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Schädigungen des Gehirns
ОглавлениеAbgesehen von der Bedeutung der Vererbung gibt es aber auch viele Hinweise dafür, dass bei der Entstehung von Autismus eine gewisse vorbestehende Schädigung des Gehirns eine Rolle spielen kann. Diese Schädigung kann während der Schwangerschaft (Infektionskrankheiten der Mutter, Einfluss von Nikotin, Alkohol, Drogen und Medikamenten), bei der Geburt (Sauerstoffmangel) oder in der ganz frühen Kindheit erfolgt sein. Da Kinder mit Frühkindlichem Autismus öfter intellektuell beeinträchtigt sind als Kinder mit Asperger-Syndrom und auch öfter an zusätzlichen Zeichen von Hirnschädigung leiden (Epilepsie!), ist es sehr wahrscheinlich, dass der Faktor »leichte Hirnschädigung« bei der Entstehung des Frühkindlichen Autismus neben der Vererbung eine größere Rolle spielt als beim Asperger-Syndrom. Bei letzterem dürfte hingegen die Vererbung der überwiegende Faktor sein.
Oder anders formuliert: Den Faktor Vererbung haben alle Autismus-Spektrum-Störungen gemeinsam, aber je früher sich der Autismus in der kindlichen Entwicklung bemerkbar macht und je stärker beeinträchtigend er sich auf die Gesamtentwicklung des Kindes auswirkt, desto eher ist neben der erblichen Veranlagung noch die zusätzliche Mitwirkung einer leichten Schädigung des Gehirns anzunehmen. Das entsprechende Störungsbild wäre dann der Frühkindliche Autismus.
Hier wird bewusst der Ausdruck »leichte Schädigung des Gehirns« benutzt. Damit soll ausgedrückt werden, dass sich diese Schädigung nur in geringem Maß auf die körperliche Entwicklung auswirkt und mit neurologischen Untersuchungsmethoden auch nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann. Wenn keine zusätzlichen Belastungsfaktoren vorhanden sind, dann kann eine solche leichte Schädigung auch völlig unbedeutend sein.
Wenn aber ein zusätzlicher Faktor wie die erbliche Veranlagung zu Autismus hinzukommt, dann kann dies große Bedeutung bekommen, nach dem Grundsatz: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Das heißt, jeder Belastungsfaktor allein hätte keine gravierenden Folgen für die kindliche Entwicklung, beide zusammen aber sehr wohl.