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ОглавлениеEinen Tag später
– – – SMS von Martty an Peter:
Hey, Kumpel! Ich habe mich abermals mit den Polizisten hier unterhalten. Sie haben mir die Fotos gezeigt. Überraschung: Sie stammen NICHT von derselben Kamera! Du kannst das Foto ausstellen. No problemo … Cheers, Martty.
– – – – – – – – –
Martty drückt auf »SENDEN« und seufzt. Er hasst es, seinen besten Freund anzulügen. Bevor er am Vortag nach ein paar Stunden Flanierens durch Lagos in den Bus zurück nach Sagres gestiegen war, ist er noch einmal in das Internet-Café gegangen und hat Peters Antwort zu lesen bekommen. Er braucht die Fotos nicht zu sehen, um herauszufinden, dass sie von derselben Kamera stammen. Die Sache ist völlig klar. Das ist kein Zufall. Und nebenbei: Wie viele Menschen benutzen einen Schwarz-Weiß-Film in einer Polaroid? Aber Martty ist davon überzeugt, dass der Typ, der die Fotos von den Klippen und von der Frau im Café gemacht hat, niemals herausfinden wird, dass Peter im Besitz seines Klippen-Fotos ist. Dass er womöglich nicht einmal wusste, was tatsächlich darauf zu sehen ist, tut nichts zur Sache. Und Martty hat diese SMS geschrieben, weil er denkt, dass dies das Beste für Peter ist. Peter ist ein Feigling, und er sollte sich entspannen.
Das nächste, das es nun also zu tun gilt: ein Boot mieten und zu den Klippen hinausfahren. Darauf vorbereitet sein, eine Leiche zu finden. Also spaziert er in seinen Shorts von seinem Hotel aus durch das stille, verschlafene Dorf zum östlich gelegenen Hafen, etwas Geld in einer Hosentasche und die kleine Digitalkamera in der anderen. Er bewundert Peters Profession, aber er selbst hasst diesen alten, analogen Dreck.
Kurz vor dem Hafen entdeckt er ein Geschäft und traut seinen Augen nicht: ein kleiner Laden, der gebrauchte Kameras verkauft. In diesem kleinen Rattenloch! Und im Schaufenster drei, vier … FÜNF Polaroids!!
Martty: »Junge, Junge …«
Das ändert die Situation beträchtlich, denkt er. Die Chance, dass der Killer und der Klippen-Fotograf ein und dieselbe Person sind, ist schlagartig von hundert auf fünfzig Prozent oder noch weniger gesunken. Das würde immerhin bedeuten, dass er Peter gar nicht angelogen hätte — was allerdings das einzig Positive an seinen Ermittlungen darstellt.
Die Tür ist sperrangelweit offen und Martty betritt den Laden. Ein kleiner, älterer Herr sitzt hinter einem kleinen Tisch und sieht sehr lustig aus. Er trägt Brillen und einen großen Bauch unter seinen weiten Hosen, die ihm fast bis zur Brust reichen.
Mann: »Olá!«
Martty: »Hallo. Ahhmm … Sprechen Sie Englisch? Hawla ingleese?«
Mann: »Lamento muito, senhor!«
Martty: »Oh, scheiße …« (kurze Pause) »Also, ich bin auf der Suche nach einer Kamera. Camera, si?«
Mann: »Sim, tenho muitas câmaras!«
Martty: »Ich suche eine Polaroid 909 … Polaroid nuewe zero nuewe …«
Mann: »Nove-zero-nove? Pah!«
Der Mann sieht Martty an, als ob er verrückt wäre.
Mann: »Lamento muito senhor, nao tenho uma nove-zero-nove. É raro.«
Martty: »Okay, ja, verstehe schon. Sie ist sehr selten. Ich weiß, dass sie sehr selten ist. Sie haben also keine … Haben Sie jemals eine verkauft?«
Der Mann sieht Martty an und zuckt mit den Schultern.
Martty: »Haben Sie … Haben — Sie — jemals … oh, Jesus Christus …« (kurze Pause) »Senior … Haben Sie einen Schwarz-Weiß-Film? Polaroid negro y blanco?«
Mann: »Preto e branco? Nao nao nao senhor, … é raro. Compreende?«
Martty: »Ja, ich verstehe, sehr selten.« (Seufzt.) »Okay … danke trotzdem. Ich muss weiter. Gracias! Schönen Tag noch. Adios …«
Mann: »Lamento muito, senhor … Até logo!«
Martty (schon bei der Tür draußen): »Verdammte Scheiße, dieses verfluchte Rattenloch … Lernen die kein Englisch, diese portugiesischen Bastarde?«
Nach einer Weile geht der Ladenbesitzer nach draußen und überprüft, ob Martty noch in Sichtweite ist. Dann eilt er zurück in sein Geschäft und wählt eine Nummer. Jemand scheint abzuheben, und der Mann beginnt sehr aufgeregt und schnell zu sprechen — auf Portugiesisch natürlich.