Читать книгу Fabeln und Parabeln - Tatjana Sindeeva-Burova - Страница 4

Die Füchsin und der Biber

Оглавление

Eine Füchsin hatte einen reichen Biber geheiratet, er hatte viele

Wälder und Dämme in Besitz…

Sie selbst besaß nur ein ansehnliches Fell und hatte einen

schlauen und gewandten Charakter…

Der Biber war gierig und übertrieben geizig, er behütete jede

Münze, jede Sache…

Die Füchsin war im Gegenteil verschwenderisch, sie mochte sich

verwöhnen und hätschelte sich grenzenlos…

Zwei Seelen, zwei unterschiedliche Charaktertypen begegneten

sich auf der Kreuzung ihrer Lebenswege…

Der Eine arbeitete hart, zählte seine unzähligen Habseligkeiten,

behütete sie manchmal bis zum Herzschmerz…

Die Andere lebte leicht, mochte die Gesellschaft, das ganze

Vermögen ihres Mannes aufbrauchend…

Der Biber wurde einmal krank, war müde zu bosseln, seine Schätze

zählend…

Er rief seine Frau, die rothaarige Füchsin… er wollte seine

Gedanken ihr zum Abschied mit auf den Weg geben:

«Meine liebe Frau… es scheint, meine Zeit ist gekommen, ich habe

keine Kraft mehr zu arbeiten…

So schade, dass ich die Welt nicht gesehen habe, mein ganzes

Leben verbrachte ich beim Kalkulieren…

Du hast ausgegeben und ich habe geackert, das ist ein Paradox, wo

ist die Gerechtigkeit?

Ich schonte meine Hände, Beine nicht… Dabei wurde dein Fell

immer glänzender…

Ich gehe, die Zeit ist gekommen, und du läufst weiter auf dem

Lebensweg…

Es ist nun bitter, ich habe wahrscheinlich nicht verstanden, wie ich

leben musste, was ich hätte tun müssen?»

Die Füchsin antwortete darauf: «Mein lieber Mann, da hast du es

zu spät besonnen…

Was bringen die Gespräche jetzt? Du hast den Moment verpasst,

jetzt lässt er sich nicht mehr nachholen…

Du hast gar nicht versucht, die Welt zu sehen, du hast sie nicht

gemocht, und darauf hattest du dein Recht…

Aber sei nicht traurig, ich habe es für dich getan, die ganze Welt

gesehen!

Ich habe sie gesehen und erfahren, wie lecker, süß sie ist… Du hast

geschwitzt, ich habe den Geschmack genossen…

Es wäre alles wunderbar, aber ich bin von einer Sache beunruhigt.

Wenn du gehst, wie laufe ich weiter ohne einen einzigen Cent

in meiner Tasche?…

Während du hier gelegen hast, waren die Vorräte erschöpft, und

die Welt ist für mich nicht mehr von Interesse, ich habe schon

alles gesehen, ich weiß alles…»

Der Biber stellte sich das Licht vor, das in den Augen spielte, ließ

eine Träne übers Gesicht laufen und ging mit Bedauern…

Die Füchsin weinte ihrem zukünftigen Leben bittere Tränen nach

und lief weiter…


Einige kommen, sparen und sehen die Welt nicht…

Die Anderen lernen dieses Leben kennen bis es ihnen nicht mehr

schlecht geht…

Und jeder bedauert das, was er nicht erfahren hat…

Diese goldene Grenze… diese wichtige Mitte…

2017

Fabeln und Parabeln

Подняться наверх