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ОглавлениеSagres, Portugal
Ein hagerer, älterer Mann betritt das Café Mundo. Er nimmt an einem Tisch am Fenster Platz.
»Cerveja!«
Er legt eine Schachtel Zigaretten und ein Zippo-Feuerzeug auf den Tisch und nimmt eine Polaroidkamera aus seiner Tasche, gibt einen Film in die Kassette. Die Besitzerin, Maria, bringt ein kühles Sagres-Bier. Der Mann nickt. Sein Gesicht ist von einem Sonnenbrand gezeichnet. Er hat einen perlweißen Schnurrbart. Maria verschwindet in der Küche. Der Mann ist der einzige Gast.
»Hey, Lady, kommen Sie doch mal her für einen Augenblick.«
Maria kommt wieder aus der Küche und geht zum Tisch.
»Ja?«
»Verstehen Sie Englisch?«
»Ja, ein wenig.«
»Darf ich Sie fotografieren?«
Maria wird rot und lächelt.
»Warum wollen Sie mich fotografieren?«
»Sagen wir, ich finde Sie bezaubernd und es wäre mir eine Ehre.«
Maria läuft noch mehr an und lächelt umso mehr. Aber das Lächeln versteinert sich in ihrem Gesicht. Der Mann hat etwas Gefährliches an sich und in seiner Stimme liegt etwas Mysteriöses. Immerhin hat sie hier ihr ganzes Leben verbracht. In diesem kleinen Städtchen mit 1878 Einwohnern. Marias Mann starb vor fünfzehn Jahren und das Einzige, das sie in ihrem Leben hat, ist dieses kleine Café, das sie zusammen mit ihrem Mann gegründet hatte. Und eine derartige Frage wurde ihr in ihrem ganzen Leben noch nicht gestellt.
»Natürlich dürfen Sie mich fotografieren.«
»Gut, vielleicht gehen Sie hinter die Theke und lehnen sich auf den Tresen, wenn das okay für Sie ist.«
»Sicher.«
Als Maria hinter die Theke geht, schließt der Mann behutsam die Eingangstür.
»Ist das okay?«
»Ein bisschen mehr nach links, bitte.«
Maria bewegt sich, und ihrer Erscheinung haftet nun ein gewisser Sex-Appeal an.
»Das ist gut. Sehr gut. Halten Sie still für ein paar Sekunden.«
Di––––––––katzaaaaaaa–––––––––aaaaaaaaaaaaaa. Die Polaroid spuckt ein Foto aus. Der Mann nimmt es und legt es mit der Vorderseite nach unten auf den Tresen.
»Darf ich es sehen?«
»Noch nicht, Darling. Es braucht ein paar Minuten, bis es voll entwickelt ist.«
»Okay, möchten Sie vielleicht noch etwas trinken? Einen Kaffee?«
»Oh ja, das ist eine hervorragende Idee.«
Maria nimmt zwei Becher und stellt sie auf den Tresen. Sie gießt Kaffee in die Becher. Während Maria noch einschenkt, nimmt der Mann eine Bratpfanne, die über dem Ofen hängt, und schlägt sie ihr mit voller Kraft ins Gesicht. Das Geräusch, das dabei verursacht wird, ist alles andere als angenehm. Die Kaffeekanne fliegt an die Wand hinter dem Tresen und zerspringt in tausend Teile. Maria geht in die Knie und fällt danach wie ein nasser Fetzen auf den Boden. Dann ist es völlig still. Der Mann betrachtet die Pfanne in seiner Hand. Blut klebt daran, und Knochenstücke. Maria liegt am Boden, mit dem Gesicht im eigenen Blut. Sie rührt sich nicht. Der Mann hebt Maria hoch und lehnt sie wieder auf den Tresen. Er blickt zur Tür hin. Niemand. Perfektes Timing. Wie immer. Er geht zurück und stellt sich wieder vor den Tresen, nimmt die Polaroid wieder in seine Hand.
Di–––––katzaaaaaaaaaaaaaa–––––aaaaaaaaaaaaaa.
Er legt das neue Foto direkt neben das andere und zündet sich eine Zigarette an.