Читать книгу Störfahrt - Thomas Bosch - Страница 6
Lieber Brieffreund,
Оглавлениеheute war ein guter Tag. Denn Mama hat mir Frühstück gemacht. Noch bevor mein Wecker geklingelt hat, weckte mich das Rauschen der Dusche aus unserem kleinen Bad direkt gegenüber von meinem Zimmer. Der Wasserboiler macht immer einen Höllenkrach, wenn man heiß duschen will, musst Du wissen. Aber heißes Wasser kommt dann trotzdem nicht. Das stört den Boiler wenig. Der zischt und schnaubt weiter wie ein Drache. Mal sehen, wann er explodiert. Ich warte jeden Tag darauf. Deswegen dusche ich auch an Mamas schlechten Tagen nicht. Ich will nicht, dass sie durch meinen Lärm aufwacht. Denn Wachsein ist für Mama ganz schlimm. Seit vier Jahren liegt sie fast jeden Tag in ihrem und Papas Bett. Ohne Papa. Ich denke dann immer, dass sie nur im Bett liegen bleibt, um von Papa zu träumen. In ihrem Traum ist Papa noch da, liegt neben ihr, schnarcht wie in jeder Nacht und ist eben einfach da. Wenn sie die Augen aufschlägt, ist er weg. Eben einfach nicht da. Deswegen muss Mama immer ganz viel schlafen und träumen. Doch heute war Mama wach und mich weckte der zischende Boiler. Der schönste Wecker der Welt.
Wach war ich heute sofort, auch wenn ich noch im Bett liegen blieb. Ich lauschte dem Geräusch, das mich so glücklich macht. Mama geht es gut. Ich wartete, bis Mama fertig war, die Badezimmertüre aufging und ich ihre Schritte auf dem Flur hören konnte. Sie ging Richtung Küche. Zum Glück. Ich schloss wieder die Augen und begann zu zählen. 1, 2, 3, 4 ... ich zähle dann immer bis 100. Erst bei 101 öffne ich die Augen und lausche nochmals in Richtung Küche. Wenn dann immer noch alles ganz still ist und wirklich kein Laut aus der Küche kommt, springe ich blitzschnell auf. In Rekordgeschwindigkeit ziehe ich meine Hose und meinen Pullover an. Beide liegen immer griffbereit vor meinem Bett. Schwarze Hose, schwarzer Pullover. Meine Uniform. Wie jeden Tag. Ohne Zähneputzen rannte ich heute in die Küche. Da stand meine Mama. Sie hatte den Tisch gedeckt. Zum Glück war ich gestern noch einkaufen. Brot, Butter, Marmelade auf ihrer Tischseite. Auf meiner Seite wartete meine blaue Frühstücksschüssel auf mich. In dieser schwammen bereits meine Kellogg‘s Smacks, umringt von lauter Milch. Ich mag sie am liebsten ganz durchweicht. Dann werden sie ein dickflüssiger Honig-Schleimbrei, den ich ohne Löffel schlürfen kann. Heute war wirklich ein guter Tag – jetzt muss ich ins Bett.
Was ist Dein Lieblingsfrühstück?
Dein Brieffreund