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Die Hüterin des Harems

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Langsam und grün zogen die Linien über den Boden zur Tür hin, dahinter öffnete sich das Blau des späten Nachmittages. Licht lag müde in den Ecken.

Die Sonne tauchte Lydias Hand in helleres Grün. Sie nestelte an ihrem Rock, sah auf den Saum, zog ihn gerade, und ihre Lippen wölbten sich. Ihr Blick glitt flach unter ihren Lidern zum Sonnengrün ihrer Hand. Der Schirm lag neben ihr, noch nass vom Schauer, der sie im Park suchte und fand.

Ihr Lidschatten war nicht zerlaufen. Sie schaute hinüber zu dem Mann am Auto. Sie hob die Brille, zögerte, justierte die Bügel und legte dann doch das Gestell neben ihre Tasse. Sie sah auf den Nacken des Mannes, der von weitem blau aussah im grünen Licht der Nachmittagssonne. Das war eine Täuschung, sagte sie laut.

Der späte Müllwagen, der die Papierkörbe abfuhr, zog die Straße hinauf, zog zwei Müllmänner schleppend hinter sich her, dem Tagesende entgegen. Für einen Moment war es, als sei kein Geräusch zu hören.

Lydia brannte - schien zu brennen. Sie schob ihre Hand aus dem Licht. Der Mann hatte sich umgedreht, schirmte die Augen mit der einen und winkte mit der anderen Hand herüber. Lydia sah auf den Mann. Sie würde nicht aufstehen und hinüber schlendern. Sie winkte nicht zurück. Und der Mann wandte sich wieder ab. Lydia öffnete die kleine Handtasche mit den drei verschiedenfarbigen Lippenstiften, die sie eingesteckt hatte, bevor sie die Tür ins Schloss zog. Sie legte sie auf die Tischplatte neben die Pfütze des hellgrünen Lichts. Sie rollte die Stifte hin und her und ließ sie aneinander klacken. Sie nahm die drei Tampons hervor, wickelte das Zellophan auf und drehte es im Licht. Sie nahm die Tampons, legte sie in den Aschenbecher, gruppierte sie zu einem unvollständigen Stern und legte die Spitze der glühenden Zigarette in die Mitte des Sterns. Sie gähnte lustlos, schloss ihre Handtasche wieder und wartete. Der Müllwagen kroch weiter oben über die Kuppe des Hügels, hinter dem der Park lag.

Sie winkte dem Kellner mit den weißen Haaren und den weißen Koteletten. Sie lächelte nicht und zahlte. Im Aschenbecher begannen die Tampons zu glimmen. Lydia stand auf. Der Mann am Auto stand mit dem Rücken zu ihr, das Blau auf seinem Nacken war verschwunden. Der Rauch aus dem Aschenbecher zog über das hellgrüne Wasser des Lichts.

Lydia setzte ihre Brille zurecht, sie vergaß sie an diesem Tag nicht.




Die Mondesserin

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