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1.

Es ist dunkel hier drinnen, die Düsternis hat tausend Farben. Die Vorhänge sind zugezogen, die Tür ist geschlossen. Das einzige Licht ist der schwache Schein der Nachttischlampe. Schatten kriechen über den Boden und an den Wänden entlang. An einer Stelle hängt ein Gemälde, so wie immer in dieser Art von Hotelzimmer – das Stillleben einer einsamen Blume.

Ich liege in Trainingshose und T-Shirt auf dem Bett. Ich habe mir nicht mal die Mühe gemacht, meine Schuhe auszuziehen. In meinem Arm steckt eine dicke Infusionsnadel. Durch den Schlauch läuft mein Blut. Langsam fließt es in einen Beutel auf einer Digitalwaage, die auf dem Fußboden steht.

In der Ecke des Zimmers, weit weg vom Licht, sitzt ein Mann in einem Sessel. Er wippt mit seinem Fuß, während er etwas in seinem Terminkalender notiert. Alle paar Minuten schaut er auf die Waage. Ich bin ihm vor einer halben Stunde zum ersten Mal begegnet, in der Lobby des Hotels. Er stellte sich mir als Doktor Fuentes vor. Er riecht nach Zigarettenrauch und hat ein Allerweltsgesicht, das man sofort wieder vergisst. Seine Hose ist beige und er trägt ein kariertes Hemd. Wir haben kaum ein Wort miteinander gewechselt. Sein Englisch ist schlecht, und ich spreche kein Spanisch. Ich glaube, er weiß nicht einmal, wer ich bin. Das macht nichts. Ich bin nicht hier, um mich zu unterhalten.

Ich betrachte das Blut in dem Beutel. Es ist, als ob es nicht meins wäre. Als ob es sich um eine Fälschung handelte. Ich hatte gedacht, es würde anders sein: das erste Mal. Irgendwie spannender, irgendwie nervöser – so als würde man Süßigkeiten im Laden an der Ecke klauen. Aber es ist nichts Spannendes daran. Ich bin auch nicht nervös. Alles ist ganz sachlich und geschäftsmäßig. Doping ist Business. Aber schon eine Art von Business, von dem so wenige Menschen wie möglich etwas mitbekommen sollten. Nach einer Viertelstunde erhebt sich Doktor Fuentes aus seinem Sessel. Er zieht die Nadel aus meinem Arm und tupft das Blut mit einem Wattebausch ab. Er reicht mir einen Folienstift und sagt mit starkem Akzent: »I give you number. Twentyfour. Two four. You must write here.« Er zeigt auf den vollen Blutbeutel. Ich setze mich auf, nehme den Stift und schreibe die Nummer auf den Beutel. Er nickt und sagt dann: »We are done.« Ich ziehe meine Trainingsjacke an und gebe ihm die Hand. Er öffnet die Tür und murmelt etwas, das ich nicht verstehe. Ich trete hinaus in den Flur, wo das Licht so hell ist, dass es mir in den Augen wehtut.

Die Tür schließt sich hinter mir.

Von nun an gibt es kein Zurück mehr.

Thomas Dekker

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