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Das beleidigte Maultier

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An einem frühen Morgen, als ich spazieren gegangen war, traf ich

ein Maultier, das den Berg hoch stieg…

Sein Rücken war voll beladen mit schweren Säcken, es schleppte

sich mühsam fort, Es ging seufzend… über das Leben klagend,

über die Last, die es nicht frei gehen ließ…

Als ich es eingeholt hatte, begrüßte ich das Maultier und wünschte

ihm eine entspannte Reise…

Das Tier blieb einen Moment stehen… es schaute mich an, seine

Ohren ein wenig hochgehoben, machte seine Augen weiter auf,

betrachtete aufmerksamer, wer das war, der so früh morgens mit

ihm sprach.

«Ah, Mensch… du hast mich wohl verlacht, mir einen leichten Weg

gewünscht, du hast doch meine Last gesehen,

meine Beine, die so stark zittern, wenn ich den Berg hoch gehe, ich

habe keine Kraft und du machst Witze!»

«Ich meine es ernst… ich will zu dir liebenswürdig sein, und wenn

du mir erlaubst, dich zu fragen, was ist in diesen Säcken, die du

den Berg hoch mitschleppst, von denen deine Beine so schwach

geworden sind?»

«Oh, frag lieber nicht… Ich trage die Last meines Lebens, ich will

sie auf die Bergspitze heben, und von da oben runterfallen lassen,

dass sie auf meinem Rücken nicht mehr drückt, mich nicht quält,

dass es mir leichter ist zu atmen.

In diesen Säcken bewahre ich meine Beleidigungen auf… auf die

Personen, die mich auslachen, die mit dem Finger auf mich

zeigen… ich sei hässlich, weder Pferd noch Esel, keine besondere

Schönheit».

«Maultier, was sagst du denn da, wie konntest du nur diesen

Worten glauben?

Wie konntest du dir das antun lassen?… Das sind die Worte von

denen, die keine Seele sehen können…

Die Worte von Personen, denen der natürliche Verstand von

Kindheit an fehlt, die nur oberflächlich leben… die nur um das

Relief, die Körperform sich kümmern… die ihre Herzen in Beton

verwandelt haben…

Hör zu, nettes Geschöpf, ich bitte dich, vergiss die Worte…

verzeihe sie und wirf hinunter, wirf diese Last sofort hinunter…

Beleidigungen, Ärger, deinen Zorn auf das Leben, auf die

Gespräche…

Hier und jetzt… wirf das hinunter und dann musst du es nicht auf

den Berg tragen!

Geh, mein Freund, geh… geh Richtung Licht und Güte, steige auf

den Lebensberg, nun aber ohne Säcke, ohne Kleinlichkeiten und

Schmerzen! Deine Seele fliegt von alleine, sofort wenn du es

hinunterfallen lässt und verzeihst, sie fliegt zur Spitze, zum

Himmel, und du wirst sehen, wie schön die Welt ist, wie leicht das

Leben sein kann… es gibt keinen Druck und keine Last».

Das Maultier glaubte meinen Worten… Es wollte fliegen, es war

nur in der Kindheit geflogen.

Es schaute die Säcke an, die Beine, die so stark vor dieser Last und

Qual zitterten, es richtete sich mit allen Kräften auf, mit seiner

Seele, mit ganzem Herzen schrie es in den Himmel und ließ alles

hinunterfallen, alles, was es so lange getragen und viele Jahre

gesammelt hatte… es warf alles hinunter.

Ein Wunder! Der Rücken und die Beine, der ganze Körper… alles

wurde so leicht, frisch und jung!

Mit Anlauf… bestieg es den Berg, lachte vor Freude, weinte,

schwebte mit seiner Seele in der Luft!

Es lief auf mich zu, schaute in meine Augen… ihm liefen die

Tränen, sein Herz schlug stark, es sprach mit einer anderen

Stimme… es war glücklich, erleichtert, munter…

«Danke Dir netter Mensch, dass du mir geholfen hast, die Last

loszuwerden, zu verstehen, zu sehen, das Wichtigste zu sehen…

dass das Äußere nicht wichtig ist… die Seele ist am wichtigsten…

Gott… hat uns alle unterschiedlich geschaffen und damit ist diese

Idee so schön, dass jeder… einzigartig ist, einmalig, eigenartig,

unvergleichbar…

Der Körper… ist uns für die Seele gegeben, er ist unser Werkzeug,

unser Helfer unterwegs.

Wir müssen schaffen, schöpfen… und das Himmelslied singen,

sein Wunder sein…

Und wenn wir alle gleich werden… nachahmend, einander

kopierend, die Grenzen stellend, werden wir hässlich und albern

sein… nur mit dem Finger zeigend, dass jemand sich körperlich

unterscheidet».

«Mein Lieber… gut gemacht, ich bin so froh, dass du es richtig

verstanden hast: die Seele… ist das Atmen Gottes, es gibt keinen

Rahmen, keine Kriterien für sie, Sie ist nur im Fliegen lebendig…

die Last, Beleidigungen, der Schmerz… brechen ihre Flügel…

Fliege, lebe, mein Lieber… und vergiss nicht! Alles, was du hören

wirst, die Worte, die aus den bösen Mündern fliegen, nimm dir

nicht so sehr zu Herzen, achte nicht darauf! Bis du es nicht

angenommen hast, bleiben sie auf der Zunge eines Dummkopfes!»

2017


Fabeln und Parabeln

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