Читать книгу Leipziger Mörderquartett - Tatjana Böhme-Mehner - Страница 15

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»Hast du das jetzt wirklich gemacht?« Habakuk war erschüttert.

»Ja, klar!«, sagte Anna so cool wie möglich. Dabei war sie über sich selbst verblüfft.

»Du hast mich nicht mal gefragt …«

»Ja, aber du hast mir das alles doch nicht völlig absichtslos erzählt, oder?«

»Stimmt. Und du hältst mich nicht für paranoid?«

»Nicht mehr als andere. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was du gesagt hast, muss man dem nachgehen. Kramer ist übrigens dabei.«

»Kramer?«

»Mein Ressortleiter. Der Mann, der abnicken muss, wenn ich so wertvolle Ressourcen wie meine Arbeitszeit damit vergeude, loszuziehen, mit meinem Presseausweis zu wedeln und unliebsame Fragen zu stellen.«

»Anna?«

»Wir verfolgen die Spur. Presse, die vierte Macht im Staate …« Annas Kampfgeist war geweckt.

Dem vorausgegangen war ein langes Telefonat mit Kramer, Folge ihrer Ankündigung Habakuk gegenüber, zu wissen, wie sie – der Plural entsprang ihrer Überzeugung – vorgehen sollten.

Kramer hatte für seine Verhältnisse sehr schnell abgehoben. »Ach, Anna! Noch unter den Lebenden? Hast du dich endlich vom Schock erholt?« Ein ungewohnt zynischer Unterton schwang in seiner Ansprache mit. »Ich habe Schrottheimer erklärt, dass du erst einmal fertig werden musst mit so viel Blut und Trümmern. Hat man ja sonst im Konzert nicht allzu oft.«

Uuh, das hätte unter normalen Umständen gesessen, aber inzwischen hatte Anna einen Joker in der Tasche, den sie genüsslich hervorgekramt hatte. Okay, sie hatte die Geschichte ein bisschen geschönt: Schon gestern Abend habe ein »Informant« ihr gegenüber berechtigte Zweifel geäußert an der Unfalltheorie, vor allem weil Steinmüller aktuell in einen komplizierten, vielleicht sogar dubiosen Instrumententransfer verwickelt sei. Das Wort »Transfer« sollte selbst Schrottheimer aus den attraktiven Fußballenthüllungen kennen. Sie hatte noch geschickt Reizworte wie »Versicherungssumme«, »laufende Ermittlungen« und »Marktregulierung« eingeflochten, ohne zu wissen, wie sie diese am Ende in ihre Berichterstattung integrieren konnte. Als sie endlich aufgelegt hatte, hatte sie tatsächlich die Carte blanche ausgehandelt. Sie durfte recherchieren, was es mit dem Unglücksfall auf sich hatte, bis sie – natürlich vor allen anderen – eine wasserdichte Enthüllungsstory vorweisen konnte. Diese sollte sie liefern, bevor es jeder aus dem Polizeibericht wusste, attraktive Zwischenstandsmeldungen, wenn auch noch nicht veröffentlichungsreif, wären gern gesehen. Täglich!

»Du hast wirklich eine Enthüllungsstory angekündigt? Und du hast ›wir‹ gesagt? Sprichst du von dir immer im Pluralis Majestatis? Hast du hier eine Katze, die ich nicht gesehen habe? Oder meinst du damit ernsthaft mich?«

»Wen sonst?«

»Okay! Das nächste Mal würde ich gern gefragt werden. Du weißt doch gar nicht, ob ich Zeit habe.«

»Und ob, der nächste große Konzertblock des Gewandhausorchesters ist übernächstes Wochenende. Ihr fangt keinesfalls vor Montag in einer Woche mit den Proben an; und üben kannst du auch neben unseren Recherchen.« Anna war von einer fast kindlichen Begeisterung und Verwegenheit gepackt, die Habakuk zwangsläufig mitreißen musste.

Also sagte er: »Lass uns Nägel mit Köpfen machen.«

Leipziger Mörderquartett

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