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Der Kellner

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Der Kellner schob den Stuhl zu den anderen. Gisèle lachte, ich sah sie an. Der Kellner stapelte die Stühle übereinander, beim dritten hielt er inne, wie er es immer tat und blickte hinüber zur Leuchtreklame der »Bar Tabak«, die zu flattern begann sechs-, sieben-, achtmal, um sich dann doch wieder dafür zu entscheiden zu leuchten. Gisèle ließ ihr Lachen verebben, irgendwo weiter vorn die Straße hinab beim Polizisten, der den Verkehr regelte mit eleganter Müdigkeit. Der Kellner blickte nicht herüber zu uns. Sein Augenlid begann auf und abzuspringen, und er rieb sich den Knöchel hinein. Früher scherzte Gisèle, er habe ein Zucken im Auge. Früher stritten wir, ob das Zucken im oder am Auge war. Früher stritten wir gern. Der Kellner sah hinüber zu seiner Schwester, der Leuchtreklame. Irgendwann fand Gisèle einen vulgären Ausdruck für das Zucken im Auge des Kellners, und was er damit tat.

Sie hatte Phasen anmutiger Obszönität damals. Ich sah auf ihre Lippe, die leicht bebte, das Rouge des Lippenstifts kaschierte die dünne Blässe, für den eiligen Betrachter. Sie trug keine Sonnenbrille. Gisèle war klug, sie trug eine schmale, silbrige Lesebrille, die das Schwarz um ihre Augen dämpfte.

Ich sah sie mit dem Tropfen Rotwein an der Unterlippe in einer der Bars im Quartier, die länger aufhielten des Nachts als erlaubt war. Damals waren ihren Lippen sehr rot, und ich konnte nicht entscheiden, welche Röte mich mehr gefangen nahm. Der Wein und ihre Lippen, sie schienen füreinander gemacht.

Als wir schließlich aufstanden, hakte Giselle sich bei mir unter, wie sie es immer tat. Sie zitterte leicht, und die Schwärze um ihre Augen schien auf ihre Wangen herab zu wachsen. Gisèle war die einzige Frau, die sich bei einem Mann unterhaken konnte, ohne sich zu verlieren, selbst wenn sie ihren Kopf an meine Schulter legte, war sie leicht. Sie schritt neben mir. Sie kroch nie in einen hinein. Gisèle ging nie, sie schritt, ohne dass es dieses demonstrierende Schreiten der Unsicheren war. Gisèle schritt aus sich heraus.

Wir kamen die leicht herabfallende Gasse zum Markt herunter. Gisèle hatte aufgehört zu zittern. Sie sprach nie, wenn sie sich untergehakt hatte. Gisèle steuerte nie, und je weiter wir in die Menge eintauchten, desto mehr wurden wir ein Schiff. Ein steuerloses Schiff, das doch seinen Weg fand, den es noch nicht wusste.

Giselas Schreiten erhob jeden Mann. Wie von selbst teilten sich vor uns die Gruppen, schmutzige Kinder plätscherten um unseren Bug, um unser Heck, sahen zu uns herauf, denn Gisèle war auch jetzt sehr schön, sehr blass, sehr rot. Wir glitten über den Markt, ein blasses Schiff ihrer Lippen.

Als wir zum Ende des Marktes kamen, hielten wir inne, ich sah sie an, hinter ihrer Brille fraß sich das Schwarz ihrer Augen langsam zur Stirn hinauf. Sie lachte, sie hakte sich wieder unter, und wir stiegen den gewundenen Weg zur Seine hinab.

Das ist, was ich von Gisèle erinnere.




Die Mondesserin

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