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VOGELSCHWESTER
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Archill streckte sich. Streckte sich dreimal. Sah in die Nacht. Strich die eine widerspenstige schwarze Haarlocke aus der Stirn und machte sich langsam und behäbig auf den Weg.
Das Käuzchen krächzte aufgeregt, als könne es seinen Abschied noch hinauszögern, als verließe es der Eine, für den es krächzte und die Nachtstille zerriss.
Krächz weiter! Zerreiß die Nacht! Zerreiß sie! Zerreiß den Wind! Schluck ihn! Spei ihn aus! Tu dein Werk!
Archill nickte, Abschied nehmend, in Richtung des Vogels. Zwergenbruder, aufgeregter Schreihals, schweig! Ich teile nun die Nacht nicht länger mit dir. Schweig, wie ich es tu, schweig! „Künstlich Nacht.“
Hinter ihm schwamm die Schlossruine mit ihrer beschädigten Haupthalle schon in Nebelschwaden, deren Arme wie die eines Schwimmers ausgriffen und den Schlund des steinernen Eingangsportals und die gebrochenen Säulen, die zu dessen Füßen ruhten, erreichten und langsam die Konturen mit wabernden Schwaden zu verspeisen begannen. „Und schafft sich künstlich Nacht.“
Nacht. Vers. Schwärze. Indianer, die das Kanu angreifen, das tanzt und auf den Wasserfall zutreibt. Pfeile, rote Indianer-Pfeile, seine Begleiter. Das Rauschen des Abgrunds im Ohr, keine Treidler, die es halten.
Archill lachte laut, als er dem Satz nachlauschte, den er in die Nacht des aufziehenden Nebels gesprochen hatte, salbungsvoll. Ein Satz des schwulen, alten Engländers, den er liebte.
Er lachte es, das kurze, harte, das bittere, charakteristische, abgehackte Lachen. Der Ruf des Kauzes antwortete ihm sehnsuchtsvoll.
„Nicht Nacht, großer Poet! Tag. Künstlich Tag. Die Welt voll künstlichen Tags. Das ist die Verdammnis der Nachtgeschöpfe. Taglichtote, die wir sind, geschmiedet in schwarz-bleierne
Ewigkeit!“
Verstehst du? rief er dem Vogel zu.
Aber der verstand nicht.