möchte auch nicht, dass sich sonst was ändert, auch nicht, dass du Rücksicht auf mich nimmst, was die anderen Typen angeht und das irgendwie heimlich machst, es ist einfach, für mich denke ich besser so.“

Jennifer lachte weinerlich auf und strich sich die Tränen aus den Augen: „Darum geht es doch gar nicht. Ich brauche keine anderen Typen. Ich fand die Situation wie sie bisher war zwar ganz angenehm. Ich musste mich nicht entscheiden, aber keiner dieser anderen Typen ist mir so wichtig wie du! Auch ich habe mir in letzter Zeit öfter Gedanken darüber gemacht, über uns.“ Sie sah ihm in die Augen und wartete einen Moment.

Er sass da und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sein Herz vor Freude doppelt so schnell zu schlagen begann, während er ihre Worte hörte.

„Wenn ich gewusst hätte, wie du empfindest, hätte ich schon viel früher darüber geredet, aber ich war mir nicht ganz sicher, was ich will, ob ich das kann und ich dachte wir haben ja alle Zeit der Welt. Deswegen habe ich das immer wieder von mir weggeschoben. Denkst du denn schon länger so?“

„Schon eine Weile!“

„Wieso hast du nicht schon früher etwas gesagt?“

„Ich konnte nicht, wir hatten ausgemacht, dass es eine Freundschaft mit Vorzügen ohne Stress sein soll. Ich bin viel jünger als die anderen Typen, mit denen du ausgehst und ich dachte, wenn du dich einmal binden würdest, dann nicht mit jemanden, in dem du eher noch einen Jungen siehst. Wenn ich dann ankomme und dir sage, dass ich mich verliebt habe, dann…“ er zog die Schultern und schüttelte den Kopf.

„Verstehe, dann haben wir wohl zulange einfach nur genossen was wir haben, aber zu wenig darüber geredet, ob und wie sich unsere Gefühle verändert haben. Ich habe in dir schon sehr lange nicht mehr den kleinen Jungen gesehen. Wenn ich das getan hätte, hätte ich es damals auf Mallorca nicht darauf angelegt, mit dir im Bett zu landen. Denn wenn ich mir unter keinen Umständen hätte vorstellen können, dass irgendwann mal mehr daraus werden könnte, hätte ich mir auch überlegen und annehmen müssen, dass du das nicht trennen kannst. Schliesslich warst du lange in einer Beziehung und hattest damals noch keine anderen Erfahrungen. Ich musste also damit rechnen, dass so etwas passieren kann und dann hätte ich es nicht getan, weil ich dich auf keinen Fall verletzen wollte.“

Denniz schluckte, wollte etwas sagen, wusste aber nicht was.

Jennifer erlöste ihn, indem sie fortfuhr: „Und wenn ich jetzt weiterdenke und das mit dir zu Ende sein soll, also ich meine genau das, dass es mehr als Freundschaft ist, dann fühlt es sich leer an. Ich will nicht nur Freundschaft mit dir, schon gar nicht platonisch, die Vorstellung macht mich traurig. Und wenn du dann irgendwann in Zukunft kommen würdest und mir sagen, du habest wieder eine Freundin, das könnte ich nicht ertragen. Wenn ich mich also jetzt entscheiden muss, wobei müssen vermutlich falsch ausgedrückt ist, tut das auch mir gut. Zwischen rein platonischer Freundschaft und einer richtigen Beziehung mit dir, entscheide ich mich definitiv für die Beziehung. Vorausgesetzt natürlich du möchtest das auch, diese Variante hast du nämlich in deinen Ausführungen gar nicht erwähnt.“ Mit einem unschuldigen Blick lächelte sie ihn an.

Denniz konnte gar noch nicht richtig fassen, was sie da sagte. Verwirrt aber überglücklich nickte er: „Natürlich kann ich mir das vorstellen, ich hätte nur nicht zu träumen gewagt, dass das für dich in Frage kommt. Du sagtest immer du wollest keine Beziehung und geniessest deine Freiheit!“

„Das tat ich auch! Bis jetzt! Aber du hast etwas geändert. Ich hatte nicht erwartet, dass ich sie so bald für einen Mann aufgeben würde, aber für dich möchte ich es versuchen! Ich kann dir nicht versprechen, dass es klappt. Im Gegensatz zu dir hatte ich noch keine längere Beziehung, ich weiss nicht mal, wie es sich anfühlt. Jetzt sage ich, ich werde treu sein, ob ich das in einem halben Jahr noch sagen kann, weiss ich nicht. Aber ich finde das was wir haben ist ein Versuch wert, es auf eine höhere Ebene zu bringen!“ Sie stellte ihr Bier auf den Fernsehtisch, rückte näher an ihn ran und zog ihn an sich, um ihn zu küssen. Es lief ihm kalt den Rücken runter, er konnte nicht glauben, dass das passierte. Sie verbrachten einen wunderschönen Abend, zum ersten Mal als richtiges Paar.

Die nächsten Tage fühlte sich Denniz als wäre er neu geboren. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so glücklich war. Und das merkten auch die Menschen um ihn herum. Als seine Mutter die Woche darauf auf einen Kaffee vorbeikam und er sie schon fast singend begrüsste, fragte sie ihn als erstes, ob er ihren Rat befolgt habe. Er sah sie nur an nickte.

Auch Beni hat sofort gemerkt, dass etwas anders war. Er fragte, was denn der Grund für die gute Laune sei. Denniz sah ihn an und erwiderte nur, dass er mit Jennifer geredet habe. Alles war klar. Das ganze Umfeld hatte die Neuigkeiten, dass er und Jennifer es ernsthaft miteinander versuchen wollen positiv aufgenommen und wünschten ihnen alles Gute.

Nur Sofie reagierte merkwürdig, als er es ihr erzählte. Zuerst war sie still und hat nur leicht die Augen verdreht. Als Denniz sie in einem ruhigen Moment darauf ansprach, meinte sie nur zickig, sie fände es lächerlich, das werde eh nicht funktionieren. Sie fand das mit der „Sex-Freundschaft“, wie sie es nannte, schon daneben, aber das sei ja jetzt wohl zu viel. Denniz fragte, ob sie eifersüchtig sei. Sie schüttelte nur energisch den Kopf und lachte hämisch. Dann lief sie davon. Denniz machte sich in dem Moment noch keine grösseren Gedanken darüber.



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