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Erster Teil Wie wird man Wirtschaftsführer?

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Die Schweiz blieb von den beiden Weltkriegen weitgehend verschont und war während des 20. Jahrhunderts durch eine hohe soziale und politische Stabilität geprägt. Diese zwei Faktoren begünstigten das Wachstum der wichtigsten Unternehmen im Land. Auch das soziologische Profil der Schweizer Wirtschaftsführer zeichnete sich durch eine hohe Stabilität aus. Aber welche Ressourcen und Fähigkeiten waren es, die ihnen den Aufstieg an die Spitzen der grössten Unternehmen erleichterten? Im ersten Teil des Buchs, der sich auf die Jahre 1910–1980 konzentriert, beleuchten wir die sozialen Merkmale der Schweizer Wirtschaftselite. Diese widerspiegeln auch den Charakter der Grossunternehmen und geben Aufschluss über die Gesellschaftsstruktur als Ganzes.

Drei Faktoren prägten die Wirtschaftselite im 20. Jahrhundert. Erstens lässt sich von einem doppelten Ausschluss sprechen, der Frauen und Ausländer betraf. Bis in die 1980er-Jahre gab es kaum weibliche oder ausländische CEOs und Verwaltungsräte. Seit dem Ersten Weltkrieg zogen die Unternehmen – trotz ihrer frühen Internationalisierung – Schweizer Staatsangehörige vor, wenn es darum ging, die Mitglieder ihrer Leitungsorgane zu rekrutieren. Dahinter stand der Versuch, sich gegen ausländische Übernahmen zu schützen (Kapitel 1). Frauen dagegen blieben von wirtschaftlichen Machtpositionen weitgehend ausgeschlossen, was wenig überrascht, wurden ihnen doch auch politische Rechte bis in die frühen 1970er-Jahre verwehrt (Kapitel 2). So blieben Frauen und ausländische Staatsangehörige in den Schweizer Wirtschaftseliten lange Aussenseiter.

Der zweite Faktor ist die anhaltende Machtausübung und Kontrolle, die wichtige Gründerfamilien über ihre Firmen behielten. Obschon das Firmenkapital geöffnet und Firmen in Aktiengesellschaften umgewandelt wurden, hielt sich der Einfluss dieser Familien bis weit ins 20. Jahrhundert. Die Spitzen von Grossunternehmen bildeten vielfach eigentliche Dynastien. Das hatte direkte Auswirkungen auf die soziale Herkunft der Wirtschaftsführer. «Nachkommen» blieben in den Führungspositionen weiterhin präsent. Gleichwohl konnte sich auch der Typ des professionellen Managers, der nicht der Eigentümerfamilie entstammt, durchsetzen. Familienfremde Manager übernahmen – oft in Zusammenarbeit mit den Firmenerben – vermehrt operative Leitungsfunktionen (Kapitel 3).

Von Bedeutung für den Aufstieg in die Führungsspitzen von Unternehmen war, drittens, die Ausbildung. Denn obwohl Eliteschulen nach französischem Muster in der Schweiz fehlten, waren Personen, die Fächer wie Recht oder Ingenieurwissenschaften studiert hatten, im Vorteil. Einer Karriere in Grossunternehmen dienlich war zudem eine Offizierslaufbahn in der Milizarmee, die Führungsstärke attestierte und weltanschauliche Kohärenz herstellte. So stärkte die Offiziersausbildung, die wiederum Frauen und Ausländer ausschloss, die gemeinsame Weltsicht der Wirtschaftseliten (Kapitel 4).

Diese drei Faktoren ermöglichten die Entstehung eines eng verflochtenen und homogenen Wirtschaftsestablishments. Die Unternehmerelite war das Produkt einer Personalpolitik, die auf eine Logik sozialer Exklusivität und das Verfahren der Kooptation – die Wahl neuer Mitglieder durch bestehende – setzte. Der dritte Teil der Studie wird zeigen, wie diese Mechanismen ab den 1990er-Jahren zunehmend infrage gestellt wurden.

Schweizer Wirtschaftseliten 1910-2010

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