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ZENTRALLABOR

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Das Areal des Zentrallabors zog sich weit hin, die Flanken geschützt von sechs Meter hohen elektrischen Stahlzäunen, bewehrt mit dreizackigen Spikes, rasiermesserscharf.

Nacht, die nach Harz roch. Blau changierende Schwärze. Die Scheinwerfer warfen von den Wachtürmen aus regelmäßige Lichtspuren über das leicht abfallende Rasengelände vor den Gebäuden, die in Form eines nach unten offenen Dreiecks angeordnet waren. Die gezirkelte Spitze zeigte gen Ost wie als Warnung vor den rötlichen Strahlen des Sonnenaufgangs, der todbringenden Kraft der Lichtkugel, deren gemilderte Reflexe nun mit hellem Mondlicht die Konturen der dreigeschossigen Gebäude nachzeichneten und an den Kanten harte, unwirkliche Schattenlinien zogen, die ins Nachtdunkel verebbten. Schwärze, von flachen Lichtkegeln durchfurcht im behäbigen, wiederkehrenden Gleichklang der Flutlichtscheinwerfer, deren Arme unablässig über das Gelände ruderten. Die Gräben rundherum schimmerten silbrig blau und schwarz wie träger Asphalt.

Die Wachen patrouillierten in Dreier-Gruppen. Ihre schwarzen Uniformen verschmolzen mit der Nacht, nur das Emblem mit dem gezackten roten Blitz, das sie als Mitglieder der Zodiak-Truppe auswies, flammte dann und wann auf, wenn es einen kurzen Reflex erhaschte aus Mond- oder Flutlicht.

Kleine Wärmebild- und Nachtsichtkameras zerteilten das Gelände in konische Tortenstückchen, die einander nur knapp überlappten, und bestreiften jeden Winkel, durchdrangen mit ihren empfindlichen Objektiven die Nacht und sandten ihre Bilder in das Hauptquartier der Wachtruppen. Tote, technische Augen, die die Nacht digitalisierten, aus Impuls und Nicht-Impuls Bilder formten. Bilder, die eine Rundung erzeugten, indem sie Waagerecht- und Senkrechtstrich so minimalisierten, so eng setzten, dass die Illusion von einer Form entstand, die das Natürliche präzise abzubilden vorgab, als einen Kreis, der keiner war. Bilder, die die Nacht vermaßen, um im Zentralarchiv abgelegt, von der Wachsamkeit der Wächter zu zeugen. Die Nächte waren gesichert, die Tage auch, die Nacht für die war, die hier geschützt wurden.

Vier Gestalten kauerten hinter der Kante eines abseits gelegenen Seitenflügels, der vom südlichen Schenkel des zum Westen hin offenen Dreiecks des Gebäudekomplexes abging und in ein eigentümliches Blau getaucht war, durch das das Dunkel der Nacht nicht dringen konnte. Die vier Männer trugen kleine Rucksäcke über ihren Schultern und Halfter für langläufige Handfeuerwaffen an den Hüften. Die silbrig durchzogene Oberfläche ihrer eng anliegenden Kampfanzüge gemahnte an früher verwandtes Neopren, ihre Bewegungen an geschmeidig jagende Raubkatzen, deren Fell sich in den Schutz der Nacht schmiegte, wie der Kolben des Gewehrs an die Wange des Snipers. Ihre Gesichter verbargen sie hinter Masken desselben Materials, die eng wie Totenmasken auf ihrer Haut lagen.

Sie passten die Lücke im Intervall der Leuchtspuren ab, huschten über den schwarzen Nachtrasen unter den Vorsprung einer mit Panzerglas gesicherten Tür, kauerten regungslos dort. Die Linse einer Wärmebildkamera blickte auf sie hinab, blind, hielt nicht inne, wie sie es tat, wenn sie auf ein Objekt traf, das sie erkannte und deren Umriss sie, gekoppelt an einen Alarmton, zurück auf die Monitore im Kontrollzentrum warf. Die Gestalten waren weder in der Nacht noch auf dem Monitor zu sehen.

Vampire Blues 1

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