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Besonderheiten des autistischen Denkens
ОглавлениеIn Analogie zur autistischen Wahrnehmung neigt das autistische Denken zu Eindimensionalität:
• Konzentrierung auf eines oder auf ganz wenige Interessengebiete,
• mangelnde Flexibilität durch Verhaftetsein auf einen einmal eingeschlagenen Lösungsweg oder auf eine ganz bestimmte Erwartung,
• starke Bevorzugung des logisch-rationalen Denkens gegenüber dem ganzheitlich-intuitiven Denken,
• starke Einengung auf die eigene egozentrische Sichtweise und Vernachlässigen der Sichtweise der anderen.
Das autistische Denken führt dann im Weiteren zu Problemen mit der Zentralen Kohärenz ( Anhang), zu Problemen bei den exekutiven Funktionen ( Anhang) und bei der »Theory-of-mind« ( Anhang) bzw. Empathie ( Anhang). Zur Wahrung der Übersichtlichkeit sollen diese Begriffe hier nur erwähnt und im Anhang genauer erläutert werden. Jedenfalls passen diese Konzepte auf der Ebene des autistischen Denkens sehr gut zu den realen Problemen im Leben autistischer Menschen: Sie haben Probleme, komplexe sprachliche Botschaften zu verstehen (schwache Zentrale Kohärenz), sie haben Probleme, den Alltag in den Griff zu bekommen und Handlungen zielstrebig durchzuführen (beeinträchtigte exekutive Funktionen) und sie haben Probleme im zwischenmenschlichen Kontakt und Austausch (mangelnde Empathie bzw. Schwierigkeiten mit Theory-of-mind).
Das autistische Denken ist aber auf der anderen Seite von Vorteil, wenn es zum Beispiel darum geht, wissenschaftliche Forschung zu betreiben oder irgendeine sehr spezialisierte Tätigkeit auszuüben.
»In der ganz überwiegenden Zahl der Fälle kommt es nämlich zu einer guten Berufsleistung und damit zu einer sozialen Einordnung, oft in hochgestellten Berufen, oft in so hervorragender Weise, dass man zu der Anschauung kommen muss, niemand als gerade diese autistischen Menschen seien gerade zu solchen Leistungen befähigt« (Asperger 1944).