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Das Gespräch eines dreiköpfigen Drachens

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Es war an einem Morgen, als die Vögel fröhlich im Wald sangen,

da ging ein Drache spazieren, ein ungewöhnlicher Drache… er war

dreiköpfig…

Neulich hatte er sich auf einmal entschieden, er wollte eine

Familie gründen, heiraten…

Der dritte Kopf sprach: «Wie schön, mir gefällt dieser Gedanke!

Die Hochzeit, was kann besser sein?»

Der zweite Kopf unterbrach ihn: «Ach, hör auf! Was dich angeht,

bei dir ist alles immer schön… Jeder Gedanke ist gut!

Hast du dir Gedanken gemacht, wie wir die Familie unterhalten

sollen?

Wie sollen wir das Leben bezahlen? Was sollen wir tun?»

«Hört doch beide auf! – sagte der erste der drei Köpfe.

Wie könnt ihr nur so viel reden, klatschen! Schweigt bisschen,

lasst mich in Ruhe…

Ich will nachdenken, überlegen!…»

«Was gibt es hier zu denken? Wir heiraten einfach – fertig!

Warst du derjenige, der uns gestern diese Idee eingebracht hat?

Ich verstehe dich nicht, du wolltest doch gestern heiraten, heute

willst du überlegen…» – sagte der dritte Kopf…

Der zweite Kopf mischte sich in das Gespräch ein: «Das ist immer

so, zuerst sagt er etwas, ohne zu denken…

Dann fängt er an nachzudenken. Ich sage es doch auch, wozu

müssen wir heiraten?

Wir leben doch so auch ganz gut!..»

«Aber ich will!» – rief der dritte Kopf…

«Und ich bin dagegen!» – sagte der zweite…

«Hört auf! Ich habe es so satt von heute Morgen! Wen sollen wir

heiraten?

Das ist die Hauptfrage!» – sagte der erste Kopf, seine Augen

geschlossen dachte er nach, versank in Schweigen…

«Wen… das ist doch offensichtlich! Unsere Nachbarin, eine

Drachin, die reden mag!

Mit ihr tobe ich mich aus, da rede ich mich satt vom ganzen

Herzen für all die Jahre!» – sagte der dritte Kopf…


«Meinst du, ich soll mein ganzes Leben dir zuhören? Du willst

mich umbringen?

Ich denke, die Frau soll wohlgebaut sein…

Sie soll nicht widersprechen, nicht streiten, das Essen kochen,

dass man sie in der Gesellschaft zeigen kann, sie soll wenig reden

und denken können… wenigstens ab und zu… und…»

Die Rede wurde von dem ersten Kopf unterbrochen: «Mit euch

kann man nichts anfangen…

Wann lernt ihr endlich wenigstens manchmal einfach zu

schweigen! Wen heiraten wir, das ist die Frage!

Wo finden wir so eine, die uns allen passt?

Ich hätte gerne eine Frau, die die Ruhe mit mir teilen kann…

Sie soll dazu fähig sein, sich in meinen Gedanken zu versenken…

Sie soll nicht die ganze Zeit plappern und meinen Seelenflug

verstehen…»

Eine Weile herrschte Stille, drei Köpfe schwiegen…

Jeder stellte sich seine eigene Gestalt vor… seine einmalige, nur

für ihn allein verständliche Gestalt…

Für der ersten Kopf: die Gestalt einer stillen und ruhigen Frau…

Für den zweiten: einer schönen und klugen…

Für den dritten: einer viel zu gesprächigen…


Manchmal zerreißen die Gedanken unser Gehirn…

Und wir wissen nicht genau, wie viele Köpfe in unserem Kopf

leben…

Sie sprechen untereinander, überlegen, streiten und schweigen…

Und das alles aus einem Grund: das Herz, der Kopf und die Seele

sind miteinander nicht einig.

2017


Fabeln und Parabeln

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