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Erste Liebe

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Thomas: Deine erste Liebe?

Uli: Na ja, das war eine Freizeitfreundschaft mit dem ersten heftigen Zusatzprickeln – schon richtig intensiv mit Briefeschreiben, aber immer auch mit dem Wissen: »Ach, ich bin 17 und sie ist erst 14, das kann wohl nichts werden.« Aber es war nett, wir mochten uns – und man hat so schöne Gespräche geführt.

In der Hauptschule gab es eine Bärbel, die ich nett fand, mit der ich bei einer Klassenfahrt tatsächlich irgendwann in unserem Jungszimmer im Bett gelegen habe – rechts daneben in den Betten Gert und Wolfgang, mit interessiertem Radar-Blick in die Dunkelheit. Heute denke ich: »Au Backe, wenn uns da jemand erwischt hätte!« Ich hatte ja überhaupt keine Ahnung von Sex. Ich habe neben dem Mädchen gelegen, das war schön warm und weich und rund, vielleicht hat man sich auch gestreichelt, aber alles noch sehr harmlos und ungezielt. Und da waren ja auch noch die beiden Klassenkameraden!

Dann gab es eine Anke, die bei uns im Jugendkreis und bei mir in der Handelsschule war. Das war ein nettes Mädchen, sie interessierte sich für den Glauben – und für mich. Ich war »funktional« mit ihr befreundet, weil ich sie ja »zum Herrn« führen wollte. Ich merkte, es brauchte die persönliche Komponente, damit sie auch in der Gruppe blieb. Aber ich hatte immer das Gefühl: »Du darfst nicht übers Händchenhalten hinausgehen, weil sie ja kein Christ ist, nicht so richtig fromm ist, und das würden die Eltern nicht gut finden – also finde ich das auch nicht gut.«

Ach, und dann gab es da die große platonische Liebe: Rutli, aus dem Familienclan meiner Mutter. Sie hatte ein nettes, harmonisches, weiches Gesicht und ich fühlte mich zu ihr hingezogen. Sie hatte aber schon einen Freund im bewunderten Hamburger Jugendchor, der so cool Bass dort spielte – nichts zu machen!

Thomas: Du hast gerade mehrmals das Wort »nett« gebraucht – was ja nett ist, aber warst du denn nie in eines dieser Mädchen so richtig verliebt, dass du nicht mehr wusstest, wo dir der Kopf stand?

Uli: Doch, ich war schon richtig verliebt, aber noch in der Suchbewegung. Ich hatte ein idealistisches Bild von meiner zukünftigen Ehefrau. Wie sie aussehen sollte, was sie ausmachen sollte, wofür sie sich interessieren sollte, was sie glauben sollte. Schönheit, gewisse persönliche Tugenden, Glaube waren immer zentrale Themen. Meine Mutter war eine sehr schöne Frau und von daher wollte ich auch so ein schönes, harmonisch und sanft aussehendes Mädchen mit großem Herzen. Ich finde es wichtig, da eine Leitvorstellung zu haben – auch so ein Nord auf dem Kompass. Insofern wusste ich, dass es noch nicht »richtig« geklingelt hatte.

Es war eine typische, sicher von jugendlichem Hormonüberschuss beförderte Übungsphase. Irgendwie war klar: Ich muss noch warten, das ist es noch nicht. Eben Suchbewegung. Erfahrungsübung. Ich hatte über mein Bett ein Plakat aus einem Jugendkalender gepinnt mit einem Pärchen und einem großen Satz: »Wer liebt, hat Geduld!« Das war mir wichtig – und so habe ich es täglich vor Augen gehabt. Es hat mich auch wirklich geführt und bewahrt. Aber ich war reif, überfällig, sehnsüchtig, suchend – zum Glück auch heftig engagiert mit allem Möglichen. Und dann läuteten die ganz großen Glocken, dann kam 1976 Christel, da war ich 21.

Der Ideen-Entzünder

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