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Sagres, eine Stunde später.

Martty sitzt in einem Boot mit einem kleinen Motor. Er kämpft gegen die Wellen an. Er versucht, nahe an die Klippen heranzukommen, doch es ist ziemlich mühsam, nicht allzu schnell zu werden, da sonst die Wellen das kleine Boot und Kapitän Martty an den Felsen zerschellen lassen würden. Er schwitzt und flucht. Immer wieder sieht er zu den Klippen hin und zur Ruine auf der anderen Seite der Bucht, um sich zu orientieren. Nach einem langen Kampf mit den Wellen sieht er über sich einen markanten Punkt in der Felsformation, den er vom Foto kennt. Einige Meter links davon müsste sich der Punkt befinden, an dem die Person aufgeschlagen sein musste. Er nähert sich den Klippen, kommt näher und näher. Scharfkantige Felsen befinden sich knapp unter der Wasseroberfläche, einige ragen aus dem Meer, aber er sieht nichts anderes. Wasser und Felsen. Wenn jemand bei Ebbe hier ins Wasser fällt, muss er von der Flut fortgespült werden, es sei denn der Kopf oder ein Arm verheddert sich irgendwo zwischen den Steinen. Martty weiß nicht einmal, ob gerade Ebbe oder Flut ist. Vielleicht ist der Leichnam zwei Meter unter dem Meeresspiegel, wenn gerade Flut ist …

Martty sucht mehr als zwanzig Minuten und gibt schließlich auf. Gerade als er zurück zum Hafen fahren will, erfasst ihn eine große Welle, die ihn zehn, zwanzig Meter in Richtung Klippen spült. Eine zweite Welle erfasst das Boot, und Martty bekommt es mit der Angst zu tun. Das Boot könnte jeden Moment kentern. Plötzlich kracht es gegen einen Fels, der sich nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche befindet.

Er entdeckt eine verweste Hand zwischen dem Boot und weiteren Felsen und kotzt das ganze Frühstück ins Meer. Von der Hand ist kaum mehr als Knochen übrig.

Die Wellen lassen plötzlich ein wenig nach und geben Martty genügend Raum, sich zu erholen. Er sitzt im Boot und starrt die Knochenhand an. Das Boot schlägt weiterhin knarrend und ächzend an den Felsen, der immer noch von jeder kleinen Welle überflutet wird. Er nimmt einen nassen Fetzen, der im Boot liegt, und bekommt damit die Hand zu fassen. Sie steckt fest, aber Martty zieht fest daran wie ein Matrose, und die Hand bricht schließlich ab, sodass er nach hinten und fast über Bord fällt. »Jeeeeeezzz!!!!! … Was zum Henker mache ich hier eigentlich?« Er flucht und schreit wild herum.

Er nimmt das Notruder und stößt sich vom Fels ab. Eine Welle befreit ihn aus seinem Gefängnis. Er startet den Motor und entfernt sich von den Klippen. Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkommt, erreicht er den Hafen, wo er jetzt das Boot wie der tollkühnste Matrose aller Zeiten parkt. Er schnappt sich den nassen Fetzen, in den er die Hand gewickelt hat, und betritt das Festland.

Er sieht sich um. Weit und breit niemand zu sehen. Er wickelt die Hand aus, legt sie auf den Boden und macht schnell ein paar Fotos mit seiner Kamera. Er sieht genauer hin und entdeckt einen Ring auf einem Finger, der mit Schleim und Hautgewebe bedeckt ist. Er ist abermals nahe daran, sich zu übergeben, aber er nimmt sich zusammen und zieht den Ring vom Finger. Es handelt sich um einen ziemlich gewöhnlichen Goldring. Auf der Innenseite ist ein Wort eingraviert, doch Martty kann das Wort nicht lesen, da es eine arabische Schrift ist. Er steckt den Ring in eine Tasche seiner Shorts und wickelt die Hand wieder in den Fetzen. Er steigt die steilen Gassen vom Hafen aufwärts, ins Dorf zurück, geht ins Hotel, sagt kein Wort zum Mann an der Rezeption.

»Aaaaaaah. Endlich. Was für ein Abenteuer. Wuuuuuuaa.«

Er legt den Fetzen mit der Hand in die Minibar und fällt ins Bett, Gesicht nach unten. Wilde Gedanken bemächtigen sich seiner. Aber nach wenigen Augenblicken schläft er erschöpft ein.

Klopf, klopf, klopf ……………

Martty schläft tief und fest, aber er hört das Klopfen.

Klopf, klopf, klopf ……………

Der Schlaf wird leichter, aber er ist zu müde, um aufzuwachen und sich zu erheben. Er fällt zurück in den Schlaf, in ein Traumland, das von Bier und Ladys bevölkert ist.

Zwei Stunden später.

»Llllllllllliiiiiiikkkkkaaa akka ooooooooo. Zeee!«

Martty springt aus dem Bett und beginnt mit einer Art Schattenboxen.

»Heeeeiiiilige Scheiße, was für ein Alptraum!«

Martty sitzt an der Bettkante und reibt sich die Augen. Er entdeckt einen Zettel, der unter der Tür hindurchgeschoben wurde. Er erhebt sich und hebt den Zettel auf:

DU FINDEST MICH IN DEM CAFÉ NEBEN DEM HOTEL, SOLLTE DIR LANGWEILIG SEIN, AMIGO. ICH BIN ES. GRUSS, J.

Joe 9/11

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