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Als Buddha noch kein Buddha war

Eigentlich hieß Buddha Siddhartha Gautama. Buddha bedeutet »Erwachter« und ist ein Titel für Menschen, die das Leiden vollständig hinter sich gelassen haben.

Um Letzteres zu erreichen, brauchte Siddhartha sechs Jahre. Fünfunddreißig Jahre lang ging es ihm nicht anders als den meisten von uns: Er war mehr oder weniger unglücklich.

Dabei half ihm auch nicht, dass er der Sohn eines Königs war und alle Privilegien genoss, die das Leben eines Prinzen mit sich bringt. Einen Vorteil hatte seine besondere Stellung allerdings: Siddhartha erkannte, dass Reichtum nicht vor dem Leiden schützt. Damit konnte er sich all die Umwege ersparen, die »Normalsterbliche« üblicherweise gehen. Diese versuchen, möglichst hoch an die Spitze der Gesellschaft zu gelangen, reich, berühmt und mächtig zu werden, weil sie sich davon das Glück versprechen. Wird uns nicht immer noch weisgemacht, dass wir den Weg des Goldes, des Geldes und der Macht gehen müssten, um so glücklich zu werden, wie wir uns das wünschen?

Siddhartha verlor am Königshof diese Illusionen. Er sah, dass sein Vater, der König, und dessen Hofstaat keineswegs zufrieden lebten. Kein Gold der Welt konnte ihnen inneren Frieden verschaffen. Sie lebten vielmehr in der Sorge, ihre Vorrechte zu verlieren, oder sie waren trotz ihrer hervorgehobenen Stellung neidisch auf die wenigen, die noch mehr besaßen als sie.

Überhaupt keinen Schutz verschaffte ihnen ihr Reichtum, wenn es um Alter, Krankheit und Tod ging. Sie bejammerten ihr menschliches Schicksal wie jeder andere auch. Die Ablenkung, die ihnen ihr Luxus bot, währte nur kurz. Im Hintergrund blieb die Angst, dies alles eines Tages hergeben zu müssen.

Seine Verwandten gaben sich alle Mühe, Siddhartha vorzugaukeln, dass er ein schönes Leben habe, doch natürlich entgingen ihm die Machtkämpfe am Königshof nicht. Er brauchte sich auch nur in die Stadt zu begeben, um menschliches Elend aus nächster Nähe zu erleben. Dort begegneten ihm viele alte und kranke Menschen. An den Straßen lagen nicht selten Tote. Am Stadtrand gab es ganze Felder mit Leichen, die niemand begrub und über die sich die Geier hermachten.

Siddhartha, der später von sich sagte, er sei in seinem Elternhaus sehr verwöhnt worden, war entsetzt von solchen Anblicken. Was für einen Sinn machte es, Häuser, Geld und Luxusgegenstände anzusammeln, wenn man all das nicht behalten konnte, fragte er sich. Jederzeit konnte einen der Tod ereilen und allen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen.

Hinzu kam, dass Siddhartha als Prinz in eine Rolle gedrängt wurde, die ihm nicht gefiel. Er sollte später die Nachfolge seines Vaters antreten. Bis dahin hatte er sich dessen Anordnungen zu fügen. Der König war nicht nur Herrscher über sein Volk, sondern selbstverständlich auch über seine Familie und damit auch über seinen Sohn. Der Lohn für den geforderten Gehorsam bestand in dem Luxus, den ein Leben am Königshof gewährte, und in der Aussicht auf unbeschränkte Herrschaft, wenn Siddhartha selbst einmal König sein würde.

Doch all das bedeutete Siddhartha wenig. Ihm blieben die Zwänge nicht verborgen, denen sogar ein König unterlag. Der Adel verlangte Mitsprache. Das Königreich unterstand zudem einem noch mächtigeren Herrscher, dem es zu huldigen galt.

Siddhartha fühlte sich, als würde er in einem goldenen Käfig leben. Er dürstete nach Freiheit und mehr noch nach einem Glück, das nicht von Ängsten, Enttäuschungen, Ärger und der Aussicht auf Krankheit, Alter und Tod überschattet war.

Seine Unzufriedenheit steigerte sich von Tag zu Tag, bis er sich in einer solchen Krise befand, dass er unbedingt einen Ausweg finden wollte.

Siddhartha beschloss, den Königshof bei Nacht und Nebel zu verlassen. Gelegentlich waren ihm in der Stadt Menschen begegnet, die Haus und Hof aufgegeben hatten, um nach dem absoluten, unvergänglichen Glück zu streben. So ein Freiheits- und Wahrheitssucher wollte er auch werden. Trotz des äußeren Reichtums fühlte er sich innerlich leer. Er hatte das Gefühl, dass es nur besser werden konnte, wenn er sein bisheriges Leben aufgab.

Seine innere Krise verlangte eine Lösung.


Buddhas achtsamer Weg aus der Krise

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