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Vorbilder

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Thomas: Gab es neben deiner Familie andere Personen, die dich in dieser Lebensphase begleitet und geprägt haben?

Uli: Peter Strauch war eine wichtige Person für mich. Er war zu dieser Zeit in Hamburg Pastor, war zu Evangelisationen bei uns in Cuxhaven und bei uns zu Hause Gast am Mittagstisch. Ich habe mit Peter viel diskutiert, wir sind am Wasser spazieren gegangen, haben über den Glauben geredet. Das hat mir gutgetan. Und zugleich hat er mich auch mal korrigiert. Wir saßen in unserem neu gekauften Familiengolf vor dem Gemeindehaus und irgendwann sagte er: »Uli, du sagst immer, ich hasse das, ich hasse das! Da musst du vorsichtiger werden! Sag doch: Du findest das nicht gut.« Mir war meine Vehemenz gar nicht aufgefallen: »Ja, ja, du hast ja recht. Ich hasse das auch nicht. Ich finde das nur nicht gut!«

Thomas: Was war nicht gut?

Uli: Wahrscheinlich ging es um die Gemeinde, um fromme Fassaden oder mangelndes Engagement. Ich weiß, dass ich starke Kritik an der Gemeinde hatte. Und Ideen, was man alles anders machen könnte ...

Thomas: Das klingt für mich wie ein Widerspruch zu dem, was du früher gesagt hast. Du warst ja voll engagiert drin und Teil dieses Systems.

Uli: Ja, aber als kleiner Revolutionär oder Reformer, ein Erneuerer des Systems –und zwar aus Loyalität und dem Wunsch, die beste Version dessen zu vertreten, das ich liebte. Das ist übrigens auch so ein Lebensthema für mich geworden: Glauben erneuern, das System reformieren, Gemeinde so gestalten, dass sie wirklich Jesus reflektiert. Und mich an denen reiben, die mir vorauslaufen. Peter war ein superguter Exponent des Gemeindesystems, weil er einerseits aufgeschlossen, musikalisch und jung war. Andererseits aber auch das System vertrat, aber eben nicht so wie meine Eltern. Deswegen habe ich viel mit ihm diskutiert.

Thomas: Also war er Korrektiv und Vorbild?

Uli: Peter war Korrektiv, Vorbild, auch ein Stück Mentor. Er war ja selbst als Veränderer unterwegs – er brachte später ein Buch zu den Inkongruenzen, die er in seiner Zeit als Bundesjugendpastor sah: »Warum leben wir eigentlich nicht?«. Da ging es durchaus um Kritik am Leben des Glaubens und um geistlichen Neuaufbruch – das waren auch unsere Themen miteinander. Und sind es bis heute – wir sind ja seit vielen Jahrzehnten als Freunde unterwegs.

Parallel zu ihm war auch Erhard Diehl ein wichtiger Mentor für mich. Erhard, auch einer der FeG-Jugendpastoren, kam aus einer engagierten, innovativen Teestubenarbeit in Nürnberg. Dort hat er schon früh neue Elemente aus England aufgenommen. Er hat die »Herolds«, eine Musikgruppe aus Schottland, nach Deutschland geholt und mit ihnen eine Tournee gemacht. Das war eine der ersten christlichen Musikgruppen, die Beatles-mäßig unterwegs waren. Erhard führte den Trinity College Choir aus den USA hier ein, machte ein Fenster auf Richtung englischsprachiger Gemeindeszene, auch später in seinen vielen Jahren als ERF-Chefredakteur. Als er hier im Nordbund Jugendpastor war, gehörte ich als Cuxhavener Jugendvertreter zu einem Jugendarbeitskreis des Nordens – ein wichtiges Sprungbrett in andere Jugendbereiche für mich.

Thomas: Peter und Erhard waren für dich auch Wegbereiter und haben dir später manche Türe geöffnet.

Uli: Ja, ich bewegte mich so ein bisschen in ihrer Staubwolke.

Thomas: Was haben sie richtig gemacht? Wie gelang es ihnen, den jungen Uli abzuholen? Weil sie nach vorne dachten, Neues ausprobierten?

Uli: Beide waren hörbereit, investierten Vertrauen und nahmen an die Hand. Natürlich suchten sie auch junge Leute, die mitzogen. Sie hatten innovative Ideen und waren gute Vorbilder: Peter als Liederdichter und mit seiner Musikarbeit, ein herzlicher, überzeugender und auch mal selbstkritischer Christ, mit guten Predigten, einfach eine ehrliche Haut. Da fühlte ich: So würde ich wohl auch mal werden wollen!

Erhard genauso, ein ganz anderer Typ, sehr offen für Medien, Musik, Technologie. Auch er suchte natürlich nach Mitbewegern – und gab Leuten ein Sprungbrett durch sein Vertrauen und seine Begleitung. Als norddeutscher Jugendpastor in unserer Freikirche hat er immer Kreativität und Talente gefördert, Neues versucht. Er führte am großen Hamburger Gemeindehaus, dem Holstenwall, die sogenannten »Gospel Nights« ein – Musikveranstaltungen mit evangelistischer Predigt, die damals im Norden eine weite Ausstrahlung hatten. Er organisierte die jährlichen Jugendtreffen, wo wir mitarbeiteten.


Peter Strauch, von Anfang an Mentor und Begleiter – Interview beim G-Kongress in Kassel, 1992


Bundesjugendpastor Dieter Martschinke (l.) und Erhard Diehl ( r.) als Verlagsleiter – Vorbilder und Freunde

1973 etwa gab es eines dieser »Jugendjahresfestivals« des norddeutschen Bundes in Cuxhaven bei uns in der Kugelbake-Halle, »CUX 73« genannt. Mein Bruder Dieter und ich waren engagiert und brachten unter anderem Vorschläge für das Werbeplakat ein. Ich hatte eine Idee für das Logo in Fischform – CUX: Das könnte man doch mit Auge im C und Fischschwanz gestalten. Dieter hatte eine andere Idee, was ich als richtige Konkurrenzsituation empfand – der Kleine gegen den Großen, irgendwie auch schmerzlich für mich. Aber natürlich auch ein Ansporn zum Wettkampf. Ich hatte ein gutes Gefühl für meine Idee – nach dem Motto: » … Tut mir leid, dass du mein Bruder bist, aber meine Idee ist besser!«

Erhard hat sich dann tatsächlich für meinen Entwurf entschieden – was für ein Egobooster! Dieter blieb gut brüderlich solidarisch, was ihm sicher nicht leichtfiel. Dann haben wir das Festival mit Programmheft und allem Drum und Dran organisiert. Irgendwann sagte ich: »Könnte man nicht eine Jugendzeitschrift für uns im Norden machen?« Ich hatte da schon den »Pflüger« gelesen –den PUNKT-Vorläufer. Meine Mutter als Pastorenfrau leitete die »Blätterarbeit« der Gemeinde. Wieder war Erhard derjenige, der sagte: »Ja, wir haben doch in der Stiftung Elim eine kleine Druckwerkstatt, machen wir!« So erschien die erste »Jugendinfo«, die ich schließlich viermal im Jahr mit ihm zusammen gemacht habe – mit am Ende gut tausend Exemplaren Auflage.

Der Ideen-Entzünder

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